Persistente Bilder

     
 

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Zählebige Bildtraditionen

Ist ein Bild einmal prägnant formuliert, so kann es persistent, zählebig und oft unreflektiert tradiert werden; es hält sich im kulturellen Gedächtnis, oft auch gegen die Empirie. Man könnte von "Bildschablonen" sprechen.

Wenn zum Bild eine einprägsame Geschichte dazukommt, hält sich die Tradition noch stärker.

SalamanderLawinenDer ForstteufelTellenschussGerichtsszeneOrang-UtangNashorn und ElefantParadiesvogel

Ähnliche Materialien dazu im Kapitel zu den von Buch zu Buch wandernden Bildern.

 
     
 

Der Salamander

Der Salamander hat abenteuerliche Wanderungen durch die Literatur hinter sich: aus der mythologischen Erzählung und vom Reisebericht ins naturwissenschaftliche Werk und ins Emblembuch.

Im Hintergrund muss man eventuell folgende Geschichte dazudenken: Ovid erzählt (Metamorphosen 5,446ff.): Die Göttin Ceres gelangt auf der Suche nach ihrer Tochter Cyane zu einer Hütte, wo ihr eine alte Frau ein Getränk zur Erfrischung reicht. De tritt ein frecher Knabe zu ihr und beschimpft sie. Die Göttin spritzt das mit Gerste vermischte Getränk auf den Spötter, und dieser wird in eine Echse (lacerta) verwandelt; sein Rücken ist davon wie mit verschiedenen Sternen gesprenkelt, wozu sein Name passt: nomen habet variis stellatus corpora guttis (Vers 461).

Holzschnitt von Virgil Solis (1514–1562) aus: PVB. OVIDII NASONIS Metamorphoseon libri XV. In singulas quasque fabulas argumenta, Francofurti ad Moenum MDLXVII.

Plinius (nat. hist. X, lxxxvi 188 ) beschreibt den Salamander als mit einer sternartigen Zeichnung versehen (stellatus). Er ist so eiskalt, dass er durch bloßes Berühren das Feuer auslöscht:

[…] salamandrae, animal lacertae figura, stellatum, […]. huic tantus rigor, ut ignem tactu restinguat non alio modo quam glacies.

Bernhard von Breydenbach (1440–1497) erwähnt das Tier in seinem Reisebericht; lässt es abbilden und sagt dazu: Hec animalia sunt veraciter depicta sicut vidimus in terra sancta (Diese Tiere sind wahrhaftig so gezeichnet, wie wir sie im heiligen Land gesehen haben).

   und vergrößert:

Peregrinatio in terram sanctam, Mainz : Erhard Reuwich 1486.
> https://www.e-rara.ch/zuz/content/pageview/18835061
> http://digital.wlb-stuttgart.de/purl/bsz488893046

sicut vidimus – Das Tier scheint indessen eher eine Visualisierung der Beschreibung zu sein, wie sie zu finden ist in Albertus Magnus († 1280), De animalibus, XXV, xxxv (hg. Hermann Stadler, Münster 1916–1920, Band 2, S.1570): habens faciem compositam ex facie porci et simiae […] ungues hamatos subtili aduncitate (der Kopf halb Affe, halb Schwein; mit einwärts gekrümmten Haken versehene Krallen).

Gregor Reisch († 1525) lässt sich das Tier in seiner Enzyklopaedie 1503 nicht entgehen. Der Salamander entsteht aus dem Wasser, kann aber auch im Feuer leben (Augustin, Civitas Dei 21,4). Plinius sage von ihm (nat. hist. X, lxxxvi, 188), das Tier habe die Gestalt einer Eidechse und lösche Feuer, das es berührt, wie Eis:

Margarita philosophica, Freiburg: Johannes Schott 1503; Lib. IX (De origine rerum naturalium), Cap. v
> http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00012346/image_401
Deutsche Übersetzung von Otto und Eva Schönberger, Würzburg: Königshausen & Neumann 2016, S.372.

Sebastian Münster übernimmt den Druckstock tel quel in seine »Cosmographie«, wo er von den Ländern Asiens spricht: do findt man auch die schlang Salamandra genent/ die im feüwer on schaden oder verletzung gleben mag. Man braucht disse schlang zuo etlichen tüechern/ vnd die werden so werhafft daruon das sie in keinem feüwer mögen verbrennen/ sunder so sie onsauber werden wirfft man sie ein stund in das fewer/ vnnd nimpt sie sauber als werden sie gewäschen on verletzung wider darauß.

Beschreibung aller Lender durch Sebastianum Munsterum in welcher begriffen, Aller völker Herrschafften, Stetten, und namhafftiger flecken, herkommen: Sitten, gebreüch, ordnung, glouben, secten, und hantierung, durch die gantze welt, und fürnemlich Teütscher nation. Was auch besunders in iedem landt gefunden unnd darin beschehen sey. Alles mit figuren und schönen landt taflen erklert, und für augen gestelt. Getruckt zu Basel durch Henrichum Petri anno 1544.
> https://doi.org/10.3931/e-rara-26355

Im selben Verlag erscheint dann das Buch von Conrad Lycosthenes (1518–1561), wo zu Beginn die Rede ist Von vnergründtilchen wunderwercken Gottes/ die er syd angebinn der Welt in seltzamen geschöpffen/ mißgeburten […] den mentschen zur anmhanung/ schrecken […] fürgepracht. Dasrunter kommt auch der Salamander vor; der Holzschnitt ist dem Buch von S.Münster entnommen:

Hier aus der deutschen Ausgabe, Seite xxiij: Woll eben wie ein Heydochß oder ödex/ also istdiser wurm gestaltet […] so gar frostig ist er/ das er das feüwr mit seiner rhuor [lat. tactu; also: Berührung] löschet eben wie yß. Sodann wird seine Gefährlichkeit erwähnt: Er vergiftet alles in seiner Nähe. vnnd mag niemands von seinem gifft gholffen werden/ man esse jn dann selbst.

Wunderwerck oder Gottes unergründtliches vorbilden, das er inn seinen gschöpffen allen, so Geystlichen, so leyblichen ... von anbegin der weldt, biß zu unserer diser zeit, erscheynen ... lassen: Alles mit schönen Abbildungen gezierdt ..., durch Johann Herold ... Verteütscht, Basel: Petri 1557
lateinisch > http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00087675/image_1
deutsch > http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0009/bsb00090910/images/
Reprint Hildesheim: Olms 2007.

1545 wandert der Salamander auch in die zoologische Fachliteratur. Salamandra, ein gifftiger wurm – von ihm findet man gar mancherlei Opiniones oder viler handt widerwertige meinungen bei den alten erkundigern natürlicher ding … – Der Text ist übersetzt aus Albertus Magnus (wie oben).

Thierbuch Alberti Magni. Von Art Natur vnd Eygenschafft der Thierer/ als nemlich von vier füssigen/ Vögeln/ Fyschen/ Schlangen oder kriechenden Thieren/ vnd von den kleinen gewürmen die man Insecta nennet/ durch Waltherum Ryff verteutscht, Frankfurt am Main: Jacob 1545.
> http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00073687/image_299

Conrad Gessner (1516–1565) übernimmt das Bild mit zweifelnden Bemerkungen in die auf Bilder konzentrierte Zoologie »Icones animalium« (1553). 1557 schreibt er an Caspar Wolf (1532–1601, damals in Montpellier), er habe gehört, dass im Languedoc ein Salamander vorkomme, der eine Art Sternchenmuster auf dem Rücken habe. Er bittet ihn, diese Art mit seinem Bild zu vergleichen und, falls sie davon abweiche, eine Zeichnung davon verfertigen zu lassen. (Hinweis bei Urs B. Leu, Conrad Gessner, Zürich 2016; S. 207 und Anm. 880).

In der zweiten Auflage (1560) vermerkt er deutlich: Salamandrae figura falsa. Es sei ein Fake von Unwissenden oder gar Unverschämten:

Icones animalium quadrupedum viviparorum et oviparorum, quae in historiae animalium Conradi Gesneri libro I et II describuntur : cum nomenclaturis singulorum Latinis, Graecis, Italicis, Gallicis, et Germanicis plerunque, et aliarum quoque linguarum, certis ordinibus digestae = le figure de gl' animali quadrupedi d'ogni sorte = les figures & pourtraictz des bestes a quatre piedz de toute sorte, Tiguri: excudebat C. Froschoverus, 1560; pag. 119
> https://doi.org/10.3931/e-rara-10550

Auf der Reise noch ›Ost‹-Indien haben Jan Huygen von Lintschotten und andere 1598/99 auch einen solchen Salamander angetroffen und bald publiziert:

Vierder Theil Der Orientalischen Indien/ In welchem erstlich gehandelt wirdt/ von allerley Thieren/ Früchten/ Obs vnd Bäumen […] Alles mit schönen Kupfferstücken gezieret und an Tag geben durch Johan Dieterich/ und Johan Israel de Bry/ Zu Franckfurt am Mayn: getruckt bey Wolff Richter, M.DC.
> https://doi.org/10.3931/e-rara-52552

In einer (anonym gedruckten) Reisebeschreibung 1606 erscheint der Salamander auf einer Kopie des Holzschnitts von Breydenbach. Angetroffen wurden diese Tiere in Gazara im Heiligen Land!

