Topographische Karten

     
 

Paul Michel – Johannes Depnering – Marc Winter – Christian Noetzli

Visualisierung von Wissen – Kartographie

Problemstellung

Landkarten sind höchst eindrucksvolle Visualisierungs-Leistungen.

Jede geographische Karte ist ein Modell der ›Realität‹, das heißt – allein schon wegen der geometrischen Umsetzung von der Kugelgestalt auf die Fläche (vgl. 1a) – nicht eine schlichte Abbildung, sondern durch die Instanz der Graphiker geleistete Interpretation (insofern das Interessierende hervorgehoben, anderes vereinfacht oder weggelassen wird) sowie Kommunikation mit dem Benutzer (der dazu die verwendete Darstellungstechnik und die verwendeten Signaturen kennen muss).

Wir müssen uns vorstellen, dass vor der Montgolfière (1783) niemand die Erdoberfläche schwebend von oben gesehen hat. (Hohe Berge hat man kaum je bestiegen; 1786 Erstbesteigung des Mont Blanc).

Erd-Erkundung geschah mittels Er-Fahrung (mittelhochdeutsch varn = sich von einem Ort zum andern bewegen). Werden solche Beschreibungen zweidimensional zusammengefügt, spricht man von ›hodologischen‹ (von griech. hodós = Weg) Räumen.

Die Bestimmung des momentanen Standpunkts ist schwierig; markante Geländeformen helfen dabei. Ebenso die Bestimmung von Wegzeiten.

Man kann jeweils nur éinen Weg gehen, nicht simultan ein Netz begehen, das heisst: Um ein Ort-Weg-Netz zu erhalten, müssen verschiedene Reisebeschreibungen miteinander abgeglichen werden. Erst wenn ein Netz konzipiert ist, kann die Umsetzung in eine Graphik sinnvoll erfolgen.

Übersicht

(1) Grundlagen

(1a) Darstellungen der Erdoberfläche stellen ein geometrisches Problem dar, insofern sich die Kugelgestalt nicht einfach auf eine Fläche bringen lässt. Stichwort Projektionen.

(1b) Darstellung der Höhen-Dimension

(1c) Jede Landkarte muss vereinfachen. Es gibt zu besonderen Zwecken akzentuierte und extrem stilisierte Landkarten.

(1d) Um den Benutzern die Orientierung zu vereinfachen, werden Landkarten mit Akzentuierungen von interessierenden Eigentümlichkeiten sowie Findehilfen versehen: Suchgitter, Signaturen, Text-Einsprengsel, Legenden.

(2) Techniken zur Verfertigung von Landkarten

(3) Geschichte der Kartographie im Abriss

(4) Landkarten sehen in verschiedenen Ethnien / Kulturen anders aus

(5) Landkarten werden mit geologischem, politischem, statistischen oder anderem Daten-Material zusammen verbunden. Dabei lassen sich grob folgende Haupttypen unterscheiden:

(5a) Mehrere Layers werden überlagert – mittels Marken – mittels Linien, die gleiche Daten bezeichnen – mittels Flächen – mittels Pfeilen, die Bewegungen von Dingen bezeichnen.

(5b) Choroplethkarten

(5c) Anamorphotische Karten: die (dem Benutzer bekannte) Form der politischen Landesgrenzen wird entsprechend den Daten verändert

(5d) Karten, die trickfilm-artig eine historische Abfolge zeigen.

(5e) Verzerrungen zwecks didaktischer Veranschaulichung

(5f) Karten haben auch weitere Funktionen als nur die Orientierung auf der Erde.

(6) Es gibt Topographien, die nicht geographische Räume abbilden.

(7) Fiktionale Karten. Vgl hierzu das Projekt: www.symbolforschung.ch/Phantastische_Landkarten

(7a) Allegorisch interpretierte Karten

(7b) Karten, die literarische Räume veranschaulichen

(7c) Phantastische Karten

(8) Karten, die nicht im modernen Sinne der geographischen Orientierung dienen

(9) Kartenkonstrukt zur Erklärung der geographischen Semantik

(10) Hinweise auf Fachliteratur und Links im Web

 
     
 

(1) Grundlagen

(1a) Projektionen

Einführung: Je nach Verwendungszweck ist es klüger, eine winkelgetreue Projektion zu verwenden (für den Artilleristen, der genau zielen will) oder eine flächengetreue (für den Agronomen, der wissen will, wie groß die Anbauflächen sind). Beides kann man nicht gleichzeitig auf einer flachen Landkarte haben.

Winkelgetreue Projektion

[P.M.] Bevor man mittels Chronometern die geographische Länge eines Orts präzis ermitteln konnte (erst um 1750), mussten Seefahrer den Kurs mit dem Kompass bestimmen können. Am liebsten fuhren sie vom Start zum Ziel auf einem konstanten Kurs (Fachwort hierfür ist: sie folgten einer Loxodrome). Dazu brauchten sie winkelgetreue Seekarten.

Auf dem Globus nehmen die Abstände der Meridiane (= die Kreise, auf denen alle Orte zur gleichen Zeit Mittag ›meridies‹ haben) voneinander gegen die Pole hin ab. (An den Polen sind sie dann gleich null.) Soll die Landkarte winkeltreu sein, müssen die Meridiane in Parallele gebracht werden und die Abstände der Breitengrad-Kreise entsprechend gegen die Pole hin immer mehr vergrößert werden.

Gerhard Kremer, genannt Mercator (1512–1594) hat diese Projektion propagiert und die herzförmige ptolemäische Weltkarte in seiner Weltkarte 1569 so umgezeichnet. In der dritten Legende seiner Weltkarte von 1569 »Inspectori Salutem« beschreibt Mercator im ersten Abschnitt seine Projektion. Er sagt, die bisherige Methode der Zeichnung der Meridiane sei für die Schiffahrt nicht geeignet (inidoneae sunt) und erklärt seine neue winkelgetreue Karte.

Mercatorprojektion. Man beachte die in Parallele gebrachten Meridiane = Längenkreise und den gegen Norden hin immer größer werdenden Abstand der Parallelkreise = Breitengrade.

Quelle: Kleine Enzyklopädie Natur, (Hauptredaktion Gerhard Niese), Leipzig: VEB Verlag Enzyklopädie, 1961; S. 440; ergänzt.

Die winkelgetreue Projektion hat Auswirkungen auf die Flächendarstellung: die zu den Polen hin liegenden Gebiete erscheinen größer als die in der Nähe des Äquator liegenden. Die Insel Grönland (2,2 Mio. km²) ist dabei fast so groß dargestellt wie der 14 mal größere Kontinent Afrika (30,3 Mio. km²). Weil die sog. ›Dritte Welt‹ gerade um den Äquator herum liegt, erscheint sie viel zu klein im Verhältnis zu den ›entwickelten Ländern‹ im Norden.

Otto Neurath hat die Verzerrungen herausgestellt, in dem er einen Menschen (dessen Proportionen wir ja kennen) so karikierte. Die Graphik macht dadurch, dass sie von einem alltäglichen Phänomen (Figur eines Menschen) ausgeht, die Verzerrung viel deutlicher sichtbar, als es anhand des Originals (Erdoberfläche) verdeutlicht werden könnte:

Quelle: http://isotyperevisited.org/2009/09/neurath-on-maps.html (University Reading)

Flächengetreue Projektion

Meyers Konversationslexikon, 5. Auflage, 19. Band = Jahres-Supplement 1898/99, Artikel Kolonien bringt eine geograph. Karte »Übersicht der deutschen Kolonien« mit dem Kommentar Die hier angewandte Mollweid’sche Gradnetzprojektion ermöglicht ihrer Flächentreue wegen einen richtigen Größenvergleich zwischen dem Mutterlande und den Kolonien.

Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Mollweide-Projektion

Hinweise:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Kartennetzentwurf

http://de.wikipedia.org/wiki/Tissotsche_Indikatrix

http://www.worldmapgenerator.com/de/daVinci (Julia Mia Stirnemann)

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(1b) Darstellung der Höhen-Dimension

Die dritte Dimension kann nicht einfach durch eine Projektion der Erdoberfläche auf die Karte visualisiert werden. Dazu werden zusätzliche Techniken verwendet. (Die gezeigten Typen sind nicht historisch geordnet.)

Maulwurfshügel-Darstellung:

Quelle: Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten / Landen vnd Völckeren Chronik wirdiger thaaten beschreybung […] durch Johann Stumpffen beschriben […] Zürich bey Christoffel Froschouer M.D.XLVII.

Die Maulwurfshügel bilden keine individuellen Berge ab, sondern sind ›Berg-Formeln‹ (ähnlich wie die Augen in Gesichtern auf Holzschnitten der Inkunabelzeit). Historisch verschwinden die Maulwurfshügel spät. Noch Johann Jacob Scheuchzer verwendet sie 1712 auf seiner Schweizerkarte.

Axonometrische Perspektive:

Quelle: Liber cronicarum cum figuris et imaginibus ab initio mundi, auctore Hartmanno Schedelio, Norib.: Koberger 1493, fol. 58verso.

[J. D.] Die Weltchronik von Hartmann Schedel erschien im Jahre 1493 in einer lateinischen und einer deutschen Version. In ihr wird die Geschichte der Welt in sieben Weltzeitaltern beschrieben und für das 15. Jahrhundert einmalig reich mit 1804 Holzschnitten von 645 Holzstöcken illustriert. Berühmtheit erhielt die Chronik insbesondere wegen ihrer Städteansichten. Einige dieser Illustrationen sind erfunden und wurden zum Teil mehrfach für verschiedene Städte verwendet, andere dagegen sind von hoher Authentizität und basieren auf zeitgenössischen Vorlagen.

Dem Holzschnitt von Genua kommt eine besondere Bedeutung zu, da er – ebenso wie die Abbildung von Rom – aus dem Supplementum chronicarum (1486) des Jacobus Phillipus Foresti da Bergamo entnommen wurde. Der Hafeneingang mit den beiden Leuchttürmen, die Anlegestellen, die Kathedrale San Lorenzo, der Palazzo Ducale und andere wichtige Gebäude der Stadt sind hervorgehoben.

Bemerkenswert ist die gewählte Perspektive. Um die charakteristischen Gebäude gleichzeitig sichtbar abbilden zu können und somit zur Identifikation der Stadt beizutragen, ist die axonometrische Perspektive (speziell: Kavaliersperspektive*) notwendig, in der auch die dritte Dimension ins Bild kommt. Sie findet sich daher auch bei sämtlichen anderen Stadtansichten der Schedelschen Weltchronik sowie in weiteren Schriften dieser Zeit.

[P.M.] Jos Murer beschreibt 1547, wie er die Planvedute von Zürich gezeichnet hat. Er hat zunächst die Straßen und Gassen nach Weite, Breite und Länge nach ordenlichem bruch [Brauch] der Geometrie vermessen und aufgerissen [reissen ist etymologisch verwandt mit engl. to write, von germanisch writan ›ritzen‹]. Dann die Gebäude nach contrafiert, d.h. abgezeichnet. Schließlich beides zusammengefügt.

(*) Der Ausdruck ›Kavaliersperspektive‹ erklärt sich so: Die Vedute sieht aus, als sei sie von einem ›Kavalier‹ ( in der Sprache der Festungsbauingenieure eine erhöhte Geschützstellung in der Stadt) aus gezeichnet.

Seit 1948 publiziert der Bollmann-Bildkarten-Verlag (Braunschweig) solche Karten von Städten; hier wird zusätzlich mit einer Überhöhung der dritten Dimension von 1,5 bis 1,8 gearbeitet.

Aspektive:

Quelle: Emma Brunner-Traut, Frühformen des Erkennens. Am Beispiel Altägyptens, Darmstadt: WBG 1990; Abb. 9a.

[J. D.] Das Beispiel zeigt einen von Büschen und Bäumen umgebenen Teich. Die beiden Personen, die mit ihren Amphoren Wasser holen, sind – ebenso wie die Wasserpflanzen – von der Seite abgebildet. Der Teich selbst ist von oben als Quadrat dargestellt. Büsche und Bäume sind in zwei Reihen um den Teich herum so angeordnet, dass ihre Strünke und Stämme in Richtung des Teiches zeigen. Objekte und Figuren überlappen sich gegenseitig kaum.

