![]() |
![]() |
![]() |
Topographische Karten |
Paul Michel – Johannes Depnering – Marc Winter – Christian Noetzli Visualisierung von Wissen – KartographieProblemstellung Landkarten sind höchst eindrucksvolle Visualisierungs-Leistungen. Jede geographische Karte ist ein Modell der ›Realität‹, das heißt – allein schon wegen der geometrischen Umsetzung von der Kugelgestalt auf die Fläche (vgl. 1a) – nicht eine schlichte Abbildung, sondern durch die Instanz der Graphiker geleistete Interpretation (insofern das Interessierende hervorgehoben, anderes vereinfacht oder weggelassen wird) sowie Kommunikation mit dem Benutzer (der dazu die verwendete Darstellungstechnik und die verwendeten Signaturen kennen muss). Wir müssen uns vorstellen, dass vor der Montgolfière (1783) niemand die Erdoberfläche schwebend von oben gesehen hat. (Hohe Berge hat man kaum je bestiegen; 1786 Erstbesteigung des Mont Blanc). Erd-Erkundung geschah mittels Er-Fahrung (mittelhochdeutsch varn = sich von einem Ort zum andern bewegen). Werden solche Beschreibungen zweidimensional zusammengefügt, spricht man von ›hodologischen‹ (von griech. hodós = Weg) Räumen. Die Bestimmung des momentanen Standpunkts ist schwierig; markante Geländeformen helfen dabei. Ebenso die Bestimmung von Wegzeiten. Man kann jeweils nur éinen Weg gehen, nicht simultan ein Netz begehen, das heisst: Um ein Ort-Weg-Netz zu erhalten, müssen verschiedene Reisebeschreibungen miteinander abgeglichen werden. Erst wenn ein Netz konzipiert ist, kann die Umsetzung in eine Graphik sinnvoll erfolgen. Übersicht (1) Grundlagen
(2) Techniken zur Verfertigung von Landkarten
(3) Geschichte der Kartographie im Abriss (4) Landkarten sehen in verschiedenen Ethnien / Kulturen anders aus (5) Landkarten werden mit geologischem, politischem, statistischen oder anderem Daten-Material zusammen verbunden. Dabei lassen sich grob folgende Haupttypen unterscheiden:
(6) Es gibt Topographien, die nicht geographische Räume abbilden. (7) Fiktionale Karten. Vgl hierzu das Projekt: www.symbolforschung.ch/Phantastische_Landkarten
(8) Karten, die nicht im modernen Sinne der geographischen Orientierung dienen (9) Kartenkonstrukt zur Erklärung der geographischen Semantik (10) Hinweise auf Fachliteratur und Links im Web |
||
(1) Grundlagen(1a) ProjektionenEinführung: Je nach Verwendungszweck ist es klüger, eine winkelgetreue Projektion zu verwenden (für den Artilleristen, der genau zielen will) oder eine flächengetreue (für den Agronomen, der wissen will, wie groß die Anbauflächen sind). Beides kann man nicht gleichzeitig auf einer flachen Landkarte haben. Winkelgetreue Projektion [P.M.] Bevor man mittels Chronometern die geographische Länge eines Orts präzis ermitteln konnte (erst um 1750), mussten Seefahrer den Kurs mit dem Kompass bestimmen können. Am liebsten fuhren sie vom Start zum Ziel auf einem konstanten Kurs (Fachwort hierfür ist: sie folgten einer Loxodrome). Dazu brauchten sie winkelgetreue Seekarten. Auf dem Globus nehmen die Abstände der Meridiane (= die Kreise, auf denen alle Orte zur gleichen Zeit Mittag ›meridies‹ haben) voneinander gegen die Pole hin ab. (An den Polen sind sie dann gleich null.) Soll die Landkarte winkeltreu sein, müssen die Meridiane in Parallele gebracht werden und die Abstände der Breitengrad-Kreise entsprechend gegen die Pole hin immer mehr vergrößert werden. Gerhard Kremer, genannt Mercator (1512–1594) hat diese Projektion propagiert und die herzförmige ptolemäische Weltkarte in seiner Weltkarte 1569 so umgezeichnet. In der dritten Legende seiner Weltkarte von 1569 »Inspectori Salutem« beschreibt Mercator im ersten Abschnitt seine Projektion. Er sagt, die bisherige Methode der Zeichnung der Meridiane sei für die Schiffahrt nicht geeignet (inidoneae sunt) und erklärt seine neue winkelgetreue Karte.
Die winkelgetreue Projektion hat Auswirkungen auf die Flächendarstellung: die zu den Polen hin liegenden Gebiete erscheinen größer als die in der Nähe des Äquator liegenden. Die Insel Grönland (2,2 Mio. km²) ist dabei fast so groß dargestellt wie der 14 mal größere Kontinent Afrika (30,3 Mio. km²). Weil die sog. ›Dritte Welt‹ gerade um den Äquator herum liegt, erscheint sie viel zu klein im Verhältnis zu den ›entwickelten Ländern‹ im Norden. Otto Neurath hat die Verzerrungen herausgestellt, in dem er einen Menschen (dessen Proportionen wir ja kennen) so karikierte. Die Graphik macht dadurch, dass sie von einem alltäglichen Phänomen (Figur eines Menschen) ausgeht, die Verzerrung viel deutlicher sichtbar, als es anhand des Originals (Erdoberfläche) verdeutlicht werden könnte:
Flächengetreue Projektion
Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Mollweide-Projektion Hinweise:
|
||
(1b) Darstellung der Höhen-DimensionDie dritte Dimension kann nicht einfach durch eine Projektion der Erdoberfläche auf die Karte visualisiert werden. Dazu werden zusätzliche Techniken verwendet. (Die gezeigten Typen sind nicht historisch geordnet.) Maulwurfshügel-Darstellung:
Die Maulwurfshügel bilden keine individuellen Berge ab, sondern sind ›Berg-Formeln‹ (ähnlich wie die Augen in Gesichtern auf Holzschnitten der Inkunabelzeit). Historisch verschwinden die Maulwurfshügel spät. Noch Johann Jacob Scheuchzer verwendet sie 1710 beispielsweise auf seiner Karte des Toggenburgs, das er auf der 8. Bergreise kennengelernt hat. (Die Szene rechts ist wohl fantastisch.)
