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Wandernde Bilder |
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ÜbersichtVorgehensweise von Verlegern im 16. JahrhundertHeinrich Steiner (auch Steyner, Stainer, Stayner; gest. 1548) verlegte 82 bebilderte Drucke, bis er 1547 bankrott ging. Zielpublikum war offensichtlich die humanistisch angehauchte Oberschicht von Bürgern, die auf Übersetzungen angewiesen war und dem gediegenen Buchschmuck zugeneigt. Irgendwann übernahm er die Drucktypen und Druckstöcke aus der Konkursmasse der Druckerei Grimm und Wirsung, die 1527 konkurs ging, und damit die seit 1521 bereitliegenden, aber nie gedruckten Holzschnitte eines (bis heute unbekannten) Meisters, die für die Übersetzungen von Ciceros »de officiis« (1531 erschienen) und von Petrarcas Trostbuch (1532 erschienen) bestimmt waren. Diese Bilder hat Steiner dann für weitere Bücher wiederverwendet. Ausserdem hat er Druckstöcke weiterer Bücher benutzt. ⬇ Nach seinem Konkurs erwarb der Frankfurter Drucker Christian Egenolff (1502–1555) das Material und verwendete es weiter. Literaturhinweise: Der Frankfurter Verleger Sigmund Feyerabend (1528–1590), ein ausgebildeter Formschneider, war ein Ikonomane. Er konnte wohl auf einen Fundus von Druckstöcken zurückgreifen, die er aus in Konkurs gegangenen Druckereien erworben hatte, und illustrierte damit ziemlich wahllos seine Erzeugnisse. > https://de.wikipedia.org/wiki/Sigmund_Feyerabend (enthält eine Liste von Drucken aus seinem Verlag 1556 bis 1577); Portrait von Feyerabend (digitaler Portraitindex). ⬇ Zu nennen wäre auch die Basler Verleger- / Drucker-Dynastie Petri ⬇ (vgl. http://www.altbasel.ch/dossier/henric_petri.html): Gelegentlich sind die Verleger auch sehr ruppig mit den Bildern umgegangen. ⬇ Praxis von naturwiss. Forschern im 16. / 17. / frühen 18. JahrhundertConrad Gessner (1516–1565) hat für seine zoologischen und (infolge seines frühen Todes nicht erschienenen) botanischen Werke viele Zeichnungen selbst angefertigt; das haben die Funde und Forschungen von Florike Egmond und Sachiko Kusukawa neuerdings bestätigt. Dennoch musste er – obwohl er das bestimmt nicht mochte – viele Bilder aus fremden Quellen beiziehen. Walfische entnimmt er Olaus Magnus; das Nashorn stammt von Dürer; der Octopus kommt aus G.Rondelets Fischbuch. ⬇ und ⬇ Die 750 je aus verschiedenen Motiven zusammengesetzten Bilder seiner Enzyklopädie »Physica Sacra« konnte Johann Jacob Scheuchzer (1672–1733) unmöglich alle aus eigener Anschauung beibringen; er zitiert laufend Bilder aus einem riesigen Fundus von Quellen. ⬇ Buntschriftstellerei im 17. JahrhundertEberhard Werner Happel (1647–1690) beschloss 1680, sich als hauptberuflicher Literat durchzubringen – etwas für die damalige Zeit völlig Ungewöhnliches. Er ist mithin einer der frühesten Journalisten. Unter anderem gibt er die »Grösten Denckwürdigkeiten der Welt (Relationes Curiosae)« heraus, das ist ein der Unterhaltung dienendes buntes Wochenblatt, das er seit 1683 in dem dafür spezialisierten Verlag Wiering publiziert. Darin rezykliert er Reiseberichte, wissenschaftliche Werke, historische Quellen usw., das er in der ›Gemeinen Bibliothek‹ in Hamburg zusammentrug. Stark vereinfachtes Wissen second hand. ⬇ |
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Mehrfache Verwendung eines Bildes innerhalb desselben BuchsFür unser modernes Empfinden ist es seltsam, dass auch ›Portraits‹ von verschiedenen Persönlichkeiten mit denselben Bildern visualisiert werden. Es geht wohl um etwas anderes als das Portrait. Erstes Beispiel: Verschiedene Kaiser in der Schedelschen Weltchronik 1493 (am bequemsten digital erreichbar hier > https://de.wikisource.org/wiki/Schedel'sche_Weltchronik). Die 596 Bildnisse der Schedelschen Weltchronik sind von nur 72 Druckstöcken gedruckt. Justinian — Karl der Große — Lothar II. — Heinrich VI. — Karl IV.
Die Individualität einer Person ist offensichtlich nicht gebunden an ihre bildliche Repräsentation – wie auch damals? Das Bild steht als Chiffre für ›Kaiser‹. Wenn Individuelles visualisiert werden soll, dann zeigt man das Monogramm des Regenten. Noch in Sebastian Münsters »Cosmographey« Basel 1588 (Seite ccccxiiij) wird Karl der Große mit seiner ›Unterschrift‹ charakterisiert: Zweites Beispiel: Komplizierte Holzschnitte von Schlachten mit ineinander verkeilten Lanzen werden innerhalb desselben Buches rezykliert (Beispiel Stumpf-Chronik Zürich 1547). Hier geht es einfach darum, zu zeigen: Damals fand eine Schlacht statt.. Vgl. hierzu besonders den Aufsatz von Matthias Oberli, Schlachtenbilder und Bilderschlachten. Kriegsillustrationen in den ersten gedruckten Chroniken der Schweiz, in: Anfänge der Buchillustration = Kunst + Architektur in der Schweiz […], Jahrgang 57 (2006), 45–53. Der Illustrator der ersten deutschen Livius-Übersetzung (1505) kennt immerhin ein Mittel, verschiedene Schlachten zu unterscheiden: Er hat im Druckstock die Fahnen so ausgeschnitten, dass er verschiedene vexillologische Motive einfügen konnte. Man beachte die Fahne in der oberen linken Ecke.
Ergänzung: In der Chronik von P. Etterlin (1507) werden dieselben Schlachtenbilder ebenfalls mehrfach verwendet. Beispiel: Fol. XCI verso, CVII verso und CIX verso.
Der Verleger Heinrich Petri ist offenbar an diesen Holzschnitt seines Basler Kollegen Michael Furter († 1517) gelangt und hat ihn wieder-verwendet für diese Schlacht:
Auch in der Ausgaebe von Sebastian Münsters Cosmographie verwendet H.Petri diese Schlachtbilder aus der Etterlin-Chronik mehrmals:
Drittes Beispiel: Teilbilder in verschiedenen Kombinationen 1501. 1501 erscheint eine illustrierte Ausgabe von Boethius’ »Consolatio« mit Kommentaren, die teils interlinear, mehrheitlich in kleinerer Schrift in der Randspalte angebracht sind. Das Buch ist ausgestattet mit Holzschnitten, die ein unbekannt gebliebener Straßburger Meister schuf.
Abgesehen von fünf den Satzspiegel von links bis rechts füllenden Bildern sind die meisten so breit wie die mittlere Textspalte, oder schmaler. Um nun dort, wo der Kommentar den Raum nicht einnimmt, die Bildfläche in den Satzspiegel (bzw. das Raster von Primärtext und Kommentarspalten) einzubinden, fügt der Layouter auf derselben Höhe kleinere Bilder hinzu, damit kein Weißraum entsteht. Dabei verwendet er denselben Druckstock wiederholt. Beispiel (Fol. X recto):
Der Text dazu (Liber I, metrum 4) lautet:
Die kleineren oft verwendeten ornamentalen Füllsel links (Riegelhaus) und rechts (ein an einer Säule angeketteter Affe) haben genau die Breite der Randspalte, in der die Kommentartexte stehen. Das zum Text passende Hauptbild (links der Mitte) zeigt das tobende Meer und den Flammen speienden Vulkan. Rechts daneben Boethius und die Philosophie, die diese Naturerscheinungen betrachten; die Schraffierung des landschaftlichen Hintergrunds ist so geschnitten, dass der Übergang zwischen den Bildern einigermaßen stimmt. Vom Bild von Boethius und der Philosophie gibt es mehrere Varianten. Das Bild auf Fol. Xr ist wiederholt auf Fol. XXVIIr – XLr – LVr – LVIIr – LXIIIv – LXXXIIv – CVIIr. Die Ausgabe der Komödien des Terenz von Johann Grüninger in Straßburg enthält 162 Holzschnittillustrationen. Um den Arbeitsaufwand für die Herstellung der Druckstöcke zu reduzieren, schuf man ein Set kombinierbarer Holzschnitte mit den wiederkehrenden Personen und Kulissen. So reduzierte sich die Anzahl der zu schneidenden Druckstöcke auf 88. (nach https://www.ub.uni-heidelberg.de/ausstellungen/buchkunst2014/sektion2/II_04.html)
Teilbilder in verschiedenen Kombinationen 1505. Dasselbe Verfahren verwendet Schöffer für seine Livius-Ausgabe 1505 – und nach ihm findet es Verwendung in den Ausgaben von Grüninger 1507 und Schöffer 1533; mehr dazu hier.
Ein im Text oft wiederkehrendes Motiv ist die Gerichts- / Verhandlungs- / Beratungsszene. Erzählmuster: Jemand begeht eine Übeltat – er wird vor einem Gremium verhört – dann ins Gefängnis geführt oder hingerichtet, oder auch freigesprochen. Für diese Szene verwendet der Drucker Bilder, die er mit den anderen Szenen kombiniert. Die Holzschnitte sind so eingerichtet, dass an der Seite, wo die beiden kombiniert werden, sich eine Säule befindet. Auf diese Weise wird der Trick kaschiert. (Für die Verhandlungs-Szene gibt es verschiedene Bilder; wir konzentrieren uns auf eines.) Wir zeigen hier drei Fälle mit derselben Verhandlungs-Szene. Dieser Druckstock wird elfmal verwendet und mit verschiedenen (z.T. auch denselben) Szenen kombiniert: Fol. VIII verso – XXII recto – XLIII v – XXXVII v – XLV v – LXXI r – LXXVI r – CLX Ir – CLIX r – CCLVII r – CCCLXVI r.
Fünftes Beispiel: In der in Mainz bei Ivo Schöffers Erben 1551 und 1557 erschienen Livius-Ausgabe wird von dem Kombinations-Verfahren ausgiebig Gebrauch gemacht. Man fragt sich, woher diese zugesägten Bildteile stammen. Es geht offensichtlich darum, ein Bild räumlich zu situieren (der Kriegsselefant Fol. xcij recto tritt gegen ein Heer an und dies unter dem meteorologischen Himmel); gelegentlich artet diese Technik aber auch in Pfusch aus, weil die Bildstöcke nicht zusammenpassen (Fol. xlviii recto):
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Veränderung bei der ÜbernahmeFür Veränderungen in Neuauflagen gibt es den trivialen Grund, dass der Druckstock / die Kupferplatte nicht mehr erreichbar war. Unterschiede in der graphischen Neufassung können verschiedene Gründe haben: mangelndes Können – Korrektur – Missverständnis – modischer Einfluss – … Erstes Beispiel: In seinem Buch »De remediis utriusque Fortunae« (Von den Heilmitteln der beiden Arten von Glück) lässt Petrarca (1304–1374) im ersten Teil die Personifikationen Fortuna, Gaudium und Spes auftreten, die allerlei Arten des Glücks preisen, wonach Ratio jeweils mahnt, diese Glücksgüter seien letzten Endes eitel; im zweiten Teil grämen sich Dolor und Metus über allerhand Arten von Drangsalen und werden von Ratio getröstet. Was den Menschen erfreut, erweist sich als nichtig, und wovor er sich fürchtet, erweist sich bei genauerem Zusehen als Segnung. – Zur Organisation des Buchs vgl. hier den Artikel von R.Stutz. Nach langen Vorarbeiten und Verzögerungen wird 1532 die deutsche Übersetzung gedruckt: Franciscus Petrarcha, Von der Artzney bayder Glück / des guten vnd widerwertigen […]. Augspurg: H. Steyner MDXXXII. [Faksimile, hg. und kommentiert von Manfred Lemmer, Leipzig 1984] Im ersten Teil, Kapitel 100 jubelt die Freude: Jch hab einen schatz gesamlet zum kriegen. Dagegen wendet die Vernunft ein: Ein böses ding zuo noch bösserm gepraucht/ wye vil besser were es/ dir vnd andern nutzlicher/ denselben zuo geprauch deyner freünd vnd vatterland gesammelt haben/ vnd am maisten der notturftigen/ das were als dann ein warer schatz/ vnd ein belonung hymlischen schatzs/ yetzt ist es ein lon der helle. Aber die Freude bleibt unbelehrbar. (Übersetzung der Ausgabe 1532) Das Bild der Erstausgabe (1532) zeigt einen Mann, mit einer Narrenkappe, der an einem Tisch vor einem Haufen Geld sitzt und mit der rechten Hand in einem Sack voll Münzen wühlt; neben ihm stehend ein Mann mit einer Schreibfeder und ein weiterer mit einer Liste; vor dem Tisch stehen zahlreiche Landsknechte, die von dem Reichen ausbezahlt werden. Das Bild ist wohl inspiriert von Sebastian Brant, »Narrenschiff« (1494), Kapitel 3 Von gytikeit [Habsucht] Der ist eyn narr der samlet guot und Kapitel 83: von verachtung armut Gelt narren sint ouch über al In beiden Kapiteln dasselbe Bild:
Ein Narr mit der typischen Kappe sitzt an einem mit Geld und Wertgegenständen bedeckten Tisch, zwei Männer treten in den Raum, der eine lüpft den Hut und sagt (Schriftzug über der Figur wie später in den Sprechblasen): gnad her (›Mit Verlaub, Herr!‹; gemeint ist eine Bitte um Unterstützung). – Habsucht und Verachtung der Armut werden als Narrheit beurteilt. Narrheit ist indessen bei Brant keineswegs ein harmloser Defekt, sondern eine Ausprägung von Gottlosigkeit; vgl. Barbara Könneker (1966). Bereits 1533 verwendet der Verleger Steiner den Holzschnitt zur Illustration der deutschen Übersetzung des Buchs von Marinus Barletius über die Taten von Georg Kastriota genannt Skanderbeg (1405–1468): Des allerstreytparsten vnd theüresten Fürsten vnd Herrn Georgen Castrioten/ genannt Scanderbeg/ Hertzogen zu Epiro vnd Albanien etc. Ritterliche thaten/ so er zu erhalten seiner Erbland/ mit den Türckischen Kaysern in seinem leben/ glücklich begangen / Jn Latein beschriben/ Vnd yetz durch Joannem Pinicianum Newlich verteütscht, Augspurg: Steiner 1533. Zum Kapitel Wie sich Scanderberg rüstet/ wyder belgrad zuo ziehen/ vnd schickt zum Künig Alphonso vnb hilff, in dem erzählt wird, wie er Kriegsvolk mustert (fol. CXLVII verso) passt die Szene mit der Anheuerung von Landsknechten, die Narrenkappe indessen nicht; sie wird entfernt. Das ist technisch sehr geschickt ausgeführt; es ist nicht erkennbar, dass der Mann einmal eine Narrenkappe trug. (Bloß die Schelle auf der rechten Schulter ist stehengeblieben.)