Grundlage dieses originären Abbildungsstils war die optische Betrachtungsweise der Ägypter. Im Gegensatz zu einer automatischen Zusammenschau erfassten sie die Einzelteile eines Bildes schrittweise nacheinander. Der Künstler wählte daher eine ›gerade‹, d. h. frontale Ansicht, um die einzelnen Elemente möglichst gut erfassbar zu machen. Im Gegensatz zu einer perspektivischen Darstellung war das Ziel nicht, auf einer zweidimensionalen Zeichenfläche Raumtiefe zu illusionieren. Die Teile eines Gegenstandes werden so vollständig wie möglich wiedergegeben, ohne dass dabei eine perspektivische Verkürzung oder Verschiebung des Sichtwinkels die Form oder Grösse verändert.

[P.M.] Die Technik ist keineswegs auf Alt-Ägypten beschränkt. Der Graphiker der Illustrationen von Claudius Aelianus (2./3. Jh.), Opera, quae extant, omnia. Zürich, Gesner 1556 verwendet aus demselben Grund diese Technik der Raumdarstellung für die Visualisierung einer Heeresformation mit vierfacher Front. Das Bild wandert dann weiter zu Bernard de Montfaucon (1655–1741), L’antiquité expliquée et représentée en figures und dann zu dessen deutscher Zusammenfassung (1757):

Griechische und Römische Alterthümer / welche der berühmte P. Montfaucon ehemals samt den dazu gehörigen Supplementen in zehen Bänden in Folio, an das Licht gestellet hat ... Auszugsweise ... in Deutscher Sprache herausgegeben von M. Johann Jacob Schatzen …, Nürnberg, in Verlag Georg Lichtenstegers, Kupferstechers. Gedruckt mit Fleischmannischen Schriften 1757; Tafel CXV.

Johann Jacob Scheuchzer (1672–1733) wollte aus der Naturbeobachtung zeigen, dass die Gesteine, die sich nach der Sintflut ablagerten, durch den Willen Gottes wieder erhoben wurden und wiederum eingesunken sind. Das erkenne man gut an der sichtbaren Schichtung beispielsweise am Urnersee. Er gibt simultan beide See-Ufer wieder, so dass die Bergwände wie umgeklappt erscheinen:

Johann Jacob Scheuchzer, Helvetiae historia naturalis oder Natur-Historie des Schweitzerlands; Teil 1: Helvetiae stoicheiographia, orographia et oreographia, oder, Beschreibung der Elementen, Grenzen und Bergen des Schweitzerlands, Zürich 1716. (Text S. 104–113, bes. Abschnitt xxxii); Foto P.M.

Schraffierung / aequidistante Höhenkurven / Beleuchtung:

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. 6., gänzlich neubearbeitete u. vermehrte Auflage. 20 Bde. Bibliographisches Institut, Leipzig u. Wien 1902–08; Band 12, Tafel Landkartendarstellung.

Quelle: Otto Spamer’s Illustrirtes Konversations-Lexikon für das Volk, Band 5, Leipzig 1876, S.606.

Schraffen: Der Geodät Johann Georg Lehmann (1765–1811) stellte (1796) ein auf senkrechte Beleuchtung und auf Böschungswinkel von 5, 10-45° Steigung basiertes System der Schraffierung auf. Lehmann wollte damit erreichen, dass man aus dem Verhältnis der Strichdicke zum weißen Zwischenraum den Neigungswinkel auf ca. 5° schätzen könne, und dass die Lage der Schraffen den Wasserlauf andeute, indem dieselben senkrecht auf den Horizontalkurven aufstehen sollten, die aber nach der Zeichnung wieder entfernt wurden (nach: Meyers Lexikon a.a.O. S. 112).

Der dänische Offizier L. J. Binzer (1746–1811) propagiert 1802 die Technik von Schraffuren. Hier schön dargesltellt im Vergleich mit den Bergen im Schnitt:

Ludvig Jacob Binzer, Versuch einer theoretisch-praktischen Anleitung zur Bergzeichnung, mit besonderer Hinsicht auf richtigen Zusammenhang der Höhen, Thäler und Ebenen. Nebst einer kleinen Abhandlung über Charten und Situationsplane, Hamburg: Perthes, 1802.

Die Technik der Höhenlinien wurde v.a. in Frankreich entwickelt, vgl. Jean-Louis Dupain-Triel, Recherches géographiques sur les hauteurs des plaines du royaume, sur les mers et leurs côtes presque pour tout le globe et sur les diverses espèces de montagne, Paris 1791.

Eine weitere Möglichkeit ist die Einfärbung entsprechend der Höhe:

Beleuchtung / Schattierung: Hans Conrad Gyger (1599–1674) gibt die Höhen auf den (für militärische Zwecke konzipierten) Karten seit den 1640er Jahren in reiner Aufsicht mit Schatten-Modellierung wieder. Das Licht kommt von Süden.

Ausschnitt aus der Karte des Kantons Zürich 1673/74: Stadt Zürich – Forch – Greifensee (Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cf/Gygerkarte.jpg)

[Ch.N.] Die sogenannten ›Dufourkarten‹, die Guillaume Henri Dufour (1787–1875) ab ca. 1840 in seinem »Bureau topographique« in Genf anfertigte, stellen einen Meilenstein in der europäischen Kartographie-Landschaft dar. Als Nova führte Dufour die in Kupfer gestochenen ›Schattenschraffen in Schrägbeleuchtung‹ sowie eine sehr einheitlich wirkende Schrift- und Signaturgebung ein. Als Beleuchtungsrichtung wurde ein Winkel aus Richtung Nord-West gewählt, was in natura nicht einmal an Hochsommerabenden vorkommen kann. Der Effekt der Dreidimensionalität entsteht durch eine deutliche Verdichtung der Schraffen, je abgeschatteter das jeweilige Gelände-Element ist. Für das Auge des Betrachters wirken die dargestellten Landschaften so ungemein plastisch und authentisch.

Die Churfirsten auf der Dufourkarte (Quelle: map.admin.ch)

Ein späterer Nachfolger Dufours war Eduard Imhof (1895–1986). Er verfeinerte die Schattenschraffen, indem er die Geländeschummerung einführte, die sich unterdessen auch international bei der Kartenerstellung durchgesetzt hat. Hier wurden – früher mit zeichnerischen Mitteln wie Schummer-Stift und Spritzpistole – die Schraffen durch Schattierungen ergänzt. Im Gebirge, wo auf Landkarten diese Effekte besonders schön sichtbar sind, spricht man in Kartographie-Kreisen von der ›Schweizer Felsmanier‹.

Schummerung (Quelle: swisstopo.ch)

Felsmanier (Quelle: swisstopo.ch)

Anaglyphenbild:

Die erste Auflage von Eduard Imhof, Gelände und Karte, Erlenbach 1950 enthielt als Tafeln 1 – 8 Anaglyphenbilder von typischen Landschaftsformen; im Buchdeckel lag die Brille mit den farbigen Folien, die eine dreidimensionale Erscheinung bewerkstelligt.

Relief:

Eine realistische Umsetzung der dritten Dimension stellt das Geländemodell dar. – Das älteste Landschaftsrelief ist erhalten: In den Jahren 1762–1786 erarbeitete Franz Ludwig Pfyffer (von Wyher; 1716–1802) ein Relief der Region um den Vierwaldstättersee. (25 Quadratmeter = 6,7 x 3,9 m; ohne künstliche Überhöhung).

Hinweis: http://www.terrainmodels.com

Pseudo-Relief:

Diese Karte tut so, wie wenn sie die Fotografie eines Reliefs wäre.

Der Große Herder. Nachschlagewerk für Wissen und Leben, 4. Auflage, Zweiter Band, Freiburg/Br. 1932, nach S. 452: Das Berner Oberland

Spezialliteratur:

Karl Peucker (1859–1940), Schattenplastik und Farbenplastik. Beiträge zur Geschichte und Theorie der Geländedarstellung, Wien: Artaria 1898.

Eduard Imhof, Gelände und Karte, Erlenbach: E.Rentsch 1950; Kapitel »Darstellung der Geländeformen« S. 87–100.

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(1c) Stilisierungen, Detailtreue, Akzentuierungen

Keine Landkarte kann alles visualisieren, das wäre ja ein Nachbau der Erdoberfläche. Jede Karte abstrahiert, lässt die im Sinne ihrer Funktion unwichtigen Details weg und fokussiert auf das Interessierende.

••• Die wichtigsten graphischen Umsetzungsmittel sind: Punkte, Linien, Pfeile, Schraffuren, Farben (vgl. auch das Kapitel über Linien).

Jacques Bertin (1918–2010), Sémiologie Graphique. Les diagrammes, les réseaux, les cartes, Paris: Mouton 1967.

••• Die Detailtreue ist rein abbildungstechnisch gesehen abhängig vom Maßstab. Das Bild für einen größeren Kartenmaßstab einfach zu verkleinern taugt nicht, man muss es vereinfachen. Eduard Imhof zeigt hier sechs Mal die Stadt Bern in verschiedenen Maßstäben (1 : 10'000 bis 1 : 500'000):

Eduard Imhof, Gelände und Karte, Erlenbach: E.Rentsch 1950; Abb. 204 – 209.

••• Besonders interessierende Eigentümlichkeiten werden mit entsprechenden Mitteln hervorgehoben (z.B. Waldflächen grün; Hauptstraßen überdimensional dick). Für besondere Verwendungszecke (z.B. in der Werbung) werden bestimmte Gebäude gerne eigens markiert (z.B. alle Hotels in NN).

Beispiel: Karte der Colleges in Oxford: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/61/4516-Oxford-map-1510x1384.jpg

Stabkarten

Die Bewohner der Marshallinseln benutzten Stabkarten als Hilfsmittel, um ihre Auslegerkanus sicher zwischen den Inseln zu navigieren.

Quelle: http://thenonist.com/index.php/thenonist/permalink/stick_charts/

[J. D.] Die Distanzen zwischen den einzelnen Inseln sind zwar gering, da es sich jedoch um niedrige Atolle handelt, sind sie von einem Kanu aus nur aus wenigen Meilen Entfernung sichtbar. Um sich jedoch auf dem Ozean zurechtzufinden, nutzten die Einheimischen ihr Wissen darüber, wie die Inseln die Dünung des Pazifiks verändern und brechen. Zur Abbildung dieser Muster entwickelten sie das in der Geschichte der Kartographie einmalige System der Stabkarten.

Die Stabkarten wurden aus den Rippen von Palmwedeln hergestellt, die mit Kokosfasern verbunden eine Art Rahmenstruktur bildeten. Die Anordnung der Stäbe verweist dabei auf die Meeresdünung und nicht – wie oft fälschlicherweise angenommen wurde – die Strömung. Muscheln (oft Kaurimuscheln), die an den Rahmen gebunden wurden, oder auch die verknoteten Verbindungspunkte von zwei oder mehreren Stäben, markierten die Lage der Inseln des Archipels. Die Karten lassen sich in drei Kategorien einteilen. Die sogenannten mattang wurden zur Ausbildung der Navigatoren verwendet. Sie stellen weitgehend standardisierte Modelle mit idealisierten Formen dar, an Hand welcher die Prinzipien des Wechselspiels von Land und Dünung unterrichtet wurden. Die meddo und rebbelib bilden nicht nur die Lage der Inseln, sondern auch die Richtung der Hauptdünungen ab, deren Biegungen um die jeweiligen Inseln und Überkreuzungen und die Entfernung, aus welcher eine Insel vom Boot aus erkannt werden kann. Die meddo stellen eine Teilregion innerhalb einer der beiden Inselketten dar, die rebbelib dagegen bilden die meisten oder alle Inseln einer Kette ab, oder sogar das gesamte Archipel.

Die Stabkarten unterwerfen ihre Objekte einer sehr starken Schematisierung, was nicht zuletzt auch Resultat des verwendeten Materials ist. Das Wissen über ihre Machart und Benutzung wurde nur mündlich tradiert und die einzelnen Karten wurden oft sehr individuell gestaltet. Entsprechend lange kam es in der Forschung daher zu Fehlinterpretationen, da die Karten für Aussenstehende nicht nur wenig Bedeutung besitzen, sondern auch in ihrem Inhalt kaum erfassbar sind. So wurden die Stabkarten auch nicht wie die eines europäischen Navigators verwendet, um Fahrtrichtungen, Positionen und Lagerstätten zu kartieren und um unterwegs Landformen identifizieren zu können. Die Karten verblieben vielmehr ständig an Land, und die für die Überfahrt notwendige Information wurde vorab vollständig im Gedächtnis gespeichert.