Axonometrische Perspektive:
[J. D.] Die Weltchronik von Hartmann Schedel erschien im Jahre 1493 in einer lateinischen und einer deutschen Version. In ihr wird die Geschichte der Welt in sieben Weltzeitaltern beschrieben und für das 15. Jahrhundert einmalig reich mit 1804 Holzschnitten von 645 Holzstöcken illustriert. Berühmtheit erhielt die Chronik insbesondere wegen ihrer Städteansichten. Einige dieser Illustrationen sind erfunden und wurden zum Teil mehrfach für verschiedene Städte verwendet, andere dagegen sind von hoher Authentizität und basieren auf zeitgenössischen Vorlagen. Dem Holzschnitt von Genua kommt eine besondere Bedeutung zu, da er – ebenso wie die Abbildung von Rom – aus dem Supplementum chronicarum (1486) des Jacobus Phillipus Foresti da Bergamo entnommen wurde. Der Hafeneingang mit den beiden Leuchttürmen, die Anlegestellen, die Kathedrale San Lorenzo, der Palazzo Ducale und andere wichtige Gebäude der Stadt sind hervorgehoben. Bemerkenswert ist die gewählte Perspektive. Um die charakteristischen Gebäude gleichzeitig sichtbar abbilden zu können und somit zur Identifikation der Stadt beizutragen, ist die axonometrische Perspektive (speziell: Kavaliersperspektive*) notwendig, in der auch die dritte Dimension ins Bild kommt. Sie findet sich daher auch bei sämtlichen anderen Stadtansichten der Schedelschen Weltchronik sowie in weiteren Schriften dieser Zeit. [P.M.] Jos Murer beschreibt 1547, wie er die Planvedute von Zürich gezeichnet hat. Er hat zunächst die Straßen und Gassen nach Weite, Breite und Länge nach ordenlichem bruch [Brauch] der Geometrie vermessen und aufgerissen [reissen ist etymologisch verwandt mit engl. to write, von germanisch writan ›ritzen‹]. Dann die Gebäude nach contrafiert, d.h. abgezeichnet. Schließlich beides zusammengefügt. (*) Der Ausdruck ›Kavaliersperspektive‹ erklärt sich so: Die Vedute sieht aus, als sei sie von einem ›Kavalier‹ ( in der Sprache der Festungsbauingenieure eine erhöhte Geschützstellung in der Stadt) aus gezeichnet. Seit 1948 publiziert der Bollmann-Bildkarten-Verlag (Braunschweig) solche Karten von Städten; hier wird zusätzlich mit einer Überhöhung der dritten Dimension von 1,5 bis 1,8 gearbeitet. Aspektive:
[J. D.] Das Beispiel zeigt einen von Büschen und Bäumen umgebenen Teich. Die beiden Personen, die mit ihren Amphoren Wasser holen, sind – ebenso wie die Wasserpflanzen – von der Seite abgebildet. Der Teich selbst ist von oben als Quadrat dargestellt. Büsche und Bäume sind in zwei Reihen um den Teich herum so angeordnet, dass ihre Strünke und Stämme in Richtung des Teiches zeigen. Objekte und Figuren überlappen sich gegenseitig kaum. Grundlage dieses originären Abbildungsstils war die optische Betrachtungsweise der Ägypter. Im Gegensatz zu einer automatischen Zusammenschau erfassten sie die Einzelteile eines Bildes schrittweise nacheinander. Der Künstler wählte daher eine ›gerade‹, d. h. frontale Ansicht, um die einzelnen Elemente möglichst gut erfassbar zu machen. Im Gegensatz zu einer perspektivischen Darstellung war das Ziel nicht, auf einer zweidimensionalen Zeichenfläche Raumtiefe zu illusionieren. Die Teile eines Gegenstandes werden so vollständig wie möglich wiedergegeben, ohne dass dabei eine perspektivische Verkürzung oder Verschiebung des Sichtwinkels die Form oder Grösse verändert. [P.M.] Die Technik ist keineswegs auf Alt-Ägypten beschränkt. Der Graphiker der Illustrationen von Claudius Aelianus (2./3. Jh.), Opera, quae extant, omnia. Zürich, Gesner 1556 verwendet aus demselben Grund diese Technik der Raumdarstellung für die Visualisierung einer Heeresformation mit vierfacher Front. Das Bild wandert dann weiter zu Bernard de Montfaucon (1655–1741), L’antiquité expliquée et représentée en figures und dann zu dessen deutscher Zusammenfassung (1757):
Johann Jacob Scheuchzer (1672–1733) wollte aus der Naturbeobachtung zeigen, dass die Gesteine, die sich nach der Sintflut ablagerten, durch den Willen Gottes wieder erhoben wurden und wiederum eingesunken sind. Das erkenne man gut an der sichtbaren Schichtung beispielsweise am Urnersee. Er gibt simultan beide See-Ufer wieder, so dass die Bergwände wie umgeklappt erscheinen:
Schraffierung / aequidistante Höhenkurven / Beleuchtung:
Schraffen: Der Geodät Johann Georg Lehmann (1765–1811) stellte (1796) ein auf senkrechte Beleuchtung und auf Böschungswinkel von 5, 10-45° Steigung basiertes System der Schraffierung auf. Lehmann wollte damit erreichen, dass man aus dem Verhältnis der Strichdicke zum weißen Zwischenraum den Neigungswinkel auf ca. 5° schätzen könne, und dass die Lage der Schraffen den Wasserlauf andeute, indem dieselben senkrecht auf den Horizontalkurven aufstehen sollten, die aber nach der Zeichnung wieder entfernt wurden (nach: Meyers Lexikon a.a.O. S. 112). Der dänische Offizier L. J. Binzer (1746–1811) propagiert 1802 die Technik von Schraffuren. Hier schön dargesltellt im Vergleich mit den Bergen im Schnitt:
Die Technik der Höhenlinien wurde v.a. in Frankreich entwickelt, vgl. Jean-Louis Dupain-Triel, Recherches géographiques sur les hauteurs des plaines du royaume, sur les mers et leurs côtes presque pour tout le globe et sur les diverses espèces de montagne, Paris 1791. Eine weitere Möglichkeit ist die Einfärbung entsprechend der Höhe: Beleuchtung / Schattierung: Hans Conrad Gyger (1599–1674) gibt die Höhen auf den (für militärische Zwecke konzipierten) Karten seit den 1640er Jahren in reiner Aufsicht mit Schatten-Modellierung wieder. Das Licht kommt von Süden.
[Ch.N.] Die sogenannten ›Dufourkarten‹, die Guillaume Henri Dufour (1787–1875) ab ca. 1840 in seinem »Bureau topographique« in Genf anfertigte, stellen einen Meilenstein in der europäischen Kartographie-Landschaft dar. Als Nova führte Dufour die in Kupfer gestochenen ›Schattenschraffen in Schrägbeleuchtung‹ sowie eine sehr einheitlich wirkende Schrift- und Signaturgebung ein. Als Beleuchtungsrichtung wurde ein Winkel aus Richtung Nord-West gewählt, was in natura nicht einmal an Hochsommerabenden vorkommen kann. Der Effekt der Dreidimensionalität entsteht durch eine deutliche Verdichtung der Schraffen, je abgeschatteter das jeweilige Gelände-Element ist. Für das Auge des Betrachters wirken die dargestellten Landschaften so ungemein plastisch und authentisch.
Ein späterer Nachfolger Dufours war Eduard Imhof (1895–1986). Er verfeinerte die Schattenschraffen, indem er die Geländeschummerung einführte, die sich unterdessen auch international bei der Kartenerstellung durchgesetzt hat. Hier wurden – früher mit zeichnerischen Mitteln wie Schummer-Stift und Spritzpistole – die Schraffen durch Schattierungen ergänzt. Im Gebirge, wo auf Landkarten diese Effekte besonders schön sichtbar sind, spricht man in Kartographie-Kreisen von der ›Schweizer Felsmanier‹.
Anaglyphenbild: Die erste Auflage von Eduard Imhof, Gelände und Karte, Erlenbach 1950 enthielt als Tafeln 1 – 8 Anaglyphenbilder von typischen Landschaftsformen; im Buchdeckel lag die Brille mit den farbigen Folien, die eine dreidimensionale Erscheinung bewerkstelligt. Relief: Eine realistische Umsetzung der dritten Dimension stellt das Geländemodell dar. – Das älteste Landschaftsrelief ist erhalten: In den Jahren 1762–1786 erarbeitete Franz Ludwig Pfyffer (von Wyher; 1716–1802) ein Relief der Region um den Vierwaldstättersee. (25 Quadratmeter = 6,7 x 3,9 m; ohne künstliche Überhöhung). Hinweis: http://www.terrainmodels.com Pseudo-Relief: Diese Karte tut so, wie wenn sie die Fotografie eines Reliefs wäre.
Spezialliteratur: Karl Peucker (1859–1940), Schattenplastik und Farbenplastik. Beiträge zur Geschichte und Theorie der Geländedarstellung, Wien: Artaria 1898. Eduard Imhof, Gelände und Karte, Erlenbach: E.Rentsch 1950; Kapitel »Darstellung der Geländeformen« S. 87–100. |
||
(1c) Stilisierungen, Detailtreue, AkzentuierungenKeine Landkarte kann alles visualisieren, das wäre ja ein Nachbau der Erdoberfläche. Jede Karte abstrahiert, lässt die im Sinne ihrer Funktion unwichtigen Details weg und fokussiert auf das Interessierende. ••• Die wichtigsten graphischen Umsetzungsmittel sind: Punkte, Linien, Pfeile, Schraffuren, Farben (vgl. auch das Kapitel über Linien).