In der Neu-Ausgabe des Glücksbuchs Augsburg: Heynrich Steyner 1539 fehlt dann natürlich die Narrenkappe auch. Das ist gar nicht so übel, denn Patrarca sagt nicht, Reichtümer anzuhäufen und damit Kriege zu finanzieren, sei bloß närrisch. Sondern es werden harte Ausdrücke verwendet: Rem malam in usus pessimos! – pretium est inferni – pestiferum (Petrarca im Original) Ein böses ding – ist böß (Übersetzung 1532) zu bösem brauch – Gelt gibt zum bösen vrsach vil – so ists böse (Übersetzung 1539). Zweites Beispiel: Eine frühe Schrift von Sebastian Franck (1499–1542) trägt den Titel
Schrifttype und Aufmachung mit dem Titelbild verweisen deutlich auf einen Druck von Heinrich Steiner in Augsburg. Die Widmung an Wolff von Heßberg ist datiert auf 1528. — Der Titel-Holzschnitt der Tafelgesellschaft und des sich Erbrechenden ist aus zwei Teilen zusammengesetzt, wie das damals oft gemacht wurde. Der Stil ist eindeutig derjenige des Petrarkameisters. In einem zweiten Druck, neugesetzt, erkennbar am Titel grewlichen … trunckenheyt, ist das Vorwort datiert auf 1531. In Von der Artzney bayder Glück, Augspurg: H. Steyner 1532 (1. Buch, Kapitel xix; fol. XXIr) sagt die Freude Ich frewe mich inn Wirtschafften. Hier ist das Bild anders gestaltet: Holzschnitt in éinem Stück und mit dem herausgerückten Motiv der Speisen hereintragenden Frau breiter (15,5cm), so dass er in den Satzspiegel passt; interessanterweise seitenverkehrt (= Musper Nr. 81). So übernommen wird das Bild dann in: Johannes Pauli, Schimpff und Ernst, Augspurg: Heynrich Steiner 1534. Digitalisat > http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00084286/image_94
Vermutungen: Das zentrale Bild auf dem Titel von S.Franck zeigt an sich eine fröhlichen Tischgesellschaft. Vielleicht ist der sich Erbrechende auf dem ergänzenden Druckstock eine Zugabe, womit das ›Laster der Trunkenheit‹ inszeniert wird. (Aber wofür hätte der Meister das zentrale Bild allein verwenden sollen? In der Plautus-Ausgabe 1518 gibt es ein ähnliches Bild; in der Celestina-Übersetzung 1520 kommt kein soches vor; ebensowenig im Exhortatorium Urichs von Hutten 1519.) Der Meister fertigte für das Glücksbuch eine einheitliche Fassung an, die in den Satzspiegel passte; hier – wo Freude und und Vernunft immer im Dialog stehen – passt die Kombination von fröhlicher Tischgesellschaft und sich Erbrechendem. Der Verleger Steiner besaß diese Druckstöcke, die er je nach Satzspiegel montierte.
1579 erscheint die erste Auflage von Laurentius van Goidtsenhoven (Laurentius Haechtanus, 1527–1603), »Mikrokosmos. Parvus Mundus« mit Kupferstichen von Gerard de Jode (1509–1591) in seinem Verlag in Antwerpen. Das Buch wurde mehrmals neu aufgelegt; für die Ausgaben 1618 und später wurden die Kupfer von Jacob de Zetter (?–1616?) (wie üblich seitenverkehrt) nachgestochen. Diese sind etwas gröber herausgekommen, was hier nicht interessiert. Betrachten wir Nr. 41: Sphinx. Die Sphinx gibt den Thebanern bekanntlich folgendes Rätsel auf: »Welches Wesen, das eine einzige Stimme hat, geht morgens auf vier Füßen, mittags auf zweien und abends auf dreien?« Oedipus vermag es zu lösen: Es ist der Mensch, der als Kleinkind auf allen Vieren krabbelt, als Mann zweibeinig marschiert und als Greis am Stock geht. Die antiken Quellen zu Sphinx sind hier zusammengestellt: https://www.theoi.com/Ther/Sphinx.html Die hinsichtlich Aussehen genauerste antike Quelle der Geschichte ist APOLLODOR, »Bibliothek«, III,v,8. Er beschreibt die Sphinx so: Sie hatte das Gesicht einer Frau, die Brust, die Füße und den Schwanz eines Löwen und die Flügel eines Vogels,
Vgl. die deutsche Fassung: Jacob Zetter, Speculum virtutum & vitiorum. Darinnen nicht allein Tugend und Erbarkeit/ Zucht und gute Sitten/ Wie auch Laster/ und Untugend/ sondern auch der Welt mores, artig und anmühtig/ Beydes durch Kunstreiche Kupffer/ als auch artige Teutsche Historische und Moralische Reimen werden abgemahlet und fürgebildet. Francofurti: Zetter 1644 > http://diglib.hab.de/drucke/lo-8314/start.htm?image=00094
Bei Heliodor, Historien II,175 ist Sphinx auch maskulin, er meint aber die ägyptische Skulptur der Sphinx. In der mittelalterlichen Ikonographie gibt es durchaus auch männliche Sphingen. Spätestens ab der Auflage von 1608 war Sfinge Thebana superata da Edipo bei Vincenzo Cartari, Le imagini dei degli antichi (p. 274) als weibliches Wesen abgebildet:
Viertes Beispiel: Das »Narrenschiff« von Sebastian Brant (Erstausgabe Basel: Bergmann von Olpe 1494) erfuhr bald Neuausgaben. • Die lateinische Übersetzung: Stultifera Nauis Narragonice profectionis nunquam satis laudata Nauis: per Sebastianum Brant: vernaculo vulgarique sermone et rhythmo ... nuper fabricata: Atque iampridem per Iacobum Locher ... in latinum traducta ..., Basel: Bergman de Olpe 1497 > http://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/inc-ii-219 — Hier werden bis auf wenige Ausnahmen die Bilder der 1494er-Ausgabe übernommen. – Literaturhinweis: Nina Hartl, Die »Stultifera navis«: Jakob Lochers Übertragung von Brants »Narrenschiff«, Teiledition und Übersetzung. Münster u.a.: Waxmann 2001. Neu geschnittene Bilder haben: • Das nüv schiff vn Narragonia, Straßburg: Johann Grüninger 1494. > http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/brant1494 • Stultifera nauis Narragonie profectionis nunquam satis laudata, ed. Jakob Locher, Augsburg: Schönsperger 1497. > http://diglib.hab.de/inkunabeln/548-quod-2/start.htm?image=00042 • Dat narren schyp, Lübeck 1497 (hg. von Timothy Sodmann, Bremen: Schünemann 1980) • Interessant ist die revidierte Neuausgabe Basel 1574. Die Holzschnitte in kleinerem Format stammen von Tobias Stimmer (1539–1584), der Text wurde sprachlich dem neuen Stand angepasst und jedem Kapitel wurden aus Geiler von Kaysersberg übernommene moralische Ausführungen angehängt. Herausgegriffen sei das Kapitel »Nit volgen gutem ratt.« / »Der VIII Narr.« Das Bild basiert auf den Versen:
Das Wort pfluog ist doppeldeutig: (a) das Ackerwerkzeug; (b) ›Lebensweise‹ (etymologisch zu pflegen = etwas besorgen, umgehen mit; vgl. den Kommentar von Zarncke zur Stelle). Bildlich kann natürlich nur (a) realisiert werden. Beachtenswert ist, dass in der ursprüglichen Ausgabe (Basel 1494) sowie in beiden Nachschnitten 1497 der den Pflug ziehende Narr sich nach hinten umwendet. Hier schwingt die Stelle aus dem Lukas-Evangelium 9,62 mit: Wär sind hand an den pfluog legt/ vnd sicht zuo ruck/ der ist nit geschickt zuo dem reych Gottes. (Übersetzung der Zürcher Bibel 1531) – Die Stelle wird im Kap. 82 (mit demselben Bild) explizit erwähnt.
Der Holzschnitt von Tobias Stimmer 1574 zeigt diese Gebärde nicht: der Narr zieht munter den Pflug vorwärts. S.Brant (1457–1521) stand damals nicht mehr mit einem Ratschlag neben dem Zeichner.
Fünftes Beispiel: Die Bilder zur Geschichte des Kampfs von Atilius Regulus mit dem Drachen in ›Livius‹-Drucken von 1505 bis 1637 > hier Sechstes Beispiel: Die »Vier Bücher vom Wahren Christentumb« von Johann Arndt (1605/09, 1612 zu 6 Büchern erweitert; die Embleme zuerst in der Ausgabe Riga 1678/79) haben viele Neuauflagen erfahren. – Vgl. hierzu: Dietmar Peil, Zur Illustrationsgeschichte von Johann Arndts ›Vom wahren Christentum‹. Mit einer Bibliographie. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Vol. 18 (1977), S. 963–1066 > https://epub.ub.uni-muenchen.de/5112/index.html besser > https://core.ac.uk/download/pdf/12165971.pdf Hier als Beispiel die Mondfinsternis (2. Buch, 52, Kapitel; Emblem Nr. 35). Zugehöriger Text: Hier ist uns abgebildet eine Monden-Finsterniß, welche allein im vollen Licht geschicht. Denn nicht ehe kan natürlicher Weise eine Monden-Finsterniß werden, es habe denn der Mond sein volles Licht. Damit wird uns angedeutet, daß öfters, wenn ein Christ sehr hoch erleuchtet ist, durch schwere Anfechtung, da ihm Gott seine Gnade und Trost entzeucht, eine sehr grosse Finsterniß in seiner Seele leiden müsse […].
Im Druck des 19.Jhs. (der nur noch die Embleme und Erklärungen enthält) sind die emblematisch gedeuteten Gegenstände, die in den älteren Auflagen graphisch freigestellt waren, naturalistisch kontextualisiert, was der damaligen Mode entsprach: Das Fernrohr wird mit einem durch es schauenden Betrachter abgebildet; das Sieb mit einem Korn siebenden Bauern usw. Die Mondfinsternis findet in einer Landschaft statt (die von der eigentlichen Aussage eher ablenkt):
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Verschiebung in eine Publikation, wo das Bild passtErstes Beispiel Die Übersetzung von Ciceros »De officiis« (zuerst 1531) und Petrarcas Glücksbuch (zuerst 1532) mit denselben Holzschnitten des Petrarcameisters wurden mehrfach aufgelegt; das letztere in 10 Auflagen bis 1620.
Es wundert nicht, dass so ein Bild in einem einschlägigen Kontext abgekupfert (oder besser: ›abgeholzt‹) wurde; seitenverkehrt wie bei Kopien üblich, und mit kleineren Änderungen. Johannes Stumpff bringt ein daran inspiriertes Bild in seiner Chronik I,94recto zum Bauernkrieg 1525 und I,141recto zur Christenverfolgung unter Nero (!):
In der Carolina darf das Bild nicht fehlen:
Eine neuerliche Kopie (wie üblich vereinfacht und seitenverkehrt) erscheint dann noch 1589:
Beim Vergleich erkennt man auch Qualitäten des Petrarkameisters. (Danke, Romy, für die Hinweise!) Zweites Beispiel In zweiten Teil von Petrarcas »Von der Artzney bayder Glück« (Erstauflage 1532) beklagt sich die Personifikation des Schmerzes, dass sie unrechtmäßig gepeinigt werde. Der Meister zeichnet zwei Szenen: auf der einen Seite Torturen, wie sie in den Halsgerichtsordnungen beschrieben werden; auf der anderen Seite die Szene mit der Geschichte des Perillus, die der Text im ersten Buch, Kap.95 behandelt und der Meister dort illustriert. Perillus (Πέριλλος), ein Künstler in Metallarbeit in Athen, der für den Tyrannen Phalaris in Agrigent einen ehernen Stier mit hohlem Leibe verfertigte, in den Verbrecher gesteckt und durch untergelegtes Feuer gebraten werden sollten. Der Künstler wurde vom Tyrannen genötigt, zur Probe selbst in den Stier zu kriechen, und kam so ums Leben. (Plinius, nat. hist. XXXIV, xix, 89 und andere Autoren)
Das Bild wurde kopiert (so erklärt sich, dass es seitenverkehrt ist) für die Exempelsammlung von Andreas Hondorff (ca. 1530–1572), das »Promptuarium Exemplorum« (1.Ausgabe Leipzig 1568; weitere Drucke 1570 bis 1598 fast jährlich; zuletzt 1687). Hier ist das Thema das Leiden der frühchristlichen Märtyrer.