London Underground Tube Map


1910 (auf Pinterest gefunden)

[J. D.] Eine stark schematisierte Karte stellt die London Underground Tube Map dar. Ziel der hier vorgenommenen Vereinfachung war die schnellst- und bestmögliche Lesbarkeit, gerade auch für erstmalige Benutzer. Urheber der schematischen Karte der Londoner U-Bahn war der technische Zeichner Harry Beck, der im Jahre 1931 den ersten Entwurf anfertigte. Die sich schlängelnden Streckenverläufe wurden in der Graphik durch vertikale, horizontale und diagonale Linien ersetzt. Das Zentrum wurde ausgedehnt, bei gleichzeitiger Verkleinerung der Vororte. Sämtliche geographischen Details wurden eliminiert, mit Ausnahme des Flusses Themse, welcher in ähnlich stilisierter Form abgebildet wurde. Zur einfachen Identifikation der Linien verwendete Beck unterschiedliche Farben. Die Stationen wurden im Gegensatz zu den bisher üblichen Punkten mit einfachen Strichen markiert und konnten auf diese Weise gut von den kreisförmig gestalteten Zeichen für Umsteigestationen unterschieden werden. Die für die Tube Map vorgenommene Vereinfachung der geographischen Verhältnisse war von immensem Einfluss und wurde weltweit für Streckennetzkarten übernommen.

Eine Geschichte der Karte von 1921 bis in die Gegenwart – von physically accurate bis schematisch – findet sich auf dieser Website
> https://fourthway.co.uk/real-underground/ (Zugriff Februar 22)

Die Peutingerkarte (vgl. oben) kann nicht als Stilisierung einer voll ausgebildeten Karte angesehen werden, sie ist eher eine graphische Repräsentation von verschiedenen Itineraren.

Noch eindimensionaler, nämlich nur einen einzigen Weg mit allen Abzweigungen aufzeichnend, sind die 100 Streifenkarten (strip road maps), die der Schotte John Ogilby (1600–1676 Biographie) 1675 herausgab.

> http://www.fulltable.com/vts/m/map/ogilby/mna.htm

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(1d) Findehilfen, Signaturen und Legenden

Zur Auffindung von Orten auf der Karte wird diese mit einem Gradnetz versehen. Gradnetze (engl. graticule) für Globen oder geographische Karten sind alt (seit Ptolemaios). Willkürlich gelegte Suchgitter (frz. grille de repérage) sind offenbar jünger (basieren wahrscheinlich auf der Idee von Descartes’ Koordinatensystem); die letzteren lassen sich auch über andere Bilder als geograph. Karten legen.

Quelle: Cosmographicus liber Petri Apiani mathematici studiose collectus, Excutum Landshutae: typis ac formulis D. Joannis Weyssenburgers, anno Christi salutoris omnium millesimo quingentesimo vicesimo quarto mense Janu phebo saturni domicilium possidente [24. Januar 1524]

Petrus Apianus (1495–1552) veranschaulicht, wie man die Lage eines Orts mithilfe der an den Rändern der Karte eingezeichneten Längen- und Breitengrade bestimmen kann.

In topographischen Karten von kleinem Maßstab werden grundrissliche Gebilde, in thematischen Karten werden qualitative Erscheinungen (z.B. Landwirtschaftstypen) durch sog. Signaturen gekennzeichnet. Signaturen sind genormte, uniforme Kleinfiguren, die in einer Legende erklärt werden.

Im Gegensatz zu den "geometrischen Lokalsignaturen", die auf Konvention beruhen (Peirce: "symbol"), sind die "bildhaften" zwar stark abstrahiert, lassen aber dennoch eine einstige Motiviertheit (Peirce: "icon") durchscheinen. Es können auch Kombinationen beider Typen verwendet werden (z.B. Punkt mit einer stilisierten Fahne darauf für "Schloss"). – (Vgl. die Ausführungen im Kapitel Pictogramme.)

Eduard Imhof, Thematische Kartographie, Berlin 1972, Abb. 20 (Ausschnitt).

Wälder, Rebberge, Flüsse, Seen, Straßen, Grenzen usw., auch der Friedhof sind graphisch gekennzeichnet:

Helveticus 9 (1949), S. 208.

Legenden erklären die verwendeten Bildzeichen bzw. Verweiszeichen. Werden nicht-motivierte Zeichen verwendet, so müssen Regularitäten bekannt gegeben oder eingeübt werden (›legenda‹ = wie man es lesen muss).

Standortverteilung wichtiger Industrien (1931) mit Legende (Quelle: Knaurs Konversationslexikon A–Z, hg. Richard Friedenthal, Berlin 1932)

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(2) Techniken zur Verfertigung von Karten

(a) Die alte Methode bestand darin, Itinerare und Berichte von Reisenden kritisch zu sichten und vergleichend zusammenzutragen und daraus ein Netz zu erarbeiten, das dann als Landkarte visualisiert wurde.

Um einen Eindruck der Umsetzungs-Leistung der Kartographen vom Reisebericht zum Wegnetz zu geben, sei ein kurzer Ausschnitt aus dem Buch von Ludovico de Varthema (ca. 1470 – 1517, vgl. Artikel in der Wikipedia) im Wortlaut zitiert:

Capitel von Aman vnd Memin
Von dannen [Alepo] scheyd ich mich gegen damasco/ zächen klein tag rayß vnd auff halbem weg lygt ain stat genant Aman/ Da selbst vmb wechßt pomwoll/ in grosser vile vnd manigerleay guotter frucht/ nahend bey Damasco auff sechzächen meyl kam ich in ain andre stat mit namen memin/ Ligt zuo oberst auff ainem berg vnd wirt bewont mit christen des kriechischen glaubens […] Es seind auch da vast schön lust gerten vnd köckbrunnen. Vnd von dannen kam ich in die aller edelst stat Damasco.

Lodovico de Varthema, Die Ritterlich und lobwirdig rayß des gestrengen und über all ander weyt erfarnen ritters und Lantfarers herren Ludowico vartomans von Bolonia Sagent von den landen Egypto Syria von bayden Arabia Persia Jndia Und Ethiopia von den gestalten syten und dero menschen leben und gelauben, Augsburg 1515. Digitalisat [www BSB]
Ludovico de Varthema: Reisen im Orient, eingeleitet, übersetzt und erläutert von Folker Reichert, Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1996.

Man erkennt folgende Schwierigkeiten:

••• Die (wohl vom Hörensagen aufgenommenen und durch mehrfache Übersetzung entstellten) Ortsangaben müssen an bereits bekannte Namen angebunden werden: mit Aman ist Ḥamāh (biblisch Hamath) gemeint; mit memin ist Manīn gemeint.

••• Die Längenangaben sind vage: Die Distanz zwischen Aleppo und Damaskus betrage 10 kleine Tagesreisen. Was ist damit gemeint? (Die Distanz Aleppo – Hamah beträgt 135 km; zwischen Hamah und Damaskus sind es nochmals 213 km. Das würde ziemlich genau zur orientalischen Tradition stimmen: pro Tag 6 ›persische Meilen‹ = 34,5 km.) Manin liege 16 Meilen nahe von Damaskus, das sind heute 18 km, gar nicht so übel.

Bei der Bestimmung von Wegzeiten haben die antiken Bematisten [Schrittzähler] – möglicherweise mithilfe mechanischer Messwagen [Hodometer] – Abweichungen von unter 5% erreicht. Vitruv schildert den Mechanismus eines solchen mechanischen Wegmessers sehr genau (»de architectura« X, ix) – lat. Text / engl. Übers. [www peneolope]

Bild von Walther Ryffs Rekonstruktion [www UB Heidelberg] in seiner Vitruv-Übersetzung, Ausgabe 1548. – Leonardo da Vinci hat einen entworfen (Codex atlanticus, fol. 1a).

Mercator hat so gearbeitet. In der dritten Legende seiner Weltkarte von 1569 »Inspectori Salutem« beschreibt Mercator im zweiten Abschnitt, wie er die Orte bestimmt hat. Er hat offenbar Portolane miteinander verglichen und schriftliche und mündliche Reisebeschreibungen ausgewertet und kritisch miteinander verglichen (tabulas conferentes et ... inter se conciliatis) [Besten Dank den Kollegen, die den lat. Text und die englische Übersetzung ins Web gestellt haben! http://en.wikipedia.org/wiki/Mercator_1569_world_map]:

In hoc extremam diligentiam impendimus, marinas Castellanorum Portogalensiumque tabulas, tum inter se, tum cum plerisque navigationibus impressis et scriptis conferentes, ex quibus omnibus aequabiliter inter se conciliatis hanc terrarum dimensionem et situm damus, secundum ea quae hactenus observata sunt et ad nostras manus pervenire potuerunt castigatissimum.

To this we have given the greatest care, first by comparing the charts of the Castilians and of the Portuguese with each other, then by comparing them with the greater number of records of voyages both printed and in manuscript. It is from an equitable conciliation of all these documents that the dimensions and situations of the land are given here as exactly as possible, account being taken of all observations made till now which have come into our hands.

 

(b) Präzisierungen in der frühen Neuzeit

Eine mathematisch fundierte Methode für die Landvermessung (Geodäsie) ist die Triangulation. (Wenn von einem Dreieck drei Größen bekannt sind, ist es definiert und man kann alle anderen Größen errechnen.) Zur Berechnung der unbekannten Distanz AC (vgl. das Bild) misst man den Abstand der beiden auf ihrer Grundlinie gleich ausgerichteten Mess-Stationen A und B sowie die Winkel von dort zum unerreichbaren Punkt C. Damit lässt sich ein geometrisch ähnliches Dreieck abc auf dem Zeichentisch (links im Bild vor dem Geometer) zeichnen und ausmessen. Aufgrund der Ähnlichkeit des Dreiecks auf dem Zeichentisch und demjenigen in der Landschaft lässt sich AC mit einem einfachen Dreisatz (vgl. Strahlensatz) errechnen: AB (wurde gemessen) : ab = AC : ac — folglich > AC = (AB mal ac) geteilt durch ab.

Grundlage des Bilds: Fabrica et usus instrumenti chorographici. Das ist newe planimetrische Bechreibung wie man mit einem leichten und geringen Instrument alle Stäte, Gärten, Weyer und Landschafften jedes in sein gewisse Lägerstatt und Proportion auffreissen und verjüngen soll / durch Leonhard Zubler, Getruckt zu Basel: in Verlegung Ludwig Königs 1607. > https://doi.org/10.3931/e-rara-1398

(Zwei Jahre später entdecke ich, dass die Uni Würzburg das genau gleich beschrieben hat, aber anhand des späteren Werks von Gaspar Schott, Pantometrum, 1660: http://www.history.didaktik.mathematik.uni-wuerzburg.de/pantometrum/funktionsweise.html {13.02.2018})

  • Sebastian Münster (1488–1552) beschreibt in einem Büchlein »Erklerung des newen Instruments der Sunnen, nach allen seinen Scheyben und Circkeln; item eyn vermanung ... an alle liebhaber der künstenn im hilff zu thun zu warer unnd rechter beschreybung Teutscher Nation« (Oppenheym 1528) ein Polarkoordinatenverfahren: mittels eines Visiergeräts bestimmt er Winkel zwischen Orten, und durch Abschreiten die Distanzen vom Mess-Ort zu diesen. In kleinräumigen Bereich konnte damit ein Verbesserung der Karten erzielt werden.



    Rudimenta mathematica. Haec in duos digeruntur libros, quorum prior geometriae tradit principia seu elementa, unà cum rerum & uariarum figurarum dimensionibus. Posterior uerò omnigenum horologiorum docet delineationes, autore Sebastiano Munstero, 1551.
    > https://archive.org/details/bub_gb_SRSh3XncVbEC/page/n53/mode/2up

  • Rainer Gemma Frisius (1508–1555) schlägt 1533 im »Libellus de locorum describendorum ratione« die Methode der Triangulation vor.

