Paratexte von Enzyklopädien

     
 

Paratexte von Enzyklopädien

Der Begriff »Paratext« ist von Gérard Genette in die Literaturwissenschaft eingeführt worden. Ein Paratext bildet einen Kommentar zum eigentlichen Text, indem er ihm Informationen hinzufügt, die die Lektüre steuern und kommentieren. Genette hat einen breiten Fächer von Elementen mit dieser Funktion ausgebreitet.

Wir unterscheiden grundsätzlich (mit Jörg Jochen Berns): Paratexte, welche die Präsentation, die Inszenierung der Enzyklopädie bewerkstelligen (in Frontispizien, Vorreden), und solche Paratexte, die der Erschließung der Enzyklopädie dienen – sei es dass sie das Material gliedern (taxonomische Ordnungsangaben), sei es dass sie einen raschen Zugriff auf das Material gewähren (Marginalien, Inhaltsverzeichnisse, Register).

Die Übersetzungen der lateinischen Texte sind im Team von Ruth Affolter, Barbara Braune-Krickau, Regula Forster, Jörg Kurth, Darko Senekovic und Paul Michel entstanden.

letztes Update März 2011 PM

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Bilder auf einer Metaebene

Viele Enzyklopädien enthalten Titelbilder, in denen Ausagen über das Werk gemacht werden.

Zu diesem Thema gibt es eine eigende Seite auf dieser Homepage.

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Hrabanus Maurus, »De Rerum naturis« (später: De Universo): Praefatio ad Ludovicum

Ausgabe: Migne, PL; im WWW: W. Schipper (http://www.mun.ca/rabanus/)

Sunt enim in eo plura exposita de rerum naturis, et uerborum proprietatibus, necnon etiam de mystica rerum significatione quod idcirco ita ordinandum estimaui, ut lector prudens continuatim positam inueniret historicam et mysticam singularem rerum explanationem. Et sic satis facere quodammodo posset suo desiderio in quo et hystoriae et allegoriae inueniret manifestationem. Vieles ist darin [sc. in der vorliegenden Schrift] ausgelegt über das Wesen der Dinge und die Eigenschaften der Wörter und auch über die allegorische Bedeutung der Dinge.
Dies glaubte ich so anordnen zu müssen, damit der erfahrene Leser die historische und die allegorische Bedeutung der einzelnen Dinge fortlaufend aufgeführt finde und so gewissermassen seinen Wunsch nach Offenlegung der Historie und der Allegorie befriedigen könne.
Unde mihi non melius aliud uidebatur huius operis sumere initium quam ab ipso conditore nostro qui omnium rerum est caput et principium, quia quicquic naturaliter subsistit, aut auctor et creator omnium est aut ab eo condita creatura. Quia ex ipso et per ipsum et in ipso sunt omnia qui fecit caelum et terram mare et omnia quae in eis sunt. Deshalb schien mir keine andere Weise besser, dieses Werk zu beginnen, als mit unserem Schöpfer selbst, der das Haupt und der Anfang aller Dinge ist: denn was immer natürlicherweise besteht, ist entweder der Urheber und Schöpfer von allem oder ein von ihm geschaffenes Geschöpf. Denn aus ihm und durch ihn und in ihm ist alles (Röm. 11, 36). Der, der Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, geschaffen hat (vgl.: Ps. 120/121, 2).
Sic ergo primum deipso summo bono et uero conditore nostro hoc est patre et filio et spiritu sancto. Uno et solo omnipotente deo iuxta paruitatem ingenii mei, quantum diuina gratia me posse concessit scribendo aliqua disserui. So habe ich also - entsprechend meiner geringen Begabung und insoweit mir die göttliche Gnade das Vermögen zugestanden hat - zuerst einiges über das höchste Gute selbst, unseren wahren Schöpfer, schreibend erörtert, das heisst, über den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist, den einen und einzigen allmächtigen Gott.
Postea uero de caelestibus et terrestribus creaturis, non solum de natura sed etiam de ui, et effectibus earum sermonem habere institui, ut lector diligens in hoc opere et nature proprietatem iuxta historiam et spiritalem significationem iuxta mysticum sensum simul posita inueniret. Danach aber habe ich es unternommen, über die himmlischen und die irdischen Geschöpfe zu reden, nicht nur über ihre Beschaffenheit, sondern auch über ihre Kraft und ihre Wirkungen: damit der aufmerksame Leser in diesem Werk gleichzeitig die natürliche Eigenschaft gemäss der Historie und auch die geistige Bedeutung gemäss dem allegorischen Sinn vorfinde.
Et quia de sanctis hominibus qui in uetere et nouo testamento commemorantur eorumque actionibus mysticis, necnon et de locis in quibus habitabant silere me non conuenit nomina ipsorum simul et locorum ex hebraica lingua in latinam transferre placuit. Und weil es nicht anging, zu schweigen über die Heiligen, die im Alten und im Neuen Testament vergegenwärtigt werden, und über ihre bedeutungsträchtigen [hier für misticis; ev. auch: über den allegorischen Sinn ihrer Handlungen] Handlungen, noch über die Orte, an denen sie sich aufhielten, habe ich beschlossen, die Namen der Heiligen und dieser Orte aus der hebräischen Sprache in die lateinische zu übersetzen, um dadurch die allegorische Bedeutung einfacher darlegen zu können.
Ut inde facilius mysticam significationem explanare possem, addidi quoque in presenti opusculo non pauca de fide catholica et religione Christiana et e contrario de gentilium superstitione et hereticorum errore, de philosophis et magis, atque falsis diis, de linguis gentium, de regum et militum ciuiumque uocabulis atque affinitatibus de homine et partibus eius, et reliquis animantibus de lapidibus lignis et herbis quae in terram gingnuntur, de uariis artibus atque artificiis et aliis multis quae omnia in prohemio enumerari longum est, Ich habe auch im vorliegenden kleinen Werk nicht Weniges über den christlichen Glauben und die christliche Religion angefügt, und - als Gegenstück - über den Aberglauben der Heiden und den Irrtum der Häretiker, über Philosophen, Magier und über falsche Götter; über die Sprachen der Völker, über die Reiche, über die Bezeichnungen und ihre Beziehungen untereinander sowohl bei den Soldaten wie bei den Bürgern ; über den Menschen und seine Körperteile und über die übrigen Lebewesen; über die Steine, die Bäume und die Kräuter, welche auf der Erde hervorgebracht werden; über die verschiedenen Wissenschaften und auch die Kunstfertigkeiten und über vieles anderes, welches alles in einer Einleitung aufzuzählen zu langwierig wäre.
proinde quod de his hic posui nunc sufficiat, ceterum autem in capitulis singularum librorum diligentius ea enumerare curaui. Decreui hoc totum opus ut supradixi in uiginti duos libros dispertiri, sub quo numero uetus testamentum legis diuine interpres beatus Hieronimus complexum se asseruit ex cuius interpretatione et expositione quaedam obscura in hoc opere lucidaui. Deswegen soll jetzt genügen, was ich darüber gesagt habe; im Übrigen war ich dafür besorgt, dass es in den Überschriften der einzelnen Bücher sorgfältiger angeführt werden. Ich habe nämlich beschlossen, dieses ganze Werk (wie oben gesagt) in zweiundzwanzig Bücher aufzuteilen. Unter dieser Zahl sei das Alte Testament zusammengefasst, behauptet der Übersetzer des göttlichen Gesetzes, der heilige Hieronymus. Aufgrund seiner Übersetzung und Auslegung habe ich gewisse dunkle Stellen in diesem Werk erhellt.