••• Die Detailtreue ist rein abbildungstechnisch gesehen abhängig vom Maßstab. Das Bild für einen größeren Kartenmaßstab einfach zu verkleinern taugt nicht, man muss es vereinfachen. Eduard Imhof zeigt hier sechs Mal die Stadt Bern in verschiedenen Maßstäben (1 : 10'000 bis 1 : 500'000):
••• Besonders interessierende Eigentümlichkeiten werden mit entsprechenden Mitteln hervorgehoben (z.B. Waldflächen grün; Hauptstraßen überdimensional dick). Für besondere Verwendungszecke (z.B. in der Werbung) werden bestimmte Gebäude gerne eigens markiert (z.B. alle Hotels in NN).
Stabkarten Die Bewohner der Marshallinseln benutzten Stabkarten als Hilfsmittel, um ihre Auslegerkanus sicher zwischen den Inseln zu navigieren.
[J. D.] Die Distanzen zwischen den einzelnen Inseln sind zwar gering, da es sich jedoch um niedrige Atolle handelt, sind sie von einem Kanu aus nur aus wenigen Meilen Entfernung sichtbar. Um sich jedoch auf dem Ozean zurechtzufinden, nutzten die Einheimischen ihr Wissen darüber, wie die Inseln die Dünung des Pazifiks verändern und brechen. Zur Abbildung dieser Muster entwickelten sie das in der Geschichte der Kartographie einmalige System der Stabkarten. Die Stabkarten wurden aus den Rippen von Palmwedeln hergestellt, die mit Kokosfasern verbunden eine Art Rahmenstruktur bildeten. Die Anordnung der Stäbe verweist dabei auf die Meeresdünung und nicht – wie oft fälschlicherweise angenommen wurde – die Strömung. Muscheln (oft Kaurimuscheln), die an den Rahmen gebunden wurden, oder auch die verknoteten Verbindungspunkte von zwei oder mehreren Stäben, markierten die Lage der Inseln des Archipels. Die Karten lassen sich in drei Kategorien einteilen. Die sogenannten mattang wurden zur Ausbildung der Navigatoren verwendet. Sie stellen weitgehend standardisierte Modelle mit idealisierten Formen dar, an Hand welcher die Prinzipien des Wechselspiels von Land und Dünung unterrichtet wurden. Die meddo und rebbelib bilden nicht nur die Lage der Inseln, sondern auch die Richtung der Hauptdünungen ab, deren Biegungen um die jeweiligen Inseln und Überkreuzungen und die Entfernung, aus welcher eine Insel vom Boot aus erkannt werden kann. Die meddo stellen eine Teilregion innerhalb einer der beiden Inselketten dar, die rebbelib dagegen bilden die meisten oder alle Inseln einer Kette ab, oder sogar das gesamte Archipel. Die Stabkarten unterwerfen ihre Objekte einer sehr starken Schematisierung, was nicht zuletzt auch Resultat des verwendeten Materials ist. Das Wissen über ihre Machart und Benutzung wurde nur mündlich tradiert und die einzelnen Karten wurden oft sehr individuell gestaltet. Entsprechend lange kam es in der Forschung daher zu Fehlinterpretationen, da die Karten für Aussenstehende nicht nur wenig Bedeutung besitzen, sondern auch in ihrem Inhalt kaum erfassbar sind. So wurden die Stabkarten auch nicht wie die eines europäischen Navigators verwendet, um Fahrtrichtungen, Positionen und Lagerstätten zu kartieren und um unterwegs Landformen identifizieren zu können. Die Karten verblieben vielmehr ständig an Land, und die für die Überfahrt notwendige Information wurde vorab vollständig im Gedächtnis gespeichert. London Underground Tube Map
[J. D.] Eine stark schematisierte Karte stellt die London Underground Tube Map dar. Ziel der hier vorgenommenen Vereinfachung war die schnellst- und bestmögliche Lesbarkeit, gerade auch für erstmalige Benutzer. Urheber der schematischen Karte der Londoner U-Bahn war der technische Zeichner Harry Beck, der im Jahre 1931 den ersten Entwurf anfertigte. Die sich schlängelnden Streckenverläufe wurden in der Graphik durch vertikale, horizontale und diagonale Linien ersetzt. Das Zentrum wurde ausgedehnt, bei gleichzeitiger Verkleinerung der Vororte. Sämtliche geographischen Details wurden eliminiert, mit Ausnahme des Flusses Themse, welcher in ähnlich stilisierter Form abgebildet wurde. Zur einfachen Identifikation der Linien verwendete Beck unterschiedliche Farben. Die Stationen wurden im Gegensatz zu den bisher üblichen Punkten mit einfachen Strichen markiert und konnten auf diese Weise gut von den kreisförmig gestalteten Zeichen für Umsteigestationen unterschieden werden. Die für die Tube Map vorgenommene Vereinfachung der geographischen Verhältnisse war von immensem Einfluss und wurde weltweit für Streckennetzkarten übernommen. Eine Geschichte der Karte von 1921 bis in die Gegenwart – von physically accurate bis schematisch – findet sich auf dieser Website Die Peutingerkarte (vgl. oben) kann nicht als Stilisierung einer voll ausgebildeten Karte angesehen werden, sie ist eher eine graphische Repräsentation von verschiedenen Itineraren. Noch eindimensionaler, nämlich nur einen einzigen Weg mit allen Abzweigungen aufzeichnend, sind die 100 Streifenkarten (strip road maps), die der Schotte John Ogilby (1600–1676 Biographie) 1675 herausgab. |
||
(1d) Findehilfen, Signaturen und LegendenZur Auffindung von Orten auf der Karte wird diese mit einem Gradnetz versehen. Gradnetze (engl. graticule) für Globen oder geographische Karten sind alt (seit Ptolemaios). Willkürlich gelegte Suchgitter (frz. grille de repérage) sind offenbar jünger (basieren wahrscheinlich auf der Idee von Descartes’ Koordinatensystem); die letzteren lassen sich auch über andere Bilder als geograph. Karten legen.
Petrus Apianus (1495–1552) veranschaulicht, wie man die Lage eines Orts mithilfe der an den Rändern der Karte eingezeichneten Längen- und Breitengrade bestimmen kann. In topographischen Karten von kleinem Maßstab werden grundrissliche Gebilde, in thematischen Karten werden qualitative Erscheinungen (z.B. Landwirtschaftstypen) durch sog. Signaturen gekennzeichnet. Signaturen sind genormte, uniforme Kleinfiguren, die in einer Legende erklärt werden. Im Gegensatz zu den "geometrischen Lokalsignaturen", die auf Konvention beruhen (Peirce: "symbol"), sind die "bildhaften" zwar stark abstrahiert, lassen aber dennoch eine einstige Motiviertheit (Peirce: "icon") durchscheinen. Es können auch Kombinationen beider Typen verwendet werden (z.B. Punkt mit einer stilisierten Fahne darauf für "Schloss"). – (Vgl. die Ausführungen im Kapitel Pictogramme.)
Wälder, Rebberge, Flüsse, Seen, Straßen, Grenzen usw., auch der Friedhof sind graphisch gekennzeichnet:
Legenden erklären die verwendeten Bildzeichen bzw. Verweiszeichen. Werden nicht-motivierte Zeichen verwendet, so müssen Regularitäten bekannt gegeben oder eingeübt werden (›legenda‹ = wie man es lesen muss).
|
||
(2) Techniken zur Verfertigung von Karten(a) Die alte Methode bestand darin, Itinerare und Berichte von Reisenden kritisch zu sichten und vergleichend zusammenzutragen und daraus ein Netz zu erarbeiten, das dann als Landkarte visualisiert wurde. Um einen Eindruck der Umsetzungs-Leistung der Kartographen vom Reisebericht zum Wegnetz zu geben, sei ein kurzer Ausschnitt aus dem Buch von Ludovico de Varthema (ca. 1470 – 1517, vgl. Artikel in der Wikipedia) im Wortlaut zitiert:
Man erkennt folgende Schwierigkeiten: ••• Die (wohl vom Hörensagen aufgenommenen und durch mehrfache Übersetzung entstellten) Ortsangaben müssen an bereits bekannte Namen angebunden werden: mit Aman ist Ḥamāh (biblisch Hamath) gemeint; mit memin ist Manīn gemeint. ••• Die Längenangaben sind vage: Die Distanz zwischen Aleppo und Damaskus betrage 10 kleine Tagesreisen. Was ist damit gemeint? (Die Distanz Aleppo – Hamah beträgt 135 km; zwischen Hamah und Damaskus sind es nochmals 213 km. Das würde ziemlich genau zur orientalischen Tradition stimmen: pro Tag 6 ›persische Meilen‹ = 34,5 km.) Manin liege 16 Meilen nahe von Damaskus, das sind heute 18 km, gar nicht so übel.