  • Jost Bürgi (1552–1632) erfindet Ende des 16. Jhs. ein Triangulationsinstrument zur Entfernungsbestimmung in unzugänglichem Gelände und bekommt dafür 1602 ein kaiserliches Patent; publiziert erst 1648.

  • Philipp Eberhard (1563–1627) und Leonhard Zubler (1563–1609 [1611?]) entwickeln zu Beginn des 17. Jhs. geometrische Instrumente zur Triangulation: »Kurtzer vnnd gruntlicher Bericht von dem Neüwen Geometrischen Instrument oder Triangel/ alle hoeche/ weyte/ lenge vnd tieffe/ leychtlich vnn ohne rechnung abzumessen« (Zürich 1603 und Neuauflagen); »Fabrica et usus instrumenti chorographici« (Basel 1607)
    > https://doi.org/10.3931/e-rara-1431

  • Willebrord van Roijen Snell (Snellius, 1580–1626) führt diese Überlegungen in seinem »Eratosthenes Batavus, de Terrae ambitus vera quantitate« (Leiden 1617) mathematisch aus.

(c) Breitengrad

Die geograph. Breite lässt sich mit einem Jakobsstab (seit dem 15. Jh.) oder einem Sextanten als Winkel zwischen Horizont und Polarstern relativ einfach messen.

Lage des Polarsterns an der Schwanzspitze des Kleinen Bären; Bild aus: Cosmographicus liber Petri Apiani, Basel 1524:

Verwendung des Jacobsstabs; Bild aus Govert Willemsen van Hollesloot. »Die Caerte van de Oost ende Westzee«, 1594. > https://books.google.ch/books?id=6YxiAAAAcAAJ&hl=de&source=gbs_navlinks_s

Vgl. den einschlägigen Vortrag von Louis-Sepp Willimann (PDF). — Vgl. den Aufsatz von Arthur Breusing, Zur Geschichte der Geographie; Regiomontanus, Martin Behaim und der Jakobsstab, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde, Berlin, Jg. 4, 1869, S. 97–115 (Scan hier).

(d) Das Längengradproblem

Die Bestimmung der geographischen Länge war lange Zeit nur schwer möglich. Übersicht [www Lueger 1908]

  • Aufgrund er relativen Positionen von Fixsternen, Planeten, Sonne und Mond lässt sich der Ort auf der Erde an einem bestimmten Tag bestimmen. Solche Tafelwerke wurden immer wieder zusammengestellt. Die »Ephemerides astronomicae« von Regiomontanus (1474 und in weiteren Auflagen erschienen: 896 Seiten mit über 300'000 Zahlen), hat Christoph Kolumbus auf seinen Entdeckungsfahrten zur Navigation verwendet (sein Exemplar mit Anmerkungen ist erhalten). Mehr dazu bei Lueger > http://www.zeno.org/nid/20005959535

  • Die schnelle Bewegung der Jupitermonde um diesen Planeten (Io umrundet ihn in 1,7 Tagen) erlaubt es, Tabellen zu erstellen, besagend, zu welcher Uhrzeit an einem bestimmten Längengrad A das Erscheinen und Verschwinden eines Mondes zu beobachten ist. Kennt man die ***Orts-Zeit am zu bestimmenden Längengrad B, lässt sich aus der Differenz der Zeiten ( [Tabelle nennt Zeit des Mondumlaufs am Ort A] minus [Beobachtung des Monds zur Zeit am Ort B] ) der Längengrad B bestimmen.

  • Petrus Plancius (1552–1622) hat eine Tafel gezeichnet, welche die östliche und westliche Deklination im Raum zwischen Corvo und Canton zeigt. — Deklination: Der magnetische und der geographische Nordpol sind nicht identisch; das heißt: die Magnetnadel weicht von der Richtung zum geograph. Pol ab, und zwar an jeder Stelle der Erdoberfläche etwas anders. Plancius hat diese örtlichen Abweichungen für einen Raum aufgezeichnet. — Wenn man weiß, auf welcher Breitengrad man sich befindet, und den Winkel der ›Missweisung‹ misst und mit den Daten der Tafel vergleicht, kann man die geographische Länge bestimmen. Das ist aber sehr unpräzis, abgesehen davon, dass sich die Deklination im Lauf der Zeit ändert.

    • Hier eine modernde Isogonen-Karte, die die Abweichungen zwischen magnetischem und geographischem Nordpol verzeichnet:



    • Auf dem Bild aus der Reihe »Nova Reperta« — Zeichner: Jan van der Straet (1523–1605); Stich Jan Collaert (1566–1628) zugeschrieben; im Verlag von Philips Galle (1537–1612), Antwerpen um 1591 — wird ein Navigator gezeigt, der den Stand der Sonne mittags genau im Süden mittels eines primitiven Sextanten misst und mit der Kompassnadel vergleicht:



      ORBIS LONGITUDINES REPERTAE E MAGNETIS A POLO DECLINATIONE. Magnete paulum utrinque saepe devia   Dat invenire portum ubique Plancius.
      (Die Längen des Erdkreises, gefunden mittels der Abweichung des Magnets vom Pol — Plancius zeigt, wie man überall den Hafen findet mittels des auf beiden Seiten leicht abweichenden Magneten.)

      Das ganze Bild (ohne Kommentar) ist im Web mehrfach einsehbar:

      https://www.britishmuseum.org/collection/object/P_1948-0410-4-206

      https://collections.rmg.co.uk/collections/objects/101928.html

      https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/989533

  • Präzise seetaugliche Chronometer, die gleichsam die Zeit des Ausgangshafens mit auf die Reise nehmen, wodurch die Differenz zur – aufgrund der Sonnenbeobachtung ermittelten – Ortszeit bestimmbar wird, womit sich dann die geograph. Länge bestimmen lässt, gab es erst durch die Erfindung von John Harrison (1693–1776) 1753; vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/John_Harrison_(Uhrmacher).
    • Am Chronometer kann man jene Ortszeit ablesen, wo der Nullmeridian definiert ist (z.B. Greenwich). Die Uhr nimmt gleichsam die Zeit des Ausgangshafens mit auf die Reise. Gefragt ist die Zeitdistanz zum ***Ort, an dem man sich derzeit befindet, woraus sich dann der Längengrad errechnen lässt.

      Von der Zeitdistanz zum Ort: 1’440 Minuten ≈ 360°; das heißt z.Bsp. bei 160 Minuten Abweichung vom Ort des Nullmeridians ≈ wir sind auf Längengrad E 40° — Aber Achtung! Umdrehung der Erde in 1 Tag = 1’440 Minuten ≈ 360°; das heisst am Aequator machen 4 Minuten Fehlmessung einen Längengrad aus; 1 Minute Fehlmessung ergibt ca. 28 km falsche Einschätzung der Distanz.

    • Wie kann man die wahre ***Ortszeit bestimmen? (Der Navigator kann ja nicht an Land gehen und einen Ortsansäßigen fragen: Wieviel Uhr ist es jetzt gerade bei Ihnen?)

      Technik 1: Der Mond bewegt sich auf seiner Bahn relativ zu den Fixsternen und hat dabei während eines Mondmonats zu jedem Fixstern zeitlich einmal einen genauen Abstand. – Mit dem Jakobsstab lässt sich der Abstandswinkel zwischen zwei Punkten messen, so auch den Winkelabstand des Mondes von bestimmten Fixsternen Der vor dem Fixsternhimmel sich bewegende Mond dient dabei als ›Weltuhr‹. Beobachtet man diesen Winkelabstand des Monds und vergleicht diese Messung mit den Daten in vorausberechneten Mondtafeln, so lässt sich Ortszeit bestimmen. Die Methode ist aber zu ungenau.

    • Petrus Apianus, Introductio geographica in doctissimas Verneri annotationes. Ingolstadt 1533. > Digitalisat

      Der Navigator der Magellan-Flotte, Andrés de San Martín († 1521), soll mit dieser Methode eine Bestimmung von nur 1 Grad Abweichung erreicht haben.
      Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Monddistanz.

      Anhand der Bedeckung des Sternes Omega1 Tauri durch den Mond am 31. März 1808 konnte Elisabeth von Matt (1762–1814) mittels präziser Teleskope die Längengrade von Wien und Baden berechnen. https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_von_Matt#cite_note-:0-12


    Technik 2: Man nimmt die Mittagszeit (Sonnenkulmination): Weil die Bestimmung des höchsten Punkts der Sonnenbahn schwierig ist, kann man Durchgänge der Sonne durch eine vorbestimmte Höhe am Vormittag und am Nachmittag beobachten; dann ist der wahre Mittag genau in der Mitte dieses Zeitintervalles. Die Höhe der Sonne wird mit dem Sextanten bezüglich dem Horizont gemessen; das Meer ist sozusagen eine natürliche Wasserwaage. Erforderlich ist noch eine präzise Uhr, um dieses Zeitintervall zu messen.

    • Problem: Die natürlichen Tage, von einem wahren Mittag zum folgenden, sind – wegen der leicht elliptischen Bahn der Erde um die Sonne – über das Jahr betrachtet nicht genau gleich lang; d.h.: Die Sonne steht im Laufe des Jahres nicht immer genau um 12.00 Uhr im Zenit (d.h. nicht immer an der genau gleichen Stelle am Himmel) (> Analemma).

      Auf der zweiten Reise hatte James Cook den Chronometer K1 mit, den er später sehr lobte. Er fuhr im Juli (1772) los und erreichte im Februar (1773) Neuseeland. Die Sonnenkulmination im Juli und im Februar ist verschieden (ca. –5 bzw. –14 Minuten). Vermutlich hatte Cook Zeitgleichungstabellen (Beispiel hier) dabei, auf denen für jeden Tag des Jahres die Differenz zwischen wahrem und mittlerem Mittag aufgeführt ist.

    • (Besten Dank an L.-S. Willimann für Erklärungen)

(e) Um 1900 wurde die Photogrammetrie entwickelt, mittels der aus photographischen Aufnahmen der Erdoberfläche Landkarten erstellt werden; allmählich dann auch mittels Aufnahmen, die aus Ballonen und Flugzeugen gemacht wurden. Vgl. den Artikel »Ballonphotographie« in: Meyers Konv.-Lexikon 6. Auflage, Band 23 (= Jahres-Supplement 1910/11), S. 68–73 mit Bildtafeln.

Damit kommt eine völlig neue Technik auf: imitative Bilder (plus Nachbearbeitung) statt (auf Reiseberichten oder trigonometr. Messungen beruhender) Konstrukte.

Visualisierung einer Visualisierungstechnik: Mit einer Kamera werden vom Flugzeug aus Aufnahme um Aufnahme gemacht, die sich überdecken (blau- / rot-schraffiert). Quelle: Pestalozzikalender 1965, S. 145 [©: Graphiker unbekannt; Verlag erloschen]

(f) Global Positioning System (GPS)

Das GPS ist seit Mitte der 90er Jahre des 20. Jhs. funktionsfähig. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Global_Positioning_System

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(3) Geschichte der Kartographie im Abriss

Vorbemerkung

Wie die Funktion einer urzeitlichen Karte einzuschätzen sei, ist wohl schwer auszumachen. Hier die Umzeichnung einer Felszeichnung:

Emmanuel Anati, Höhlenmalerei. Die Bilderwelt der prähistorischen Felskunst, Zürich: Benziger 1997, Abb. 207.

Man muss sich wohl vorstellen, dass Reisende nicht mit Landkarten unterwegs waren. Man hatte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit allenfalls Itinerarkarten wie die oft aufgelegte Rompilgerkarte von Erhard Etzlaub (um 1499), wobei die zu bewältigende Strecke besonders interessant war:

Das ist der Rom-Weg von meylen zu meylen mit puncten verzeychnet von eyner Stat zu der andern … (Der Abstand der Punkte entspricht einer gemeinen deutschen Meile = 7,4 km. Süden ist oben.)
Vergrößerung aus dem hochauflösenden Digitalisat

Wenn man an einer Wegscheide nicht wusste, wo’s lang geht, fragte man Einheimische:

Bild aus: Balthasar Schnurrn vollständiges, und schon aller Orten bekandtes Kunst- Hauß- und Wunder-Buch/ darinnen nicht allein allerhand zur Haußhaltung nütz- und dienliche Sachen/ sondern auch andere rare und approbirte Wunder- und Kunst-Stücke begriffen. […] Franckfurt am Mayn/ in Verlegung Johann Peter Zubrodt und Johann Haaß. Im Jahr 1676.