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Lambert von St. Omer († 1125), »Liber Floridus«, Prolog

(hg. und kommentiert von Albert Derolez, Gent 1968).

Ad laudem et gloriam Domini nostri ac Redemptoris omnium pertinet eius magnalia operaque mirabilia diligenter perscrutari nos uelle et perscrutando ea fidelium auribus commendare, ut eo amplius creatura in Creatoris sui amorem exardescat, quo eum mirabiliora et magis inaudita ineffabiliter condidisse recognouerit. Es dient zum Lob und Preis unseres HErrn und Erlösers Aller, seine großen Wunder und Werke sorgfältig erforschen zu wollen und sie im Erforschen den Ohren der Gläubigen zu empfehlen, damit das Geschöpf umso mehr in Liebe zu seinem Schöpfer entbrenne, je mehr es erkennt, dass Er noch Wunderbareres und Unerhörteres auf unaussprechliche Weise geschaffen hat.

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Hugo von Sankt Viktor († 1141), »Didascalicon de studio legendi« (um 1127)

Kritische Ausgabe hg. C.H. Buttimer, Washington 1939; Abdruck von Buttimers Text / dt. Übers. von Thilo Offergeld, Freiburg/Br.: Herder 1997 (Fontes Christiani 27). – Hier handelt es sich weniger um eine Enzyklopädie denn um ein enzyklopädisches Bildungsprogramm.