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Übernahme von identischen Bildern in einen anderen KontextErstes Beispiel: Vom Flugblatt in die Kosmographie In einem 1499 publizierten Flugblatt mahnt Sebastian Brant († 1521) zum Frieden im sog. ›Schwabenkrieg‹. Es ist eine Bild-Text-Kombination; der Text ist in einer lateinischen und einer deutschen Fassung überliefert. Der Text ist einerseits ein Klagegesang des Gottes Janus, der eine Personifikation des Friedens darstellt – der Kriegsgott Mars verteidigt seine Ansicht. (N. Henkel hat die dt. Fassung transkribiert.) Wir konzentrieren uns auf das Bild auf der linken Seite des Blatts. Janus sagt von sich (Zeile 39f.): Ich Janus was zuo Rom bekannt | den Got des fridens man mich nant | ein krantz von ölboum ich all frist | Truog/ das des fridens zeichen ist … Der doppelgesichtige Janus mit den Attributen Stab und Schlüssel und seiner Eigenschaft als Sender des Friedens basiert auf Ovid, »Fasti« I, 89–144. Die Bedeutung Janus als eines Friedensbringers wird auch erwähnt bei Macrobius, »Saturnalien« I, ix, 2: Mythici referunt regnante Iano omnium domos religione ac sanctitate fuisse munitas. Im Bildhintergrund erkennt man pflügende und eggende und Schafe hütende Bauern. Darauf lässt sich die Klage des Janus (Vers 6ff.) beziehen: Min äcker ligen wuest on buw | Min pflueg zerbrochen vnd geschant | Min schüren/ hüser synt verbrant | Dar jnn ich samlet win und korn … Freilich sind die Bauern sehr tüchtig bei der Arbeit dargestellt, ohne zerbrochenen Pflug. Man müsste die Szene dann als ideales Gegen-Bild deuten. Der neben Janus stehende Mercur mit dem Caduceus in der Hand und Flügelschuhen kommt im Text nicht vor. Er ist ebenfalls ein Friedensstifter: Er sieht einmal zwei kämpfend ineinander verschlungene Schlangen und schlägt mit der Rute, die er von Apoll geschenkt bekommen hatte, zwischen sie, damit sie sich trennen; so ist dieser Stab zum Symbol des Friedens geworden (Hyginus, »De Astronomia«, II, vii, 2). – Die ebenfalls im Text nicht vorkommenden Musikanten könnten allenfalls für ›Harmonie‹ stehen.
Sebastian Münster (1488–1552) verwendet den Holzschnitt in seiner »Cosmographie« (1544), und zwar zu Beginn des Kapitels Wie Italia zum ersten ist besessen worden/ vnd wo jim der nam härkompt. Da heißt es, dass Janus im Goldenen Zeitalter nach Italien gekommen sei. Er leret die menschen/ wie man wyn vnd frucht pflantzen solt/ vnnd daruon opffern solt … Der hinter Janus wachsende Rebenstock und die auf dem Feld arbeitenden Bauern bekommen hier einen anderen Sinn! S.Münster gibt als Quelle an Fabius Pictor (ca. 254 bis ca. 201). – Die Vorstellung von Janus als des Kulturbringers in Italien geht zurück auf Plutarch, »Fragen über römische Gebräuche«, Kap. 22, wo damit sein Doppelgesicht erklärt wird: Er war von griechischer Abkunft und setzte nach Italien über, wo er eine andere Sprache annahm und die wild und gesetzlos lebenden Bewohner zum Ackerbau und zur Annahme bürgerlicher Einrichtungen bewog.
Anhang: Seltsamerweise erscheint in einer der vielen Ausgaben von Johannes Lichtenbergers »Prognosticatio« eine Kopie des Bilds, ohne ersichtlichen Textzusammenhang:
Literaturhinweis: Nikolaus Henkel, Ein unveröffentlichtes deutsches Flugblatt Sebastian Brants: Die Klage des Friedens gegen den Krieg und die Verteidigung des Krieges gegen den Frieden (1499), in: Rudolf Bentzinger (Hg.), Grundlagen: Forschungen, Editionen und Materialien zur deutschen Literatur und Sprache des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Stuttgart: Hirzel 2013, S. 523–534. > https://freidok.uni-freiburg.de/data/9886 Zweites Beispiel: Von Vergil 1502 zu Livius 1507 In Sizilien veranstaltet Aeneas Totenspiele für seinen Vater Anchises: eine Ruderregatta, einen Laufwettbewerb, einen Faustkampf, Bogenschießen und zuletzt das sog. Trojaspiel der Jugend, einen Scheinkampf mehrerer Reiterformationen, eher eine Aufführung als einen Wettkampf (Vergil, Aeneis, 5. Buch, Verse 545ff.). Diese Spiele illustriert einer der unbekannten Meister von Sebastian Brants Vergilausgabe 1502; hier das Turnier:
Der hochverdiente Drucker und Verleger Johannes Grüninger (um 1455 bis um 1533) in Straßburg, der die Vergilausgabe herausgebracht hatte, besitzt diese Druckstöcke und verwendet sie in weiteren Büchern; oft ziemlich wahllos. 1507 druckt er eine deutsche Übersetzung der Römischen Geschichte von Livius (nicht zu verwechseln mit der 1505 in Mainz bei Johann Schöffer erschienenen Livius-Übersetzung, aus der Grüninger ebenfalls Bilder entnommen oder kopiert hat). Livius, ab urbe condita I, 24ff. schildert, wie es im Krieg der Albaner gegen die Römer zu einem stellvertretenden Zweikampf auserwählter Helden kommt: Curatier (Alba) kämpfen gegen Horatier (Rom). Grüninger übernimmt das vollkommen anders intendierte Bild aus dem Vergil, er lässt lediglich bei den Tituli der Helden einige Buchstaben entfernen (z.B. oben rechts stand ENEAS, jetzt: E E S):
Grüninger hat viele Druckstöcke wiederverwendet; dies ist kaum erforscht.
Drittes Beispiel: Der Verleger Schöffer verwendet Bilder aus der Livius-Ausgabe von 1505 (vgl. oben zur Kombination von Teilbildern) drei Jahre später wieder in der Bambergischen Halsgerichtsordnung, wo sie inhaltlich einigermaßen hinpassen; die Textsorte ist freilich eine andere: Geschichte / Strafprozessordnung. Die Bildkombination ›Richterspruch / Gang ins Gefängnis‹ erscheint in der Livius-Ausgabe vier Mal: Fol. XLV verso – LXXVI recto – CLIX recto – CCCLXVI recto.
Viertes Beispiel: 4 x Hausbau Petrarcas Buch »de remediis utriusque fortunae« wurde von Peter Stahel und Georg Spalatin ins Deutsche übersetzt, und dabei wurde systematisch jedes Kapitel mit einem Holzschnitt versehen; es sollte 1521/22 erscheinen. Als Initiatoren des Buchprojekts gelten die Verleger Grimm und Wirsung in Augsburg. Dieser Verlag ging 1525 in Konkurs. Die Druckstöcke und das Typenmaterial des Projekts fanden ihren Weg über die Verpfändung ungefähr 1527 in die Druckerei des Gläubigers Heinrich Steiner/Steyner in Augsburg. 1532 wurde es endlich unter dem Titel »Von der Artzney bayder Glück, des guten und widerwertigen« gedruckt; 1539 erneut mit neuer Übersetzung.
Es scheint offensichtlich, dass die Druckstöcke für das Buch von Petrarca angefertigt wurden (vgl. hierzu das Kapitel auf dieser Website). Das hinderte den geschäftstüchtigen Verleger Steyner nicht, sie bereits vor dessen Drucklegung in anderen Publikationen zu verwenden, und später wieder. ••• Im ersten Teil des Buchs »Von der Artzney bayder Glück«, Kapitel CXVIII geht es um den Ruhm einer üppigen Bautätigkeit. Die Personifikation der Freude jubelt: Ich hoff ehre von dem gepew [Gebäude]; Ich berayt myr ein Glori mit pawen; und ähnlich. Die Vernunft wendet dagegen ein: Ich hab nicht gewißt/ das man mit kalck/ sand/ vnd höltzern/ auch staynen ehre suocht/ sonder glaubet das die durch wol gehandelt sachen vnd tugenden ersuocht vnd erlangt wurd. Alle Dinge von Menschenhand sind hinfällig, was von Menschenhand geschaffen worden ist, kann auch von Menschenhand wieder zerstört werden. Das wird mit Beispielen aus der Geschichte verdeutlicht: Troja, Babylon, der goldene Palast von Nero usw. Der moralische Diskurs wird 1539 so zusammengefasst:
Das Bild zeigt den Bauherrn in Rückenansicht, der mit einer Stange Anweisungen gibt; vor ihm ein Steinblock, der bearbeitet wird; der Steinmetz hat sich abgewendet und schaut ebenfalls zum Haus. Im Hintergrund das halbfertige, eingerüstete Haus mit Arbeitern am Werk. ••• Bereits 1531 publiziert Steyner die deutsche Übersetzung von Ciceros »de officiis«:
Dasselbe Bild illustriert hier (Fol.XXXIIIr) eine andere Moral (Textgrundlage: Cic., de off. I, 138–140): Ein Haus soll dem Gebrauch und der Würde des Besitzers angepasst sein; man soll dafür sorgen, dass das Haus wegen der Würde des Besitzers gelobt wird und nicht umgekehrt der Besitzer wegen der Pracht des Hauses (ornanda enim est dignitas domo, non ex domo tota quaerenda, nec domo dominus, sed domino domus honestanda est); die Größe des Hauses soll angemessen sei; man soll sich mit dem Hausbau nicht ruinieren; Beispiele von römischen Hausbesitzern. Vor schand vnd schad dem billich grawt/ Der vber sein vermügen bawt. Die zier im hauß ist aller best/ Findt man darinn frum wirt vnd gest. ••• Im selben Jahr 1531 publiziert Steyner die deutsche Übersetzung des spätantiken Geschichtswerks von Marcus Iunianus Iustinus: »Epitoma Historiarum Philippicarum« mit Bildern von Jörg Breu d.J. und des Petrarcameisters (Musper L 118):
Hier ist der Kontext desselben Bildes (Fol. LXII verso) der: Von der statt Carthago/ wann vnd von wem die erpawen ist. – Dieweil man yetzund an die stat carthago kommen/ ist billich etwas von jrem vrsprung zusagen/ … Erzählt wird hier auch die Gründungslegende Karthagos. Die phönizische Königin Elissa (später Dido genannt) ist vor ihrem Bruder (der ihren Gatten ermordet hatte) auf einem Schiff geflohen und an der afrikanischen Küste gelandet. Sie erbittet vom dortigen Herrscher so viel Land, wie sie mit einer Ochsenhaut umspannen könne. Das wird ihr bewilligt. Dido lässt die Haut in feine Riemen schneiden, legt sie aneinander und kann so ein großes Stück Land umziehen. Darauf lässt sie dort eine Festung erbauen (phönizisch Carthada ›Neustadt‹): Karthago. Genau genommen müsste als Erbauerin der Stadt eine weibliche Figur dargestellt sein. Die Szene hat der Illustrator der Livius-Übersetzung 1505 gezeichnet, sogar mit der Szene des Zerschneidens der Ochsenhaut. Romische Historie / Uß Tito Livio gezogen. Mentz: Schoffer, 6. März 1505. fol. XCI verso: ••• 1537 verlegt Steyner eine deutsche Übersetzung von Polydorus Vergilius, »de inventoribus rerum« (darüber mehr unten). Im dritten Buch, Kapitel 7 ist das Thema Vom vrsprung der Bawmayster. Er entwirft einen kleinen kulturgeschichtlichen Abriss; darunter: Etlich habendt jhnen heüser von blettern gemacht/ etlich habend hölern vnden an den bergen hinein gegraben … Dann aber haben die Menschen dank ihres Verstands gelernt, Häuser zu bauen: die wänden mit auffgerichten spreussen/ vnd zwischen gelegten stauden mit laim zu vermachen/ auch laymine knollen zuo dörren/ vnd auff einander zuo setzen. Dann folgt die Architectura, die der abgöttin Pallas und dem alttestamentlichen Jobal [?] zugeschrieben wird. (Details folgen dann im nächsten Kapitel, wiederum mit einem Holzschnitt des Petrarcameisters). Das Bild mit dem Steinmetzen passt nicht stimmig zum Text des Kapitels:
Literaturhinweis hierzu: Theodor Musper, Die Holzschnitte des Petrarkameisters. Ein kritisches Verzeichnis mit Einleitung und 28 Abbildungen, München: Verlag der Münchner Drucke 1927. (Bild Nr. 180) |
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Wiederverwendung in ›Raubdruck‹••• Erstes Beispiel: Der Augsburger Verleger Johann Schönsperger macht bald nach der Erstausgabe der Schedelschen Weltchronik (1493) eine ›Volksausgabe‹ in kleinerem Format, sowohl lateinisch 1497 (Hain Repertorium bibliographicum # 14509) als auch deutsch 1496 (Hain 14511) und 1500 (Hain 14512). Man vergleiche das Vorbild hier mit dem Raubdruck derselben Seite: Liber cronicarum cum figuris et ymaginibus ab inicio mundi usque nunc temporis, a Iohanne Schensperger, Augsburg 1497 > http://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/inc-iv-112 Die Forschung sagt, dass der Verkauf der Originalausgabe Schedels durch diese Nachdrucke stagniert sei. ••• Zweites Beispiel: Gregor Reischs »Margarita«. Die Enzyklopädie erscheint das erste mal 1503 bei Schott in Straßburg. Karl Hartfelder: »Nach dem Brauch oder richtiger Missbrauch jener Zeit erschien schon im Jahre 1504 bei Johannes Grüninger zu Strassburg ein Nachdruck.
In der Ausgabe 1504 weden die Druckstöcke nicht übernommen, sondern die Bilder neu geschnitten und dabei oft verändert. (Ob sie dabei korrigiert oder entstellt wurden, wäre ein interessantes Forschungsthema.) — Holzschnitt zu Beginn des VII. Buchs De principiis astronomiae: Die Personifikation der Astronomie lehrt den Ptolemaeus (Verfasser des »Almagest«) einen einfachen Sextanten handhaben.