Antike

In Ägypten war es notwendig, nach den Nilüberschwemmungen jeweils die Felder neu abzumessen. Hintergrund für eine Abgrenzung ist das soziale Konzept von Landbesitz und von Steuerabgaben.

Klaudios Ptolemaios (Alexandria ca. 100 – 178) hat ein Koordinatennetz entwickelt (Breitengrade / Längengrade) sowie eine Projektion ersonnen. Ca. 6’400 [je nach Forscher etwas andere Zahlen] Ortsangaben von Reisenden übertrug er in diese Karte, wobei die Umsetzung von Distanzangaben in Gradangaben problematisch ist. Dem Mittelmeer gab er 62° statt richtig 42°. – Die wohl auf antike Exemplare zurückgehende Karte wird in der Frühneuzeit gedruckt (Ptolemaeus-Ausgabe Bologna 1477 u.ö.; Schedelsche Weltchronik 1493; Waldseemüller, Straßburg: Schott 1513; Sebastian Münster 1540; Mercator 1578) Zur Druckgeschichte [www Frank Hieronymus, Uni Basel]

Für die Römer der Kaiserzeit war die Fixierung und Vermessung von Wegen und Grenzen einerseits aus besitzrechtlichen Gründen (zur Regelung der Erträge / Steuereinnahmen) bedeutsam, anderseits aus militärtechnischen Erwägungen.

Peutingerkarte

Hierbei handelt es sich nicht um ein Abbild der physischen Erdoberfläche, sondern um eine Marschroutenkarte (34 cm hoch und 6.80 m lang). Gezeigt werden: das Straßennetz von den Britischen Inseln bis nach Indien, die wichtigsten Städte, Etappenorte und Pferdewechselstationen (mansiones) mit Angaben der Wegdistanzen.

Ausschnitt: Sofort erkennbar sind die Inseln Rhodos und Zypern.

Entstanden ist sie in der Spätantike. (Mehrere historische Schichten sind überlagert: das 79 AD untergegangene Pompeji ist ebenso eingezeichnet wie das erst 330 eingeweihte Konstantinopel; zwei verschiedene Maßstäbe werden verwendet: römische Meilen / gallische Leugen). Eine im 13. Jh. entstandene Kopie wurde vom Humanisten Conrad Celtis 1494 entdeckt und Konrad Peutinger geschenkt, daher der Name. Heute in der ÖNB, Cod. 324.

http://www.euratlas.net/cartogra/peutinger/

http://de.wikipedia.org/wiki/Tabula_Peutingeriana

http://www.hs-augsburg.de/~harsch/Chronologia/Lspost03/Tabula/tab_pe00.html (im Faksimile von Conrad Miller 1887/88)

Portolankarten

Adriatic_map_in_Vesconte_1318_atlas (wikimedia commons)

Als Portolan bezeichnete man ein Buch mit Aufzeichnungen von nautischen Daten. Das Wort portulan ist abgeleitet von lat. portus und meint zunächst "zum Hafen gehörig", d.h. ein Dokument für Seefahrer, das die Häfen, Küstenverläufe, Klippen und Leuchtfeuer verzeichnet; es wird dann übertragen auf eine dazugehörige Seekarte.
> https://www.cnrtl.fr/definition/portulan
> http://www.treccani.it/vocabolario/portolano

Die im 13. Jh. auftauchenden See-Karten – die älteste überlieferte (Carta Pisana) stammt von ca. 1280 – zeichnen die Hafenorte am Meeresufer ein und machen Angaben über Gefahren. Sie sind gemessen an modernen Karten sehr genau. Man kann annehmen, dass sie auf terrestrischen Karten des spätantiken römischen Reichs beruhen, wo das Vermessungswesen einen hohen Stand erreicht hatte.

Die Portolane sind mit einem exakt gezeichneten Netz von verschiedenfarbigen Linien versehen, die vom Zentrum sowie von 16 gleichmäßig auf einer äusseren Kreislinie verteilten Punkten ausstrahlen, so dass jeder Punkt mit dem Zentrum und den anderen Punkten verbunden ist. Dieses Liniensystem hat keinen Bezug zum Karteninhalt. Die Linien nennt man Rumben. Als Navigierhilfe konnte es insofern dienen, als der Seefahrer eine Gerade vom Ausgangsort zum Zielort zeichnete und durch Parallelverschieben dieser Geraden bis zu einer Rumbe die Kursrichtung auf der Windrose feststellen konnte. Mit einem magnetischen Kompass (Bussole) konnte er den Kurs einhalten; das gab es zu jener Zeit bereits. — Mitte des 16. Jh.s verschwinden diese Liniennetze wieder.

Die Portolankarte von Petrus Roselli (1449) weist eine Abweichung von nur ± 48 km auf. Vgl. dazu die Website von Peter Mesenburg.

Beispiele:

Die Portolankarte von Pietro Vesconte aus dem Jahr 1318 (ÖNB Cod. 594) wird von der ADVA Graz 2022 als Faksimile mit einem Kommentar von Ingrid Baumgärtner ediert (Codices Selecti Band CXXV).

Jacobus Russus, Messina 1533 [www, wikimedia commons]

Francesco_Ghisolfi, Schwarzes Meer [www, wikimedia commons]

Vesconte Maggiolo, 1541 [www, wikimedia commons]

Literaturhinweise:

C. Astengo, Der genuesische Kartograph Vesconte Maggiolo [1475–1550] und sein Werk, in: Cartographica Helvetica 13 (1996), S. 9–17 (als PDF digitalisiert hier)

Helmut Minow, Portolankarten (I/II), in: Geomatik Schweiz. Geoinformation und Landmanagement, Jg. 102 (2004), Nr 6, 372–377 und Nr. 7, S. 433-438 (als PDF digitalisiert hier und hier).

Noch unfertige Karten

Als in der Neuzeit gewisse Gebiete noch unerforscht waren, bildete man diese nicht ab. Im Beispiel ist Nordwestamerika noch leer:

America Septentrionalis in Suas Praecipuas Partes Divisa, ad usum Serenissimi Burgundiae Ducis. 1701

Mit Beschreibung auf Wikipedia

Globen

Seit der abendländischen Antike wusste man, dass die Erde Kugelgestalt hat. Die Vorstellung, im Mittelalter habe man die Erde als flache Scheibe imaginiert, ist Unsinn, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Flache_Erde

Auf Erforschung historischer Globen ist spezialisiert die Internationale Coronelli-Gesellschaft für Globenkunde > http://www.coronelli.org/

Literaturhinweis: Elly Dekker, Die Lehre von der Kugel. Ein vergessenes Kapitel der Globengeschichte, in: Globusfreund Nr. 49/50 (2000), pp.27–47. > https://www.jstor.org/stable/41628636

Beispiele für frühe Globen von Johann Schöner (1477–1547):

Luculentissima quaedam terrae totius descriptio, Norimberga 1515.
> http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00014669/image_1

Später wird die Erdkugel so dargestellt, wie sie in der Ekliptik liegt:

Johannes Schöner, Opera mathematica in unum volumen congesta, Norimbergae: Montanus & Neuberus 1551. (nach pag. CXXVII).
> http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/vd16/content/pageview/6829704
> http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00014669/image_1

Im sog. St.Galler Globus (letztes Viertel des 16.Jhs.) sind der Erdglobus und der Himmelsglobus einander überlagert:

Literaturhinweis: Jost A. Schmid-Lanter. Der St. Galler Globus, Ein kosmographisches Modell des Tilemann Stella, St. Gallen: Verlag am Klosterhof / Basel: Schwabe Verlag 2019.
Vgl. den Artikel zur Vorzeichnung hier > https://www.news.uzh.ch/de/articles/2017/St.Galler-Globus.html

»Cosmographie«

Hervorgehoben werden muss das Werk von Sebastian Münster (1488–1552), vgl. die Biographie NDB. Dabei handelt es sich nicht einfach um ein Karten-Werk, sondern um eine geographische wie ethnographische und historiographische Beschreibung der ganzen damals bekannten Welt, die der Verfasser und seine Nachfolger immer wieder ergänzten. (Von 1544 bis 1650 sind 27 deutsche und 8 lateinische Ausgaben bekannt.) Für die Illustrierung profitierte er vom Bestand an Holzschnitten seines Stiefsohns, des Basler Verlegers Heinrich Petri (1508–1579).

Erstausgabe: Beschreibung aller Lender durch Sebastianum Munsterum in welcher begriffen, Aller völker Herrschafften, Stetten, und namhafftiger flecken, herkommen: Sitten, gebreüch, ordnung, glouben, secten, und hantierung, durch die gantze welt, und fürnemlich Teütscher nation: Was auch besunders in iedem landt gefunden unnd darin beschehen sey. Alles mit figuren und schönen landt taflen erklert, und für augen gestelt. Getruckt zu Basel durch Henrichum Petri, anno 1544.
> https://doi.org/10.3931/e-rara-26355
> https://doi.org/10.3931/e-rara-8833

Hier als Beispiel ein Blatt mit der Darstellung von Silberbergwerken in den Vogesen (aus der 3. Auflage 1546):

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(4) Andere Kulturen / Epochen

Hier nur einige Stellvertreter:

Babylonische Weltkarte (ungefähr 6. Jh. v.u.Z.):

> https://www.britishmuseum.org/collection/object/W_1882-0714-509 --- Museum number 92687

>https://en.wikipedia.org/wiki/Babylonian_Map_of_the_World (mit Umzeichnung und Erklärung)

Cheonhado (»Karte der Welt unterhalb des Himmels«, Korea 17. Jh)

Weltkarte aus »Sammlung der Sprachen der Türken« (Dīwān Lugāt at-Turk), zwischen 1072 und 1094 von Mahmūd al-Kāschgharī in Bagdad geschrieben:

Lambert von Saint-Omer, Liber Floridus (um 1120)

Exemplar der Herzog August Bibliothek
> http://diglib.hab.de/mss/1-gud-lat/start.htm?image=00144

Verschiedene Kulturbereiche sind dargestellt im History of Cartography Project (seit 1987)
Free online access > http://www.geography.wisc.edu/histcart/

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(5)

Landkarten werden mit geologischem, politischem, statistischen oder anderem Daten-Material zusammen verbunden.

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(5a) Überlagerungen (Superpositionen)

Auf geographische Karten können zusätzliche Daten eingetragen werden. (Vgl. zum Objektbereich ›Korrelation von Datenmengen‹ die Seite zu Tabellen.)

Die Daten können eingetragen werden

  • mittels Marken
  • mittels Linien, die gleiche Daten bzw. verschieden dicke Linien die Mengen bezeichnen
  • mittels Flächen
  • mittels Pfeilen, die Bewegungen bezeichnen.

Marken:

Quelle: Brockhaus’ Konversations-Lexikon, 14. Auflage.

In der Völkerschlacht bei Leipzig (16. bis 19. Oktober 1813) kämpften die Truppen der Verbündeten (Österreich, Preußen, Russisches Reich und Schweden) gegen die Truppen Kaiser Napoléons I. – Die Farben der Truppenkörper auf der Landkarte sind willkürlich gesetzt; es steht (aus der Sicht der Verbündeten) konventionellerweise rot für den Aggressor, blau für die Verteidiger.

Linien:

Isolinien (von altgriechisch ἴσος ›gleich‹) sind Linien, auf denen an jedem Punkt der gleiche Wert auftritt. Die Werte können von verschiedener Kategorie sein: Höhe des Orts; Temperatur; Stärke des Magnetfelds; und andere Phänomene.

Quelle: Schweizer Lexikon in sieben Bänden [hg. Gustav Keckeis u.a.] Encyclios-Verlag Zürich 1945–1948; s.v. Luftdruck.