Ex quo colligi potest […] quod videlicet omnium humanarum actionum ad hunc finem concurrit intentio, ut vel divinæ imaginis similitudo in nobis restauretur, vel huius vitae necessitudini consulatur […]. Duo vero sunt quæ divinam in homine similitudinem reparant, id est speculatio veritatis et virtutis exercitum. Quia in hoc homo similis Deo est, quod sapiens et justus est; sed iste mutabiliter, ille immutabiliter et sapiens et justus est. (I, 7/8) Hieraus kann gefolgert werden, dass der Endzweck aller menschlichen Handlungen darauf hinzielt, entweder die Ähnlichkeit mit dem göttlichen Bild in uns wieder herzustellen, oder sich um die Notwendigkeit dieses Lebens zu kümmern. […]. Zwei Dinge sind es, welche im Menschen die Gottähnlichkeit wiederherstellen, das Forschen nach Wahrheit und die Ausübung der Tugend. Denn der Mensch ist Gott darin ähnlich, dass er weise und gerecht ist. Der Mensch freilich ist auf veränderliche Art weise und gerecht, Gott auf unveränderliche.
Hoc ergo omnes artes agunt, hoc intendunt, ut divina similitudo in nobis reparetur […] cui quanto magis conformamur, tanto magis sapimus. Tunc enim in nobis incipit relucere, quod in ejus ratione semper fuit; quod quia in nobis transit, apud illum incommutabile consistit. (II, 1) Damit beschäftigen sich alle Künste / Wissenschaften, dies erstreben sie, dass sie die Ebenbildlichkeit Gottes in uns wieder herstellen […]. Je ähnlicher wir derselben werden, um so weiser sind wir. Dann nämlich beginnt das wieder zu in uns erstrahlen, was in seinem Geist immer existiert hat; denn was bei uns eine vorübergehende Erscheinung ist, besteht bei Gott unveränderlich fort.

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Bartholomaeus Anglicus, O.F.M. (1220/40), »De proprietatibus rerum«

Aus der Præfatio (Ausgabe: Reprint eines Druckes von 1601: Frankfurt 1964)

{… praesens opusculum compilatum…} utile mihi et forsitan aliis, qui naturas rerum et proprietates per sanctorum libros nec non et Philosophorum dispersas non cognoverunt, ad intelligenda aenigmata scripturarum, quae sub symbolis et figuris proprietatum rerum naturalium et artificialium a Spiritu sancto sunt traditae et velatae, quemadmodum ostendit beatus Dionysius in Hierarchia Angelica, circa principium dicens: Dieses zusammengetragene Werklein gereicht mir und vielleicht anderen – die Wesen und Eigenschaften der Dinge, die in den Büchern der Heiligen wie der Weltweisen ausgebreitet sind, nicht kennen – zum Nutzen, die Geheimnisse der Schrift zu verstehen, welche vom Heiligen Geist unter Symbolen und Figuren der Eigenschaften natürlicher wie künstlicher Dinge vermittelt und [zugleich] verhüllt werden, wie es der selige Dionysius in der Hierarchie der Engel aufzeigt, wo er etwa am Anfang [der Abhandlung] sagt:
»Non est aliter nobis possibile lucere divinum radium nisi varietate sacrorum velaminum anagogice circumvelatum. Quoniam impossibile est animo nostro ad immaterialem coelestium hierarchiarum ascendere contemplationem, nisi ea, quae secundum ipsum est, materiali manductione utatur &c.«, quasi diceret: »Es ist nicht anders möglich, dass der göttliche Strahl für uns leuchte, als [wenn er] durch die Fülle heiliger Schleier auf emporführende Weise verhüllt [ist]. Denn es ist unserem Geist unmöglich, zur immateriellen Schau der himmlischen Hierarchien emporzusteigen, wenn er nicht jene materielle Hinführung* gebraucht, welche ihm gemäß ist.«, wie wenn er sagen würde:
Non potest animus noster ad invisibilium contemplationem ascendere, nisi per visibilium considerationem dirigatur; »invisibilia enim« Dei »per ea quae facta sunt intellecta conspicimur«, ut dicit Apostolus (Rom 1,20 conspiciuntur). Et ideo Theologia provide sacris et poeticis informationibus usa est, ut et rerum visibilium similitudinibus allegoricae locutiones et mystici intellectus transumptionibus formentur, et sic carnalibus et visibilibus spiritualia et invisibilia coaptentur. […] Unser Geist kann nicht zur Schau des Unsichtbaren emporsteigen, wenn er nicht durch die Betrachtung des Sichtbaren geleitet wird; denn das Unsichtbare an Gott erkennen und ersehen wir an den erschaffenen Dingen, wie Paulus sagt. Daher hat das göttliche Wort fürsorglich die erhabenen und poetischen Vorstellungen benutzt, damit sowohl mit Gleichnissen sichtbarer Dinge die allegorischen Reden als auch mit Metaphern die mystischen Einsichten gebildet werden – und so wird das Irdische und Sichtbare an das Geistige und Unsichtbare gefügt / so wird das Geistige und Unsichtbare mittels des Irdischen und Sichtbaren [für uns] passend zugerichtet.