Mercator hat so gearbeitet. In der dritten Legende seiner Weltkarte von 1569 »Inspectori Salutem« beschreibt Mercator im zweiten Abschnitt, wie er die Orte bestimmt hat. Er hat offenbar Portolane miteinander verglichen und schriftliche und mündliche Reisebeschreibungen ausgewertet und kritisch miteinander verglichen (tabulas conferentes et ... inter se conciliatis) [Besten Dank den Kollegen, die den lat. Text und die englische Übersetzung ins Web gestellt haben! http://en.wikipedia.org/wiki/Mercator_1569_world_map]: In hoc extremam diligentiam impendimus, marinas Castellanorum Portogalensiumque tabulas, tum inter se, tum cum plerisque navigationibus impressis et scriptis conferentes, ex quibus omnibus aequabiliter inter se conciliatis hanc terrarum dimensionem et situm damus, secundum ea quae hactenus observata sunt et ad nostras manus pervenire potuerunt castigatissimum. To this we have given the greatest care, first by comparing the charts of the Castilians and of the Portuguese with each other, then by comparing them with the greater number of records of voyages both printed and in manuscript. It is from an equitable conciliation of all these documents that the dimensions and situations of the land are given here as exactly as possible, account being taken of all observations made till now which have come into our hands.
(b) Präzisierungen in der frühen Neuzeit Eine mathematisch fundierte Methode für die Landvermessung (Geodäsie) ist die Triangulation. (Wenn von einem Dreieck drei Größen bekannt sind, ist es definiert und man kann alle anderen Größen errechnen.) Zur Berechnung der unbekannten Distanz AC (vgl. das Bild) misst man den Abstand der beiden auf ihrer Grundlinie gleich ausgerichteten Mess-Stationen A und B sowie die Winkel von dort zum unerreichbaren Punkt C. Damit lässt sich ein geometrisch ähnliches Dreieck abc auf dem Zeichentisch (links im Bild vor dem Geometer) zeichnen und ausmessen. Aufgrund der Ähnlichkeit des Dreiecks auf dem Zeichentisch und demjenigen in der Landschaft lässt sich AC mit einem einfachen Dreisatz (vgl. Strahlensatz) errechnen: AB (wurde gemessen) : ab = AC : ac — folglich > AC = (AB mal ac) geteilt durch ab.
(c) Breitengrad Die geograph. Breite lässt sich mit einem Jakobsstab (seit dem 15. Jh.) oder einem Sextanten als Winkel zwischen Horizont und Polarstern relativ einfach messen.
Die Bestimmung der geographischen Länge war lange Zeit nur schwer möglich. Übersicht [www Lueger 1908]
(e) Um 1900 wurde die Photogrammetrie entwickelt, mittels der aus photographischen Aufnahmen der Erdoberfläche Landkarten erstellt werden; allmählich dann auch mittels Aufnahmen, die aus Ballonen und Flugzeugen gemacht wurden. Vgl. den Artikel »Ballonphotographie« in: Meyers Konv.-Lexikon 6. Auflage, Band 23 (= Jahres-Supplement 1910/11), S. 68–73 mit Bildtafeln. Damit kommt eine völlig neue Technik auf: imitative Bilder (plus Nachbearbeitung) statt (auf Reiseberichten oder trigonometr. Messungen beruhender) Konstrukte.
(f) Global Positioning System (GPS) Das GPS ist seit Mitte der 90er Jahre des 20. Jhs. funktionsfähig.
Dass Johann Jacob Scheuchzer (1672–1733) die Höhe der Berge in Erfahrung bringen wollte, ist verständlich, denn die rauhen Berge gehören wesentlich zur Schweiz, und wer eine Landskunde schreiben oder eine Landkarte verfertigen will, muss deren Höhe messen. (Scheuchzer hat auch ein physikotheologisches Interesse.) Zunächst hatte Scheuchzer versucht, die Höhenbestimmung der Berge mittels trigonometrischer Methoden durchzuführen; er schleppte die nötigen Instrumente auf seinen Alpenwanderungen mit, kam damit aber nicht zugange, weil die Unwegsamkeit der Täler die horizontale Länge zu messen nicht erlaubte; ausserdem vermutete er, dass eine atmosphärische Störung die Messungen verfälschte. Deshalb entschied sich Scheuchzer für die barometrische Höhenmessung und trug, wo er ging, stets ein Barometer bei sich. Torricelli hatte 1643 den Zusammenhang zwischen Höhe der Luftsäule über dem Standort und der Höhe des Quecksilbers im Rohr entdeckt, und Blaise Pascal hatte am 19. September 1648 in einem denkwürdigen Experiment am Puy de Dôme nachgewiesen, dass einzig der Druck der Luft und nicht der ›horror vacui‹ die Höhe der Quecksilbersäule bestimmte; dabei wurde erkenntlich, dass der Druck in der Höhe gesetzmäßig abnahm. Scheuchzer beschreibt sein Instrument: Das diffizile und mindestens 3 1/2 Schuh lange Glasrohr wird in einem der Länge nach aufgesägten Wanderstock geborgen, der eine Kerbe zu seiner Aufnahme und eine Kalibrierung enthält; ferner gehören zur Ausrüstung Quecksilber in Fläschlein und ein subtiler Trichter von Horn. (Ein zweites Barometer bleibt zu Eichzwecken in der Studierstube. Da liest ein Gehilfe die Werte ab und notiert sie; wahrscheinlich um den Einfluss der Witterung aus der Höhenmessung auszutarieren.) Die Formel für die Berechnung der Höhendifferenz durch Subtraktion der Logarithmen der Barometerstände kennt er und wendet sie an, er scheint ihr aber nicht zu trauen. Und so führt er an Felswänden und Türmen Messreihen durch und erstellt immer wieder Tabellen vom Typ ›Fall des Quecksilbers im Vergleich zur Höhe der Luft‹ mit Erläuterungen zu deren Gebrauch. Wie genau sind die Ergebnisse? Für den Großmünsterturm in Zürich bekommt Scheuchzer nach Mariottes Berechnung 237 Schuh; mit der Schnur gemessen ist er 241 Schuh und 4 Zoll hoch, die Messungenauigkeit beträgt also ca. 1,7%. Das Gotthardhospiz liegt nach Scheuchzer 1905 m.ü.M. (heute messen wir 2049 m); die Höhe von Zürich bestimmt er auf 442 m.ü.M. (wie heute). Die Technik der barometrischen Höhenmessung legt er dar in:
|
||
(3) Geschichte der Kartographie im AbrissVorbemerkung Wie die Funktion einer urzeitlichen Karte einzuschätzen sei, ist wohl schwer auszumachen. Hier die Umzeichnung einer Felszeichnung:
Man muss sich wohl vorstellen, dass Reisende nicht mit Landkarten unterwegs waren. Man hatte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit allenfalls Itinerarkarten wie die oft aufgelegte Rompilgerkarte von Erhard Etzlaub (um 1499), wobei die zu bewältigende Strecke besonders interessant war:
Wenn man an einer Wegscheide nicht wusste, wo’s lang geht, fragte man Einheimische:
Antike In Ägypten war es notwendig, nach den Nilüberschwemmungen jeweils die Felder neu abzumessen. Hintergrund für eine Abgrenzung ist das soziale Konzept von Landbesitz und von Steuerabgaben. Klaudios Ptolemaios (Alexandria ca. 100 – 178) hat ein Koordinatennetz entwickelt (Breitengrade / Längengrade) sowie eine Projektion ersonnen. Ca. 6’400 [je nach Forscher etwas andere Zahlen] Ortsangaben von Reisenden übertrug er in diese Karte, wobei die Umsetzung von Distanzangaben in Gradangaben problematisch ist. Dem Mittelmeer gab er 62° statt richtig 42°. – Die wohl auf antike Exemplare zurückgehende Karte wird in der Frühneuzeit gedruckt (Ptolemaeus-Ausgabe Bologna 1477 u.ö.; Schedelsche Weltchronik 1493; Waldseemüller, Straßburg: Schott 1513; Sebastian Münster 1540; Mercator 1578) Zur Druckgeschichte [www Frank Hieronymus, Uni Basel] Für die Römer der Kaiserzeit war die Fixierung und Vermessung von Wegen und Grenzen einerseits aus besitzrechtlichen Gründen (zur Regelung der Erträge / Steuereinnahmen) bedeutsam, anderseits aus militärtechnischen Erwägungen. Hierbei handelt es sich nicht um ein Abbild der physischen Erdoberfläche, sondern um eine Marschroutenkarte (34 cm hoch und 6.80 m lang). Gezeigt werden: das Straßennetz von den Britischen Inseln bis nach Indien, die wichtigsten Städte, Etappenorte und Pferdewechselstationen (mansiones) mit Angaben der Wegdistanzen.