••• Drittes Beispiel: Embleme von Zincgref Sic tandem proditur (So wird er schließlich entdeckt), Emblem XVII zeigt einen Wolf in einem Kahlschlag mit der Moral, man solle den Krieg ins Land des Feindes tragen:
Die deutschsprachige Ausgabe im selben Verlag verwendet natürlich die originalen Kupferplatten:
Das Emblem wird kopiert in Zürich – mitsamt dem gedruckten deutschen Text, so dass es unwahrscheinlich ist, dass die Vorlage das Exemplar ist, das sich in der SLUB Dresden befindet. Die Vorzeichnung ist in der Zentralbibliothek Zürich überliefert: Nach Angabe des Katalogs der ZB steht unten links »Emblemata, gezeichnet von Conrad Meyer« [1618–1689]. Sogar die Druckplatte ist überliefert. (Man beachte: der Text ist hier graviert, nicht mit Typen gesetzt):
Wo wurde das Blatt publiziert? Ein Emblem, ebenfalls aus Zincgref kopiert, erschien 1659 in der Reihe der Neujahrsblätter »Der Kunst- und Tugend-Liebenden Jugend ab der Bürgerlichen Bibliothec am Neüwen Jahrs-Tag verehrt« [und ähnliche Titel]. Vgl. auch die Hinweise zur Emblematik > http://www.symbolforschung.ch/embleme ••• Viertes Beispiel: Die »Encyclopédie«. 1765 erscheint der letzte Text-Band in Paris; 1772 erscheinen die letzten der 11 Tafelbände, 1777 das Supplément. — Bereits 1770–1778 wird in der Druckerei von Marco Coltellini und Giuseppe Aubert in Livorno ein Raubdruck (une contrefaçon) hergestellt: 17 Textbände (1769–1775) und 11 Bildbände (1771–1778): Troisiéme édition enrichie de plusieurs notes dédiée à Son Altesse Royale monseigneur l'archiduc Pierre Leopold prince royal de Hongrie et de Boheme, archiduc d'Autriche, grand-duc de Toscane &c. &c. &c, A Livourne de l'imprimerie des éditeurs … Die Kupfertafeln (Planches) werden ziemlich präzis nachgestochen. Die Geschichte der Plagiate und der Copyright-Gesetzgebung ist lang. |
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Ein Fall von bunter Kompilation: Die Bilder in Polydorus Vergilius 1537Plinius legt im VII. Buch seiner Naturkunde (hist. nat. VII, lvii, 191–209), nachdem er die Natur des Menschen besprochen hat, dar, was einzelne erfunden haben (quae cuiusque inventa sunt); es folgt ein Sammelsurium von Techniken und Praktiken, die auf ihre Urheber zurückgeführt werden. Polydorus Vergilius (* um 1470; † 1555) hat diese Überlegung (er zitiert Plinius im Vorwort) zum Prinzip des Artikelaufbaus seiner Enzyklopädie »de inventoribus rerum« (1499 / 1521) gemacht. Eine illustrierte deutsche Übersetzung erscheint 1537 bei Heinrich Steiner in Augsburg: Polydorus Vergilius Urbinas, Von den erfyndern der dingen. WIe und durch wölche alle ding / nämlichen alle Künsten / handtwercker / auch all andere händel / Geystliche und Weltliche sachen [...] von anfang der Wellt her / biß auff dise unsere zeit geübt und gepraucht [...] durch Marcum Tatium Alpinum grüntlich / vnd aufs fleissigst jnns Teutsch transferiret unnd gepracht / mit schönen figuren durchauß gezyeret, / jedem Menschen nutzlich und kurtzweylig zuo lesen. Augspurg: Heynrich Steyner MDXXXVII. Digitalisat > http://diglib.hab.de/drucke/q-49-2f-helmst/start.htm Wenn man nur schon eine Auswahl von Kapiteltiteln überfliegt und dazu das Bestreben Steiners stellt, jedes Kapitel mit einem Bild zu versehen, ermisst man die Schwierigkeit des Unternehmens 1537:
Das Buch ist voll von Bild-Übernahmen; das lohnte eine längere Untersuchung. Vgl. die bereits bei Musper (unter L 154) nachgewiesenen Bilder des Petrarcameisters. Theodor Musper, Die Holzschnitte des Petrarkameisters. Ein kritisches Verzeichnis mit Einleitung und 28 Abbildungen, München: Verlag der Münchner Drucke 1927. Erstes Beispiel A: Ein inhaltlich gut passendes Bild des Petrarcameisters H.Steiner ist der Herausgeber des 1532 erschienenen Buchs Franciscus Petrarcha, Von der Artzney bayder Glück / des guten vnd widerwertigen […]. Augspurg: H. Steyner MDXXXII > http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00084729/image_1 Selbstverständlich bedient er sich für spätere Bücher aus diesem Werk. Wenn Vergilius Polydorus (II,9) das Thema der Erfindung der Mnemotechnik abhandelt (Wer erstlich der Gedächtnuskunst angezeygt/ oder derselbigen ein lob erlangt habe), passt dazu perfekt das Bild aus Petrarca, 1. Buch, Kapitel 8: Von der gedechtnus.
Erstes Beispiel B: Ein mindestens hinsichtlich des gezeigten Gegenstands passendes Bild des Petrarcameisters Erzwungen ist der Beizug eines Bilds zum Thema , wo Vergilius Polydorus von der Erfindung des Spiegels handelt (II,20): Vonn wem der erst Guldin pfenning erfunden/ oder wer das Sylber/ vnd Ertz zuo Müntz geschlagen/ auch ein Sylberin Spiegel gemachet habe. Das Bild steht in Petrarcas Glücksbuch(1532) im Kapitel Von fürtrefflicher gestalt des leibs (1. Buch, 2.Kapitel), wo die Personifikation der Freude jubiliert: Meins leibs hübsche ist fürnem usw. Das Bild zeigt eine Dame, die sich stolz in einem Spiegel beschaut, daneben schlägt ein Pfau das Rad – eine alte Allegorie der Superbia. Zweites Beispiel: Ein völlig unpassendes Bild des Petrarcameisters In Buch I, Kapitel 15 äußert Freude ihre Genugtuung darüber, dass sie ein treffliches Vaterland hat. Die Vernunft gibt zu bedenken, auch in einem prächtig ausgestatteten Vaterland sei es entscheidend, dass darin tugendhafte Bürger leben. Was soll einem das Licht des Vaterlands leuchten, wenn er selber finster ist? Das Vaterland an sich macht seine Söhne nicht edel; als Beispiel dienen u.a. der Verräter Catilina und Kaiser Caligula. Als positive Figur wird u.a. genannt Marcus Porcius Cato (Uticensis). Das Bild zeigt vorne links einen gekrönten Mann, der von einem anderen erschlagen wird; es könnte die Ermordung Caligulas durch einen Prätoriangardisten darstellen. Vorne rechts ist ein in einem Soldatengewand gekleideter Mann abgebildet, der sich mit dem Schwert selbst entleibt; es könnte Cato gemeint sein, der sich nach der Schlacht das Leben nahm. (Weitere Elemente im Hintergrund sind schwer zu deuten).
Drittes Beispiel: Ein inhaltlich gut passendes Bild aus einem anderen Verlag Im 2. Buch, 18. Kapitel ist davon die Rede Vom aller ältesten herkommen der gesälben/ vnd wann erstlich die Gesälben zuo Rhom erkennt seyen worden. Das Bild dazu (fol. LVIII verso): Der Druckstock ist entnommen einem ebenfalls in Augsburg erschienenen, viel älteren Buch, in dem ebenfalls die Herstellung von Salben thematisch ist: Hieronymus Brunschwig, Dis ist das Buch der Cirurgia. Hantwirckung der Wund Artzney, Augspurg: Schönsperger 1497. Digitalisate > http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00026481/image_4 > http://diglib.hab.de/inkunabeln/53-med-2f/start.htm Den Holzschnitt hat schon der (unbekannte) Herausgeber des Buchs über die Sünden des Munds von Johannes Geiler von Kaysersberg verwendet: Der Prediger fasst die Sünden des Munds (fressen, lügen, Gott lästern, schmeicheln, schelten, sich rühmen, leere Wörter schwatzen usw.) auf als Blasen/Geschwüre (blatern), gegen die er jeweils eine Salbe, d.h. eine Tugend verschreibt. Eine der letzten Predigten spricht dann von den Salben allgemein; dazu das Bild. Das Buch der Sünden des Munds. von dem hochgelerten Doctor Keisersperg/ die er nennt die blatren am Mund davon er XXIX predigen und leeren gethon hat, [Straßburg: Grüninger 1518]; fol. LXXX recto. > http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/goToPage/bsb11056822.html?pageNo=171 Viertes Beispiel: Griechen oder Mohammedaner? Aus Breydenbach Ein Kapitel in Bernhard von Breydenbachs Buch der Reisen ins heilige Land (Erstausgabe Mainz 1486) ist der dort ansässigen multinationalen Bevölkerung gewidmet. Dazu bringt er ein Bild mit der Überschrift (in der deutschen Übersetzung 1505): Von den kriechen, deren auch vil zuo jherusalem sind / auch wie sy geen in jren klaideren vindest du hernach.
In der Ausabe des Polydorus Vergilius gibt es ein Kapitel Vom ersten vrsprung der Mahometischen Secten (VII, 8). H. Steiner illustriert das mit dem Bild aus Breydenbach. Es ist ein handwerklich guter Nachschnitt des Bilds aus der lateinischen Ausgabe; die Textteile sind weggelassen. Um das Bild in den Satzspiegel einzupassen, sind links und rechts Ornamente eingefügt.
Fünftes Beispiel: Simon Magus aus dem Fortunatus Im 8. Buch, 3. Kapitel behandelt Polydorus Vergilius den Ursprung der Häresie. Der Erz-Häretiker ist Simon Magus (vgl. Apostelgeschichte 8,9–25), deshalb ist das Kapitel betitelt Von vrsprung der Symoneischen secten. Der Text folgt dann der Erzählung der Legenda Aurea (im Kapitel über den Apostel Petrus; Übersetzung von Richard Benz, Heidelberg 1955, S. 432), wo vom Wettkampf zwischen dem heiligen Petrus und dem Zauberer Simon Magus in Rom berichtet wird: Um zu beweisen, dass er Gott wohlgefällig sei, unternimmt es Simon, auf dem Capitol in die Luft zu fliegen. Do flog der Simon von der Erden schon dahin. Aber Petrus betet zu Gott, die Engel mögen den Simon fallen lassen; das geschieht.
Um den Flug Simons zu illustrieren, bedient sich H.Steiner eines Bilds aus dem ›Volksbuch‹ »Fortunatus«. Hier wird geschildert, wie der Held dem Sultan ein wünschhüetlin entwendet, das die Eigenschaft hat, den Träger dorthin zu tragen, wo er gerade sein möchte (Hans Gert Roloff, Fortunatus, Stuttgart: Reclam 1981 = RUB 7721, S.112). In einem späteren Kapitel wird gezeigt, wie ein Sohn des Helden mit dem Hütlein fliegt (a.a.O. S.145f.) Die erste Ausgabe des »Fortunatus« erschien 1509: Wie ain iüngling geporen auß dem künigreych Cipern/ mit namen Fortunatus in fremden landen in armuot und ellend kam, Augsburg: Johannes Heybler / Johann Otmar 1509 (mit Holzschnitten von Jörg Breu d.Ä.) – Digitalisat der BSB > http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00007945/image_160 Steiner ist offenbar an die Druckstöcke herangekommen, was seine Ausgabe zeigt: Von Fortunato vnd seinem Seckel auch Wünschhüetlin, Heinrich Steyner, Augspurg 1531. (Hans Gert Roloff weist in der Ausgabe S.324 noch drei weitere Ausgaben von Steiner bis 1544 nach.)
Sechstes Beispiel: Fasten oder Essen? Aus Ulrich von Richentals Konzilschronik Das 6. Kapitel des 6. Buches von Polydorus Vergilius handelt von der Erfindung des Fastens, vom Segnen der Mahlzeit und woher es kommt, dass man zum Essen aus heiligen Schriften vorliest. Das Bild erinnert an den Inkunabel-Druck der Chronik des Konstanzer Konzils des Ulrich von Richental:
H.Steiner veranstaltete 1536 eine Neuausgabe der Konzilschronik, in der die Bilder neu im modernen Stil gezeichnet sind. Das Bild hier veranschaulicht, wie beim Conclave in Konstanz (1414–1418) die wählenden Prälaten mit Essen versorgt wurden (Text: fol. XLIIII verso); es wurde ihnen von Dienern an Stangen in gelten (Bottichen), in denen man sonst Kinder badet, herbeigeschafft; an der Stiege wurden diese von Rittern empfangen, die weiße Tücher über dem Schoß trugen; zwei Bischöfe sind im Raum anwesend; einer der beiden scheint einen Krug zu segnen. Die Figur mit dem großen Schlüssel mag symbolisieren, dass das Tor gut verschlossen ist. – Von Fasten und Tischlesung ist in der Chronik nicht die Rede. Man müsste freilich fragen, wie ein Bild aussieht, mit dem das Fasten visualisiert wird. Steiner hat eines beigezogen, auf dem wenigstens das Essen in einem religiösen Zusammenhang Thema ist.
Übrigens druckt S. Feyerabend dann 1575 die Konzilschronik nochmals und übernimmt dabei zum Teil Bilder aus dem Druck Augsburg 1536:
Siebtes Beispiel: Illustrierte Realität aus einem fiktionalen Text übernommen Polydorus Vergilius handelt im 1. Kapitel des 2. Buchs Von vrsprung des Rechtens/ vnd der Gesatzen/ auch wer am ersten den Menschen Gesatze hab gegeben.