*) Es handelt sich um ein aus zwei benachbarten Stellen zusammengezogenes Zitat aus Dionysius Areopagita, »Hierarchia Celestis« I,2 = PG 3,121CD. Lateinische Übersetzungen von Johannes Scotus PL 122,138B und Hugo von St.Viktor PL 175, 946/48.

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Vinzenz von Beauvais O.P. († 1264), »Speculum majus«, Libellus totius operis apologeticus

Préface au Speculum Maius, éd. par Serge Lusignan, Paris/Montréal 1979 – A.-D. v. d. Brincken, in: Dt. Archiv f. d. Erforschung des MAs 34 (1978), 465–499.

Cap. 3 [in der zweiten Fassung: Cap. 4]:

Certus sum enim et confido in Domino, hoc ipsum opus non solum mihi sed et omni studiose et affectuose legenti non parum utilitatis afferre, non solum ad Deum per se et per creaturas uisibiles et inui-sibiles cognoscendum ac per hoc diligendum, et cor suum in deuotione caritatis multorum sanctorum ignitis sententiis et exemplis excitandum et attendendum, uerum etiam ad predicandum, ad legen-dum et ad disputandum, ad soluendum, necnon et generaliter ad unumquodque fere materie genus artis cuiuslibet explicandum. Ich bin sicher und vertraue auf den Herrn, dass dieses Werk [das »Speculum majus«] nicht nur mir, sondern jedem eifigen und strebenden Leser nicht wenig Nutzen bringt, nicht allein um Gott sowohl durch ihn selbst als auch ver-mittels der sichtbaren und unsichtbaren Kreaturen zu erkennen und dadurch zu lieben, und um sein Herz durch die glühenden Sinnsprüche und Exempel vieler Heiliger zu wecken und zu erheben, sondern auch um zu predigen, zu lesen und zu disputieren, Probleme zu lösen wie auch überhaupt fast jeden beliebigen Gegenstand irgendeiner Wissenschaft zu erklären.

Kap. 7: Verteidigungsrede betreffend die Aussagen von Philosophen und Dichtern

Es soll aber keiner meinen, ich sei zu tadeln, weil ich vieles aus den Büchern der heidnischen Philosophen und Dichter, einiges auch aus gewissen Apokryphen in diesem Werk [ab]geschrieben habe, sonst könnte er auch die Apostel tadeln, welche in ihren Briefen von beiden Sorten [sc. von heidnischen und apokryphen Schriften] einiges als Zeugnisse geltend machten.
Denn Paulus schreibt zum Beispiel im Brief an die Korinther den sechsfüssigen Vers des Komödiendichters Menandros: Böse Reden verderben gute Sitten (I Cor 15, 33).
Ebenso führt er, als er an Titus schreibt, den kurzen Vers des Dichters Epimenides ein: Kreter sind immer Lügner, böse Tiere, faule Bäuche (Tit 1, 12).
In gleicher Weise auch, als er bei den Athenern auf dem Areopag diskutiert und ein Zeugnis des Dichters Aratos verwendet, der sagt: Denn wir sind von seinem Geschlecht (Act 17, 28).

Nun fügt Vinzenz eine Stelle aus einem Brief des Hieronymus an, wo dieser sich ebenfalls für das Zitieren von weltlicher Literatur rechtfertigt und in gleicher Weise argumentiert:

Du fragst, sagt er [sc. Hieronymus], warum wir in unseren Werken zuweilen Beispiele aus der weltlichen Literatur anführen und so die Reinheit der Kirche mit dem Schmutz der Heiden besudeln. Du sollst eine kurze Antwort erhalten. Niemals würdest du dies fragen, wenn du nicht vollständig von Cicero beherrscht wärest, sondern die Heiligen Schriften läsest, um ihre Übersetzer - ausgenommen Volcatius - zu studieren. Denn auch in den Büchern Mose und der Propheten und in den Paulusbriefen werden gewisse Stellen aus den Büchern der Heiden herangezogen. [Hier lässt Vinzenz (ev. schon seine Vorlage) einen längeren Abschnitt des Hieronymus-Briefes aus.] Im Deuteronomium wird durch das Wort des Herrn das Gebot ausgesprochen, dass man das Haupthaar einer Gefangenen abrasieren und die Augenbrauen und alle Körperhaare und die Nägel abschneiden müsse und man sie dann zur Ehefrau nehmen könne. Was Wunder also, wenn ich danach trachte, die weltliche Weisheit wegen der Anmut ihres Ausdrucks und der Schönheit ihrer Glieder aus einer Magd und Gefangenen in eine Israelitin zu verwandeln? Und wenn ich ihre todbringenden Begierden nach Götzendienst, Sinnlichkeit und Irrtum zurückschneide oder rasiere und dann in Vereinigung mit dem vollkommen reinen Körper dem Herrn Sabaoth unbefleckte Söhne aus ihr zeuge?
Auch ich weiss wohl, dass die Philosophen viel unter sich Widersprüchliches gesagt haben, vor allem über die Natur der Dinge, zum Beispiel haben gewisse geschrieben, die Luft sei von warmer Natur, wie Aristoteles und Avicenna, gewisse aber, sie sei von kalter Natur, wie Seneca; auch vom Gift der Schlangen sagen gewisse, es sei kalt, wie Isidor, gewisse aber sagen, es sei warm, wie Avicenna.
Aber weil bei solchen und anderen Dingen dieser Art beiden Seiten, auch wenn sie sich widersprechen, ohne Gefährdung unseres Glaubens Vertrauen geschenkt oder misstraut werden kann, ermahne ich den Leser, dass er nicht etwa zurückschaudert, wenn er Widersprüche solcher Art unter den Namen verschiedener Autoren an sehr vielen Stellen dieses Werks eingefügt findet, vor allem, weil ich schon bekannt habe, dass ich in diesem Werk nicht die Rolle des Erörterers, sondern die des Exzerptors bekleide und dass ich deshalb nicht viel Mühe darauf verwendet habe, die Aussagen der Philosophen zur Übereinstimmung zu bringen, sondern nur das vorzutragen, was jeder von ihnen über eine bestimmte Sache gedacht oder geschrieben hat, wobei ich es dem Urteil des Lesers überlasse, wessen Meinung er sich eher anschliessen solle.
Aber weil bei solchen und anderen Dingen dieser Art beiden Seiten, auch wenn sie sich widersprechen, ohne Gefährdung unseres Glaubens Vertrauen geschenkt oder misstraut werden kann, ermahne ich den Leser, dass er nicht etwa zurückschaudert, wenn er Widersprüche solcher Art unter den Namen verschiedener Autoren an sehr vielen Stellen dieses Werks eingefügt findet, vor allem, weil ich schon bekannt habe, dass ich in diesem Werk nicht die Rolle des Erörterers, sondern die des Exzerptors bekleide und dass ich deshalb nicht viel Mühe darauf verwendet habe, die Aussagen der Philosophen zur Übereinstimmung zu bringen, sondern nur das vorzutragen, was jeder von ihnen über eine bestimmte Sache gedacht oder geschrieben hat, wobei ich es dem Urteil des Lesers überlasse, wessen Meinung er sich eher anschliessen solle.

Es folgen Beispiele aus der Medizin, die solche contradictiones belegen.

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»Compendium philosophiæ« (nach 1277), Prolog

(Ausgabe: Michel de Boüard [Ed.] Une nouvelle Encyclopédie médiévale: Le Compendium Philosophiae, Paris 1936, S. 121).

Cum omne desiderii compos, et maxime creatura rationalis, appetat suam perfectionem; summa vero et finalis perfectio hominis sit in congnicione unius infallibilis veri, et in amore incommutabilis boni, quod est nosse et amare Creatorem suum; et medium precipue inducens ad congnoscendum et amandum Creatorem sit congnicio et consideracio Creationis; unde illud [ad] Romanos Iº : Invisibilia Dei a creatura mundi per ea que facta sunt intellecta conspiciuntur, etc. …, et Sapientiae XIIIº: a magnitudine speciei … etc. Sed hec, non tantum ad cognicionem, verum etiam conferunt ad amorem Conditoris, juxta illud psalmum: Delectasti me in factura tua, quasi diceret: delectationem mihi prestitisti in te ex consideracione tue facture Da alles, was mit Begehrungsvermögen ausgestattet ist, und am meisten das vernunftbegabte Geschöpf, seine Vervollkommnung anstrebt; da die höchste und endgültige Vervollkommnung des Menschen in der Erkenntnis des einen untrüglichen Wahren und in der Liebe zum unwandelbaren Guten besteht – das heisst: seinen Schöpfer erkennen und lieben – und da die Erforschung und Betrachtung der Schöpfung das geeignetste Mittel ist, welches dazu führt, den Schöpfer zu erkennen und zu lieben, daher [steht] Röm 1,20: »Das Unsichtbare an Gott wird seit Erschaffung der Welt an den erschaffenen Dingen erkennbar und sichtbar « usw. und Sapientia 13,5: »von der Größe {und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf den Schöpfer schließen}« usw. Dies aber trägt nicht nur zur Erkenntnis, sondern auch zur Liebe des Schöpfers bei, gemäß dem Psalm 91,5 [Vg.]: »Du hast mich durch Deine Schöpfung froh gemacht«, als würde gesagt: Freude über Dich hast Du mir verliehen aus der Betrachtung Deiner Schöpfung.