Entstanden ist sie in der Spätantike. (Mehrere historische Schichten sind überlagert: das 79 AD untergegangene Pompeji ist ebenso eingezeichnet wie das erst 330 eingeweihte Konstantinopel; zwei verschiedene Maßstäbe werden verwendet: römische Meilen / gallische Leugen). Eine im 13. Jh. entstandene Kopie wurde vom Humanisten Conrad Celtis 1494 entdeckt und Konrad Peutinger geschenkt, daher der Name. Heute in der ÖNB, Cod. 324.
Als Portolan bezeichnete man ein Buch mit Aufzeichnungen von nautischen Daten. Das Wort portulan ist abgeleitet von lat. portus und meint zunächst "zum Hafen gehörig", d.h. ein Dokument für Seefahrer, das die Häfen, Küstenverläufe, Klippen und Leuchtfeuer verzeichnet; es wird dann übertragen auf eine dazugehörige Seekarte. Die im 13. Jh. auftauchenden See-Karten – die älteste überlieferte (Carta Pisana) stammt von ca. 1280 – zeichnen die Hafenorte am Meeresufer ein und machen Angaben über Gefahren. Sie sind gemessen an modernen Karten sehr genau. Man kann annehmen, dass sie auf terrestrischen Karten des spätantiken römischen Reichs beruhen, wo das Vermessungswesen einen hohen Stand erreicht hatte. Die Portolane sind mit einem exakt gezeichneten Netz von verschiedenfarbigen Linien versehen, die vom Zentrum sowie von 16 gleichmäßig auf einer äusseren Kreislinie verteilten Punkten ausstrahlen, so dass jeder Punkt mit dem Zentrum und den anderen Punkten verbunden ist. Dieses Liniensystem hat keinen Bezug zum Karteninhalt. Die Linien nennt man Rumben. Als Navigierhilfe konnte es insofern dienen, als der Seefahrer eine Gerade vom Ausgangsort zum Zielort zeichnete und durch Parallelverschieben dieser Geraden bis zu einer Rumbe die Kursrichtung auf der Windrose feststellen konnte. Mit einem magnetischen Kompass (Bussole) konnte er den Kurs einhalten; das gab es zu jener Zeit bereits. — Mitte des 16. Jh.s verschwinden diese Liniennetze wieder. Die Portolankarte von Petrus Roselli (1449) weist eine Abweichung von nur ± 48 km auf. Vgl. dazu die Website von Peter Mesenburg.
Noch unfertige Karten Als in der Neuzeit gewisse Gebiete noch unerforscht waren, bildete man diese nicht ab. Im Beispiel ist Nordwestamerika noch leer:
Globen Seit der abendländischen Antike wusste man, dass die Erde Kugelgestalt hat. Die Vorstellung, im Mittelalter habe man die Erde als flache Scheibe imaginiert, ist Unsinn, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Flache_Erde Auf Erforschung historischer Globen ist spezialisiert die Internationale Coronelli-Gesellschaft für Globenkunde > http://www.coronelli.org/ Literaturhinweis: Elly Dekker, Die Lehre von der Kugel. Ein vergessenes Kapitel der Globengeschichte, in: Globusfreund Nr. 49/50 (2000), pp.27–47. > https://www.jstor.org/stable/41628636 Beispiele für frühe Globen von Johann Schöner (1477–1547):
Im sog. St.Galler Globus (letztes Viertel des 16.Jhs.) sind der Erdglobus und der Himmelsglobus einander überlagert:
»Cosmographie« Hervorgehoben werden muss das Werk von Sebastian Münster (1488–1552), vgl. die Biographie NDB. Dabei handelt es sich nicht einfach um ein Karten-Werk, sondern um eine geographische wie ethnographische und historiographische Beschreibung der ganzen damals bekannten Welt, die der Verfasser und seine Nachfolger immer wieder ergänzten. (Von 1544 bis 1650 sind 27 deutsche und 8 lateinische Ausgaben bekannt.) Für die Illustrierung profitierte er vom Bestand an Holzschnitten seines Stiefsohns, des Basler Verlegers Heinrich Petri (1508–1579).
Hier als Beispiel ein Blatt mit der Darstellung von Silberbergwerken in den Vogesen (aus der 3. Auflage 1546): |
||
(4) Andere Kulturen / EpochenHier nur einige Stellvertreter: Babylonische Weltkarte (ungefähr 6. Jh. v.u.Z.):
Cheonhado (»Karte der Welt unterhalb des Himmels«, Korea 17. Jh) Weltkarte aus »Sammlung der Sprachen der Türken« (Dīwān Lugāt at-Turk), zwischen 1072 und 1094 von Mahmūd al-Kāschgharī in Bagdad geschrieben: Lambert von Saint-Omer, Liber Floridus (um 1120)
Verschiedene Kulturbereiche sind dargestellt im History of Cartography Project (seit 1987) |
||
(5)Landkarten werden mit geologischem, politischem, statistischen oder anderem Daten-Material zusammen verbunden. |
||
(5a) Überlagerungen (Superpositionen)Auf geographische Karten können zusätzliche Daten eingetragen werden. (Vgl. zum Objektbereich ›Korrelation von Datenmengen‹ die Seite zu Tabellen.) Die Daten können eingetragen werden
Marken:
In der Völkerschlacht bei Leipzig (16. bis 19. Oktober 1813) kämpften die Truppen der Verbündeten (Österreich, Preußen, Russisches Reich und Schweden) gegen die Truppen Kaiser Napoléons I. – Die Farben der Truppenkörper auf der Landkarte sind willkürlich gesetzt; es steht (aus der Sicht der Verbündeten) konventionellerweise rot für den Aggressor, blau für die Verteidiger. Linien: Isolinien (von altgriechisch ἴσος ›gleich‹) sind Linien, auf denen an jedem Punkt der gleiche Wert auftritt. Die Werte können von verschiedener Kategorie sein: Höhe des Orts; Temperatur; Stärke des Magnetfelds; und andere Phänomene.
[J.D.] Als Isobaren (griech. iso = gleich und baros = Gewicht, Druck) bezeichnet man die Verbindungslinien zwischen Orten gleichen Luftdrucks, wie sie vor allem in meteorologischen Karten eingesetzt werden. Die Wetterkarte wurde wahrscheinlich von Heinrich Wilhelm Brandes (1777–1834) erfunden. Er schlug vor, ein Jahr lang täglich eine Wetterkarte für Europa zu zeichnen. Als Argument hierfür brachte er an, dass das Einzeichnen von grafischen Elementen auf eine Wetterkarte informativer als das bloße Auflisten von Daten sei, insbesondere wenn man diese als Serie betrachte.