Das Bild einer Gerichtsszene findet H.Steiner leicht im »Theuerdank«: »Theuerdank« ist eine von Kaiser Maximilian I. entwickelte Mixtur aus stilisierter Autobiographie, politischer Utopie und Panegyrikus zum eigenen Andenken. Der Text schildert im Kern die Brautwerbungsfahrt des Protagonisten zu Erenreich (gemeint ist Maria von Burgund), der sich vielerlei Hindernisse in den Weg stellen. Diese werden in Form der drei allegorischen Gestalten Fürwittig, Unfalo und Neidelhart dargestellt, die den Helden allerlei Gefahren aussetzen: Jagd- und Turnierunfälle, Lawinenunglücke, Einbruch auf zugefrorenem See, u.dgl. Der Held überwindet mit seinem treuen Begleiter Erenhold alle Gefahren. Im 109. Kapitel werden die drei Figuren, die dem Helden Kaiser Maximilian das Leben sauer gemacht haben, vor Gericht gestellt. Johannes Schönsperger hat den 1517 erstmals in Nürnberg erschienenen »Theuerdank« >http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0001/bsb00013106/images/ 1519 in Augsburg nachgedruckt (Neusatz mit den alten Typen; Holzschnitte übernommen.) Die Druckstöcke sind dann offenbar zu H.Steiner gelangt, der 1537 einen Neudruck macht (mit gewöhnlicher Schwabacher-Typographie):
Bereits 1536 hat Steiner das Bild verwendet für die Illustration der Übersetzung des Trojanerkriegs von Dictys Cretensis / Dares Phrygius. Hier ist das Thema: Orestes wird in Athen vor Gericht gestellt, angeklagt, er habe seine Mutter umgebracht:
Achtes Beispiel: Das Bild passt im neuen Kontext besser In der deutschen Übersetzung des antiken Geschichtsschreibers Marcus Iunianus Iustinus erscheint zweimal ein (Jörg Breu d.J. zugeschriebener) Holzschnitt bei der Beschreibung von Städte-Gründungen (Fol. IX recto Athen und CXVII verso Hyspanien). Insofern solche Geschichten meist einen agrarischen Ursprung annehmen, ist das Bild einigermaßen sinnvoll.
Der Holzschnitt dient dann im Polydor-Vergil-Buch (3.Buch, 2.Kapitel) – besser passend – zur Illustration der Frage
Neuntes Beispiel: Vom Titelbild ins Innere des Buchs 1533 hat Steiner die Thukydides-Übersetzung von Hieronymus Boner (1490–1552) gedruckt. Das Titelblatt, das den Geschichtschreiber bei der Arbeit zeigt, wird Jörg Breu d.Ä. († 1537 in Augsburg) zugeschrieben.
In der Polydor-Vergil-Ausgabe dient der Holzschnitt zur Illustration des Kapitels (1. Buch, Kap. 12) Wer erstlichen die geschichtbeschreybunge Hystoriam gemachet […]. Im Text selbst heißt es dann: Inn derselben sind bey den Gretiern der Thucidides/ Herodotus/ Theopompus berümpt gewesen […]. Insofern passt das Bild (Fol. XVII r) gut: Zehntes Beispiel: Polydor Vergil bingt in seiner Auflistung der Erfinder-Traditionen auch (3. Buch, 9. Kapitel, Fol. LXXXV verso): Wer die ersten Statt/ die Gemeüren/ die Türn [Türme]/ die Tabernackel/ die Chorkirchen gepawen/ oder am ersten Got dem Allmechtigen ein Tempel hab auff gericht/ oder die Galgprunnen ergraben habe. Zur Illustration findet er ein einleuchtendes Bild, das primitive Maurer-Arbeiten, das Errichten eines Hauses und eine bereits fertig erbaute Stadt zeigt: Es stammt aus Marinus Barletius, Des allerstreytparsten vnd theüresten Fürsten vnd Herrn Georgen Castrioten/ genañt Scanderbeg/ Hertzogen zu Epiro vnd Albanien etc. Ritterliche thaten/ so er zu erhalten seiner Erbland/ mit den Türckischen Kaysern in seinem leb... Augsburg: Steiner 1533, im Kapitel, das überschrieben ist mit: Wye Scanderbeg ain newes Castell auff dem berg Modrissum bawet/ den Türcken den eingang in Epirum zu weeren. Elftes Beispiel: Hexen fliegen von Buch zu Buch Polydor Vergil befasst sich auch mit der Erfindung der Magie. Im 22. Kapitel des ersten Buchs ist die Frage:
Literaturhinweis: Judith Venjakob, Der Hexenflug in der frühneuzeitlichen Druckgrafik. Entstehung, Rezeption und Symbolik eines Bildtypus, Petersberg: Michael Imhof Verlag 2017. (Das hier gezeigte Bild wird im Buch nicht besprochen.) Zwölftes Beispiel: Szenen aus der Bibel Aus dem (seinerseits zusammengestoppelten) »Memorial der Tugendt« hat Steiner mehrere Bilder in das Polydor-Vergil-Buch hinübergenommen. Das Memorial beginnt mit biblischen Szenen, vom Ratschluss der Schöpfung bis zur Vertreibung der Wechlser aus dem Tempel. Mit einigen Ausnahmen tragen diese Holzschnitte das Monogramm von Hans (Leonhard) Schäuf(f)elein (ca. 1480–1540). Die Entstehung des Opfers bringt Polydor im 5.Buch, 7. Kapitel: Vom ersten vnd seer alten prauche zuo opfferen bey den Juden/ Auch von auffmerckung der Feyertägen/ und fürnemen die Kirchen zuo dedicieren/ oder zuo zeaygnenn. Genesis 4, 3–8 erzählt: Der Ackerbauer Kain opfert Gott Früchte, sein Bruder Abel, der Hirt, opfert Schafe, und Gott zieht dieses Opfer vor. Darauf erschlägt Kain Abel. – Steiner bringt das Bild, das zentral den Brudermord darstellt, wobei den Opfergaben im Hintergrund zu sehen sind. Der Text zur Entstehung des Opfers zitiert im ersten Satz diese Szene.
————————————— Ein weiteres Beispiel zu H.Steiners Vorgehen: Illustration eines fiktionalen Text umgedeutet in die Illustration einer Anekdote Kapitel 96 von »Die geuerlicheiten vnd einsteils der geschichten des loblichen streytparen vnd hochberümbten helds vnd Ritters herr Tewrdannckhs«, Nürnberg, 1517 beschreibt folgendes (gekürzt): Neidelhart, Unfalo und Fürwittig – die drei Personifikationen, welche die Fahrt des Ritters Teuerdank (Tewrdannck) zu seiner Braut, der Königin Ehrenreich, verhindern möchten – wollen ihn mit Essen vergiften. Ein Türhüter hat sie bei den Beratungen belauscht und teilt das Ehrenhold mit, der Teuerdank stets positiv unterstützt. Er kann Teuerdank, der schon beim Essen sitzt – zurückhalten. Neidelhart lügt den Teuerdank an. Der Holzschnitt von Leonhard Beck zeigt die Szene: Am Tisch in Ritterrüstung sitzt Teuerdank; rechts mit flachem, konischem Helm und Plissé-Jupe Neidelhart; im Vordergrund in Rückenansicht Unfalo (er trägt das Fortuna-Rad auf dem Gewand); die hinzuschreitende Figur mit dem Pokal wird der Weinreinbringer sein (nach Robert Gernhardt, »Deutung eines allegorischen Gemäldes«) (Digitalisat eines kolorierten Exemplars > http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00013106/image_459; hier das Bld aus der Ausgabe Augsburg: Schönsperger 1519) Das Bild erscheint wieder in: [Johann Freiherr von Schwarzenberg], »Das Büchle Memorial, das ist ein angedänckung der Tugend, von herren Johannsen vonn Schwartzenberg jetzt säliger gedächtnuss, etwo mit Figuren und reimen gemacht«; Erstausgabe Augspurg: Heinrich Steiner 1534; darin: Ein Büchle, genannt Memorial der Tugend, fol. XCVI folgende. Digitalisat > http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00029340/image_195 — aber nicht in dieser Erstaugabe, sondern in einer abgeänderten Ausgabe (1535 oder 1540?) auf fol. CXII verso: Das Fortunarad auf dem Mantel von Ehrenhold ist weggeschnitten, und der Text lautet:
(Die witzige Anekdote könnte sich beziehen auf den damaligen Herzog von Mailand, den französischen König François Ier, nach der Schlacht von Landriano 1529.) Und so weiter Dies ist nur ein Aperçu. Und zur Ehrenrettung von Heinrich Steiner muss gesagt werden, dass eines seiner letzten Bücher (abgesehen vom Titelbild!) durchgehend mit einheitlichen nie-dagewesenen Holzschnitten (von Jörg Breu d.Ä.) ausgestattet ist: Ein Schöne Cronica oder Hystori bůch / von den fürnämlichsten Weybern so von Adams Zeyten an geweszt […] Erstlich Durch Joannem Boccatium in Latein beschriben / Nachmaln durch Doctorem Henricum Steinhöwel in das Teütsch gebracht […] Mit schönen Figuren durch auß geziert / Gantz nutzlich / lustig vnd kurtzweylig zů lesen. Gedruckt zu Augspurg / durch Hainrich Stayner / anno M.D.XXXXI. > http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00021201/image_2 |
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Von Cicero über ein Emblembuch auf die OfenkachelDer sog. Petrarcameister war bei der Illustration der Übersetzung von Ciceros »De officiis« durch Johann von Schwarzenberg gefordert, abstrakte Aussagen zu visualisieren, hier die Stelle II,iii,9, wo es heisst, dass das Nützliche (utile) und das Ehrenhafte (honestum) nicht getrennt werden könne
Der Meister greift zur Technik der Allegorie. Die moralischen Güter werden durch Kisten angedeutet, die durch die Beschriftung unterschieden werden: Erbarkeit (durch Gerechtigkeyt ergänzt), und Nutz. Die Unmöglichkeit der Trennung (Daz solchs kan mensch gescheiden kan) wird visualisiert durch Ketten zwischen den Kisten; die Dummheit (witz beraubt) der dies nicht Einsehenden (wer nicht diser warheit glawb) durch das törichte Hantieren an Kisten und Ketten sowie das Tragen von Augenbinde und Narrenkappe.
Das Bild wird – in eine Radierung umgearbeitet – von Christof Murer (1558–1614) in sein ›Emblembuch‹ entkontextualisiert übernommen (Nummer XXIX). Die Narrenkappen und Augenbinden fehlen; die gestikulierenden Zuschauer mögen entweder besagen: ›auseinander!‹ oder zeigen, dass das Unterfangen witzlos ist. Der Text ist etwas adaptiert:
Der Winterthurer David I Pfau verwendet das Motiv bereits 1636 für eine Ofenkachel in einem von Hans Heinrich I Pfau gefertigten Kachelofen in Winterthur (heute zerlegt im Landesmuseum Zürich):
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Vom Reisebericht ins naturwissenschaftliche WerkConrad Gessner hat seine Tierbücher immer wieder aufgrund der neuesten Lesefrüchte und Zusendungen von Briefpartnern ergänzt. In der gekürzten Ausgabe des Tierbuchs stellt er ein Tier namens Su vor, das dem eben gerade erschienenen Bericht des Brasilienreisenden André Thevet (1516–1590) entlaufen ist.
In der lateinischen Erstausgabe »de Quadrupedibus uiuiparis« 1551 und in den »Icones« 1553 kannte Gessner das Tier noch nicht. Gessner besaß die Pariser Ausgabe des Werks von Thevet und die von Antwerpen; beide hat er eifrig annotiert; vgl. Urs Leu (1992). In der deutschen Übersetzung von 1563, wo es dann auch das Titelblatt ziert, ist es Das aller schützlichest thier so geseyn mag/ Su genant in den neüwen landen.
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Von der Kosmographie ins »Wunderwerck«Auf der »Carta marina« von Olaus Magnus (Venedig 1539) sind über das Meer auf einer geographischen Karte monströse Fische verteilt: > https://de.wikipedia.org/wiki/Carta_Marina (dort sind weitere Digitalisate genannt). (In der »Historia de gentibus Septentrionalibus« (Rom 1555) werden diese Wesen dann freigestellt und einzeln abgebildet, vgl. Liber XXI. De piscibus monstrosis > http://runeberg.org/olmagnus ) Es gibt auch weitere Vorkommnisse monströser Fische, etwa das Thierbuch Alberti Magni. Von Art Natur vnd Eygenschafft der Thierer/ als nemlich von vier füssigen/ Vögeln/ Fyschen/ Schlangen oder kriechenden Thieren/ vnd von den kleinen gewürmen die man Insecta nennet/ durch Waltherum Ryff verteutscht. Frankfurt am Main: Jacob 1545:
Hans Rudolf Manuel Deutsch (1525–1571) hat sich hier (und womöglich anderswo – Conrad Gessners Fischbuch erscheint aber erst 1558) inspirieren lassen und die Fische geographisch entkontextualisiert und gleichsam in einem Wimmelbild zusammengestellt. Der doppelseitige Holzschnitt erscheint 1550 in einer Ausgabe von Sebastian Münsters »Cosmographia« (noch nicht in den Ausgaben 1545, 1546, 1548):
Der Holzschnitt wird übernommen in das im selben Verlag erscheinende Buch von Conrad Lycosthenes (1518–1561): Prodigiorum ac ostentorum chronicon, Quae praeter naturae ordinem, motum, et operationem, et in superioribus et his inferioribus mundi regionibus, ab exordio mundi usque ad haec nostra tempora, acciderunt ..., conscriptum per Conradum Lycosthenem; Basileae, per Henricum Petri [1557]. In der deutschen Fassung: »Wunderwerck oder Gottes unergründtliches vorbilden …« > http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00087675/image_42 (Seite xvvi/xvvii) Die Meerwunder sind im Bild mit Buchstaben von A bis V gekennzeichnet, und Sebastian Münster bringt eine Legende: Explicatio monstrorum quae in sequenti tabula suis picturis in aquis & terris designata / Erklerung disser tafel/ wie die seltzamme thier heissen so man in den mitnächtigen lenderen findt. (leider ohne Quellenangaben). Das Anliegen ist also ein kosmo-graphisches. Diese Legende klingt indessen aus in einem physikotheologischen Satz:
Das Wunderbare ist der Anlass dafür, dass Conrad Lycosthenes die Darstellung übernommen hat, wozu der Druckstock ja beim Verleger Heinrich Petri bereitlag. Lycosthenes hat sein Werk chonologisch aufgebaut, es beginnt mit der Schöpfung im Jahr 3959 vor Christi Geburt mit dem Titel
Als Wunder werden genannt: Noahs Regenbogen, Waldleute, auf Bäumen wachsende Leute, Kranichschnabelmenschen, auf Pferdehufen gehende Menschen, Blemmyer, Faune, Kynokephalen, Elefanten und andere exotische Tiere, Basilisk u.a.m. – dann eben auch (und hier profitiert er von der Legende S.Münsters) : Mörwunder/ die mit zänen/ hörnern/ im gsicht gantz grausam/ gleich fewr speyend/ vnd mit den augen zwitzern/ die sie so groß haben/ das ettwan ein aug sechzehen oder zwentzig schuoh weyt. Vierecket köpff haben sye/ vnd ein bart von stechlen wie die ygel … |
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Vom Flugblatt ins naturwissenschaftliche WerkAnhand solcher Bildwanderungen von einer Gattung (die Medienwissenschaft spricht von ›Format‹) in eine andere wird ersichtlich, wie wenig konturiert die naturwissenschaftliche Welt im 16. Jahrhundert war. Vgl. dazu: Paul Michel, Das aller schützlichest thier so geseyn mag. Monströses in der frühneuzeitlichen Zoologie, in: Monster. Fantastische Bilderwelten zwischen Grauen und Komik, Bearb. von Peggy Große, G. Ulrich Großmann, Johannes Pommeranz. Begleitband zur Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum vom 7. Mai bis 6. September 2015, Nürnberg 2015, S. 47–59. Erstes Beispiel: Das ›Monstrum marinum‹ 1523 (frühestens) erscheint ein Flugblatt mit dem Titel Das merwunder ist gesehen worden zuo Rom in rippa/maiori an dem dritten tag des Nouemberß vnd ist gesein in der grösse als ein kindt von fünff iaren/ und ist diß die gestalt. Im Text steht dann, dass am 23. September in Neapel ein Komet am Himmel gestanden sei, und sich aus heiterem Himmel ein Wolkenbruch ergossen habe, es habe sich ein Erdbeben ereignet und dies alles habe große Schäden angerichtet. – Ein Bezug zum merwunder wird im Text nicht hergestellt.