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Hübner, Reales Staats- und Zeitungslexicon (1704)

aus der Vorrede Herrn Johann Hübners, Rectoris des Hochfürstl. Sächsischen Gymnasii zu Merseburg. Geschrieben im Gymnasio zu Merseburg an der Leipziger Oster-Meße 1704.

I. Was die Lesung der Zeitungen vor einen vielfältigen Nutzen hat, das wird unnöthig zu erinnern seyn, nachdem solches allbereit vor 28. Jahren der vortrefliche Hr. Christian Weise, mein treugewesener Lehrmeister, in einer curieusen Schrifft weitläufftig ausgeführet hat. Anmerkung: Hübner war in Zittau Schüler von Christian Weise (1642–1708); 1678 erschien dessen »Politischer Redner«.
II. Es haben sich auch nach diesem die Liebhaber solcher Nouvellen dergestalt vermehret, daß auch die Einwohner auff dem Lande hin und wieder nicht ungeschickt sind, einen Staats-Discours nach ihrer Art, mit einander zu führen.
III. Nun trägt sichs gleichwohl gar offte zu, daß ein Gelehrter und gereister Mann, eine und die andre passage aus den Zeitungen nicht verstehet, und wenn das am grünen Holtze geschicht, was will am dürren werden? Ich will so viel sagen: Wenn die, so studiret, nicht allemahl wissen, was sie lesen, was vor Zweiffels-Knoten müssen denjenigen allererst vorkommen, die mit den Musen keine sonderliche Bekantschafft haben?
IV. Ich will dem curieusen Leser dieser Vorrede dreyßig Wörter hersetzen, welche fast täglich in den Zeitungen vorkommen, und wenn er dieselben alle dreyßig so verstehet, daß er von einem iedweden eine deutliche Beschreibung geben kan, so will ich den vorhergehenden Paragraphum widerruffen.
V. Was ist demnach 1. eine Terze. 2. ein Chiaus. 3. eine Faussebraye. 4. Reis Effendi. 5. Gala. 6. Ruota. 7. Caimacan. 8. Strelitzen. 9. Schout by Nacht. 10. Cochenille. 11. Glacis. 12. Exchequer. 13. Caravane. 14. Seraglio. 15. Rospolite Rusczenie. 16. Praeconisiren. 17. Pensionarius. 18. Indulto. 19. Gens d'armes. 20. Brigantine. 21. Pincke. 22. Maravedis. 23. Assecuration. 24. Arriere Ban. 25. Divan. 26. Committe. 27. Courtine. 28. Favoritta. 29. Talismans und 30. Tarif.
VI. Ich habe aber diese Vocabula nicht denen zur Probe hingesetzt, die entweder consummate Politici sind, oder von den Zeitungen, so zu sagen, Profession machen: Denn die in allen Politischen Wissenschafften versiret sind, die werden mein Rätzel leicht errathen, ...

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Hübner, Curieuses und Reales Natur- … Handlungs-Lexicon (Vorrede von 1712)

Hier im Faksimile: Hübner [pop-up]

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Johann Georg Walch, »Philosophisches Lexicon« (1726)

Aus der Vorrede zur ersten Auflage; wieder abgedruckt in der Auflage 1744, Blatt )()(3:

... ich habe die Glieder und Theile des menschlichen Cörpers aus den anatomischen Büchern kürtzlich beschrieben, welches auch von einigen in ihren Physicen geschehen; absonderlich aber dahin gesehen, daß ich die Absicht des Schöpffers angemerckt, damit man darauß dessen Macht, Weisheit und Gütigkeit erkennen möge, wohin ohne diß der Haupt-Zweck der gantzen Natur-Lehre gehet. Sie leget zwar den Grund zur Medicin und träget also ein grosses zur Erhaltung und Erlangung der menschlichen Gesundhet bey; ihre gröste Vortrefflichkeit aber leuchtet darinnen herfür, daß sie uns von den Geschöpffen, die sie uns zu betrachten vorleget, zu dem Schöpffer und dessen Allmacht, Weisheit und Gütigkeit führet, damit aber den Grund zu der natürlichen Theologie, ja zu der gantzen Moral leget.

Die Enzyklopädie also im Dienst der Physikotheologie [pdf].