[P.M.] Die Isobarenkarte überlagert zwei Visualisierungen: (1) die Verbindung von in einer Ebene liegenden Punkten mit gleichen physikalischen Eigenschaften mit einer Linie; (2) eine ›normale‹ geographische Landkarte. Der Graphiker Antonino Petrucelli (1907–1994) hat die in diesen Darstellungen überlagerten ›Layers‹ (eine geographische Karte einerseits — die Kurven, die Punkte gleichen Luftdrucks miteinander verbinden anderseits) schön dargestellt.
Flächen: Die Auszeichnung von Gebieten kennen wir von den politischen oder geologischen Landkarten. Hier die Gesteinsarten in verschiedenen Farben:
Flächen mit Maß-Angaben:
Pfeile:
Die Einfuhr ist mit roten Pfeilen / die Ausfuhr mit grünen dargestellt; die Dicke der Pfeile entspricht dem Handelsvolumen in Reichsmark. Europa ist überproportional dargestellt, damit die Pfeile für den innereuropäischen Handel Platz haben. |
||
(5b) Choropleth-Karten (im engeren Sinn)Bei Choropleth-Karten (Etymologie [anders als die engl. Wikipedia] griech. χώρα = Raum, Gebiet + πλῆθος = Menschenmenge) werden die Gebiete im Verhältnis zur statistischen Verteilung des thematischen Objektes eingefärbt oder sonstwie graphisch ausgezeichnet. Als thematisches Objekt kommen sehr viele Dinge in Frage:
Frühe solche Atlanten:
Beispiele:
Verwandt damit sind die dialektgeographischen Karten, die Teils mit (a) Pictogrammen an bestimmten Orten, teils mit (b) Grenzlinien, teils mit (c) Einfärbung von Gebieten arbeiten:
Zu (c) vgl. insbesondere: Helen Cristen / Elvira Glaser / Matthias Friedli, Kleiner Sprachatlas der detuschen Schweiz, Frauenfeld: Huber 2010. |
||
(5c) Anamorphotische Karten[J. D.] Anamorphotische Karten (engl. cartograms) sind eine relativ neue Erfindung und erst durch die Zeichnungen des Kartographen Erwin Raisz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bekannt geworden. Durch die Unterstützung von Computern wurde die Darstellungsform in den letzten Jahrzehnten zunehmend häufiger. Es handelt sich dabei um Karten, bei welchen die physische Größe von Ländern anhand demographischer Variablen wie Bevölkerungszuwachs, Wasserverbrauch oder Umweltverschmutzung verändert und angepasst wird. Statt wie in der Vergangenheit als Verteilungsindikator die Gebiete auf Landkarten verschiedenfarbig oder unterschiedlich intensiv einzufärben, werden hier geographische Größen und Formen entsprechend den statistischen Daten verzerrt, d.h. ausgedehnt oder verkleinert. So wird auf einer Karte über die Populationsverhältnisse ein Land, das zweimal so viele Einwohner hat wie ein anderes, doppelt so groß abgebildet.
Bemerkenswert ist die einfache Lesbarkeit der Karten. Größere Länder weisen mehr von der gewählten Variable auf, kleinere Länder weniger. Vor dem Hintergrundwissen über die normalen Grössenverhältnisse fällt die Verzerrung schnell ins Auge, insbesondere bei extremen Abweichungen wie bei unserem Beispiel. Da bei einigen Fällen die Veränderung so stark sein kann, dass einzelne Länder kaum noch erkannt werden können, werden zusätzlich Farbengruppen für Regionen und Farbabstufungen für die einzelnen Länder verwendet, um die Identifikation einfacher zu machen. [P.M.] Raisz bevorzugt eine starke Stilisierung und gibt als Rezept: »discard altogether the outlines of the country, and give each region a rectangular form of size proportional to the value represented. – For purposes of comparison it is essential that a definite system of construction should be followed and identical arrangement should be used whatever values are represented. – It should be emphasized that the statistical cartogram is not a map. Although it has roughly the proportions of the country and retains as far as possible the relative locations of the various regions, the cartogram is purely a geometrical design to visualize certain statistical facts and to work out certain problems of distribution.« Hinweise:
|
||
(5d) Karten, die eine historische Abfolge zeigenEntwickung einer Stadt (Umzeichnung von alten Stadtansichten in eine moderne Flächenkarte):
Melioration der Linthebene 1804–1823 (Heutzutage versucht man das dann wieder zu "Renaturalisieren"...)
Gebietszuwachs der Vereinigten Staaten 1776 bis 1846:
Solche Karten sind bei Strategen beliebt (vor allem wenn sie Eroberungen zeigen; weniger bei ›geplanten Absetzbewegungen‹):
Charles Minard zeichnete 1869 eine Karte, in der die Verluste beim Russlandfeldzug Napoleons 1812/13 entlang der Wegstrecke anhand der Dicke der Linien dargestellt sind. Hellbraun nach Osten; schwarz zurück nach Westen:
Literaturhinweis: Martin Rickenbacher: Zeitreihen […] in: Cartographica Helvetica, Heft 44 (2011), S. 35–41 (bei retro seals downloadbar) |
||
(5e) Verzerrungen zwecks didaktischer VeranschaulichungEin oft nachgeahmtes Beispiel – das auf Ideen von Goethe und Humboldt fußt – ist William Darton and W. R. Gardner’s Karte »Comparative mountains and rivers« von 1823: Die Flüsse sind gestreckt und der Größe nach sortiert; die Berge ebenfalls – ohne Verortung – der Höhe nach neben- und hintereinander gestellt:
|
||
(5f) Weitere Funktionen• Mittelalterliche Weltkarten möchten die göttliche Ordnung repräsentieren: biblisch bedeutsame Orte (z.B. das Paradies, den Kornspeicher Josephs, die Völker am Rande der Welt, das himmlische Jerusalem). Ein typisches Beispiel: die Londoner Psalterkarte (ca. 1260): • Landkarten wollen oft Herrschaft(s-Gebiete) zur Schau stellen, als angestrebte Vereinnahmung eines Raums oder als Repräsentation einer nationalen Identität gegen außen wie nach innen. Publikation hierzu: Ingrid Baumgärtner / Martina Stercken (Hgg.), Herrschaft verorten. Politische Kartographie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Zürich: Chronos 2012. |
||
(6) Topographien, die nicht geographische Räume abbildenSozial-semantisch aufgeladen sind Anordnungen von Personengruppen wie z.B. die Lagerordnung der 12 Stämme um die Stiftshütte herum (Numeri 2) oder die Ordnung der politischen Parteien in Parlamenten; vgl. http://www.landesarchiv-bw.de/sixcms/media.php/120/42935/7_Sitzordung_1924.png (die bürgerlichen Parteien rechts, die Kommunisten links).
|
||
(7) Fiktionale KartenVgl hierzu das Projekt: www.symbolforschung.ch/Phantastische_Landkarten |
||
(7a) Allegorisch interpretierte KartenLeo Belgicus:
»Den ersten Leo Belgicus, gestochen von Frans Hogenberg, veröffentlichte der österreichische Chronist Michael Aitzinger 1583 in seinem Geschichtswerk De Leone Belgico. Das Buch behandelt die niederländische Zeitgeschichte von 1559 bis 1583 aus spanischer Sicht. Wie Aitzing im Vorwort ausführt, soll die Darstellung der Siebzehn Provinzen als Löwe die Macht und Stärke des um seine Unabhängigkeit ringenden Landes grafisch veranschaulichen.« (Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Leo_Belgicus). Vgl. die Karte De Zeventien Verenigde Nederlanden [Walter & Eliza + Marit Groen]
Zu diesem Thema hat die Schweizerische Gesellschaft für Symbolforschung 2018 eine Tagung organisiert. |
||
(7b) Karten, die literarische Räume veranschaulichenVon Dantes Unterwelt gibt es seit dem Fresko von Domenico de Michelino in Santa Maria del Fiore, Florenz 1465, viele Landkarten.