Conrad Lycosthenes (1518–1561) publiziert 1557 auf lateinisch und deutsch ein mit gegen zweitausend (oft wiederholten) Holzschnitten ausgestattetes Buch, bestehend aus einer chronologisch geordneten Aufzählung von ›Wunderwerken Gottes‹, ›Prodigien‹, Erscheinungen, die ungewöhnlich sind (praeter naturae ordinem, motum, et operationem), von den üblichen Ordnungsregeln der Natur abweichen. Diese Monstra werden verstanden als Fingerzeig Gottes, der mahnt und droht; freilich werden die Ermahnungen selten ausgetextet. Hier heißt es zum Jahr 1523, im September sei in Neapel ein Strobelstern (Komet) erschienen. Dann (in der deutschen Übersetzung des lateinsichen Lycosthenes von Johann Herold):
Conrad Gessner (1516–1565) bringt im Fischbuch (1558) das Bild eines Meerwunders, das am 3. November 1523 in Rom gefunden worden sei. Auch er nennt den Wolkenbruch in Neapel im September 1523, aber der lateinische Text verwendet andere Worte. In der deutschen Übersetzung von Forrer 1563 lautet das so:
Das zugehörige Bild ist in der lat. Ausgabe 1558 angeschrieben mit Monstrum marinum, ex tabula quadam impressa in Germania olim. Bei diesem ›einst in Deutschland gedruckten Bild‹ handelt es sich um das erwähnte Flugblatt mit deutschen Text und dem Bild des aus Fischleib und Frauenoberkörper zusammengesetzten Monstrums:
Beide Autoren haben dasselbe Flugblatt verwendet (und dessen deutschen Text verschieden ins Lateinische übersetzt). Dass Lycosthenes sein Buch aus Flugblättern mit Wunderberichten speist, ist nicht erstaunlich; dass der Naturforscher Gessner solche Quellen beizieht, aber schon.
Zweites Beispiel: Der ›Forstteufel‹ 1531 erscheint ein Flugblatt, das ein in der Nähe von Salzburg gefundenes Tier (Beste) zeigt und (auf französisch) beschreibt — Abbildung bei Ingrid Faust, unter Mitarbeit von Klaus Barthelmess u.a., Zoologische Einblattdrucke und Flugschriften vor 1800, Stuttgart: Hiersemann 1998–2010; Band V, Nr. 760. Conrad Gessner bingt im Tierbuch (1551) im Kapitel De Satyro die Geschichte vom Forstteüfel, der dannzumal im Bisthuomb zuo Saltzburg/ im Hanßberger Forst beobachtet worden sei. Wiewol dises thier von niemants mer gesehen worden/ dann eben zuo vnsern zeyten/ vnd gefangen im jar nach Christi geburt M.D.XXXI. [… ist es] on zweyfel ein erschrockenliche bedeütliche wundergeburt gewesen. (Forrers Übersetzung 1563) – Er hat es auf dem Flugblatt kennengelernt, das ihm Georg Fabricius samt einer Beschreibung zugesandt hat (Hist. Anim. I, S. 979: Satyrorum historiæ subijciendum duxi monstrum illud, cuius effigiem apposui, quem eximiæ eruditionis & humanitatis uir Georgius Fabricius ex Misnia Germaniæ ad nos misit & simul descriptionem).
Das Lebewesen macht sodann Furore: Conrad Lycosthenes nimmt es selbstverständlich gerne in seine Prodigiensammlung 1557 auf:
Johann Jacob Wick (1522–1588) lässt es für seine Prodigiensammlung zum Jahr 1531 aus Gessners Buch abzeichnen, wiewol dises thier von niemands mer gesähen worden, dan eben zuo unseren zyten, und gefangen im iar nach Christi geburt 1531. Er schreibt dem Wesen auf den Leib: o du käzer.
Pierre Boaistuau übernimmt es in seinen »Histoires Prodigievses« (1568). Das Wesen wandert auch wieder zurück in die zoologische Fachliteratur: Die Plinius-Übersetzung (1565) bringt das Bild im Kapitel Von etlichen wunderbarlichen Thieren/ die im Mohrenland vnd in India jhr wohnung haben (entsprechend Plinius nat hist VIII,xxx,72ff) als Jungkfrauwaff. Und er zitiert dazu das Emblembuch von Andrea Alciato, wo jener die Sphinx allegorisch auslegt!
(Noch nicht eingesehen: die Lizentiatsarbeit zum Forstteufel von Philipp Stähli, Universität Zürich 2014.) |
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Von der Mythologie ins naturwissenschaftliche WerkHier zwei Beispiele aus der deutschen Übersetzung der Plinius-Teilausgabe (1565), die vom Übersetzer Johannes Heyden, Eifflender von Dhaun mit vielen fürtrefflichen Historien gebessert und gemehrt wurde: Caij Plinij Secundi / Des furtrefflichen Hochgelehrten Alten Philosophi / Bücher und schrifften / von der Natur / art vnd eigentschafft der Creaturen oder Geschöpffe Gottes […] Auß dem Latein verteutscht durch M. Johannem Heyden / Eifflender von Dhaun […] Mit einem Zusatz auß H. Göttlichen Schrifft, vnd den alten Lehrern der Christlichen Kirchen, Frankfurt: Sigmund Feyerabend 1565. Leider schlecht digitalisiert bei > http://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10140858.html Erstes Beispiel: Im Kapitel über den Wolf (vgl. Plinius, nat. hist. VIII, xxxiv, 80–84 [moderne Zählung]) erwähnt die Erweiterung des Übersetzers die Geschichte von Romulus und Remus aus der Stadtgeschichte von Livius. S.Feyerabend setzt das Bild von der Romulus und Remus säugenden Wölfin dazu: Das Bild erscheint in einer Ausgabe von Livius in seinem Verlag: Titus Liuius, Vnd Lucius Florus. Von Ankunfft vnd Vrsprung deß Römischen Reichs/ der alten Römer herkommen, Sitten, Weyßheit ... Auch von allerley Händeln vnd Geschichten, so sich in Fried vnd Krieg, zu Rom, in Italia, vnd bey andern Nationen ... fast innerhalb acht hundert jaren ... biß auff der ersten Römischen Keyser Regierung, verloffen vnd zugetragen Jetzung auffs neuw auß dem Latein verteutscht … durch Zachariam Münzer; Mit schönen Figuren geziert, deßgleichen vorhin im Druck nie außgangen, Franckfurt am Mayn; Raab, Feyrabend und Han 1568. > http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10140771_00037.html Dasselbe Bild hat er wieder verwendet in: Neuwe Livische Figuren/ Darinnen die gantze Römische Historien künstlich begriffen und angezeigt. Geordnet und gestellt durch ... Johann Bockspergern von Saltzburg, den jüngern und mit sonderm fleiß nachgerissen durch ... Joß Ammann von Zürych. Nachmals mit Teutschen Reimen kurtz begriffen und erkl. durch Heinrich Peter Rebenstock ... Franckfurt am Mayn: Raben und Hauen, 1573. > http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00028280/image_13 Bibliothekskataloge weisen keine bei Feyerabend gedruckte Livius-Ausgabe vor 1586 nach. Möglicherweise lag das Bild mit der die Kinder säugenden Wölfin für die Livius-Ausgabe schon bereit und wurde von Feyerabend bereits vorher in das naturkundliche Werk von Plinius inseriert. Zweites Beispiel: Im Kapitel über den Drachen (Plinius, nat.hist. VIII, xiii – xiv) bringt Feyerabend auf S. 103ff. zunächst einen Holzschnitt, den er wie viele andere aus dem »Thierbuch Alberti Magni« (Frankfurt am Main: Jacob 1545) übernimmt, und dann vier Holzschnitte, die Virgil Solis (1514–1562) für die Ausgabe von Ovids Metamorphosen erschaffen hat, die eben gerade bei Feyerabend erschienen ist: Metamorphoses Ovidii, Argumentis quidem soluta oratione, […], summaque diligentia ac studio illustratae, […] una cum uiuis singularum transformationum Iconibus a Virgilio Solis, eximio pictore, delineatis, Frankfurt: G. Coruinus, S. Feyerabent, & haeredes VVygandi Galli, 1563.
Hier das Bild aus dem Ovid zur Szene, wo Apollo den Drachen Python tötet, im ursprünglichen Kontext: Drittes Beispiel: Das Kapitel über die Heuschrecken (Plinius nat. hist. XI, xxxv, 101ff. de locustis) vermehrt der Übersetzer Johannes Heyden mit Zitaten aus der Bibel (Jesaias 40; Proverbia 30; Exodus 10; Matthäus 3; Amos 7). Während sich Feyerabend für die Seidenraupe (Bombyx) und die Indianische Ameise im Thierbuch Alberti Magni. Von Art Natur vnd Eygenschafft der Thierer/ als nemlich von vier füssigen/ Vögeln/ Fyschen/ Schlangen oder kriechenden Thieren/ vnd von den kleinen gewürmen die man Insecta nennet/ durch Waltherum Ryff verteutscht, Frankfurt am Main: Jacob 1545 bedienen konnte, fehlt ihm in der (noch raren) zoologischen Literatur ein Bild der Heuschrecke. Das Insektenbuch hatte Conrad Gessner (gest. 1565) nicht mehr herausgeben können; es ist eingegangen in das Buch von Thomas Muffet (1553–1604): Insectorum sive minimorum animalium theatrum: olim ab Edoardo Wottono, Conrado Gesnero, Thomaque Pennio inchoatum: tandem Tho. Movfeti Londinâtis operâ sumptibusq; maximis concinnatum, auctum, perfectum: et ad vivum expressis iconibus suprà quingentis illustratum. Londini: ex officinâ typographicâ T. Cotes 1634. Hier gäbe es ein Bild. Das Buch kennt Feyerabend offenbar nicht. – Aber er ist nicht verlegen: Das Bild stammt aus der Aesop-Ausgabe, die Virgil Solis (1514–1562) illustriert hat. Aesopi Phrygis fabulae […], Francofurti ad Moenum: Corvinus, Feyrabend & Gallus 1566. Es gehört zur Fabel der im Sommer musizierenden Grille und der fleißigen Ameise (Perry Nr. 373). |
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Von der Bibelillustration ins ethnographische WerkOlaus Magnus (1490–1557, aus Götland) verfasst 1555 sein gewaltiges Werk über die Länder des Nordens. Darin beschreibt er auch die Kornernte. Liber XIII, Cap. viiii: De diversitate messium colligendarum. (Deutsche Übersetzung, Basel 1567; XIII,5:) Von der Ernd oder Schnitt- vnd wie man die Frucht in die Scheüwrn samlet. Olaus berichtet, wie die Menschen in den mitnächtigen Ländern im Augst mit gemeiner hülff und guotem muot der Bauwrn eingeschnitten werden; als Lohn heischen die Helfer nur eine fröliche abendzech … Zu jedem Kapitel bringt er auch einen Holzschnitt, hier:
Das Bild beruht nicht auf Beobachtung norröner Bauern, sondern stammt weitgehend aus einer Bibelillustration; die skandinavische Ährenleserin hat einen Migrationshintergrund: Hans Holbein der Jüngere (1497–1543) ist nach Ausweis eines Lobgedichts in der Ausgabe 1539 der Schöpfer der 91 Bilder der Lyoner Bilderbibel: Historiarum veteris Testamenti Icones ad vivum expressae, Lugdunum 1538. – 2. Auflage mit französischen Übersetzungen: Lugduni, sub Scuto Coloniensi [François et Jean Frellon]. M.D.XXXIX, 1539. > http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00075239/image_1 Im Buch Ruth wird geschildert, wie Ruth auf dem Feld des Boas hinter den Schnittern die übrig geblieben Ähren aufliest. Boas fragt die Schnitter, wer die junge Frau sei. Usw. Typisch für eine Kopie eines Holzschnitts ist, dass er seitenverkehrt ist. Dem Boas hat der Illustrator von Olaus Magnus einen Weinkrug in die Hand gegeben; wohl ein Hinweis auf die fröliche abendzech. (Übrigens: Man liest immer wieder, die Illustrationen der Zürcher Bibel von 1531 stammten von Holbein. Das ist falsch. Ein unbekannter, nicht unbegabter Künstler hat die von Holbein geschaffenen, aber erst 1538 publizierten Holzschnitte kopiert. Das Bild von Ruth beim Ährensammeln kommt 1531 nicht vor.) Auf diese Übernahme hat hingewiesen Nils-Arvid Bringéus, Volkstümliche Bilderkunde, München: Callwey 1982, S. 89. |
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Johann Jacob Scheuchzer (1672–1733)J. J. Scheuchzer sammelte zeit seines Lebens Materialien für eine Enzyklopädie. Bei der Anordnung folgte er indessen nicht einer wissenschaftlich-synthetischen Systematik, sondern er folgt demTextablauf der Offenbarung in der Bibel, von der Genesis bis zur Apokalypse, weil er der Ansicht ist, dass der inspirierte Bibeltext die sinnreichere Abfolge der Gegenstände abgibt als ein vom Menschen ausgehecktes System. So entstanden die vier Foliobände der »Physica Sacra«. Zu allem Möglichen, was in der Bibel vorkommt, bringt er seine Lesefrüchte und Erkenntnisse aus den eigenen Sammlungen an: Astronomie – Meteorologie – Metallurgie – Botanik – Zoologie – Anthropologie – Numismatik – Antikenkunde – Geographie; alles steht im Sinne der Physikotheologie im Dienst der Erkenntnis von des Schöpfers Allmacht, Weisheit, Güte.