Viaggio da Venetia al Santo Sepolcro, et al monte Sinai; col dissegno delle città, castelli, ville, chiese, monasterij, isole, porti, & fiumi, che sin là si ritrouano; et vna breue regola di quanto si dee osseruar nel detto viaggio, e quel che si paga da luoco à luoco, sì di dacij, come d'altre cose, Venetia: A de Vecchi 1606.
> https://archive.org/details/viaggiodavenetia00bian/page/n178

Die dargestellten Lebewesen werden im Text nicht behandelt; es besteht nur ein loser Zusammenhang mit dem Thema des folgenden Textes (fiere ch'a noi serebbeno tenute maravigliose in la sopradecta damiata [Damiette, ägyptische Stadt am Mittelmeer]).

Der anonyme Reisebericht wurde im 16. Jh. seit 1518 in verschiedenen Versionen oft gedruckt; vgl. Kathryn Blair Moore, The Disappearance of an Author and the Emergence of a Genre: Niccolò da Poggibonsi and Pilgrimage Guidebooks between Manuscript and Print in: Renaissance Quarterly, Vol. 66, No. 2 (Summer 2013), pp. 357–411.

Das Buch von Edward Topsell (ca. 1572–1625) erschien zuerst 1607. Er zitiert eine riesige Fülle von mythologischen, phantastischen und naturkundlichen Quellen.

Edward Topsell, The history of four-footed Beasts and serpents: Describing at large their true and lively Figure […]. Collected out of the writings of Conradus Gesner and other authors, London: E.Cotes 1658. page 790.
> https://archive.org/stream/historyoffourfoo00tops#page/n5/mode/2up

Der vom Feuer umgebene Salamander ist das Wappentier des Königs François Ier (1494 –1547). Das zur Devise gehörige Motto: Nutrisco et extinguo (Ich ernähre mich [davon] und ich lösche [es] aus) wird gemäß Claude Paradin (1512–1573) so verstanden:

Nudrisco il buono, et spengo il reo.

(In einer späteren Ausgabe steht: «Je me nourris du bon feu, j’éteins le mauvais» … per significare che ardeva per le passioni d'amore, e tanto gli piaecevano, ch ardiva die dire, che si nutriva in esse – um zu zeigen, dass er für die Leidenschaften der Liebe brannte und sich so sehr an ihnen erfreute, dass er sich von ihnen ernährte.

Devises héroiques et emblemes de M. Claude Paradin. Reveues et augmentees de moytie. Avec privilege du Roy. A Paris, chez Jean Millot en l'Ille du Pallais au coing de Harlay vis à vis des Augustins 1614.
> https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k1520792k
> https://archive.org/details/devisesheroiques00parad/page/14/mode/2up

Literaturhinweis: http://expositions.bnf.fr/francoisIer/arret/10.htm

Das Tier überlebt, nur wenig mutiert, in der Emblematik und in der Alchemie.

Bei Joachim Camerarius (1534–1598), in »Symbola et emblemata« Band IV (1604), Nummer 49 zitiert er die antiken Quellen und fasst den Salamander aus alsBild der Beständigkeit.

Hier aus der deutschen Übersetzung: Vierhundert Wahl-Sprüche und Sinnen-Bilder, durch welche beygebracht und außgelegt werden die angeborne Eigenschafften, wie auch lustige Historien und Hochgelährter Männer weiße Sitten-Sprüch. Und zwar Im 1. Hundert: Von Bäumen und allerhand Pflanzen. Im II. Von Vier-Füssigen Thieren. Im III. Von Vögeln und allerley kleinen so wol fliegenden als nit fliegenden Thierlien. Im IV. Von Fischen und kriechenden Thieren. Vormahls durch den Hochgelährten Hn. Ioachimum Camerarium In Lateinischer Sprach beschrieben: Und nach ihm durch einen Liebhaber seiner Nation / wegen dieses Buchs sonderbarer Nutzbarkeit allen denen die in vorgemelter Sprach unerfahren seyn/ zum besten ins ins Teutsch versetzet, Maintz: Bourgeat 1671.

Dieselbe Symbolik hier:

Hier ist der Salamander – der von sich sagt DURABO (ich werde ausdauern) Symbol für die Constantia (Beharrlichkeit, Festigkeit).

Salomon Neugebauer, Selectorum Symbolorum Heroicorum Centuria Gemina …, Francofurti: Iennis 1619.
> http://diglib.hab.de/drucke/405-quod-2s/start.htm?image=00135

Ganz anders wird der Salamander gedeutet im Fürstenspiegel von Diego de Saavedra Fajardo (1584–1648), »Idea de un principe politico christiano« (1640). Die Heuchler [in der span. Vorlage: aduladores] werden mit verschiedenen Naturdingen vergleichen, darunter:

Einen Eydexen [in der span. Vorlage: estelion] mit unterschiedlichen Sternen auf dem rücken gesprengt/ vnd mit einem vergiften bauch wirdt solches in diesem Sinnspruch verglichen. Unter dem mit stern geblümbten deckmantel des eyfers/ mit welchem er seinen bösen zweck bedecket/ komt er vor den Fürsten angestrichen. Daß sol er erstlich wissen/ daß nicht alles/ was gleist/ ein zeichen einer guten Natur ist. Dann in GOTTES Wort bedeutet solches auch den außatz. [Die deutsche Übersetzung verweist auf Leviticus 13,2, wo es heißt, dass ein weisser Fleck auf der Haut auf die Erkrankung mit Lepra hinweisen kann.]

Sub Luce Lues (Unter dem Licht-Glanz die Seuche)

Ein Abriss Eines Christlich-Politischen Printzens, In CI. Sinn-bildern und mercklichen Symbolischen Sprüchen gestelt / von A. Didaco Saavedra Faxardo ... Zu vor auß dem Spanischen ins Lateinisch; nun ins Deutsch versetzt, Zu Amsterdam, Bey Johann Janßonio, dem Jüngern 1655. Emblem XLVII
> http://gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/load/toc/?PPN=PPN766860442&DMDID=DMDLOG_0000

Unter der Bezeichung ›Chamäleon‹ erscheint der Salamander mit derselben Devise – und einer spaßigen französischen Übersetzung – in diesem Emblembuch:

Das Thier Chamæleon. SUB LUCE LUES. Sous le miel le fiel. Gall unter dem Honig

Devises Et Emblêmes Anciennes & Modernes: tirées des plus célèbres auteurs, Oder: Emblematische Gemüths-Vergnügung, bey Betrachtung Sieben hundert und fünffzehen der curieusesten und ergötzlichsten Sinn-Bildern, mit ihren zuständigen Teutsch-Lateinisch-Frantzösisch- und Ital. Beyschriften, Fünffte Außfertigung, Augsburg: Kroninger/Göbel 1704. Tafel 6, Nr. 2.
> http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/offelen1704

Alchemie:

Michaelis Majeri Chymisches Cabinet, Derer grossen Geheimnussen der Natur/ Durch wohl ersonnene sinnreiche Kupfferstiche Und Emblemata, Auch Zu mehrerer Erleuchterung und Verstand derselben/ mit ... Sententien und Poëtischen Uberschrifften/ dargestellet und ausgezieret. [………], Franckfurt: Oehrling 1708.
> http://diglib.hab.de/drucke/nd-773/start.htm?image=00093

Bereits in Michael Maier (1568–1622), Atalanta Fugiens, hoc est, Emblemata Nova De Secretis Naturae Chymica […], Oppenheimii: de Bry 1618. Emblem XXIX = S.125.
> http://diglib.hab.de/drucke/196-quod-1s/start.htm

Bibel:

Unter den unreinen Tieren zählt das Buch Leviticus (3.Mos.) 11, 29/30 fünf Kriechtiere auf (wovon drei nur hier vorkommen, hapax legomenon). Übersetzer tun gut daran, einfach die hebräischen Namen stehen zu lassen: der Zab, die Anaka, der Koach, der Letaah, der Chomet.

Johann Jacob Scheuchzer tut sich schwer, diese mit lebenden Tierarten zu identifizieren. (Ein altes Problem: Dieselbe Tierart heißt in verschiedenen Sprachen anders, und dieselbe Bezeichnung wird für verschiedene Tiearten verwendet.) Zum Tier mit dem hebräischen Namen ’anaqah hat er sich umgesehen, er vermutet: eine Gattung von Eydexen.

Sein Graphiker ist weniger zauderlich und setzt einen gestirnten Feuersalamander ins Bild:

Kupfer-Bibel, in welcher die PHYSICA SACRA, oder geheiligte Natur-Wissenschafft derer in Heil. Schrifft vorkommenden natürlichen Sachen, Deutlich erklärt und bewährt von Joh. Jacob Scheuchzer […]. Anbey zur Erläuterung und Zierde des Wercks in künstlichen Kupfer-Tafeln ausgegeben und verlegt durch Johann Andreas Pfeffel; Augsburg und Ulm: Ch. U. Wagner, 1731–1735; Tafel. CCLXII (Ausschnitt)

Tatsächlich gibt es eine Echse Hardun (Stellagama stellio), das ähnlich aussieht, vgl. diese Bilder:
> https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Stellagama_stellio?uselang=de

 

Nachklang: Goethe, Faust II. – Kaiserliche Pfalz. – Lustgarten (Verse 5989ff.):

Kaiser:
Auf einmal sah ich mich in glühender Sphäre,
Es schien mir fast als ob ich Pluto wäre.
Aus Nacht und Kohlen lag ein Felsengrund,
Von Flämmchen glühend. Dem und jenem Schlund
Aufwirbelten viel tausend wilde Flammen,
Und flackerten in Ein Gewölb zusammen.
Zum höchsten Dome züngelt es empor,
Der immer ward und immer sich verlor.
Durch fernen Raum gewundner Feuersäulen
Sah ich bewegt der Völker lange Zeilen,
Sie drängten sich im weiten Kreis heran,
Und huldigten, wie sie es stets gethan.
Von meinem Hof erkannt’ ich ein und andern,
Ich schien ein Fürst von tausend Salamandern.