[J.D.] Als Isobaren (griech. iso = gleich und baros = Gewicht, Druck) bezeichnet man die Verbindungslinien zwischen Orten gleichen Luftdrucks, wie sie vor allem in meteorologischen Karten eingesetzt werden. Die Wetterkarte wurde wahrscheinlich von Heinrich Wilhelm Brandes (1777–1834) erfunden. Er schlug vor, ein Jahr lang täglich eine Wetterkarte für Europa zu zeichnen. Als Argument hierfür brachte er an, dass das Einzeichnen von grafischen Elementen auf eine Wetterkarte informativer als das bloße Auflisten von Daten sei, insbesondere wenn man diese als Serie betrachte.

Literatur: Mark Monmonier, Air apparent. How meteorologists learned to map, predict, and dramatize weather, Chicago, Ill.: Univ. of Chicago Press 1999.

[P.M.] Die Isobarenkarte überlagert zwei Visualisierungen: (1) die Verbindung von in einer Ebene liegenden Punkten mit gleichen physikalischen Eigenschaften mit einer Linie; (2) eine ›normale‹ geographische Landkarte. Der Graphiker Antonino Petrucelli (1907–1994) hat die in diesen Darstellungen überlagerten ›Layers‹ (eine geographische Karte einerseits — die Kurven, die Punkte gleichen Luftdrucks miteinander verbinden anderseits) schön dargestellt.

Quelle: Die Welt in der wir leben (englisch: The World We Live In, Time Inc. 1952), S. 77.

Flächen:

Die Auszeichnung von Gebieten kennen wir von den politischen oder geologischen Landkarten. Hier die Gesteinsarten in verschiedenen Farben:

Quelle: Meyers....

Flächen mit Maß-Angaben:

In der Legende werden die (Fehl-)Farben erklärt: Neuschneeehöhe in cm.

Pfeile:

Quelle: Knaurs Konversationslexikon A–Z [in einem Band], Berlin 1934. Karte Deutschland im Welthandel.

Die Einfuhr ist mit roten Pfeilen / die Ausfuhr mit grünen dargestellt; die Dicke der Pfeile entspricht dem Handelsvolumen in Reichsmark. Europa ist überproportional dargestellt, damit die Pfeile für den innereuropäischen Handel Platz haben.

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(5b) Choropleth-Karten (im engeren Sinn)

Bei Choropleth-Karten (Etymologie [anders als die engl. Wikipedia] griech. χώρα = Raum, Gebiet + πλῆθος = Menschenmenge) werden die Gebiete im Verhältnis zur statistischen Verteilung des thematischen Objektes eingefärbt oder sonstwie graphisch ausgezeichnet. Als thematisches Objekt kommen sehr viele Dinge in Frage:

  • Klima,
  • Umweltverschmutzung
  • Bevölkerungsdichte
  • Altersstruktur
  • Sterblichkeit
  • Beschäftigung
  • Konfession der Einwohner
  • Durchschnittseinkommen
  • Steueraufkommen
  • Pendlerverhalten
  • Abstimmungsverhalten
  • Bildungsmöglichkeiten (Zugang zu Schulen)
  • u.a.m.

Quelle: Strukturatlas Schweiz = Atlas structurel de la Suisse, Projektleitung: Kurt E. Brassel, Ernst A. Brugger; Redaktion: Martin Schuler, Matthias Bopp, Zürich: Ex Libris Verlag 1985; Seite 210f. (Ausschnitt). Die dunkelste Einfärbung entspricht einem Jahresmietpreis von ca. 100 Franken pro Quadratmeter; die einfach gepunktete Flächen von ca. 50 Franken. Man erkennt deutlich das rechte Zürichsee-Ufer (die sog. ›Goldküste‹) als Hochpreisgebiet.

Frühe solche Atlanten:

Als Erfinder der Choroplethkarte gilt Pierre Charles François Dupin (1784–1873) mit seiner »Carte figurative de l’instruction populaire de la France« (1826).

Émile Levasseur, La population française. Histoire de la population avant 1789 et démographie de la France comparée à celle des autres nations au 19e siècle précédée d’une introduction sur la statistique, Paris 1889–1892.

Albert Scobel, Handels-Atlas zur Verkehrs- und Wirtschaftsgeographie für Handelshochschulen, kaufmännische, gewerbliche und landwirtschaftliche Lehranstalten sowie für Kaufleute und Nationalökonomen. 68 Haupt- und 73 Nebenkarten sowie 4 Diagramme auf 40 Kartenseiten, Bielefeld: Velhagen & Klasing 1902.

Graphisch-Statistischer Atlas der Schweiz = Atlas graphique et statistique de la Suisse, herausgegeben vom statistischen Bureau des eidgen. Departments des Inneren, Bern 1914.

Verwandt damit sind die dialektgeographischen Karten, die Teils mit (a) Pictogrammen an bestimmten Orten, teils mit (b) Grenzlinien, teils mit (c) Einfärbung von Gebieten arbeiten:

(a)

(b)

(c)

(a) und (b) aus: Rudolf Hotzenköcherle, Zur Raumstruktiur des Schweizerdeutschen, in: Zitschrift für mundartforschung, XVIII/3 (1963), S. 207–227; Abb. 21 und 8.

(c) aus: Werner König, dtv-Atlas zur deutschen Sprache, München 1978, S.214.

Zu (c) vgl. insbesondere: Helen Cristen / Elvira Glaser / Matthias Friedli, Kleiner Sprachatlas der detuschen Schweiz, Frauenfeld: Huber 2010.
>>> https://www.kleinersprachatlas.ch

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(5c) Anamorphotische Karten

[J. D.] Anamorphotische Karten (engl. cartograms) sind eine relativ neue Erfindung und erst durch die Zeichnungen des Kartographen Erwin Raisz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bekannt geworden. Durch die Unterstützung von Computern wurde die Darstellungsform in den letzten Jahrzehnten zunehmend häufiger. Es handelt sich dabei um Karten, bei welchen die physische Größe von Ländern anhand demographischer Variablen wie Bevölkerungszuwachs, Wasserverbrauch oder Umweltverschmutzung verändert und angepasst wird. Statt wie in der Vergangenheit als Verteilungsindikator die Gebiete auf Landkarten verschiedenfarbig oder unterschiedlich intensiv einzufärben, werden hier geographische Größen und Formen entsprechend den statistischen Daten verzerrt, d.h. ausgedehnt oder verkleinert. So wird auf einer Karte über die Populationsverhältnisse ein Land, das zweimal so viele Einwohner hat wie ein anderes, doppelt so groß abgebildet.

Quelle: Erwin Raisz, The rectangular statistical cartogram, in: Geographical Review, Vol. 24, No. 2, April 1934, pp. 292–296; Fig. 3 (p. 294).

Weltbevölkerung; das Quadrat entspricht 1 Million Menschen – Quelle: Peter Turchi, Maps of the Imagination 2004, Fig. 29 > www.performance-edication.com [April 14 nicht mehr zu finden] Man beachte Japan und Indonesien im Vergleich mit Russland oder Kanada.

Bemerkenswert ist die einfache Lesbarkeit der Karten. Größere Länder weisen mehr von der gewählten Variable auf, kleinere Länder weniger. Vor dem Hintergrundwissen über die normalen Grössenverhältnisse fällt die Verzerrung schnell ins Auge, insbesondere bei extremen Abweichungen wie bei unserem Beispiel. Da bei einigen Fällen die Veränderung so stark sein kann, dass einzelne Länder kaum noch erkannt werden können, werden zusätzlich Farbengruppen für Regionen und Farbabstufungen für die einzelnen Länder verwendet, um die Identifikation einfacher zu machen.

[P.M.] Raisz bevorzugt eine starke Stilisierung und gibt als Rezept: »discard altogether the outlines of the country, and give each region a rectangular form of size proportional to the value represented. – For purposes of comparison it is essential that a definite system of construction should be followed and identical arrangement should be used whatever values are represented. – It should be emphasized that the statistical cartogram is not a map. Although it has roughly the proportions of the country and retains as far as possible the relative locations of the various regions, the cartogram is purely a geometrical design to visualize certain statistical facts and to work out certain problems of distribution.«

Hinweise:

Raisz, Erwin (1938), General Cartography (New York, London: McGraw-Hill).

Michael Kidron / Ronald Segal, Hunger und Waffen. Ein politischer Weltatlas zu den Krisen der 80er Jahre. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1981 [englisch: The state of the world atlas, London: Heinemann 1981.] – Hier sind jeweils in kleinerem Maßstab ›normale‹ Karten zum Vergleich beigegeben.

Noch ein gutes Beispiel: http://www.wissenschaft-online.de/lexika/images/karto/fananmorp_ftt.jpg

[Ch.N.] Eine Gruppe findiger Geographen und Computer-Programmierer der Universitäten Michigan und Sheffield hat 2004 bis 2006 den »Worldmapper« ins Leben gerufen: http://www.worldmapper.org/atozindex.html

Das draus entstandene Buch: Daniel Dorling, Mark Newmann und Anna Barford, Der schlaue Planet. So haben Sie die Welt noch nie gesehen, München: Süddt. Zeitung 2008, [englisch: The Atlas of the Real World].

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(5d) Karten, die trickfilm-artig eine historische Abfolge zeigen

Solche Karten sind bei Strategen beliebt (vor allem wenn sie Eroberungen zeigen; weniger bei ›geplanten Absetzbewegungen‹):

Quelle: Brockhaus, 15. Auflage, Band 19 (1934) s.v. »Verdun«

Gebietszuwachs der Vereinigten Staaten 1776 bis 1846:

Quelle: Der Große Herder, 4. Auflage, 12. Band (1935), zum Artikel »Vereinigte Staaten« (gegenüber S. 195/196).

Mit EDV-Technik kann man das viel schöner und einleuchtender gestalten, vgl. hier: http://en.wikipedia.org/wiki/United_States_territorial_acquisitions.

Literaturhinweis: Martin Rickenbacher: Zeitreihen […] in: Cartographica Helvetica, Heft 44 (2011), S. 35–41 (bei retro seals downloadbar)

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(5e) Verzerrungen zwecks didaktischer Veranschaulichung

Ein oft nachgeahmtes Beispiel – das auf Ideen von Goethe und Humboldt fußt – ist William Darton and W. R. Gardner’s Karte »Comparative mountains and rivers« von 1823:

Die Flüsse sind gestreckt und der Größe nach sortiert; die Berge ebenfalls – ohne Verortung – der Höhe nach neben- und hintereinander gestellt:

Bild > Wiki Commons

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(5f) Weitere Funktionen

• Mittelalterliche Weltkarten möchten die göttliche Ordnung repräsentieren: biblisch bedeutsame Orte (z.B. das Paradies, den Kornspeicher Josephs, die Völker am Rande der Welt, das himmlische Jerusalem). Ein typisches Beispiel: die Londoner Psalterkarte (ca. 1260).

• Landkarten wollen oft Herrschaft(s-Gebiete) zur Schau stellen, als angestrebte Vereinnahmung eines Raums oder als Repräsentation einer nationalen Identität gegen außen wie nach innen.

Publikation hierzu: Ingrid Baumgärtner / Martina Stercken (Hgg.), Herrschaft verorten. Politische Kartographie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Zürich: Chronos 2012.
Zusammenfassung > https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-2541

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(6) Topographien, die nicht geographische Räume abbilden

Sozial-semantisch aufgeladen sind Anordnungen von Personengruppen wie z.B. die Lagerordnung der 12 Stämme um die Stiftshütte herum (Numeri 2) oder die Ordnung der politischen Parteien in Parlamenten; vgl. http://www.landesarchiv-bw.de/sixcms/media.php/120/42935/7_Sitzordung_1924.png (die bürgerlichen Parteien rechts, die Kommunisten links).

Sitzordnung am deutschen Reichstag, aus: Johann Theodor Jablonski, Allgemeines Lexicon Der Künste und Wissenschafften […], Leipzig, bey Thomas Fritschen 1721; S. 611. Die anordnung des sitzens im Fürsten-rath ist aus obenstehender abbildung füglich zu ersehen. — Eine dreidimensionale Sicht hat Matthäus Merian gezeichnet.

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(7) Fiktionale Karten

Vgl hierzu das Projekt: www.symbolforschung.ch/Phantastische_Landkarten

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(7a) Allegorisch interpretierte Karten

Leo Belgicus:

Petri Kaerii Germania Inferior id est, XVII provinciarum ejus novae et exactae Tabulae Geographicae, cum Luculentis Singularum descriptionibus additis. à Petro Montano. Amsterdam, 1617.