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Steiner, Hundert Artickul (Vorrede 1744)

Hier im Fakismile: Steiner [pop-up]

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Denis Diderot, Artikel Encyclopédie in: »Encyclopédie«, Band 5 (1755)

Der Text bei Wikisource [www]

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Aus der Vorrede zum ersten »Brockhaus« (1809)

Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch für die in der gesellschaftlichen Unterhaltung aus den Wissenschaften und Künsten vorkommenden Gegenstände mit beständiger Rücksicht auf die Ereignisse der älteren und neueren Zeit, Bd. 1. Amsterdam: Kunst- und Industrie-Comptoir 1809. hier der ganze Text [www] bei zeno.org

Vor dreißig, vierzig Jahren, als im Allgemeinen größten Theils nur eine gewisse Gattung von Kenntnissen, nehmlich die politischen, Gegenstand der Conversation war, mochte Hübners Zeitungs- und Conversations-Lexikon mehr als hinreichend sein, das erwähnte Bedürfniß zu befriedigen; allein zu einer Zeit, in welcher eine Menge Gegenstände aus den verschiedensten Wissenschaften in das gesellschaftliche Gespräch eingedrungen sind, hat sich der Begriff der Conversation mit dem Gebiete derselben gar sehr erweitert. Zu einer Zeit, in welcher ein allgemeineres Streben nach Geistesbildung, wenigstens nach dem Schein derselben (zu gleicher die Ursache und die Folge der immer mehr sich verbreitenden Annäherung der Geschlechter und Stände in ihren Begriffen an einander), das Weib wie den Mann, den Nichtgelehrten wie den Gelehrten in einen gemeinschaftlichen Conversations-Kreis führt, in welchem man gewisse gemeinschaftliche Begriffe und Kenntnisse bei einem jeden schon aus Höflichkeit voraussetzt, deren Mangel zwar nicht selten Staat findet, aber doch ohne Scham nie verrathen wird, zu einer solchen Zeit muß ohne Zweifel ein dem gegenwärtigen Umfange der Conversation angemessenes Wörterbuch für dieselbe mehr als jemahls nothwendig und nützlich sein.

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Joseph Meyer (1796 – 1856), aus dem Vorwort im 1. Band des »Großen Conversations-Lexicon« (›nullte‹ Auflage 1840; datiert: Hildburghausen 1839)

Der Aristokratie des Wissens freilich ist eine populäre Encyklopädie ein Dorn im Auge, und sie wird auch unserm Beginnen nicht hold seyn. ›Intellectuelle Gleichheit‹ liest sie auf unserm Panier, und in jedem Kämpfer für jene gewahrt sie einen Feind, der an ihrem Throne rüttelt, und ihr das Benefiz des Privilegiums zu entziehen trachtet. – So wollen auch Diejenigen unsere Bestrebungen nicht, welche in der unermeßlichen Entwicklung der Volks-Intelligenz und in allgemeiner Bildung nur neue Keime zu Revolutionen erblicken. Sie mögen sich beruhigen. Wir schleudern keine Blitze, die blenden, oder tödten. Das Licht des Könnens und Wissens, welches wir verbreiten, wirkt wohlthätig auf Alle, denen es leuchtet, und sie selbst, die des hassen, nehmen an seinen Segnungen Theil.

mehr Auszüge aus diesem Text hier [pop-up]

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Johann Heinrich Pierer (1794–1850) im ersten Band der 2. völlig neubearbeiteten Auflage (Universal-Lexicon der Gegenwart und Vergangenheit oder neuestes encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe, 1840), Seite XXVII: »Bestimmung des Werks«