> https://de.wikisource.org/wiki/Faust_-_Der_Tragödie_zweiter_Teil

Literaturhinweis:

Artikel "Salamander" von Katja Weidner auf >>> https://www.animaliter.uni-mainz.de/salamander/

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Lawinen

Die Vorstellung, eine Lawine sei eine riesige Schneekugel, die bergabwärts rollt und alles in sich hineinwickelt, ist falsch.

Zum »Theuerdank« (1517) vgl. oben. Hier bringt Unfalo Tewerdannckh in Gefahr, indem er ihn mit der Aussicht auf gute Jagdbeute in die Berge lockt und heimlich einen Diener ausschickt, der mit Schneebällen eine Lawine auslöst. Er befiehlt ihm: So mach von schnee einen pallen | Unnd lass den gmach herab fallen | Das daraus werd eine leenen [Lawine] gross | Dieselb den Helden zuotodt stoss. – Dann: Als der knecht ersach den Tewrn man| macht Er pald ein pallen von schnee | derselbig lieff hinab vnnd ee | Er halben weg geloffen was | wurd der pall von schne so gross/ das | Er het mögen mit der grös sein | Bedecken ein gemeins stetlein …

Quelle: Kaiser Maximilian I, »Theuerdank«, 1517; Bild 36 (Hans Burgkmair) > http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00013106/image_174

Johannes Stumpf beschreibt 1547, dass der weiche Schnee im Frühling oft von einem warmen Wind oder durch einen Vogel oder einen Ton bewegt wird, das er anfacht ein wenig rysen/ vnd zestund meeret er sich zuo einem sölichen hauffen/ das er gegen tal laufft/ vnd stoßt vor jm hin grund/ boden/ böum/ erdtrich/ velsen/ vnd alles das er begreyfft/ also das sölicher schneebruch einen gantzen fläcken oder dorff … hinstiesse vnd verdecke. […] Und söliche Schneebruch werdend vom landvolck genennt ein Lowin. — Von einer Kugelgestalt ist im Text nicht die Rede; hingegen zeigt das Bild sie:

Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten / Landen vnd Völckeren Chronik wirdiger thaaten beschreybung […] durch Johann Stumpffen beschriben […] Zürich bey Christoffel Froschouer M.D.XLVII. Band 2, fol. 285recto > http://www.e-rara.ch/zuz/content/pageview/1527238

Wenn Johann Jacob Wick (1522–1588) über ein Lawinenunglück 1563 berichtet, zeichnet er dieses Bild ab:

[15]63 Was schadens ein schnee löuwin am Gotthart gethon. Am 13 Decemb. ist ein löuwin dahar gefaren, hatt XXVI ross und VII mans personen dahin genommen und verfelt [verschüttet]. Under denen ist xin ein kauffherr von Meyland, sol mer dan 2000 kronen by im gefürt haben.

Wickiana Ms F 15 - Blatt 454 recto > http://www.e-manuscripta.ch/zuz/content/pageview/4674

Johann Jacob Scheuchzer (1672–1733) kennt die Lawinen sehr genau aus Berichten von Einwohnern der Dörfer, die er auf seinen Bergreisen getroffen hat. (Am bequemsten einsehbar in der postumen Ausgabe: Johann Jacob Scheuchzers, Weyland Profess. der Natur-Lehre und Mathematic / Canonici in Zürich […] , Natur-Geschichte des Schweitzerlandes, Samt seinen Reisen über die Schweitzerische Gebürge. Aufs neue herausgegeben, und mit einigen Anmerkungen versehen von. Joh. Georg Sulzern, Zürich: David Gessner 1746. Erster Theil S. 294–307; Zweyter Theil S. 343-350.) – Ein Text besagt beispielsweise: So fienge sogleich der Himmel an dunckel zu werden, und hat sich gleichsam in einem Augenblick der Schnee von dem Berg gelößt, und nachdem er die Bäume mit den Wurtzeln, Felsen und alles was ihm in den Weg stunde, mit Ungestüme und Gewalt mit sich fortgerissen, […] Die Vorstellung des Schneeballs gebraucht er nicht. Bilder hat er nicht beigegeben.

David Herrliberger (1697–1777) exzerpiert Scheuchzer in seinem Buch über die Eidgenossenschaft. Bemerkenswert ist eine kleine Änderung, die er an einem Text von Scheuchzer vornimmt:

  • Scheuchzer berichtet (a.a.O. I, S.303), dass anno 1499 400 Soldaten eines Heeres von einer Lawine eingewickelt worden seien, dass dann aber bald die unter dem Schnee begrabenen Männer einer nach dem andern gleich aus dem Grabe hervorgekrochen …
  • Herrliberger ändert (S.79): nachdeme die durch die Schneeballen verschlungene Männer aus selbiger [Lawine] einer nach dem andern, […] alle wiederum lebendig hervor gekrochen …

Diese Textvariante fördert die bzw. stammt von der Bild-Idee:

David Herrliberger, Neue und vollständige Topographie der Eydgenossschaft, in welcher die in den Dreyzehen und zugewandten auch verbündeten Orten und Landen dermal befindliche Städte, Bischtümer, Stifte, Klöster, Schlösser, Amts-Häuser, Edelsitze, und Burgställe: Dessgleichen die zerstörte Schlösser, seltsame Natur-Prospecte, Gebirge, Bäder, Bruggen, Wasser-Fälle beschrieben, und nach der Natur oder bewährten Originalien perspectivisch und kunstmässig in Kupfer gestochen. Zürich 1754–1773 – Erster Theil, Dritte Ausgabe; Stiche 41 und 42. > http://www.e-rara.ch/zuz/content/pageview/5749776

Herrlibergers Vorlage, eine Zeichnung von Daniel Süringer, ist abgebildet bei Hermann Spiess-Schaad, David Herrliberger, Zürich: Verlag Hans Rohr 1983; S. 78.

Die ›Kenntnisse› werden auch in eine Enzyklopädie übernommen. Aus dem langen Artikel in Krünitz dies: Eine Schnee= oder Berg=Lauwine, ein Klumpen Schnee, welcher von den steilen Bergen rollt, sich im Herabfallen vergrößert, und oft ganze Häuser und Dörfer bedeckt. Und S. 462: Zu der Zeit, da das ganze Gebirge mit frischem Schnee bedeckt ist, werden zuweilen kleine Schnee=Schollen von dem Winde über den Rand der Firne und Schnee=Bänke hingetrieben, rollen sich dann über den Abhang des Gebirges hernieder, und nehmen im Fortwälzen immer zu. Mit ihrer Vergrößerung wächst auch die Macht des Druckes, den sie auf alles, was ihnen in Wege ist, äussern; sie reissen es mit sich fort, oder treiben es vor sich her, bis sie endlich auf einer Ebene stille stehen.

Quelle: Johann Georg Krünitz (1728–1796), Oekonomisch-technologische Enzyklopädie oder allgemeines System der Land-, Haus- und Staats-Wirthschaft in alphabetischer Ordnung, LXVI Theil (1795) Fig. 3962 ist eine Kopie aus Herrliberger, inkl. der Legende: A bezeichnet den Ort, wo sie ihren Anfang nehmen. > http://www.kruenitz1.uni-trier.de/

1813 dann ein realistisches Bild:

Alpenrosen. Ein Schweizer-Almanach auf das Jahr 1813. Hg. [Gottlieb Jakob] Kuhn, [Friedrich] Meisner, [Johann Rudolf] Wyss u.a., Bern / Leipzig: J. J. Burgdorfer / C. Gottl. Schmid

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Der Forstteufel

1531 erscheint ein Flugblatt, das ein in der Nähe von Salzburg gefundenes Tier (Beste) zeigt und (auf französisch) beschreibt — Abbildung bei Ingrid Faust, unter Mitarbeit von Klaus Barthelmess u.a., Zoologische Einblattdrucke und Flugschriften vor 1800, Stuttgart: Hiersemann 1998–2010; Band V, Nr. 760.

Conrad Gessner (1516–1565) bringt im Tierbuch (lateinische Ausgabe 1551) im Kapitel De Satyro die Geschichte vom Forstteüfel, der dannzumal im Bisthuomb zuo Saltzburg/ im Hanßberger Forst beobachtet worden sei. Wiewol dises thier von niemants mer gesehen worden/ dann eben zuo vnsern zeyten/ vnd gefangen im jar nach Christi geburt M.D.XXXI. [… ist es] on zweyfel ein erschrockenliche bedeütliche wundergeburt gewesen. (Forrers Übersetzung 1563) – Er hat es auf dem Flugblatt kennengelernt, das ihm Georg Fabricius samt einer Beschreibung zugesandt hat (Hist. Anim. I, S. 979: Satyrorum historiæ subijciendum duxi monstrum illud, cuius effigiem apposui, quem eximiæ eruditionis & humanitatis uir Georgius Fabricius ex Misnia Germaniæ ad nos misit & simul descriptionem).

