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Frageraster |
Frageraster zum Erstellen eines Steckbriefs für eine EnzyklopädieWerktitel insbesondere metaphorische: "Thesaurus" (Schatz) --- "Gazophylacium" (Schatzhaus) --- "Aurifodina" (Goldgrube) --- "Promptuarium" (Zeughaus) --- "Theatrum" ("Schauplatz", heute würden wir von Schaufenster reden) --- "Acerra" (Gefäß für aromatische Düfte) usw. Das erkenntnisleitende Interesse der betrachteten Enzyklopädie; Anspruch: z.B. 'Aufklärung' (damit verbundener Bildungsoptimismus) --- Was sagen die Paratexte (Vorwort, Register u.a.m.) dazu? Pragmatische Funktion abgesehen von der trivialen Funktion der 'Informationsvermittlung': auch Unterhaltung? Erbauung? (Enthalten die Einträge explizite Moralisationen, Allegoresen?) Zielpublikum: Prediger / Wissenschaftler / Podestà / Gutsbesitzer / Bürger / Schüler / usw. Objektbereiche: Lebewesen und Pflanzen, Dinge der Natur / Artefakte / Personen / geographische Lokalitäten / histor. Ereignisse / Sitten fremder Völker / handwerklich-technologisches Know-how / Handel, Recht, Oekonomie / moralische Normen / Fremdwörter / numinose Dinge (Engel, Teufel, Sakramente, Riten usw.) / Leib und Seele des Menschen / usw. Gewichtung: Welche Objekte sind vorrangig behandelt oder fehlen und warum wohl? Wird auch dem (Noch–)Nicht-Wissen Raum gegeben? Auf welchen Hintergrundüberzeugungen beruhen die Wissenselemente? (Autorität oder Diskussion unter Peers – das Neue ist zwingend das Bessere – Argumentation mittels explizit gemachten Schlüssen ist Pflicht – empirische bzw. experimentelle Abstützung wird verlangt --- usw). Wie werden die Lemmata gewonnen oder: An welchen ›Zipfeln‹ werden die Objekte des Wissens gepackt? (Bei einer alphabetisch geordneten Enzyklopädie ist das vermeintlich unproblematisch: an den Wörtern für die Sachen......) Organisation / Disposition des Materials: entlang des Jahreslaufs / gemäß der Hierarchie des Seins vom Engel bis zum Stein / anhand des Sechstagewerks / entlang des Katechismus / entlang der septem artes / Kalender / auf der Basis der arbor porphyriana bis zu Melvil Dewey's Decimal Classification / dezidiert unorganisiert (Buntschriftstellerei). Was erhellt aus der Disposition für den Verwendungszweck und für die Weltsicht? damit zusammenhängend: Information Retrieval: zufälliges Blättern wird angeregt --- taxonomische Verzweigungsbäume --- auf der Basis von Mustern wie z.B. dem Dekalog --- alphabetisch --- Technik der Querverweise (les renvois) --- Register Notwendige Vorkenntnisse des Benutzers? (sachliche, terminologische, usw.) Aufbau der einzelnen Artikel, Spachliche Gestaltung: als Dialog, als geprägte Sentenz, als narratives Gebilde, als Traktat --- thematische Entfaltung --- Abstraktionsgrad --- welche logischen Satztypen kommen vor? Latein bzw. eine andere lingua franca und die Volkssprachen Stil der Artikel: Entwicklung bei Neuauflagen derselben Enzyklopädie ("Hübner" hat zwischen 1704 und 1825 31 Auflagen erlebt) oder im Vergleich ähnlicher Unternehmen (z.B. Brockhaus – Meyer – Pierer – Herder) Quellen des Wissens? Wie präzis werden die Quellen angegeben? Was wird über die Glaubwürdigkeit der Autoritäten gesagt? Gibt es abgesehen von Second-Hand (bzw. -Book)-Wissen auch primär Erfasstes? Kritik an früherem Wissen? (Hinnehmen oder Diskussion von Widersprüchen?) Setzt die Enzyklopädie den Benutzer instand, selbst weitere Information zu finden? Umgang mit und Umgehung der Zensur Enthalten die Artikel Wertungen? Welche Maßstäbe gelten hierbei? Bebilderung: Bildtypen (z.B. aufgeschnittene technische Anlagen, Tabellen, Diagramme), Leistung des graphischen Mediums im Verhältnis zum Text? Ist eine Kohärenz des Gewussten spürbar oder mindestens ein Anflug davon? Hat und worauf gründet eine Enzyklopädien ihren Totalitätsanspruch? Vgl. Titel wie "de mundo"; Aufbau von Gott bis zu den Akzidentia; von der Genesis bis zur Apokalypse; von alpha bis omega; Symbolzahl (Garzoni hat 153 Kapitel) --- Omniszienzphantasien
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