»Den ersten Leo Belgicus, gestochen von Frans Hogenberg, veröffentlichte der österreichische Chronist Michael Aitzinger 1583 in seinem Geschichtswerk De Leone Belgico. Das Buch behandelt die niederländische Zeitgeschichte von 1559 bis 1583 aus spanischer Sicht. Wie Aitzing im Vorwort ausführt, soll die Darstellung der Siebzehn Provinzen als Löwe die Macht und Stärke des um seine Unabhängigkeit ringenden Landes grafisch veranschaulichen.« (Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Leo_Belgicus). Vgl. die Karte De Zeventien Verenigde Nederlanden [Walter & Eliza + Marit Groen]

Paul Hadol, Carte drôlatique d’Europe pour 1870.Quelle http://en.wikipedia.org/wiki/Paul_Hadol

Jedes Land ist durch eine Karikatur seines Nationen-Stereotyps oder Karikatur seines Machthabers dargestellt, wobei die Konturen der Figur mit den Grenzen des Landes kongruent sind, was die Glaubwürdigkeit der Stereotypen erhöht.

Zu diesem Thema hat die Schweizerische Gesellschaft für Symbolforschung 2018 eine Tagung organisiert.

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(7b) Karten, die literarische Räume veranschaulichen

Von Dantes Unterwelt gibt es seit dem Fresko von Domenico de Michelino in Santa Maria del Fiore, Florenz 1465, viele Landkarten. Bild [www: Wikimedia]

Es gibt Rekonstruktionen der Unterwelt, die Aeneas, geführt durch die Sibylle, besucht (6.Buch von Vergils »Aeneis«).

Le Magasin Pittoresque, publié... sous la direction de M. Édouard Charton, Dix-huitième Année, Paris 1850, p.4 (digitalisiert von der BNF)

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(7c) Phantastische Karten

Aus dem Roman »Clélie« von Madeleine de Scudéry (1607–1701) — Zugang zu Mme. Scudérys Liebesprogrammatik eröffnet die berühmte carte de tendre, eine der Erstausgabe des Romans auch als Graphik beigefügte allegorische Landkarte, die dem unerfahrenen Liebenden den gefährlichen, vom lac d’indifférence (See der Gleichgültigkeit) und dem mer d’inimitié (Meer der Feindschaft) umgebenen Weg zu drei besonderen Möglichkeiten der Liebe weist (Tendre-sur-Inclination, Tendre-sur-Estime et Tendre-sur-Reconnaissance), hinter denen, getrennt vom mer dangereuse (Meer der Gefahren), die Grenzen weitläufiger terres inconnues (unbekannter Länder) erkennbar werden.« (Kindlers Literatur-Lexikon, sub voce) — Moderne französ. Zusammenfassung des Romans, vgl.: http://www.siefar.org/publications-articles/madeline-de-scudery-clelie-histoire-romaine.html

Aus: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Carte_du_tendre.jpg

Die metaphorische Vorstellung, wohin der gute bzw. der schlechte Weg führt, (vgl. Xenophon, Memorabilia, II, i, 21–34 und Matthäus 7,13–14) kann als Landschaft ausgestaltet werden. Bild [www wikimedia]

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(8) Karten, die nicht im modernen Sinne der geographischen Orientierung dienen

Man darf sich durch die uns vertraut erscheinenden Bilder von die Erdoberfläche imitierenden Landkarten, die der Weg-Erkundung, der Gebietsabgrenzung u.a.m. dienen, nicht täuschen lassen. Die Erdoberfläche wurde auch aus ganz anderen Gründen imaginiert bzw. andere Ideen wurden auf das Bild der Erde projiziert.

T-O-Karten

In den sog. T-O-Karten wird der die Erde umgebende Ozean als O, und die die Erdteile trennenden Meere werden als T dargestellt; dabei haben die Buchstaben symbolische Bedeutung (O für Orbis; T für terrarum, aber auch für T [tau] für das Kreuz des Erlösers).

Nach 1.Mos 10,1/32 wurden Noah drei Söhne: Sem, Ham und Japhet geboren, von ihnen zweigten sich nach der Flut die Völker der Erde ab, d.h. sie haben je einen dieser ›Kontinente‹ besiedelt. So entsteht eine idealtypische Karte der Welt als eines umfassenden Ganzen mit einem sehr schematischen Bezug zur wirklichen Topographie.

Isidor von Sevilla, Etymologiae, Günther Zainer, 1472; aus: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:T_and_O_map_Guntherus_Ziner_1472.jpg
(Das Bild bereits in der Isidor-Handschrift Cod. Sang. 240 der St.Galler Stiftsbibliothek aus dem 9. Jh.: http://www.e-codices.unifr.ch/en/list/one/csg/0240; p. 189)

Orbis a rotunditate circuli dictus, quia sicut rota est […] Undique enim Oceanus circumfluens eius in circulo ambit fines. Divisus est autem trifarie: e quibus una pars Asia, altera Europa, tertia Africa nuncupatur. — Die Erdkugel wird von der Rundheit des Kreises her benannt, denn er ist wie ein Rad. […] Von allen Seiten umgibt der Ozean seine [des Erdkreises] Grenzen. Er ist dreifach geteilt, wobei der eine Teil Asien, der andere Europa, der dritte Afrika genannt wird (Isidor von Sevilla [um 560 – 636], »Etymologiae« XIV,ii,1.)

Im Spätmittelalter wird die Vorstellung graphisch ausgestaltet mit den Bildern der drei Söhne von Noah:

Brüssel, Bibliothèque Royale Albert 1er (um 1459–63)
> https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2b/T-O_Mappa_mundi_z.jpg

Vier Kontinente

Die Vorstellung, dass es vier Kontinente gibt, geht zurück auf Krates von Mallos (gest. um 145 v.u.Z.). Die vier Kontinente auf der kugelförmigen Erde entstehen durch die sich in rechtem Winkel schneidenden Weltozeane: OikumenePerioikoi (Nachbarn in derselben Klimazone) – Antoikoi Bewohner auf der anderen Seite) – Antipodes (die mit den Füßen nach oben).

Klimazonen

Eine andere Vorstellung war die Einteilung des Erdkreises in 5 parallele Klimazonen. So hat Cicero die überkommene Lehre in seinem »Somnium Scipionis« (de re publica VI, 9–19) zusammengefasst:

¶ 21: Du siehst allerdings, daß ebendiese Erde gleichsam von einigen Gürteln umschlungen und umgeben ist, unter denen – wie du siehst – die beiden, die am meisten voneinander abstehen, und die sich den Himmelsscheiteln selbst zu beiden Seiten zuneigen, von Frost erstarrt sind, jener mittlere aber und größte von der Sonnenglut ausgedörrt wird. Zwei sind bewohnbar, von denen jener südliche, in dem diejenigen, die dort wohnen, ihre Fußspuren euch entgegen drücken, nichts mit eurem Geschlecht zu tun hat; dieser andere aber unter dem Nordwind, den ihr bewohnt, – sieh, zu was für einem dünnen Teil er euch berührt!

Übersetzung von Hans Zimmermann auf > 12koerbe.de/pan/qu.htm

Der lat. Text hier > http://www.thelatinlibrary.com/cicero/repub6.shtml

Macrobius (gest. nach 430) hat einen Kommentar zu diesem Text verfasst.

Bodleian Library MS. D’Orville 77, fol. 100r (Commentary on Cicero’s Somnium Scipionis).
Digitalisat der Bodleian Library

Diese Vorstellungen wurden dann in der Frühen Neuzeit kombiniert und zudem mit empirischen geographischen Kenntnissen versehen.

Als Karten gestaltete Enzyklopädien

Die ›Mappae mundi‹ sind keine wirklichkeitsnahen Abbildungen geographischer Verhältnisse, sondern ›Ideenbilder‹ der Welt; sie dienten nicht der Orientierung im Raum (dazu hatten die Reisenden schriftliche Itinerare und erkundigten sich bei Einheimischen nach dem Weg) und ebensowenig der territorialen Abgrenzung (dazu dienten Begehungen des Gebiets anhand von Urkunden). Sondern es waren ins räumliche entfaltete und zu Pergament gebrachte Auslegeordnungen des über die Welt Gewussten; d.h. sie sind eher mit Enzyklopädien verwandt als mit Landkarten (vgl. Uwe Ruberg).

Es sind keine Wege oder Straßen eingezeichnet; die Karte enthält Texte mit Wissensstoff über Tiere und Bewohner ferner Erdteile; eingezeichnet sind Noahs Arche, die vierzigjährige Wüstenwanderung, der hl. Augustinus, das Labyrinth des Minotaurus. Das irdische Paradies ist ebenso Bestandteil der tatsächlichen geographischen Welt wie ›wirkliche‹ Städte (beispielsweise Zürich = Turicum oppidum). In der Ebstorfer Karte ist das T-O-Schema der Christus-Gestalt überlagert (deren Haupt beim Paradies liegt, die Füße beim apokalyptischen Weltende).

In solchen Karten sind die eingezeichneten Gebiete auch semantisch aufgeladen: Jerusalem ist der Mittelpunkt der Welt (nicht der Erde); an den Rändern leben monströs aussehende Völker; der Westen ist negativ konnotiert.

mittelalterliche Weltkarten 1 [www: Hans Zimmermann <April 14>]

mittelalterliche Weltkarten 2 [www: Holger M. Rohde (Kiel) <April 14>]

Weltbild – Kartenbild [www: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek <April 14>]

Hereford-Karte [www Wikipedia]

Ebstorfer Karte [www: uni-lueneburg <April 14>]

Londoner Psalterkarte [www British Library]

Mappa mundi aus dem Codex Oxford, St John's College 17 [www: McGill University Library 2007 mit ausführl. Beschreibung]

Literaturhinweise:

Uwe Ruberg, Mappae mundi des Mittelalters im Zusammenwirken von Text und Bild, in: Christel Meier / Uwe Ruberg, Text und Bild. Aspekte des Zusammenwirkens zweier Künste in Mittelalter und früher Neuzeit, L.Reichert, Wiesbaden 1980, S. 550–592.

Ein Weltbild vor Columbus. Die Ebstorfer Weltkarte. (Interdisziplinäres Kolloquium 1988, hg. Hartmut Kugler u.a.), Weinheim: VCH 1991.

Rudolf Simek: Erde und Kosmos im Mittelalter. Das Weltbild vor Kolumbus. München 1992.

Scott D. Westrem, The Hereford map. A transcription and translation of the legends with commentary, Turnhout: Brepols 2001.

Brigitte Englisch, Ordo Orbis Terrae: Die Weltsicht in den Mappae mundi des frühen und hohen Mittelalters, (Orbis mediaevalis 3), Berlin: Akademie-Verlag 2002 / de Gruyter 2009 (655 Seiten).

Bettina Schöller, Wissen speichern, Wissen ordnen, Wissen übertragen. Schriftliche und bildliche Aufzeichnungen der Welt im Umfeld der Londoner Psalterkarte, Zürich: Chronos 2015.

Die Verfasserin kann detailliert zeigen, wie der Text der »Descriptio Mappę Mundi« (3. Viertel des 12. Jhs.) in der Londoner Psalterkarte (British Library Add. MS 28681; nach 1262; Durchmesser der Erdkugel 9cm) visualisiert worden ist, wobei als Basismodell das T-O-Schema Isidors diente.

›Karte‹ als Memorierhilfe

In der »Cosmographia« von Sebastian Münster (1488–1552) findet sich ein ›Plan‹ der Stadt Rom. Der Text sagt über die Topographie der Stadt nichts, ausser dass sie 365 Tortürme habe und heutzutage sehr heruntergekommen sei. Das ist insofern seltsam, als in der Schedelschen Weltchronik 1493 eine Vedute gezeigt wird, die sich um eine Abkonterfeiung einzelner Gebäude bemüht.

Cosmographia. Beschreibung aller Lender durch Sebastianum Munsterum in wölcher begriffen. Aller völcker Herrschafften, Stetten vnnd namhafftiger flecken / härkom(m)en…. Allenthalben fast seer gemeret und gebessert / auch mit einem zuogelegten Register vil breüchlicher gemacht. Basel, Heinrich Petri, [3. Ausgabe] 1546; pag. cxviij.