Conradi Gesneri medici Tigurini historiae animalium lib. I. de quadrupedibus viviparis. Opus philosophis, medicis, grammaticis, philologis, poëtis & omnibus rerum linguarumque variarum studiosis, utilissimum simul iucundissimumque futurum. Tiguri: apud Christ. Froschoverum, anno 1551, pag. 978 > http://www.e-rara.ch/zuz/content/pageview/627431

Thierbuoch Das ist ein kurtze bschreybung aller vierfüssigen Thieren/ so auff der Erden und in wassern wonend, sampt jrer waren Conterfactur […] durch D. Cuonrat Forer zuo mererem nutz aller mengklichem in das Teütsch gebracht/ vnd in ein kurtze komliche ordnung gezogen. Getruckt zuo Zürych bey Christoffel Froschower im Jar als man zalt M.D.LXIII. fol. XIr > http://dx.doi.org/10.3931/e-rara-5027

Das Lebewesen macht sodann Furore: Conrad Lycosthenes nimmt es selbstverständlich gerne in seine Prodigiensammlung 1557 auf:

Conrad Lycosthenes, Wunderwerck, 1557 (wie oben), zum Jahr 1531, pag. cccclxxxiij.

Johann Jacob Wick (1522–1588) lässt es für seine Prodigiensammlung zum Jahr 1531 aus Gessners Buch abzeichnen, wiewol dises thier von niemands mer gesähen worden, dan eben zuo unseren zyten, und gefangen im iar nach Christi geburt 1531. Er schreibt dem Wesen auf den Leib: o du käzer.

Wickiana F 12 [1560/1561, mit älteren Stücken], fol. 84 > http://www.e-manuscripta.ch/zuz/content/pageview/2604

Transkription des Texts in: Die Wickiana. Johann Jakob Wicks Nachrichtensammlung aus dem 16.Jh., Texte und Bilder zu den Jahren 1560–1571, hg. Matthias Senn, Küsnacht-Zürich: Raggi-Verlag 1975, S. 52.

Pierre Boaistuau übernimmt es in seinen »Histoires Prodigievses« (1568).

Das Wesen wandert auch wieder zurück in die zoologische Fachliteratur: Die Plinius-Übersetzung (1565) bringt das Bild im Kapitel Von etlichen wunderbarlichen Thieren/ die im Mohrenland vnd in India jhr wohnung haben (entsprechend Plinius nat hist VIII,xxx,72ff) als Jungkfrauwaff. Und er zitiert dazu das Emblembuch von Andrea Alciato, wo jener die Sphinx allegorisch auslegt!

Caij Plinij Secundi / Des furtrefflichen Hochgelehrten Alten Philosophi / Bücher und schrifften / von der Natur / art vnd eigentschafft der Creaturen oder Geschöpffe Gottes […] Frankfurt: Sigmund Feyerabend 1565; Seite 128f. > https://books.google.ch/books?id=m3NCAAAAcAAJ

(Noch nicht eingesehen: die Lizentiatsarbeit zum Forstteufel von Philipp Stähli, Universität Zürich 2014.)

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Der Tellenschuss

»Für jede Nation verdichtet sich ihre historische Herkunft in erregenden Geschichten […]. Diese Geschichten haben eine eminente Funktion. Denn sie sind in ihrem Wesen politische Verhaltensanweisungen. […] In ihnen erscheint elementar der politische Wille dieses Landes. [Zur Geschichte von Wilhelm Tell:] Der Gehorsam im Staat hat seine Grenzen. Untertanengeist darf nie überhandnehmen.« (aus: Peter von Matt, »Plädoyer für die Heldensage.« in: NZZ am Sonntag 2. August 2009)

»Ob Wilhelm Tell gelebt hat, weiß man nicht. Aber daß er den Landvogt Geßler umgebracht hat, steht fest.« (Hans Weigel, Lern dieses Volk der Hirten kennen. Versuch einer freundlichen Annäherung an die Schweizerische Eidgenossenschaft, Artemis-Verlag 1962 )

Saxo Grammaticus, Gesta Danorum X,7 (um 1200):

Toko, ein Dienstmann König Harald Blauzahns, rühmt sich, einen Apfel auf einem Pfahl aus angemessener Entfernung mit dem ersten Schuss zu treffen. Der bösgesinnte Herrscher zwingt ihn statt dessen unter Todesandrohung zum Apfelschuss nach dem Kopf des Sohnes. Nachdem Toko den Knaben ermahnt hat, das Zischen des herannahenden Geschosses mit Geduld zu ertragen, stellt er ihn mit abgewandtem Gesicht auf, entnimmt dem Köcher drei Pfeile und trifft mit dem ersten. Vom König zur Rede gestellt, warum er dem Köcher mehrere Pfeile entnommen, da er sein Glück doch nur einmal hätte versuchen dürfen, antwortet Toko mit dem Trutzwort : »Um an Dir das Fehlgehen des ersten Pfeiles mit der Spitze des andern zu rächen, damit nicht meine Unschuld Strafe, Deine Tyrannei Straflosigkeit fände.« (Zusammenfassung von Hans-Peter Naumann)

• Der Rütlischwur und die Tellsgeschichte erscheinen im Weißen Buch von Sarnen (zwischen 1470 und 1472 geschrieben) das erste Mal.

• Die Szene mit dem Apfelschuss von Wilhelm Tell wird in der Bilderchronik von Petermann Etterlin (1507) – der frühesten gedruckten Fassung des Stoffs – erstmals visualisiert.

Petermann Etterlin, Kronica von der loblichen Eydtgnoschaft Jr harkõmen vnd sust seltzam strittenn vnd geschichten, Basel: Michael Furter 1507. Reprint: Olms-Verlag 2011 (Helvetica Rara); Digitalisat
> http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00005062/image_1

(Was bedeutet der prominent ins Bild gestellte abgesägte Baum vorne links?)

• Denselben Druckstock verwendet der Basler Drucker Heinrich Petri in der »Cosmographie« von Sebastian Münster (evtl. schon vorher?) im Kapitel Von den vögten in den ländern Vry/ Schweytz/ vnd wie etliche auß denselbigen vertriben worden: Cosmographia. Beschreibung aller Lender durch Sebastianum Munsterum in wölcher begriffen. Aller völcker Herrschafften, Stetten vnnd namhafftiger flecken / härkom(m)en…. Allenthalben fast seer gemeret und gebessert / auch mit einem zuogelegten Register vil breüchlicher gemacht. Basel, Heinrich Petri, 1546, pag. ccxciij.

Christoffel Froschauer kennt das Motiv und verwendet es in einer Initiale bereits 1523 (nach Paul Leemann van Elck, Die Offizin Froschauer, Zürich 1940, S. 174) und dann seltsamerweise in den deutschen Bibeln 1525 und 1531:

Größe der Initiale: 5 x 5 cm. Man beachte den zweiten Pfeil im Göller und das Boot auf dem Vierwaldstättersee im Hintergrund.

• Im »Büchle, genannt Memorial der Tugend« soll dargelegt werden, dass der Hochmut des Amptman bewirkte, dass der schweitzer bund erweckt wurde; woraus die Sentenz gezogen wird: Darumb wer herrscht durch forcht on lieb/ Der luog das er kain kurzen schieb [aus dem Kegelspiel: das Ziel nicht erreichen].

Der Verleger des »Teütsch Cicero« (von dem das Memorial der Tugend ein Bestandteil ist) – Heinrich Steiner in Augsburg – lässt 1534 das Bild von Hans Leonhard Schäuffelein in Holz schneiden (unten rechts signiert):

Der teutsch Cicero ..., Augspurg, 1534; fol. CXVIII recto > http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00029340/image_235 — Hier aus einer Ausgabe a.d.J. 1540; fol. CXVI.

Das vnschuld waint/ vnd hochmuot lacht/
Hat als man schreibet/ Schweitz gemacht.
Not vnversehlich weg erfint/
Das zaigt die that mit diesem kindt.
Von dem der vatter schiessen solt/
Ein apfel als der Amptman wolt.
Bedrang der Vögt/ die leüt erschreckt/
Vnd ward der Schweitzerbund erweckt
Darumb wer herscht durch forcht on lieb/
Der luog das er kein kurtzen schieb.

Bilder aus dem Buch wurden bald danach neu gezeichnet:

Trogen, Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, CM Ms. 13
> http://www.e-codices.unifr.ch/en/cea/0013/43r

• Die Szene darf selbstverständlich in der Stumpffschen Chronik (erste Exemplare erscheinen 1547) nicht fehlen. Im 4. Buch, 53. Kapitel wird der Anfang der Eydgnoschafft behandelt. Jetzt ist der Hut auf der Stange sichtbar, und im Hintergrund erkennt man (im Stil der narrativen Simultanbilder), wie Tell vom Boot springt und dann in der Hohlen Gasse mit der Armbrust den reitenden Landvogt erschießt.

Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten / Landen vnd Völckeren Chronik wirdiger thaaten beschreybung […] durch Johann Stumpffen beschriben […] Zürich bey Christoffel Froschouer M.D.XLVII. I, fol. 328 verso

Vnd dieweyl der Vogt wol wußt daß Wilhelm ein guoter armbrostschütz was/ und jm seine kinder seer lieb warend/ vnderstuond er durch sölich mittel in zereitzen/ ließ im fürbringen seinen jüngsten sun/ vnd nötiget jn demselbigen einen öpffel ab dem haupt zeschiessen. […] Wilhelm aber stecket noch einen pfeyl hinden in sein göller/ im fürrsatz/ wo er das kind träffe/ alsbald auch den tyrannen zerschiessen.

• Selbstverständlich erscheint das Bild im Tellenspiel von Jacob Ruf (1505–1558) 1545:

Ein hüpsch vnd lustig Spyl vorzyten gehalten zu Vry in dem loblichen Ort der Eydgnoschafft, von dem frommen vnd ersten Eydgnossen Wilhelm Thellen jrem Landtmann: Yetz nüwlich gebessert, corrigiert, gemacht vnd gespilt am nüwen Jars tag von einer loblichen vnd jungen burgerschafft zu Zürich, im Jar als man zalt M.D.XLV., Getruckt zuo Zürich by Augustin Frieß.
> https://books.google.ch/books?id=LCZnUY2qEeEC&hl=de&source=gbs_navlinks_s

In der Ausgabe 1563 erscheint die Szene schon auf dem Titelblatt und dann im Inneren:

Ein hübsch Spyl gehalten zuo Ury in der Eidgnossschafft, von dem Wilhelm Thellen, jhrem Landsmann unnd ersten Eydtgnossen … [o.O.] 1563.
> https://doi.org/10.3931/e-rara-4722

• In der Sammlung von Johann Jakob Wick (1522–1588) erscheint die Szene auch (linke Bildhälfte).

Diß sind die dry ersten Eydgnossen. Tell im Umkreis von Walther Fürst von Vry. Wernher Stouffacher von Schwytz. Arnold im Melchtal von Vnderwalden. Undatierter kolorierter Holzschnitt; Signatur Wickiana PAS II 9/3 (Standort: Zentralbibliothek Zürich)
Kommentar: Wolfgang Harms / Michael Schilling: Deutsche illustrierte Flugblätter Band VII = Die Wickiana II, Tübingen 1997, VII,3

• In späteren Auflagen der Münsterschen Cosmographie (1567; schon früher?) ist das Bild von Hans Rudolf Manuel Deutsch (1525–1571) gestaltet; vgl. die Signatur HRMD. Auch hier im Hintergrund die Szene, wo Tell auf Gessler zielt.

(Hier aus der Ausgabe Cosmographey, Basel: Sebastian Henricpetri 1588, pag. dxxiiij. Reprint im Verlag Konrad Kölbl, München 1977.)

• Miniatur

Wahrhafftiger vnnd grundtlicher Bericht von der hochloblichen Eydtgnoschafft/ wie die anfenglich entsprungen/ vnd von einwonenden Vögten schwärlich und übel gehalten worden, Gedruckt zu Basel durch Lienhard Ostein 1581. (10 Seiten zweispaltig, Knittelverse. Christoph Murer nennt sich als Verfasser im Explicit. Digitalisat: http://dx.doi.org/10.3931/e-rara-25208)

• Scheibenriss von Hans Heinrich Wägmann (1557–1628) 1580:

Tell hat den zweiten Pfeil im Göller!
Oben in der Mitte der Rütlischwur.
In den Zwickelbildern oben: Tell springt von Schiff – Tell erschießt Gessler.

(Figuren im Rahmen: links Personifikation der Justitia; rechts Personifikation der Mäßigung/Temperantia)

> https://www.e-manuscripta.ch/zuzneb/doi/10.7891/e-manuscripta-32842

• Derselbe Maler dann nach 1606 in der Kapellbrücke Luzern:

> https://kapellbruecke.com/hintergruende/dreiecksbilder-kapellbruecke/
hier bei kapellbruecke-dreiecksbild-031

1613 erscheint erstmals das Tellenlied von Hieronymus Muheim (1605–1610 Landschreiber von Uri):

Hier der Druck: Ein schön newes Lied von Wilhelm Tell / durch Hieronymum Muheim von neuwem gebesseret und gemehrt. Im Thon/ wie Wilhelm von Nassawe. Getruckt zu Fryburg in Uchtland/ durch Wihelm Darballey. Im Jahr 1619
> https://www.e-rara.ch/zuz/content/titleinfo/11337062

• Im Geschichtsbuch von Johann Ludwig Gottfried (1584–1633) ist die Szene illustriert von Matthäus Merian d.Ä. (1593–1650):

Joh. Ludov. Gottfridi Historische Chronica, oder Beschreibung der fürnehmsten Geschichten/ so sich von Anfang der Welt biß auff das Jahr Christi 1619 zugetragen. [Auflage:] Frankfurt/Main, M. Merians Erben, MDCLVII; p. 609.

Der Landvogt/ so da zur Stelle war/ fragt ihn/ was er mit dem andern Pfeil hätte thun wollen. Da antwortet Wilehlm Tell gantz freimüthig/ wann ich mein Kind getroffen hätte/ so wolt ich diesen Pfeil in dich geschossen haben.

Im Hintergrund erkennt man die Szene, wo Knechte des Landvogts dem Bauern Melchtal die Ochsen wegnehmen wollen (Schillers Tell I,4); auf dem See das Boot, mit dem Tell weggeführt wird (Schiller IV,1).

Es gibt Auflagen seit 1630; die ZB Zürich besitzt eine aus dem Jahr 1710; hier die Seite:
> https://www.e-rara.ch/zut/content/pageview/13164539

• Das Bild wurde bald vereinfacht kopiert:

Neu-eröffneter Historischer Bilder-Saal, Das ist: Kurtze, deutliche und unpassionirte Beschreibung Der Historiae Universalis, Von Anfang der Welt biß auf unsere Zeiten, in ordentliche und mercksame Periodos und Capitul eingetheilet ... Dritter Theil, Sultzbach: Lichtenthaler 1694 [hier aus der 3.Auflage 1733, S. 611]

• Wappenscheibe von Christow Froschower († 1564); vgl. das Wappen unten.

• Oben links die Szene, wo Baumgarten den Vogt von Wolfenschießen im Bad erschlägt:

Bald darnach buolet bemelter tyrann einem Landmann/ auf Atzelen wonhafft/ umbs weyb/ benötiget sy eins tags inns pauren abwesen/ jm ein wasserbad zemachen vnd zuo jm dareyn zesitzen. Die frauw machet das Bad/ schicket heimlich ein botten nach dem mann/ der eylet vnuerzogenlich zuhauß/ vnd erschluog den Landuogt mit einer Axt im Bad.

Aus: Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten / Landen vnd Völckeren Chronik wirdiger thaaten beschreybung […] durch Johann Stumpffen beschriben […] Zürich bey Christoffel Froschouer M.D.XLVII; Band 2, fol. 194 recto. – Im zugehörigen Bild sitzen zwei Frauen mit dem Vogt in der Badewanne …

Vgl. Schiller, »W.Tell« (1. Akt, 1. Aufzug) , wo Baumgarten berichtet: Und mit der Axt hab’ ich ihm ’s Bad gesegnet.

Hans Kaspar Lang d.Ä. (1571–1645) hat diese Szene separat gezeichnet:

> https://doi.org/10.7891/e-manuscripta-32684

• Oben rechts: Tell grüßt im Vorbeigehen den Hut auf der Stange nicht.

• Hauptbild: Tells zweiter Pfeil ist deutlich sichtbar. Wiederum ein abgesägter Baum (vorne links) wie bei Etterlin 1507.

Jenny Schneider, GLASGEMÄLDE. Katalog der Sammlung des Schwz Landesmuseums, 2 Bde, Stäfa: Gut [1971] Nr. 194.

• Radierung von Conrad Meyer (1618–1689):

ZBZürich, Graphische Sammlung > https://swisscollections.ch/Record/991119152239705501

• Standesscheibe von Appenzell 1643:

Schatzkammer der Schweiz, Zürich: Artemis 1980; Nr. 67.

Das bracht dem Vogt groß widerdriesen
Zwang Dellen das er muoste schießen
Ein Apfel von sym liebsten Kind
Er traf recht dann er was wol besindt

• Auch in diesem Geschichtsbuch für die Jugend von Johann David Köhler (1684–1755) kommt die Szene vor:

Orbis terrarvm in nuce, sive Compendium Historiae Civilis Chronologicum in sculptura memoriali = Die Welt in einer Nuß oder kurtzer Begriff der merckwürdigsten Welt-Geschichte in einer Gedächtnis-hülfflichen Bilder-Lust / ausgefertigt Durch Christoph Weigeln ... Kupfferstechern und Kunsthändlern in Nürnberg / der Kais. Reichs-Post über wohnhafft. Anno 1722. (Das Bild hat die Größe einer Briefmarke)

Johann Melchior Füssli (1677-1736); Neujahrsblatt der Bürgerbibliothek Zürich 1728:

Anlaaß zu der Eidgnössischen Freyheit Ao. 1307

Es heisset nicht umsonst: Zu streng thut selten gut.
    Als Tell nicht hat verehrt den aufgestekten Hut,
Und drum zu einem Schuß, der misslich war, gezwungen,
    Ward er darüber böß, und kam ins Schiff an Band,
Doch alsbald wider los, gar glücklich an das Land,
Da dann Ihm auf dem Vogt der Schuß auch wohl gelungen.
    Ihr Obern! merket hier, daß harte Tyrannei
    Ein Anlaaß mehrentheils zur höchsten Freyheit sey.