Das Werk enthält 750 informationstragende Illustrationen (Kupferstiche in Folioformat, plus einige weitere Bilder). Scheuchzer überwachte das Bildprogramm genau. In den erhaltenen Manuskripten (Druckvorlagen) sieht man Zeichnungen von seiner Hand sowie auch aus Büchern ausgeschnittene und eingeklebte Bilder (cut and paste). Scheuchzer bekennt sich zum Eklektizismus. In der Vorrede zur Physica Sacra schreibt er 1731: Steine und Holtz nehme ich von andern, die Aufrichtung und Gestalt des Gebäudes aber ist gantz unser; Ich bin der Baumeister, ob ich wol die Baugeräthe da und dorten her zusammen getragen; das Gewebe der Spinnen ist deßhalben nicht umso besser, weilen sie die Faden aus sich selbsten spinnet: Und unsere Arbeit um deßwillen nicht desto geringer, weilen wir dieselbige gleich denen Bienen aus andern saugen (auch dieser Vergleich ist ein Zitat; aus Justus Lipsius). Scheuchzer zitiert seine Quellen in der Regel hinlänglich genau, so dass sie mit den modernern bibliothekarischen Techniken gefunden werden können. (Es wäre ein umfangreiches Projekt, die Quellen der ca. 2000 Bilder ausfindig zu machen.) Literaturhinweise speziell zur Illustrationstechnik Scheuchzers: Robert Felfe, Naturgeschichte als kunstvolle Synthese. Physikotheologie und Bildpraxis bei Johann Jakob Scheuchzer, Berlin: Akademie-Verlag, 2003. Jochen Hesse, »Zur Erlauterung und Zierde des Wercks«. Dei Illustrationen der Kupferbibel »Physica Sacra«, in: Urs B. Leu (Hg.) Natura Sacra. Der Frühaufklärer Johann Jakob Scheuchzer (1672–1733), Zug: Achius-Verlag 2012, S. 105–128. Irmgard Müsch, Geheiligte Naturwissenschaft. Die Kupfer-Bibel des Johann Jakob Scheuchzer, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2000 (Rekonstruktion der Künste, Band 4). Erstes Beispiel: Der Vogel Strauß Im 3. Buch Moses (Leviticus), Kapitel 11 ist von den reinen und unreinen Tieren die Rede. Vers 16 wird der Verzehr von Straußenfleisch verboten. Das gibt Scheuchzer Gelegenheit, über diesen Vogel zu schreiben (S. 415): Der Strauß nistet auf der Erde und verschlingt alles, was ihm vorkommt; sein Fleisch und seine Eier sind hart zu verdauen und von schlechter Nahrungs-Krafft, was auf den Magen des Straußes zurückzuführen ist. Hier zitiert Scheuchzer ausführlich Vallisnieris Sektionsbefund eines Straußenmagens: In einem ersten Sack befanden sich allerhand ohne Unterscheid eingeschluckte Sachen, Kräuter, Saamen, Früchte, Stein, Nägel, Strick, Glaß, Müntzen, Bley, Zinn, Kupfer, Beine, Holtz. […] Der Magen-Hebel oder Dauungs-Safft und Säure sey sehr scharff und etzend […]. Die dadurch ermöglichte Verdauung von Stein und Metallen mache das Fleisch ungenießbar, und werde deshalb von der hl. Schrift verboten. Viele Bilder bei Scheuchzer sind so organisiert: • ein Architekturrahmen – der hier das Ei des Straußes enthält – umschließt den sog. • der Bildspiegel, hier eine (nicht bedeutungstragende) Landschaft, in dem der Magen des Straußes liegt; • über den Rahmen gehängt und den Bildspiegel teils verdeckend hängt ein Papier / eine Leinwand, auf der eine Zeichnung, mit der eine andre Ansicht desselben Tiers (hier das Skelett) gezeigt wird.
Nach Ansicht der älteren Zoologie (die Scheuchzer nicht referiert), frisst der Strauß Eisen. Dagegen haben bereits Albertus Magnus (de animalibus, Lib. XXIII, Cap. 24, ¶ 139) und Sir Thomas Browne (1605–1682) in seiner »Pseudodoxia Epidemica« (Book III, Chapter xxii) polemisiert. Literaturhinweis: Thierry Buquet, Can Ostriches Digest Iron? > http://mad.hypotheses.org/131 {Mai 2015} In der Kosmographie des Sebastian Münster (1488–1552; es gibt viele Ausgaben, wir greifen die von 1546 heraus) wird die Geschichte mit Bild kolportiert: So man disen vogel abthuot/ findt man gemeinlich in seinem magen stein vnd etwan eysen/ vnd die soll er verzeren so sie lang bey im geligen.
Dasselbe Bild erscheint in der im selben Verlag erscheinenden deutschen Übersetzung des spätantiken Geschichtsschreibers Diodorus Siculus – allerdings ohne die Geschichte vom Eisen-Fressen, denn hier liegt eine andere Texttradition vor, hier möglicherweise ein authentische Beobachtung:
In der deutschen Übersetzung der Plinius-Teilausgabe ziert ein ein Hufeisen fressender Strauß das Titelbild des Kapitels über die Vögel
Im Text (S. 400) freilich wird Albertus Magnus zitiert: Albertus: Vom Strauß wirt gesagt/ er sol das Eisen fressen/ vnnd Stahel verdöuwen mögen/ aber solchs hab ich noch nit erfahren/ denn wie wol ich vil mal den Straussen Eisen fürgeworffen/ so haben sie es doch nit wöllen fressen/ oder insich schlucken/ aber grosse Bein zuo kleinen stücklin urschlagen/ vnd harte Kißling haben sie verschluckt. In Ulyssis Aldrovandi Ornithologiae, hoc est de avibus historiae libri XII, Tomus I, 1599 hält der Strauß auf S. 591 ein Hufeisen im Schnabel; S. 597 ist ein Skelett gezeichnet, aber ohne Hufeisen. Im Text wird der Bericht von Albertus Magnus zitiert.
In der barocken Emblematik ist die Vorstellung beliebt:
Das Bild des Skeletts stammt aus Gerhard Blasius (1625–1692), Tab. XXXIX, Nr. IV. Warum dieser Anatom es hat durchgehen lassen, dass auf seinem Bild der Strauß ein Hufeisen im Schnabel hält? Oder ist das ein Scherz? Und warum Scheuchzer es hat durchgehen lassen, dass dieses Bild so übernommen wurde? Oder ist das auch ein Scherz?
Antonio Vallisnieri (1661–1730) hat den Magen eines Straußes obduziert und genau beschrieben und mitsamt einem darin steckenden Nagel abgezeichnet. Scheuchzer übernimmt und zitiert das Bild.
Woher mag die Idee des Bildaufbaus mit dem ausgerollten Bild stammen? Ein frühes Beispiel ist Claude Perrault (1613–1688):
Gerhard Blasius kopiert 1681 diese Struktur (Tafel XIV): Eine Anregung mag auch das Buch von Michael Bernhard Valentini gewesen sein:
Zweites Beispiel: Die Herzpumpe Der Psalmvers 33,15 »Er hat ihrer aller Hertzen gestaltet« gibt Scheuchzer Gelegenheit, über das Herz als Objekt der Anatomie zu sprechen. (Der theologische Gehalt des Psalms – es geht hier um das Herz als innerstes Organ, in dem Gott den Menschen erkennt – wird im Bildspiegel nur gerade angetönt, wo ein Mann von einem aus dem Himmel hervorstrahlenden Satz getroffen wird: Gib mir, mein Sohn, dein Hertz – fili mi praebe cor tuum [Sprüche 23,26] und sich ans Herz greift.) Scheuchzer beschreibt (mit Verweis auf die Abbildung unten in der Rahmenzone des Kupferstichs) das Funktionieren einer Feuerspritze mit zwei Zylindern, Ansaug- und Ausgangsventilen. Der Vergleich des Herzens mit einer Pumpe geht zurück auf den Entdecker des Blutkreislaufs, William Harvey (1587–1657, De motu cordis et sanguinis, 1628):
Im Sinne der Iatromechanik wird das Organ hier als eine feinsinnigere Maschine aufgefasst.
Die anatomischen Bilder des Herzens könnte der Arzt Scheuchzer durchaus aus eigener Anschauung beigebracht haben. Hier interessiert das Bild der Feuerspritze. Es ist einer Abhandlung von Giovanni Alfonso Borelli (1608–1679) »De Motu Animalium« entnommen. In der deutschen Bearbeitung von S. H. Schmidt heißt es nach einer ausführlichen Beschreibung der Anatomie: Es
Das Modell erscheint ebenfalls in der berühmten Graphik von Dr. Fritz Kahn (1888–1968) »Der Mensch als Jndustriepalast« (1926):
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Der Popularisator Eberhard Werner Happel (1647–1690)In einem der ersten Hefte seiner Wochenschrift referiert Happel das Buch »Mundus Subterraneus« des Universalgelehrten Athanasius Kircher (1602–1680), der aufgrund bestimmter Beobachtungen annahm, die Meere seien durch unterirdische Ausgänge miteinander verbunden und unter der Erde gebe es reichhaltige Reservoirs sowie ein das Wasser heizendes Zentralfeuer.
Bei Happel ist der ursprünglich zwei Folioseiten große Kupferstich auf einen Holzschnitt im Oktavformat verkleinert: Abbildung der Unter-irdischen Wassergänge und wie ein Theil des Wassers vom Centralischen Feüwer erhitzet werde.
Vgl. ferner auch: Die Bilderwelt in Eberhard Werner Happel, »Gröste Denckwürdigkeiten der Welt« [Link auf eine Website der UZH] |
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ZitatEinfache Übernahme oder mittels Zitat intendierte Aussage? Aeneas fährt mit seinen Schiffen von Sizilien aus Richtung Italien. Die den Trojanern zürnende Göttin Juno lässt Aeolus einen Seestrum entfesseln, der die Flotte teilweise zerstört. Der Aeneas gewogene Gott Neptun glättet die Wogen. Aeneas und Gefährten steuern auf Libyen zu und gelangen nach Karthago. (Vergil, Aeneis I, 50ff. und 124ff.) Sebastian Brant (1457–1521) bringt in seiner reich bebilderten Vergil-Ausgabe (1502) folgenden Holzschnitt zur Szene. (Oben rechts Juno, die Aeolus überredet; links die in alle vier Himmelsrichtungen ausströmenden Stürme; Mitte links Neptun, der das Meer beruhigt.)