Es gibt Rekonstruktionen der Unterwelt, die Aeneas, geführt durch die Sibylle, besucht (6.Buch von Vergils »Aeneis«).
Vgl. > https:/www.literaturatlas.eu |
||
(7c) Phantastische KartenAus dem Roman »Clélie« von Madeleine de Scudéry (1607–1701) — Zugang zu Mme. Scudérys Liebesprogrammatik eröffnet die berühmte carte de tendre, eine der Erstausgabe des Romans auch als Graphik beigefügte allegorische Landkarte, die dem unerfahrenen Liebenden den gefährlichen, vom lac d’indifférence (See der Gleichgültigkeit) und dem mer d’inimitié (Meer der Feindschaft) umgebenen Weg zu drei besonderen Möglichkeiten der Liebe weist (Tendre-sur-Inclination, Tendre-sur-Estime et Tendre-sur-Reconnaissance), hinter denen, getrennt vom mer dangereuse (Meer der Gefahren), die Grenzen weitläufiger terres inconnues (unbekannter Länder) erkennbar werden.« (Kindlers Literatur-Lexikon, sub voce) — Moderne französ. Zusammenfassung des Romans, vgl.: http://www.siefar.org/publications-articles/madeline-de-scudery-clelie-histoire-romaine.html
Die metaphorische Vorstellung, wohin der gute bzw. der schlechte Weg führt, (vgl. Xenophon, Memorabilia, II, i, 21–34 und Matthäus 7,13–14) kann als Landschaft ausgestaltet werden. Bild [www wikimedia] Vgl. die Darstellungen zur Tabula Cebetis hier. |
||
(8) Karten, die nicht im modernen Sinne der geographischen Orientierung dienenMan darf sich durch die uns vertraut erscheinenden Bilder von die Erdoberfläche imitierenden Landkarten, die der Weg-Erkundung, der Gebietsabgrenzung u.a.m. dienen, nicht täuschen lassen. Die Erdoberfläche wurde auch aus ganz anderen Gründen imaginiert bzw. andere Ideen wurden auf das Bild der Erde projiziert. T-O-Karten In den sog. T-O-Karten wird der die Erde umgebende Ozean als O, und die die Erdteile trennenden Meere werden als T dargestellt; dabei haben die Buchstaben symbolische Bedeutung (O für Orbis; T für terrarum, aber auch für T [tau] für das Kreuz des Erlösers). Nach 1.Mos 10,1/32 wurden Noah drei Söhne: Sem, Ham und Japhet geboren, von ihnen zweigten sich nach der Flut die Völker der Erde ab, d.h. sie haben je einen dieser ›Kontinente‹ besiedelt. So entsteht eine idealtypische Karte der Welt als eines umfassenden Ganzen mit einem sehr schematischen Bezug zur wirklichen Topographie.
Im Spätmittelalter wird die Vorstellung graphisch ausgestaltet mit den Bildern der drei Söhne von Noah:
Vier Kontinente Die Vorstellung, dass es vier Kontinente gibt, geht zurück auf Krates von Mallos (gest. um 145 v.u.Z.). Die vier Kontinente auf der kugelförmigen Erde entstehen durch die sich in rechtem Winkel schneidenden Weltozeane: Oikumene – Perioikoi (Nachbarn in derselben Klimazone) – Antoikoi Bewohner auf der anderen Seite) – Antipodes (die mit den Füßen nach oben). Klimazonen Eine andere Vorstellung war die Einteilung des Erdkreises in 5 parallele Klimazonen. So hat Cicero die überkommene Lehre in seinem »Somnium Scipionis« (de re publica VI, 9–19) zusammengefasst:
Diese Vorstellungen wurden dann in der Frühen Neuzeit kombiniert und zudem mit empirischen geographischen Kenntnissen versehen. Als Karten gestaltete Enzyklopädien Die ›Mappae mundi‹ sind keine wirklichkeitsnahen Abbildungen geographischer Verhältnisse, sondern ›Ideenbilder‹ der Welt; sie dienten nicht der Orientierung im Raum (dazu hatten die Reisenden schriftliche Itinerare und erkundigten sich bei Einheimischen nach dem Weg) und ebensowenig der territorialen Abgrenzung (dazu dienten Begehungen des Gebiets anhand von Urkunden). Sondern es waren ins räumliche entfaltete und zu Pergament gebrachte Auslegeordnungen des über die Welt Gewussten; d.h. sie sind eher mit Enzyklopädien verwandt als mit Landkarten (vgl. Uwe Ruberg). Es sind keine Wege oder Straßen eingezeichnet; die Karte enthält Texte mit Wissensstoff über Tiere und Bewohner ferner Erdteile; eingezeichnet sind Noahs Arche, die vierzigjährige Wüstenwanderung, der hl. Augustinus, das Labyrinth des Minotaurus. Das irdische Paradies ist ebenso Bestandteil der tatsächlichen geographischen Welt wie ›wirkliche‹ Städte (beispielsweise Zürich = Turicum oppidum). In der Ebstorfer Karte ist das T-O-Schema der Christus-Gestalt überlagert (deren Haupt beim Paradies liegt, die Füße beim apokalyptischen Weltende). In solchen Karten sind die eingezeichneten Gebiete auch semantisch aufgeladen: Jerusalem ist der Mittelpunkt der Welt (nicht der Erde); an den Rändern leben monströs aussehende Völker; der Westen ist negativ konnotiert.
›Karte‹ als Memorierhilfe In der »Cosmographia« von Sebastian Münster (1488–1552) findet sich ein ›Plan‹ der Stadt Rom. Der Text sagt über die Topographie der Stadt nichts, ausser dass sie 365 Tortürme habe und heutzutage sehr heruntergekommen sei. Das ist insofern seltsam, als in der Schedelschen Weltchronik 1493 eine Vedute gezeigt wird, die sich um eine Abkonterfeiung einzelner Gebäude bemüht.