> https://www.e-rara.ch/zuz/content/zoom/17729532

• ExLibris von Jacob Troll (Winterthur 1758–1819), Gegner der Helvetik, Mitglied des Grossen Rats von Zürich 1803–1814; vgl. HLS

Kupfer von R. Schellenberg ca. 1780; offenbar hiess sein Haus "zum Tell"; eine Tellstrasse gibt es in Winterthur bis heute.
aus: Agnes Wegmann, Schweizer Exlibris bis zum Jahre 1900, 2 Bände, Zürich: Verlag der Schweizer Bibliophilen Gesellschaft 1933/1937; Nummer 7152.

• Radierung von John Sinck aufgrund des Ölbilds von Antonio Zucchi (1726–1795)

Digitalisat der HAB Wolfenbüttel > https://nat.museum-digital.de/singleimage?resourcenr=1056920

• Auf dem Titelblatt eines Werks über die Schweiz thront die Helvetia; auf dem Podest des Throns:

oben links der Rütlischwur;
oben rechts: der Hut auf der Stange;
unten der Apfelschuss;
oben in der Mitte (die Armbrust weist in die entgegengesetzte Richtung!): die Tötung Gesslers.

Jean-Benjamin de La Borde [1734–1794]; Béat Fidèle A. D. Baron de Zurlauben [1720–1799], [et al.], Tableaux topographiques, pittoresques, physiques, historiques, moraux, politiques, littéraires, de la Suisse, Paris: Lamy 1780-1786. Tome premier
Ausschnitt; das ganze Bild hier > https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8553019q/f10.item

• Detail von der Tür eines bemalten Bauernschranks, Ostschweiz, 1782 (Schweizerisches Landesmuseum, Zürich)

Vors Landvogts aufgestecktem Hutt/
Buckt sich kein Mann voll helden Muth.

Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schranktür_1782_Tell.jpg

• Der französische Geschäftsträger in der Schweiz, Joseph Mengaud, versuchte 1798, die Revolution gegen das Ancien Régime mit diesem (leicht blasphemischen) Text vorzubereiten:

Wilhelm Tell, der du bist der Stifter unserer Freiheit; dein Name werde geheiligt in der Schweiz; dein Wille geschehe auch jetzt bey uns, wie zur Zeit, da du über deine Tyrannen gesiegt hast; gib uns heute deinen Muth und deine Tapferkreit, und verzeihe uns unsere vergangene Erschrockenheit, dass wir so muthlos zugesehen haben, wie man uns unserer Freyheiten nach und nach beraubte, wie auch wir vergeben allen unsern Vögten und Vorstehern, welche alleine die Schuld unserer verlorenen Freyheit gewesen sind, und lasse uns in Zukunft nicht mehr unterdrückt werden, sondern erlöse uns auf immer von allen Arten Sclaverey. Alsdann wird dein bleiben der Ruhm und die Ehre, und uns Schweizern allen die Freyheit und Gleichheit. Amen.

Vgl. > http://www.birsfaelder.li/wp/politik/12-guillaume-tell-und-die-importierte-freiheit-2/

Alexander Trippel (1744–1793), Becherfuss für die Helvetische Gesellschaft (1782):

> https://www.sikart.ch/ImgRenderer.aspx?id=14491503

Vgl.: Rudolf Schnyder, Der Tell der Helvetischen Gesellschaft, ein wiedergefundenes Werk von Alexander Trippel, in: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 41 (1984), Heft 3, S. 193–206.
> http://doi.org/10.5169/seals-168400

• Im Jugendbuch von Leonhard Meister (1741–1811), Helvetische Galerie großer Männer und Thaten für die vaterländische Jugend mit 25 Schellenbergischen Vignetten, Zürich: David Bürkli 1786; Seite 18.

> https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/28981/38

• Das Siegel des Kleinen Rates der Helvetischen Republik (1798–1803) ist nach dem Vorbild des Bechers von Trippel geschaffen:

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Helvetische_Republik

Guillaume Tell. No. I. Dessiné par Charles Abraham Chasselat (1782–1843). Gravé par Noel Jne. A Paris, chez Tessari et Co., Quai des Augustins, No. 25. (um 1810/20)

> http://www.goethezeitportal.de/wissen/illustrationen/friedrich-schiller/wilhelm-tell/chasselat-apfelschuss.html

1829 malt Georg Ludwig Vogel (Zürich 1788–1879) die Szene:

Quelle > https://www.sikart.ch/ImgRenderer.aspx?id=14491739

• Das Blatt von Jean Frédéric Wentzel (1807–1869): Mit diesem zweiten Pfeil duchschoß ich Euch (Schiller) ist von G.L.Vogel inspiriert:

• Titel des (1832 bis 1849 erscheinenden) Wochenblatts für die vier löblichen Kantone Ury, Schwytz, Unterwalden und Zug, hg. Beat Joseph Blunschi »Der freie Schweizer« (Ausschnitt; hier die Fassung aus der Ausgabe vom 14. März 1834):

Wiederum der zweite Pfeil im Köcher! (Man beachte die drei Federn auf dem Hut.) – Danke, Romy, für den Hinweis!

Martin Disteli (1802–1844) im 7. Jahrgang des »Schweizerischen Bilderkalenders für das Jahr 1845«:

(Vor Tell kniet der Großvater Walter Fürst, der den unnatürlichen Versuch verhindern will.) — Der Tell muß den eigenen Schmerz dem Schmerz seines Volks opfern und die Vaterliebe der Vaterlandsliebe unterordnen. (zugehöriger Text dort S. 24ff.)

Detail:

Welchen Zeitgenossen karikiert er in der Gestalt Gesslers? Disteli hat die ungeliebten Zeitgenossen in seinen Karikaturen mit vielen fratzenartigen Gesichtern ausgestattet, das könnte auch hier der Fall sein. Gesslers Buckel und das Gesicht haben indessen Porträtcharakter, so liegt es nahe, dass es eine Verhöhnung einer bestimmten Person ist.

Das Portrait findet sich bereits in einer Handzeichnung, die von Wälchli (Bild 83) auf ca. 1830 datiert wird:

••• Auffallend ist der Hut mit den Federn. Die Helmzimier des Wappens der Habsburger hat einen sog. Pfauenstoß, vgl. hier. Auf den Darstellungen der Schlacht von Sempach zeigt Disteli die Habsburger Krieger mit diesen Federn. — Der Tellenhut über dem Wappen des Aargaus zur Zeit der Helvetik ist allerdings auch mit drei Federn versehen (vgl. hier).

••• Wen karikiert Disteli? Eine Vermutung, die allerdings von Fachleuten nicht geteilt wird: Als Student in Jena nahm Disteli am 28. August 1823 an einer Demonstration gegen den sowohl als Dichter als auch als Aufseher über die Universität verhassten Goethe teil, worauf er von der Uni relegiert wurde und sich noch in die Schweiz absetzen konnte. Disteli muss Bilder des alternden Goethe gekannt haben, die er vorher schon auf die Wände des Karzers gezeichnet hatte, wo seine Mitstudenten inhaftiert waren. (Wälchli S. 20–23).

Die Universität Jena hat die (erhaltenen!) Bilder des Karzers fotografiert:
> https://www.uniklinikum-jena.de/anatomie1/Historischer+Karzer.html

Mehrere der Bilder werden Disteli zugeschrieben, und dieses hier wird als Karikatur Goethes gedeutet:

Hier das (wirkliche) Portrait Goethes von Ferdinand Jagemann (1817; in einem Nachstich um 1820):

 

Exkurs: Der Gesslerhut spielt auch eine Rolle in der Geschichte, die Disteli über seinen Vetter (Urs Josef Hammer 1779–1843) verfassen ließ und illustrierte: Die »Kurze und faßliche Beschreibung der Lebensgeschichte meines Herrn Vetters«, erschien im »Schweizerischen Bilderkalender für das Jahr 1839«, S. 31–36. Hier setzt Disteli einen schrägen Zusammenhang mit dem Tellen-Hut auf der Stange (im an der Wand hängenden Bild):

S.35, Siebentes Kapitel: Dieses Anstoßen eines Vogelfreien Sinnes an die Schranken einer beengenden Wirklichkeit hat der Künstler [gemeint ist Disteli] in der VII. Figur durch jene sehr bezeichnende Scene dargestellt, wo mein Vetter vor dem Balsthaler Gerichte den Hut zu ziehen vergaß und ihm derselbe durch den Weibel abgenommen wird. Wer sich erinnert, daß mein Vetter an der Beresina selbst mit dem großen Kaiser unentblößten Hauptes sprach, der wird ihm den Ausbruch seines ritterlichen Unwillens zu gute halten. Ja , so was ist zu Geßlers und Landenbergs Zeiten nie wiederfahren. Sie nahmen den Leuten die Köpfe, und ließen ihnen den Hut.