Der Forschung ist schon früh aufgefallen, dass die zwei prominent gezeigten Schiffe ziemlich genaue Übernahmen sind aus der Publikation, durch die 1494 die Reise des Kolumbus bekannt wurde – ein Buch, das der damals in Basel lebende Brant mitbetreut hat:
Bernd Schneider plädiert in seinem vorzüglichen Aufsatz dafür, »dass Brant mit der Übernahme der Schiffe auch Parallelen zwischen der Reise des Aeneas von Troja zu den neuen Ufern Italiens und der Entdeckerfahrt des Kolumbus in die neue Welt andeuten wollte.« Man könnte sich indessen auch fragen, woher der Illustrator um 1500 sonst Bilder von Hochseeschiffen hätte bekommen können? (Allenfalls in der Bibel die Arche Noahs oder das Schiff von Jonas; oder das Schiff des Ulisses in der Schedelschen Weltchronik Fol. XLIr). Im 10.Buch, wo Aeneas dann wirklich in Italien ankommt, kommen viele Schiffe vor (Verse 166ff., 219ff., 287ff.), die alle visualisiert werden, aber anders. Auch war Brant von ›kolumbischen‹ Erkundungsfahrten keineswegs begeistert. Im »Narrenschiff«, Kap. 66 Von erfarung aller land schreibt er 1494:
Literatur: Bernd Schneider, ›Virgilius pictus‹. Sebastian Brants illustrierte Vergilausgabe von 1502 und ihre Nachwirkung. Ein Beitrag zur Vergilrezeption im deutschen Humanismus, in: Wolfenbütteler Beiträge Bd. 6 (1983) S. 202–262, bes. S. 219; mit Verweis auf Anna Cox Brinton, The Ships of Columbus in Brant’s Virgil, in: Art and Archaeology 26 (1928), p. 83–86. 94. Wilhelm Tell in der Bibel ? Die Szene mit dem Apfelschuss von Wilhelm Tell wird in der Bilderchronik von Petermann Etterlin (1507) – der frühesten gedruckten Fassung des Stoffs – so dargestellt:
In der Zürcher Bibel von 1531 kommt dasselbe Motiv, deutlich inspiriert vom Bild der Etterlin-Chronik als Initiale zum zweiten Buch der Makkabäer vor (Freundlicher Hinweis von Marcus Benz, Zürich):
Fast alle anderen Initialen in der 1531-er Bibel sind in Fraktur und ohne Bild. Ähnlich in Antiqua plus Bild beispielsweise: Erstes Buch der Makkabäer (A mit dem nicht passenden Bild von Adam und Eva); Historie von Susanna (E mit dem nicht passenden Bild des Salomonischen Urteils), D am Anfang von Jonas, I bei den Propheten Haggäus und Zacharias, Z am Anfang des Lukas-Evangeliums) mit dem nicht passenden Bild der Ähren lesenden Ruth). Insofern als Mattatias der Initiator des aktiven Widerstandes toratreuer Juden gegen die seleukidische Besatzungsmacht ist (1.Makkabäerbuch), und sein Sohn Judas Makkabäus den Aufstand weiterführt (2.Makkabäerbuch), passt der gegen den üblen Landvogt Gessler aufmüpfige Wilhelm Tell freilich nicht schlecht. Vgl. > http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/39633/
• Nutzliche Zeitbetrachtung / fürgebildet Durch Conrad Meÿern [1618–1689] Maalern in Zürich, [erschlossen 1675]; Zehen Jahr:
• An die lernbegierige Zürcherische Jugend auf den Neujahrstag 1805 Von der Gesellschaft auf der Chorherren. 27.Stück — Thema ist, wie die Kinder um 1750 in der Schule und daheim gehalten wurden. Das von Johann Martin Usteri (1763–1827) gezeichnete Titel-Kupfer: Eine Mutter zeigt ihren Kindern ein Neujahrsblatt. Die Kinder schauen das Bild an, die Mutter liest ihnen dazu dann den Text vor. Das Bild-Arrangement ist übernommen; aber noch mehr: In dem Möbel (oberhalb der Köpfe der beiden Kinder) erkennt man ein Bild. Es handelt sich – wie auf dem Kupfer von ca. 1675 – offensichtlich um ein Neujahrsblatt von Conrad Meyer:
Das Bild vom jungen Holz, das noch ›biegsam‹ ist, hat seinerseits ein Vorbild in der Emblematik des 16. Jahrhunderts:
Literaturhinweis zum NJbl 1650: Martina Sulmoni, »Einer Kunst- und Tugendliebenden Jugend verehrt«. Die Bild-Text-Kombinationen in den Neujahrsblättern der Burgerbibliothek Zürich von 1645 bis 1672, Bern: Lang, 2007 (Deutsche Literatur von den Anfängen bis 1700; Band 46), S. 156–164. |
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Vom unsorgfältigen Umgang mit den DruckstöckenDie Illustratoren der Vergilausgabe 1502 zeigen auf mehreren Bildern die Unterwelt, die Vergil im 6.Buch der »Aeneis« schildert. So sind zu Vers VI,295ff. die Unterweltsflüsse Acheron, Cocytus und Styx zu sehen, der Fährmann Charon, der Seelen in seinem Nachen übersetzt; im Hintergrund rechts Aenas in der Begleitung der Sibylle, der dem Palinurus begegnet. Über der Quelle der Unterweltsflüsse das Maul eines riesigen Ungetüms. Die Darstellung mag angeregt sein durch den im Text erwähnten Schlund des Orcus (in faucibus Orci Vers 273), beruht aber wohl auf der gängigen Ikonographie des Höllenschlunds, in den die sündigen Seelen durch Teufel hineingetrieben werden oder aus dem die Abgeschiedenen ein Engel oder Christus hinausführt; vgl. > https://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_Harrowing_of_Hell.jpg > https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0a/Hellmouth.jpg
Das Höllenmaul ist wohl der Anlass dafür, dass der Verleger Grüninger das Bild in Gregor Reischs »Margarita Philosophica« übernommen hat, um das Kapitel De locis infernalibus (Liber undecimus, Cap. xlij) zu illustrieren: Vier verschiedene Orte der Hölle im Gebiet des Leides. Ort und Art der Vorhölle der Väter. …. Grüninger übernimmt das (in seinem Verlag zwei Jahre zuvor erschienene) Bild der heidnisch-antiken Unterwelt tel quel als Bild für die christliche Hölle; und weil es nicht in das kleinere Buchformat (von Quart zu Oktav) passt, sägt er es kurzerhand oben und links ab!
In der Erstausgabe Freiburg: Schott 1503 > dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/reisch1503 Blatt 254b wurde dieses Bild kopiert und neu geschnitten; dabei ist die Personen-Gruppe um Aeneas durch einen Seelen peinigenden Teufel ersetzt, die Flussnamen sind weggelassen, aber seltsamerweise Charon noch mit einer Banderole angeschrieben. (Dieses Bild erscheint dann auch im Druck Basel: Furter 1517). Literatur: Reisch, englische Übersetzung: Sachiko Kusukawa / Andrew R. Cunningham, Natural philosophy epitomised: Books 8-11 of Gregor Reisch’s Philosophical Pearl (1503). Aldershot: Ashgate 2010; S. 300f.. Reisch, deutsche Übersetzung von Otto und Eva Schönberger, Würzburg: Königshausen & Neumann 2016; S. 476f.. Johannes Pommeranz, Die Hölle und ihr Rachen, in: Monster. Fantastische Bilderwelten zwischen Grauen und Komik, Bearb. von Peggy Große, G. Ulrich Großmann, Johannes Pommeranz. Begleitband zur Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum vom 7. Mai bis 6. September 2015, Nürnberg 2015, S.379–405. |
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Zählebige Bild-TraditionenIst ein Bild einmal publiziert, so ist es zählebig, wandert von Buch zu Buch, ja es hält sich im kulturellen Gedächtnis gegen die Empirie. Ein Beispiel sind die Lawinendarstellungen. Die Vorstellung, eine Lawine sei eine riesige Schneekugel, die bergabwärts rollt und alles in sich hineinwickelt, ist falsch. Zum »Theuerdank« (1517) vgl. oben. Hier bingt Unfalo Tewerdannckh in Gefahr, indem er ihn mit der Aussicht auf gute Jagdbeute in die Berge lockt und heimlich einen Diener ausschickt, der mit Schneebällen eine Lawine auslöst. Er befiehlt ihm: So mach von schnee einen pallen | Unnd lass den gmach herab fallen | Das daraus werd eine leenen [Lawine] gross | Dieselb den Helden zuotodt stoss. – Dann: Als der knecht ersach den Tewrn man| macht Er pald ein pallen von schnee | derselbig lieff hinab vnnd ee | Er halben weg geloffen was | wurd der pall von schne so gross/ das | Er het mögen mit der grös sein | Bedecken ein gemeins stetlein …
Johannes Stumpf beschreibt 1547, dass der weiche Schnee im Frühling oft von einem warmen Wind oder durch einen Vogel oder einen Ton bewegt wird, das er anfacht ein wenig rysen/ vnd zestund meeret er sich zuo einem sölichen hauffen/ das er gegen tal laufft/ vnd stoßt vor jm hin grund/ boden/ böum/ erdtrich/ velsen/ vnd alles das er begreyfft/ also das sölicher schneebruch einen gantzen fläcken oder dorff … hinstiesse vnd verdecke. […] Und söliche Schneebruch werdend vom landvolck genennt ein Lowin. — Von einer Kugelgestalt ist im Text nicht die Rede; hingegen zeigt das Bild sie:
Wenn Johann Jacob Wick (1522–1588) über ein Lawinenunglück 1563 berichtet, zeichnet er dieses Bild ab:
Johann Jacob Scheuchzer (1672–1733) kennt die Lawinen sehr genau aus Berichten von Einwohnern der Dörfer, die er auf seinen Bergreisen getroffen hat. (Am bequemsten einsehbar in der postumen Ausgabe: Johann Jacob Scheuchzers, Weyland Profess. der Natur-Lehre und Mathematic / Canonici in Zürich […] , Natur-Geschichte des Schweitzerlandes, Samt seinen Reisen über die Schweitzerische Gebürge. Aufs neue herausgegeben, und mit einigen Anmerkungen versehen von. Joh. Georg Sulzern, Zürich: David Gessner 1746. Erster Theil S. 294–307; Zweyter Theil S. 343-350.) – Ein Text besagt beispielsweise: So fienge sogleich der Himmel an dunckel zu werden, und hat sich gleichsam in einem Augenblick der Schnee von dem Berg gelößt, und nachdem er die Bäume mit den Wurtzeln, Felsen und alles was ihm in den Weg stunde, mit Ungestüme und Gewalt mit sich fortgerissen, […] Die Vorstellung des Schneeballs gebraucht er nicht. Bilder hat er nicht beigegeben. David Herrliberger (1697–1777) exzerpiert Scheuchzer in seinem Buch über die Eidgenossenschaft. Bemerkenswert ist eine kleine Änderung, die er an einem Text von Scheuchzer vornimmt:
Diese Textvariante fördert die bzw. stammt von der Bild-Idee:
Die ›Kenntnisse› werden auch in eine Enzyklopädie übernommen. Aus dem langen Artikel in Krünitz dies: Eine Schnee= oder Berg=Lauwine, ein Klumpen Schnee, welcher von den steilen Bergen rollt, sich im Herabfallen vergrößert, und oft ganze Häuser und Dörfer bedeckt. Und S. 462: Zu der Zeit, da das ganze Gebirge mit frischem Schnee bedeckt ist, werden zuweilen kleine Schnee=Schollen von dem Winde über den Rand der Firne und Schnee=Bänke hingetrieben, rollen sich dann über den Abhang des Gebirges hernieder, und nehmen im Fortwälzen immer zu. Mit ihrer Vergrößerung wächst auch die Macht des Druckes, den sie auf alles, was ihnen in Wege ist, äussern; sie reissen es mit sich fort, oder treiben es vor sich her, bis sie endlich auf einer Ebene stille stehen.
1813 dann ein realistisches Bild:
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Weitere Beispiele:••• Das Meerschwein (Porcus marinus), das von 1537 bis 1578 abgebildet wird und dabei mehrfach das Medium wechselt. (Website der Schweizerischen Gesellschaft für Symbolforschung) ••• Der Kampf zwischen Nashorn und Elefant (Website der UZH) ••• Drei Viertel der Bilder hat Thomas Murner für seine »Narrenbeschwörung« (1512 erschienen) aus dem »Narrenschiff« Sebastian Brants (Erstausabe 1494) umdeutend übernommen. Brant hatte das Druckmaterial bei seinem Umzug von Basel nach Straßburg (1501) dorthin transportieren lassen, wo er 1512 mit dem Drucker Matthias Hüpfuff die letzte von ihm betreute Ausgabe des »Narrenschiffs« anfertigte. Bei Hüpfuff ist auch Murners Buch erschienen. Vgl. dazu
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ErkenntniswertWas erhellt aus der Untersuchung solcher Bildreihen? Man ersieht die – oft unzimperliche – Vorgehensweise von älteren Verlegern. (Heinrich Steiner und Sigmund Feyerabend waren die prominenten Beispiele; der Buntschriftsteller E. W. Happel verfährt ähnlich). Man erkennt die missliche Lage früher Wissenschaftler, die ihre Werke illustrieren wollten, aber nicht immer Bilder nach eigener Anschauung zeichnen konnten und deshalb auf Vorlagen zurückgreifen mussten. (Conrad Gessner und Johann Jacob Scheuchzer waren die prominenten Beispiele). In früheren Zeiten hatte man offenbar für Zuordnungen zu literarischen oder ikonographischen Gattungen ein schwach ausgeprägtes Bewusstsein: Texte und Bilder wurden per ›copy paste‹ gelegentlich auch von einem Werk einer bestimmten Gattung in ein Werk überführt, das wir heutzutage einer anderen Gattung zuordnen würden. (Die Migration von Flugblättern und Ovid- und Aesop-Illustrationen in zoologische Werke sowie die Illustration des sachkundlichen Beitrags über die Simonisten mit dem Bild aus einem Roman waren die prominenten Beispiele). Anhand von Bild-Paaren mit derselben ikonographischen Anlage lässt sich ein stilistischer Wandel gut erfassen; bei kleineren Abweichungen erkennt man auch Missverständnisse. (Die Überarbeitung von Brants Narrenschiff war das Beispiel). Bild-Traditionen sind oft zählebiger als wirkliche Einsichten. (Die Lawinendarstellungen vom Theuerdank bis in die Enzyklopädie von Krünitz waren das Beispiel). |
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LiteraturhinweiseAlfred W. Pollard (1859–1944), Old Picture Books. With other Essays on Bookish Subjects, Methuen 1902; darin: The Transference of Woodcuts in the 15th and 16th Centuries (1896). Arnold Esch, Spolien. Zur Wiederverwendung antiker Baustücke und Skulpturen im mittelalterlichen Italien. In: Archiv für Kulturgeschichte Bd. 51 (1969) S. 1-64. »Meister borgen bei Meistern«, Kulturelle Monatsschrift du, 21. Jahrgang, Mai 1961 [Beiträge verschiedener Autoren] Bernd Schneider, ›Virgilius pictus‹. Sebastian Brants illustrierte Vergilausgabe von 1502 und ihre Nachwirkung. Ein Beitrag zur Vergilrezeption im deutschen Humanismus, in: Wolfenbütteler Beiträge Bd. 6 (1983) S. 202–262. Arnold Esch, Wiederverwendung von Antike im Mittelalter. Die Sicht des Archäologen und die Sicht des Historikers. Berlin 2005 (60 Seiten). Matthias Oberli, Schlachtenbilder und Bilderschlachten. Kriegsillustrationen in den ersten gedruckten Chroniken der Schweiz, in: Anfänge der Buchillustration = Kunst + Architektur in der Schweiz […], Jahrgang 57 (2006), 45–53. Digitalisiert von e-periodica > http://doi.org/10.5169/seals-394330 Jörg Jochen Berns, Künstliche Akzeleration und Akzeleration der Künste in der Frühen Neuzeit (zuerst 1997), in ders.: Die Jagd auf die Nymphe Echo. Zur Technisierung der Wahrnehmung in der Frühen Neuzeit, Bremen: Edition Lumière, 2011, S. 111–135. Reproduktion. Techniken und Ideen von der Antike bis heute. Eine Einführung. Hg. von Jörg Probst. Berlin: Reimer 2011. Nikolaus Henkel, Das Bild als Wissenssumme. Die Holzschnitte in Sebastian Brants Vergil-Ausgabe, Straßburg 1502; in: Stephen Mossman [et al., Hgg.], Schreiben und Lesen in der Stadt. Literaturbetrieb im spätmittelalterlichen Strassburg, Berlin: De Gruyter 2012, S. 379–409. Ariane Mensger (Hg.) Déjà-vu? Die Kunst der Wiederholung von Dürer bis YouTube, Bielefeld: Kerber 2012 (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe 2012 mit 12 wiss. Aufsätzen und einem Katalog von 100 Werken) |
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Erste Fassung online gestellt von P.Michel, Mai 2016; letzte Ergänzungen im Januar 2019. |
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