Die Lage der Hügel in der Stadt stimmt nicht, einzelne Gebäude lassen sich nicht identifizieren. Man bekommt den Eindruck, das Croquis sei ein mnemotechnisches Bild, das besagt: Erinnere dich beim Stichwort ›antikes Rom‹ an: sieben Hügel; Fluss Tyber; Mauer mit vielen Türmen; einige Baudenkmäler wie z.B. Amphitheatrum = spylhaus – so kannst du in einer Konversation unter Leuten von Stand glänzen.

Als Vorlage entdeckt: C. Iulii Solini Polyhistor, rerum toto orbe memorabilium thesaurus locupletissimus. Huic ob argumenti similitudinem Pomponii Melæ De situ orbis libros tres, fide diligentiaque summa denuò iam recognitos, adiunximus. …, Basileæ, Apud Mich. Isingrinium, MDXLIII.
Digitalisat: https://archive.org/stream/ciuliisolinipoly00soli#page/7/mode/1up

Ähnliche ›ideogrammatische‹ Romkarten gibt es bereits in Fabio Calvo, Antiquae urbis Romae cum regionibus Simulachrum (1527).

Literaturhinweis: Steffen Bogen / Felix Thürlemann, Rom. Eine Stadt in Karten von der Antike bis heute, Darmstadt: WBG 2009.

Idealplan

Darstellung von Cheng, der ›Stadt in der Mitte‹, aus der chinesischen Enzyklopädie »San Cai Tuhui« (1609 unserer Zeitrechnung):

[M.W.] Die inneren Rechtecke bedeuten die sechs stadtnahen Wohnbezirke (liu xiang); die äusseren Rechtecke bedeuten die ›sechs darauffolgenden Bezirke‹ (liu sui). — Beide Begriffe entstammen dem »Zhou Li«, den »Riten der Zhou« (vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Rites_of_Zhou), einem Buch, das einen idealisierten Beamtenstaat beschreibt.

Im politischen System der Zhou-Dynastie (ca. 1100 – 250 vor Chr.) gibt es ausserhalb der Hauptstadt und ausserhalb weiterer einhundert li (Längenmass, etwa 500 m) gelegen die sechs sui (Bezirke). In jedem sui gibt es einen Menschen des Bezirks (sui ren), der die politische Befehlsgewalt innehat (d.h. es gibt einen Lokalbeamten für jedes sui). Liu Xiang (77–6 vor Chr.) sagt dazu (»Zhou Li«, Kapitel »Di Li«, »sui ren«): »Der Befehlshaber steht vor den Frondiensten der sechs Bezirke und dirigiert diese, hat Befehlsgewalt darüber.« Der sui ren ist für die äusseren Bezirke das, was der si tu (der Minister für öffentliche Arbeiten) für die sechs inneren ist. Quelle: www.zdic.net/c/d/16/35325.htm

Die Graphik ist mithin eine Visualisierung eines (im Text vermittelten) Ideals der Verwaltung des Landes.

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(9) Kartenkonstrukt zur Erklärung der geographischen Semantik

Quelle: Petit Larousse Illustré. Nouveau Dictionnaire Encyclopédique, publié sous la direction de Claude Augé; cent trente-sixième édition, Paris 1917.

Das Ziel dieser Abbildung ist es, eine illustrative und somit einprägsamere Übersicht über das wichtigste Vokabular aus einem Bereich der Geographie zu liefern. Um in einer einzelnen Graphik sämtliche topographischen Begriffe zu veranschaulichen, wurde ein aus der Phantasie gestaltetes Kompilationsbild verwendet.

Den lexikographischen Hintergrund bildet die Onomasiologie, wonach Wörter von Begriffsfeldern zusammengestellt werden. Konzeptuell zusammengehörige Wörter werden nicht durch die alphabetische Anordnung auseinandergerissen, sondern zusammengestellt, was – schon vor einer Visualisierung – einen guten Lerneffekt (Fremdsprachenunterricht!) ergeben soll. Während der Petit Larousse Illustré grundsätzlich alphabetisch geordnet ist, enthält er hie und da Wortfelder wie hier zum Artikel Géographie.

Auf einer stilisierten Landkarte werden sowohl Begriffe mit einer breiten Expansion, wie z.B. die Urlandschaften (Désert – Wüste, Mer – Meer, Plaine – Flachland, Montagne – Berg), als auch fachspezifischere Begriffe, wie Isthmus (Isthme) oder Reede (Rade), verbildlicht und bezeichnet. Geringe semantische Abweichungen zwischen zwei Begriffen sind in der Darstellung entsprechend umgesetzt, beispielsweise die Größenunterscheidung bei den französischen Termini für Halbinsel (Presqu’île und Péninsule) bzw. bei Bucht (Baie) und Golf (Golfe). Man merkt auch nebenbei, warum die Stadt an der amerikanisch-kanadischen Grenze Detroit heisst.

Im Fokus dieser Visualisierung liegt jedoch nicht die exakte Erklärung der Sache an sich, sondern primär deren Benennung – insbesondere bei graphisch schwer umsetzbaren Details. So ist die Differenz im semantischen Gehalt von Recifs und Bristants zwar eindeutig (der erste Begriff bezeichnet ein Korallenriff, der zweite ein Felsenriff oder Klippen), eine klare Interpretation allein an Hand der Zeichnung bleibt jedoch schwierig.

[M.W.] im »Wuzhou tu kao« (Eine Prüfung der Karten von fünf Kontinenten), einer Sammlung von geographischem Grundwissen aus dem Jahr 1898, publiziert 1902, findet sich das chinesische Pendant:

Es gibt hier: Hochebene, Tiefebene, Insel, Meer, einen Vulkan. Der lange Fluss wird von Quelle bis Mündung Element für Element beschrieben.

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(10) Hinweise auf Fachliteratur ...

Heinrich Averdunk / J. Müller-Reinhard, Gerhard Mercator und die Geographen unter seinen Nachkommen, Gotha 1914.

Leo Weisz, Die Schweiz auf alten Karten, Zürich 1945.

Frank Debenham, Map Making (1936); Third Edition 1954.
> https://archive.org/details/mapmakingthirded033251mbp/page/n2/mode/1up

Frank Debenham, The World is Round (dt.: Die Welt ist rund, Droemer/Knaur 1959)

Lev Semenovič Bagrov, Meister der Kartographie, [3. Aufl.], Berlin: Safari 1963.

Arthur Dürst, Philipp Eberhard und Leonhard Zubler – Zwei Zürcher Instrumentenmacher im Dienste der Artillerie, CLXXV. Neujahrsblatt der Feuerwerker-Gesellschaft (Artillerie-Kollegium in Zürich) auf das Jahr 1984.

Ingrid Kretschmer, Lexikon zur Geschichte der Kartographie, 2 Bände, Wien: Franz. Deuticke 1986.

Ivan Kupčík, Alte Landkarten von der Antike bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Ein Handbuch zur Geschichte der Kartographie, Stuttgart: Steiner 2011.

The history of cartography, ed. by John B. Harley and David Woodward, University of Chicago Press 1987ff.
vol. 1 : Cartography in prehistoric, ancient, and medieval Europe and the Mediterranean
vol. 2, book 1 : Cartography in the traditional Islamic and South Asian societies
vol. 2, book 2 : Cartography in the traditional East and Southeast Asian societies
vol. 2, book 3 : Cartography in the traditional African, American, Arctic, Australian, and Pacific societies
vol. 3 : Cartography in the European Renaissance

Barbara Obrist, La cosmologie médiévale: Textes et images. Volume 1: Les fondements antiques. (Micrologus' library 11). Firenze 2004. (391 Seiten + 118 Bilder + 16 Farbtafeln + Register)

Delphine Acolat, Représenter le paysage antique. Des normes des arpenteurs romains aux témoignages épigraphiques (iie-ixe siècle), in: Histoire & Sociétés Rurales 2005/2 (Vol. 24); online:
> http://www.cairn.info/revue-histoire-et-societes-rurales-2005-2-page-7.htm <19.07.14>

John Blake, The sea chart. The illustrated history of nautical maps and navigational charts, London: Conway Maritime Press 2005; 2nd ed. 2016.

Maps. Finding our place in the world, edited by James R. Akerman and Robert W. Karrow, Jr., University of Chicago Press 2007.

Florian Mittenhuber, Text- und Kartentradition in der Geographie des Klaudios Ptolemaios. Eine Geschichte der Kartenüberlieferung vom ptolemäischen Original bis in die Renaissance. Bern Studies in the History and Philosophy of Science, 2009 (https://books.google.ch/books?id=OsD1wutJNT4C)

Ute Schneider, Die Macht der Karten. Eine Geschichte der Kartographie vom Mittelalter bis heute, 3., erw. u. aktual. Auflage, Darmstadt: Primus 2012. [sehr lesenswert]

Klaus Geus / Michael Rathmann (Hgg.), Vermessung der Oikumene, de Gruyter 2013 (Topoi – Berliner Studien der Alten Welt Band 14)

Jacques Bertin (1918–2010), Sémiologie Graphique. Les diagrammes, les réseaux, les cartes, Paris: Mouton 1967 und Neuauflagen.

Eduard Imhof (1895–1986), Thematische Kartographie. Berlin / New York: Walter de Gruyter 1972. ("Leseprobe" bei GoogleBooks)

Eduard Imhof, Gelände und Karte. Dritte, umgearbeitete Auflage, Erlenbach/Zürich und Stuttgart: E.Rentsch 1968.

Ernst Spiess, Lorenz Hurni u.a., Thematische Kartografie; PDF online von Geographic Information Technology Training Alliance (GITTA, University of Zurich Department of Geography) 5.5.2010 . Als PDF zum Downloaden

Frank Lestringant, Die Erfindung des Raums. Kartographie, Fiktion und Alterität in der Literatur der Renaissance. Erfurter Mercator-Vorlesungen Bielefeld: transcript, 1., Aufl; 2012.

Christoph Markschies / Ingeborg Reichle / Jochen Brüning / Peter Deuflhard (Hgg.), Atlas der Weltbilder, Berlin: Akademie Verlag 2010. — Besprechung von Martina Stercken > http://www.sehepunkte.de/2012/01/19117.html

Marjo T. Nurminen, Die Welt in Karten: Meisterwerke der Kartographie; aus dem Englischen von Gina Beitscher und Grit Seidel, Darmstadt: Theiss 2017.

Thomas Reinertsen Berg, Theatre of the world. The maps that made history (2017) — deutsch unter dem Titel: Auf einem Blatt die ganze Welt. Die Geschichte der Landkarten, Globen und ihrer Erfinder, München: dtv 2020.

Cartographica Helvetica. Fachzeitschrift für Kartengeschichte (erscheint regelmäßig seit 2019); Digitalisate > https://www.e-periodica.ch/digbib/volumes?UID=chl-001

 

... und Hinweise auf Websites

www.schweizerweltatlas.ch (Enthält Zusatzmaterialien zu verschiedenen Themen, interaktive Karten, u.a.m.)

http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Kartografie

http://en.wikipedia.org/wiki/Mercator_1569_world_map (hier auch Digitalisat und Transkriptionen der Legendentexte mit englischer Übersetzung)

http://www.worldmapper.org/

British Library: http://www.bl.uk/subjects/maps (mit modernem Browser öffnen!)

History of Cartography Project (alle Kapitel gratis online!): https://www.press.uchicago.edu/books/HOC/index.html

Fachportal für Karten der Schweizer Bibliotheken und Archive: http://www.kartenportal.ch/

Cartographica Helvetica: http://www.kartengeschichte.ch

Kartenblog der Schweizerischen Gesellschaft für Kartografie: http://www.kartografie.ch/imy/list.html

Die bemerkenswerte Karte. Eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Kartographie e. V.: http://bk.dgfk.net/

Jim Siebold hat seit 1994 hunderte von alten Karten nicht nur online gestellt, sondern auch monographisch beschrieben: http://www.myoldmaps.com

The search engine for historical maps: http://www.oldmapsonline.org/

Großartig ist die Sammlung Persuasive Maps der Cornell University Library <25.03.2016>

 

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