Literaturhinweise speziell hierzu:

Gottfried Wälchli, Martin Disteli. Zeit – Leben – Werk 1802–1844, Zürich: Amstutz Herdeg & Co. 1943.

Lucien Leitess / Irma Noseda / Bernhard Wiebel, Martin Disteli: … und fluchend steht das Volk vor seinen Bildern, Olten: Kunstmuseum 1977.

Bernhard Wiebel, "erstechen – erschlagen – erschiessen". Randzeichnungen von Martin Disteli (1802–1844) zu Wilhelm Tell’s zweitem Pfeil. Eine Bildanalyse zum Titelblatt von Distelis Bilderkalender, in: Librarium, Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft Nr. 2/2016, S. 115–126.

 

• Holzstich 1872 von Feldmann del. / Buri & Jeker sc.

Daunter aus dem Tellenlied von Hieronymus Muheim (s. oben bei 1613):

Den Filz wollt’ ich nit ehren,
den aufgesteckten Huot,
verdrosse den Zwingherren,
in seinem Uebermuot.

Er fasst ein Anschlag eitel,
dass ich muset schiessen gschwind
ein Apfel von der Scheitel
mim allerliebsten Kind.

Ich bat Gott um sin Güete
und spannet uf mit Schmerz;
vor Angst und Zwang im Bluete
min väterliches Herz.

Den Pfil kunnt ich wol setzen,
bewahret was der Knab;
ich schoss ihm ohn’ Verletzen
vom Houpt den Apfel ab.

Oswald Schön, Schweizergeschichte in Bildern, Bern: Dalp 1872.

Hier ist die Szene  n a c h  dem gelungenen Apfelschuss dargestellt. Ausschnitt:


Der fröhliche Tell (mit zweitem Pfeil im Gürtel), das Knäblein auf dem Arm – der griesgrämige Gessler mit Pfauenfedernhut unter der habsburgischen Fahne; rechts eine Zwingburg und darunter ein stolzer Falkner – links Bauernhäuser und ein lächlender Landsmann....

• Schulwandbild Apfelschuss (1897) von Karl Jauslin (1842–1904):

https://sammlungen.pestalozzianum.ch/swb-2-440

Warja Lavater (1913–2007) gibt die Geschichte auf diesem Leporello in Pictogrammen wieder (Ausschnitt):

Dazu die Erklärungen:

Zum letzten Bild schreibt sie: So weit die Heldensage. Geschah dies gestern? Heute? Wann? Immer!

Warja Lavater, Tell, Basel/Stuttgart: Basilius-Presse 1962; Fotos von PM.

Im Mai 2022 erscheint eine Briefmarke der Schweizerischen Post CH:

Literatur:

Franz Heinemann, Tell-Iconographie: Wilhelm Tell und sein Apfelschuss im Lichte der bildenden Kunst eines halben Jahrtausends (15.–20. Jahrhundert) mit Berücksichtigung der Wechselwirkung der Tell-Poesie, Luzern: Doleschal / Leipzig: Avenarius [1902].
> http://archive.org/details/bub_gb_N6xMAAAAYAAJ

Das Lied von der Entstehung der Eidgenossenschaft / Das Urner Tellenspiel, hg. von Max Wehrli (Quellenwerk zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Abt. 3, Chroniken und Dichtungen; Band 2, Teil 1), Aarau: Sauerländer 1952. – Abdruck von vier handschriftlichen Fassungen des Lieds und Rekonstruktionsversuch (S. 14–16).

Hans Trümpy, Bemerkungen zum alten Tellenlied, in: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 60 (1965) S. 113–126.     
> https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=bzg-002:1965:65#120

Lilly Stunzi [und andere Autoren]: Tell. Werden und Wandern eines Mythos, Bern / Stuttgart: Hallwag 1973. [reich bebildert]

Hans-Peter Naumann, Tell und die nordische Überlieferung. Zur Frage nach dem Archetypus vom Meisterschützen, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 71 (1975), S. 108–128.
> https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=sav-001:1975:71#122

Weißes Buch von Sarnen; Auszug mit Wortlaut und Übersetzung von Bruno Meyer, Sarnen 1984.
> https://www.ow.ch/dl.php/de/5409b89275813/Text_und_Uebersetzung_Chronik_Weisses_Buch.PDF

Peter Utz, Die ausgehöhlte Gasse. Stationen der Wirkungsgeschichte von Schillers "Wilhelm Tell", Königstein im Taunus: Forum Academicum 1984.

Jean-François Bergier, Wilhelm Tell. Realität und Mythos, München/Leipzig 1990; Neuausgabe 2012.

Rosmarie Zeller, Beispiel Wilhelm Tell oder wie "Wilhelm Tell" zum schweizerischen Nationaldrama wird. In: Friedrich Schiller in Europa. Konstellationen und Erscheinungsformen einer politischen und ideologischen Rezeption im europäischen Raum vom 18. bis zum 20. Jahrhundert, hg. Anne Feler u.a., Heidelberg: Winter 2014, (Beihefte zum Euphorion 76), S.103–120.

Interview mit Peter von Matt > https://www.news.uzh.ch/de/articles/2012/wilhelm-tell-ist-einfach-eine-gute-geschichte.html

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Die Gerichtsszene

Die Übersetzung von Ciceros »De officiis« (zuerst 1531) und Petrarcas Glücksbuch (zuerst 1532) mit denselben Holzschnitten des Petrarcameisters wurden mehrfach aufgelegt; das letztere in 10 Auflagen bis 1620.

Das Bild (Musper Nr. 309) steht sowohl in Officia M. T. C. Ein Buch So Marcus Tullius Cicero der Römer zu seynem Sune Marco. Von den tugentsamen ämptern vnd zugehörungen eynes wol vnd rechtlebenden Menschen […], Augspurg: Steyner 1531 (Fol. XXI verso: Wer strafft auß zoren/ vnuerschuldt / Wirt selten lang/ on rach gedult.) als auch in Franciscus Petrarcha, Von der Artzney bayder Glück/ des guten vnd widerwertigen […]. Augspurg: H. Steyner MDXXXII (2. Buch, Kap. 131 = Fol. CLXII recto: Von einem schendtlichen vnd vnehrlichen Tod).

Es wundert nicht, dass so ein Bild in einem einschlägigen Kontext abgekupfert (oder besser: ›abgeholzt‹) wurde; seitenverkehrt wie bei Kopien üblich, und mit kleineren Änderungen.

• In der ›Carolina‹ darf das Bild nicht fehlen:

Des allerdurchleuchtigsten großmechtigsten vnüberwindtlichsten Keyser Karls des fünfften: vnnd des heyligen Römischen Reichs peinlich gerichts ordnung/ auff den Reichßtägen zuo Augspurgk vnd Regenspurgk/ inn jaren dreissig, vnd zwey vnd dreisssig gehalten/ auffgericht vnd beschlossen. Meyntz: Schöffer 1533.
> > http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10941777-8

Druck 1538 > http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00029453/image_5

• Ein besseres Bild aus einem einzigen Druckstock in einer späteren Ausgabe – offensichtlich inspiriert am Petrarcameister (seitenverkehrt kopiert):

Peinlich Halßgericht. Des Aller durchleuchtigsten Großmächtig sten/ vnüberwindlichsten Keyser Carols des Fünfften/ vnd des Heyligen Römischen Reichs peinlich Gerichts Ordnung/ auff den Reichßtägen zu Augspurg vnd Regenspurg/ in jaren dreissig/ vnd zwey vnd dreissig gehalten/ auffgericht vnd beschlossen. Frankfurt/Main: Nikolaus Basse 1575. > http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001646E00000041 (Es gibt auch weitere Auflagen bis 1609)

• Eine neuerliche Kopie erscheint dann noch 1589:

Abraham Saur, Fasciculus constitutionum de poenis vulgo Straffbuch […] Franckfort am Mayn durch Nicolaum Bassæum 1598. > http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10196568-8

• Johannes Stumpff bringt 1547 ein daran inspiriertes Bild in seiner Chronik I,94recto zum Bauernkrieg 1525 und I,141recto zur Christenverfolgung unter Nero (!):

Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten / Landen vnd Völckeren Chronik wirdiger thaaten beschreybung […] durch Johann Stumpffen beschriben […] Zürich bey Christoffel Froschouer M.D.XLVII.

Beim Vergleich erkennt man auch Qualitäten des Petrarcameisters. (Danke, Romy, für die Hinweise!)

• Johann Jakob Wick (1522–1588) zeichnet das Bild ab zur Illustration seines Berichts Ein Warhaffte Gschicht von einem grossen Mörder in dem 1581 Jar:

Wickiana 1582 > https://www.e-manuscripta.ch/zuz/wick/content/zoom/873683

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Orang-Utang

Der Anatom Nicolaes Tulp (1593–1674), der durch Rembrandts Bild »die anatomie des Dr.Tulp« zur Berühmtheit gelangt ist, fügt am Ende seiner medizinischen Beobachtungen (1641) noch ein Kapitel nicht-medizinischen Inhalts an: Er bespricht den Satyrus Indicus, den Prinz Friedrich Heinrich von Oranien geschenkt bekommen hatte und der von den Einheimischen Orang-outang sive homo sylvestris (Waldmensch) genannt werde. Er beschreibt das Wesen und gibt eine Abbildung in einem Kupferstich.