Idealplan Darstellung von Cheng, der ›Stadt in der Mitte‹, aus der chinesischen Enzyklopädie »San Cai Tuhui« (1609 unserer Zeitrechnung):
Im politischen System der Zhou-Dynastie (ca. 1100 – 250 vor Chr.) gibt es ausserhalb der Hauptstadt und ausserhalb weiterer einhundert li (Längenmass, etwa 500 m) gelegen die sechs sui (Bezirke). In jedem sui gibt es einen Menschen des Bezirks (sui ren), der die politische Befehlsgewalt innehat (d.h. es gibt einen Lokalbeamten für jedes sui). Liu Xiang (77–6 vor Chr.) sagt dazu (»Zhou Li«, Kapitel »Di Li«, »sui ren«): »Der Befehlshaber steht vor den Frondiensten der sechs Bezirke und dirigiert diese, hat Befehlsgewalt darüber.« Der sui ren ist für die äusseren Bezirke das, was der si tu (der Minister für öffentliche Arbeiten) für die sechs inneren ist. Quelle: www.zdic.net/c/d/16/35325.htm Die Graphik ist mithin eine Visualisierung eines (im Text vermittelten) Ideals der Verwaltung des Landes. |
||
(9) Kartenkonstrukt zur Erklärung der geographischen Semantik
Das Ziel dieser Abbildung ist es, eine illustrative und somit einprägsamere Übersicht über das wichtigste Vokabular aus einem Bereich der Geographie zu liefern. Um in einer einzelnen Graphik sämtliche topographischen Begriffe zu veranschaulichen, wurde ein aus der Phantasie gestaltetes Kompilationsbild verwendet. Den lexikographischen Hintergrund bildet die Onomasiologie, wonach Wörter von Begriffsfeldern zusammengestellt werden. Konzeptuell zusammengehörige Wörter werden nicht durch die alphabetische Anordnung auseinandergerissen, sondern zusammengestellt, was – schon vor einer Visualisierung – einen guten Lerneffekt (Fremdsprachenunterricht!) ergeben soll. Während der Petit Larousse Illustré grundsätzlich alphabetisch geordnet ist, enthält er hie und da Wortfelder wie hier zum Artikel Géographie. Auf einer stilisierten Landkarte werden sowohl Begriffe mit einer breiten Expansion, wie z.B. die Urlandschaften (Désert – Wüste, Mer – Meer, Plaine – Flachland, Montagne – Berg), als auch fachspezifischere Begriffe, wie Isthmus (Isthme) oder Reede (Rade), verbildlicht und bezeichnet. Geringe semantische Abweichungen zwischen zwei Begriffen sind in der Darstellung entsprechend umgesetzt, beispielsweise die Größenunterscheidung bei den französischen Termini für Halbinsel (Presqu’île und Péninsule) bzw. bei Bucht (Baie) und Golf (Golfe). Man merkt auch nebenbei, warum die Stadt an der amerikanisch-kanadischen Grenze Detroit heisst. Im Fokus dieser Visualisierung liegt jedoch nicht die exakte Erklärung der Sache an sich, sondern primär deren Benennung – insbesondere bei graphisch schwer umsetzbaren Details. So ist die Differenz im semantischen Gehalt von Recifs und Bristants zwar eindeutig (der erste Begriff bezeichnet ein Korallenriff, der zweite ein Felsenriff oder Klippen), eine klare Interpretation allein an Hand der Zeichnung bleibt jedoch schwierig. [M.W.] im »Wuzhou tu kao« (Eine Prüfung der Karten von fünf Kontinenten), einer Sammlung von geographischem Grundwissen aus dem Jahr 1898, publiziert 1902, findet sich das chinesische Pendant:
|
||
(10) Hinweise auf Fachliteratur ...Heinrich Averdunk / J. Müller-Reinhard, Gerhard Mercator und die Geographen unter seinen Nachkommen, Gotha 1914. Leo Weisz, Die Schweiz auf alten Karten, Zürich 1945. Frank Debenham, Map Making (1936); Third Edition 1954. Frank Debenham, The World is Round (dt.: Die Welt ist rund, Droemer/Knaur 1959) Lev Semenovič Bagrov, Meister der Kartographie, [3. Aufl.], Berlin: Safari 1963. Arthur Dürst, Philipp Eberhard und Leonhard Zubler – Zwei Zürcher Instrumentenmacher im Dienste der Artillerie, CLXXV. Neujahrsblatt der Feuerwerker-Gesellschaft (Artillerie-Kollegium in Zürich) auf das Jahr 1984. Ingrid Kretschmer, Lexikon zur Geschichte der Kartographie, 2 Bände, Wien: Franz. Deuticke 1986. Ivan Kupčík, Alte Landkarten von der Antike bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Ein Handbuch zur Geschichte der Kartographie, Stuttgart: Steiner 2011. The history of cartography, ed. by John B. Harley and David Woodward,
University of Chicago Press 1987ff. Barbara Obrist, La cosmologie médiévale: Textes et images. Volume 1: Les fondements antiques. (Micrologus' library 11). Firenze 2004. (391 Seiten + 118 Bilder + 16 Farbtafeln + Register) Delphine Acolat, Représenter le paysage antique. Des normes des arpenteurs romains aux témoignages épigraphiques (iie-ixe siècle), in: Histoire & Sociétés Rurales 2005/2 (Vol. 24); online: John Blake, The sea chart. The illustrated history of nautical maps and navigational charts, London: Conway Maritime Press 2005; 2nd ed. 2016. Maps. Finding our place in the world, edited by James R. Akerman and Robert W. Karrow, Jr., University of Chicago Press 2007. Florian Mittenhuber, Text- und Kartentradition in der Geographie des Klaudios Ptolemaios. Eine Geschichte der Kartenüberlieferung vom ptolemäischen Original bis in die Renaissance. Bern Studies in the History and Philosophy of Science, 2009 (https://books.google.ch/books?id=OsD1wutJNT4C) Ute Schneider, Die Macht der Karten. Eine Geschichte der Kartographie vom Mittelalter bis heute, 3., erw. u. aktual. Auflage, Darmstadt: Primus 2012. [sehr lesenswert] Klaus Geus / Michael Rathmann (Hgg.), Vermessung der Oikumene, de Gruyter 2013 (Topoi – Berliner Studien der Alten Welt Band 14) Jacques Bertin (1918–2010), Sémiologie Graphique. Les diagrammes, les réseaux, les cartes, Paris: Mouton 1967 und Neuauflagen. Eduard Imhof (1895–1986), Thematische Kartographie. Berlin / New York: Walter de Gruyter 1972. ("Leseprobe" bei GoogleBooks) Eduard Imhof, Gelände und Karte. Dritte, umgearbeitete Auflage, Erlenbach/Zürich und Stuttgart: E.Rentsch 1968. Ernst Spiess, Lorenz Hurni u.a., Thematische Kartografie; PDF online von Geographic Information Technology Training Alliance (GITTA, University of Zurich Department of Geography) 5.5.2010 . Als PDF zum Downloaden Frank Lestringant, Die Erfindung des Raums. Kartographie, Fiktion und Alterität in der Literatur der Renaissance. Erfurter Mercator-Vorlesungen Bielefeld: transcript, 1., Aufl; 2012. Christoph Markschies / Ingeborg Reichle / Jochen Brüning / Peter Deuflhard (Hgg.), Atlas der Weltbilder, Berlin: Akademie Verlag 2010. — Besprechung von Martina Stercken > http://www.sehepunkte.de/2012/01/19117.html Marjo T. Nurminen, Die Welt in Karten: Meisterwerke der Kartographie; aus dem Englischen von Gina Beitscher und Grit Seidel, Darmstadt: Theiss 2017. Thomas Reinertsen Berg, Theatre of the world. The maps that made history (2017) — deutsch unter dem Titel: Auf einem Blatt die ganze Welt. Die Geschichte der Landkarten, Globen und ihrer Erfinder, München: dtv 2020. Cartographica Helvetica. Fachzeitschrift für Kartengeschichte (erscheint regelmäßig seit 2019); Digitalisate > https://www.e-periodica.ch/digbib/volumes?UID=chl-001 Lorenz Hurni, Ingenieure der Kartenkunst. 100 Jahre Institut für Kartografie und Geoinformation – 170 Jahre Kartografie an der ETH Zürich, Herausgegeben vom Institut für Kartografie und Geoinformation 2025. (Zeigt einen Überblick über 170 Jahre Kartografie an der ETH Zürich und würdigt die Persönlichkeiten, die zur Entwicklung des Fachs beigetragen haben).
... und Hinweise auf Websiteswww.schweizerweltatlas.ch (Enthält Zusatzmaterialien zu verschiedenen Themen, interaktive Karten, u.a.m.) http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Kartografie http://en.wikipedia.org/wiki/Mercator_1569_world_map (hier auch Digitalisat und Transkriptionen der Legendentexte mit englischer Übersetzung) British Library: http://www.bl.uk/subjects/maps (mit modernem Browser öffnen!) History of Cartography Project (alle Kapitel gratis online!): https://www.press.uchicago.edu/books/HOC/index.html Fachportal für Karten der Schweizer Bibliotheken und Archive: http://www.kartenportal.ch/ Cartographica Helvetica: http://www.kartengeschichte.ch Kartenblog der Schweizerischen Gesellschaft für Kartografie: http://www.kartografie.ch/imy/list.html Die bemerkenswerte Karte. Eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Kartographie e. V.: http://bk.dgfk.net/ Jim Siebold hat seit 1994 hunderte von alten Karten nicht nur online gestellt, sondern auch monographisch beschrieben: http://www.myoldmaps.com The search engine for historical maps: http://www.oldmapsonline.org/ Großartig ist die Sammlung Persuasive Maps der Cornell University Library <25.03.2016>
|
||
Eingerichtet durch P.M. von April bis Dezember 2014 – kleinere Überarbeitungen Dezember 2016, April 2017, Januar 2018, Dezember 2018, Dezember 2019, Dezember 2020, Dezember 2023, Oktober 2024, Februar 2025 (ohne alle Links überprüft zu haben!) |
||