 

Nicolai Tulpii Observationum medicarum libri tres, cum aeneis figuris, Amsterdam: Elzevir, 1641; Caput LVI; Tab. XIIII
> https://archive.org/details/nicolaitulpiiams00tulp/page/274/mode/2up

Er geht insbesondere auf die Ähnlichkeit bzw. Verschiedenheit mit dem menschlichen Aussehen ein: Die Augen unterscheiden sich nicht von denen des Menschen, aber die Nase ist die eines Affen. Der Orang geht meist aufrecht, er trinkt artig aus einem Becher und geht zu Bette wie ein höfischer Mensch. Vom Kenner Borneos, Samuel Blommaert, hat er auch von der sexuellen Potenz des Orang gehört, der Menschen-Frauen raubt und notzüchtigt – wie man es von der Geilheit der alten Satyrn kenne. Diesen gleiche er überhaupt sehr.

Hier zitiert Dr.Tulp Plinius (der Text zu den satyri entspricht aber nicht genau der Stelle nat. hist. VII, iii, 24): Ein Wesen mit menschlichem Angesicht, aber mit Bocksfüßen (humana effigie & pedibus caprinis), am ganzen Körper behaart, ohne menschliches Gebaren. – Sodann zitiert er die Stelle aus Hieronymus »Vita sancti Pauli primi eremitae« Kap. 8, die er kaum nicht direkt kennt, sondern irgend einer Enzyklopädie entnimmt: da sah er in einem felsigen, rings von Bergen umgebenen Tal ein kleines Menschlein mit einer gekrümmten Nase und Hörnern an der Stirn; der untere Teil des Körpers lief in Bocksfüße aus. – Tulp erwähnt auch dichterische Beschreibungen der Satyrn (Horaz, vgl. Od. II,xix,4) und überlegt dann: Der Orang passt hinsichtlich vieler Eigenschaften zum Satyr, doch hat er keine Hufe, keine Hörner, die beschriebene Behaarung ist anders.

Dann folgert er messerscharf: Entweder gibt es in der Natur keine Satyrn, oder wenn es welche gibt, dann ist dieses Lebewesen ganz gewiss einer (Insumma, vel nullus est in rerum natura Satyrus; vel si quis est, erit procul dubio illud animal. S.278)

Die Unstimmigkeiten zwischen den antiken Beschreibungen und dem empirischen Befund erklärt er so: Plinius habe sich bei seiner Beschreibung von poetischen Fiktionen verleiten lassen, statt neugierig nachzuforschen. Wichtig scheint, dass der Menschen-Affe aus Borneo an eine altehrwürdige Tradition angebunden werden kann.

Das Bild des Orang wandert dann auf das Frontispiz von Tulps Neuausgabe 1672:

Fortunio Liceti (1577–1657) verfasste ein Buch über die missgestalteten Kreaturen. Im Appenix 1665 ist der Satyrus Indicus beigegeben. Anterius undique glaber at ponè hirsutus ac nigris crinibus obsitus. Facies mentiebatur hominem, sed nares simae & aduncae rugosam & edentulam anum.

Fortunius Licetus, De Monstris. Ex recensione Gerardi Blasii. Qui monstra quaedam nova & rariora ex rentiorum scriptis addidit. Editio novissima, iconibus illustrata. Amsterdam, Andreas Frisius 1665.
> https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/liceti1665/0291/image

[= dritte Ausgabe des erstmals 1619 erschienenen Werks; der Orang noch nicht in der Ausgabe De monstrorum caussis, natura et differentiis libri duo, Patavii: apud Paulum Frambottum, 1634]

Hinweis: http://www.booktryst.com/2011/02/monsters-among-us-1665.html

Conrad Gessner (1516–1565) kennt 1563 im Kapitel über die Affen den Orang noch nicht: Thierbuoch Das ist ein kurtze bschreybung aller vierfüssigen Thieren/ so auff der Erden und in wassern wonend, sampt jrer waren Conterfactur: […] Getruckt zuo Zürych bey Christoffel Froschower im Jar als man zalt M.D.LXIII.

1669 erscheint eine teils gekürzte, teils erweiterte Ausgabe mit einem Bild, wo der Indianische Orangoutang, so auß Angola dem Printzen von Oranien geschicket/ und von Tulpio weitläuffig beschrieben wird:

Gesnerus Redivivus, auctus & emendatus. Oder: Allgemeines Thier-Buch […] Anjetzo aber / nach dem Lateinischen Exemplar von neuem übersehen … verbessert … auch mit mehr als 100. Figuren außländischer Thieren und deren Beschreibung erweitert durch Georgium Horstium, Franckfurt am Mayn: Wilhelm Serlin, 1669.

Der niederländische Geograph Olfert Dapper (1636–1689) beschreibt das Tier Quojas Moraour im Königreich Jlamba [?], welches von den Indiern Orang-autang, das ist/ Buschmann oder Waldmensch genennet/ und gleichesfalls im Königreiche Quoja, und auf der Insel Borneo in Ost-Indien gefunden wird. Dann folgt er dem Bericht von Tulp und verwendet auch dessen Bild:

Olfert Dapper, Umbständliche und Eigentliche Beschreibung von Africa, Und denen darzu gehörigen Königreichen und Landschaften/ als Egypten/ Barbarien/ Libyen/ Biledulgerid/ dem Lande der Negros/ Guinea / … Amsterdam: Meurs, 1670 [erschienen 1671] S. 583.
> http://diglib.hab.de/drucke/cd-4f-17/start.htm

Johann Jacob Scheuchzer (1672–1733), der sein (angelesenes) enzyklopädisches Wissen anlässlich von mehr oder weniger passenden Bibelstellen anbringt, hat bei der Erwähnung von Esau Gelegenheit, über den Orang zu sprechen. Bibeltext Genesis 25,25: Esau war röthlich, ganz rauch wie ein Fell.

Scheuchzer: … nicht anderst als die Satyri von denen Poeten beschrieben werden. – Man müsse annehmen, dass die den Menschen ähnliche Affen und Meer-katzen von denen Alten [Plinius] für Satyren angesehen worden. Dann vergleicht ihn Scheuchzer mit dem Orang Outang, der von N. Tulpius in den Observationes Medicae 1641 beschrieben worden ist; von dort her bezieht er die Beschreibung und das Bild des Tiers, das er neben dasjenige von Esau setzt.

Kupfer-Bibel, in welcher die physica sacra, oder geheiligte Natur-Wissenschafft derer in Heil. Schrifft vorkommenden natürlichen Sachen, Deutlich erklärt und bewährt von Joh. Jacob Scheuchzer […]. Anbey zur Erläuterung und Zierde des Wercks in künstlichen Kupfer-Tafeln ausgegeben und verlegt durch Johann Andreas Pfeffel; Augsburg und Ulm: Ch. U. Wagner, 1731–1735. Erste Abtheilung (1731) S. 102ff. und Tab. LXXXIV

In der Reisebeschreibung von John Atkins, A Voyage to Guinea, Brasil, and the West-Indies 1735 findet sich noch kein Bild des Orang. Hingegen wird in der 1749 erschienenen deutschen Übersetzung von Johann Joachim Schwabe das Bild aus Tulp übernommen und angeschrieben mit Bavian aus Angola, welcher dem Prinzen von Oranien Friedrich Heinrich geschenkt worden. (Das war das Tier, das Tulp beschrieb).

Die Legende auf S.263 spricht vom Orang Outang, der dann und wann in Guinea hin und wieder, und in Ostindien in der Insel Borneo gefangen wird.

Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Lande; oder Sammlung aller Reisebeschreibungen, welche bis itzo in verschiedenen Sprachen von allen Völkern herausgegeben worden, und einen vollständigen Begriff von der neuern Erdbeschreibung und Geschichte machen : Worinnen der wirkliche Zustand aller Nationen vorgestellet, und das Merkwürdigste, Nützlichste und Wahrhaftigste in Europa, Asia, Africa und America ... enthalten ist. Mit nöthigen Landkarten ... und mancherley Abbildungen der Städte, Küsten, Aussichten, Thiere, Gewächse, Kleidungen ... versehen / durch eine Gesellschaft gelehrter Männer im Englischen zusammen getragen, und aus demselben und dem Französischen ins Deutsche übersetzet Band 4), Leipzig: bey Arkstee und Merkus 1749.
> https://digital.lb-oldenburg.de/vd18/content/titleinfo/600266
> https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/schwabe1749bd4

Georges Louis Leclerc de Buffon (1707–1788) beschreibt in seinem den Affen gewidmeten Band 14 seiner »Histoire naturelle, générale et particulière, avec la description« (1766) p. 72 unter dem Orang die Jocko genannte Affenart; das ist eine andere Tradition, vgl. > https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k1067258w

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Nashorn und Elefant

Dazu das Kapitel auf der Website hier (Universität Zürich)

Der fuß-lose Paradiesvogel

Dazu das Kapitel auf der Website hier (Gesellschaft für Symbolforschung)

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