Eine Encyklopädie soll ein Werk sein, welches die ganze Summe des Wissens in allen Einzelheiten so weit umfaßt, als dieselbe einem allgemein wissenschaftlich Gebildeten präsumptiv von Wichtigkeit und Interesse sein kann; sie soll die einzelnen Gegenstände nicht in weitläufigen Aufsätzen erschöpfen wollen, sondern nur einen Abriß, ein Bild derselben geben, das hinreicht, sie anschaulich zu machen, sie soll aber auch nicht reine Nomenclatur enthalten, wo die gegebene Erklärung die Sache, welche sie erläutern will, nicht zur Anschauung bringt.
Vielfach ist es versucht worden, eine alle Gegenstände sämmtlichen Wissens bis in die kleinsten Minutisssima umfassende und erschöpfende Enzyclopädie zu liefern, aber immer ungenügend. Entweder hat man nämlich, wie im Zedler oder in der Ersch=Gruberschen Enzyclopädie, ein bändereiches Werk und darin Monographien einzelner Gegenstände geliefert, darüber aber andre, eben so wichtige Dinge übersehen, oder man hat, wie im Conversations=Lexikon, mehr naheliegende Gegenstände, Bedürfnisse der Zeit und Conversation mit Vorliebe aufgenommen und das eigentlich Wissenschaftliche nur nebenbei behandelt, und so den Inbegriff einer Encyklopädie nur theilweise erfüllt; oder man hat, wie bei dem Liechtenstein=Schiffnerschen Sachwörterbuche […] mehr Worterklärungen gegeben, ohne in das Sachliche tiefer einzudringen.
Unser Universal=Lexikon soll die richtige Mittelstraße von dem allem halten, es soll die behandelten Gegenstände durch genügende Erklärung zur Anschauung bringen, dagegen sie nicht bis zum Minutissimum verfolgen, also keine ausführlichen Monographien geben, es soll zwar auch diejenigen Gegenstände, über welche die Unterhaltung sich gewöhnlich verbreitet, in seinen Bereich ziehen, aber auch in die Tiefen der Wissenschaften hinabsteigen […].
Das Universal=Lexikon ist für alle Stände, die nur irgend Ansprüche auf Bildung machen, bestimmt, und zwar soll es die Gegenstände so weit erläutern, dass sie Jeden in allen denjenigen Fächern völlig befriedigen, welche nicht gerade das Hauptstudium seines Lebens, oder ein beiläufig betriebnes Lieblingsstudium sind. Es wird also den gelehrten Theologen zwar nichts Neues über Dogmatik, Kirchengeschichte u.s.f., den Juristen nichts dergleichen über Rechtsgelehrsamkeit […] lehren, dagegen wird der Theolog und Arzt über alle Gegenstände der Oekonomie und des Krieges, der Techniker über historische Fragen […] gewisse und ihm genügende Auskunft finden u.s.w. u.s.w., zugleich wird es diesen allen auch in ihrer Wissenschaft zur lexikalen Uebesicht dienen, wo sie in unerwarteten Fällen momentane Auskunft holen und gewünschte Notizen finden können. […] Das so eben Gesagte soll aber als Kriterion dienen, um das Aufzunehmende und zu Verwerfende zu bestimmen. […]

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Vorrede, gezeichnet »Redaktion und Verlagshandlung« zum 15. Band der 11. Auflage des »Brockhaus«, 1868

Quelle: http://www.lrz-muenchen.de/~lexika/1005brzitate.html

Das Conversations-Lexikon [hat] die Flüssigmachung und Popularisierung der wissenschaftlichen, künstlerischen und technischen Ergebnisse, nicht für die die geschäftliche Praxis, sondern für die Befriedigung und Förderung der allgemeinen Bildung zur Aufgabe. [...] Denn jene allgemeine Bildung ist nichts Geringeres als die humane Bildung, welche das Individuum innerhalb des Culturlebens seiner Zeit erlangt, die für ihren Ausgangspunkt die Berufsbildung voraussetzt und, wie den intellectuellen so den moralischen Menschen umfassend, als der Quellpunkt socialer und nationaler Kraft und Entwicklung betrachtet werden muß.[...] Den Kreis der Ideen und Thatsachen, wie er sich für den einzelnen unabsehbar in Geist, Geschichte und Natur auseinanderlegt, in begrenztem Rahmen, gleichsam als Mikrokosmos, zur Anschauung zu bringen, nicht zur Lösung eines wissenschaftlichen Problems oder zur Uebung einer Kunstfertigkeit, sondern um den Menschen als solchen mit der Welt, die über seinen alltäglichen Horizont hinausliegt, bekannt zu machen, indem ihm die Einsicht in den Begriff und den organischen Zusammenhang der Dinge, sowie die Uebersicht über das Ganze, wenn nicht erschlossen, so doch erleichtert wird.

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Zur sechsten Auflage von Meyers Konversations-Lexikon (1905)


Seitdem aus dem »Konversations-Lexikon«, das nach dem ursprünglichen Wortbegriff nur Stoff und Stütze für die Unterhaltung über »Staats- und gelehrte Sachen« in geselligen Kreisen bieten sollte, ein »Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens« geworden ist, sind mit den höhern Ansprüchen auch die Pflichten gestiegen. Das moderne Konversations-Lexikon großen Stils, wie es von den Begründern und Herausgebern des Meyerschen Werkes in jahrzehntelanger Arbeit unter der wachsenden Teilnahme von vielen Hunderttausenden ausgebaut worden ist, hat längst aufgehört, nur ein gefälliges Auskunftsmittel für die Unterhaltung des Laienpublikums zu sein. Ohne jemals die Bedürfnisse und die Aufnahmefähigkeit dieses Publikums, das immer die erste und letzte Voraussetzung eines so umfangreichen Unternehmens bleiben wird, aus den Augen zu verlieren, sind Herausgeber und Redaktion unablässig bemüht gewesen, den Inhalt des Konversations-Lexikons auch gegen die schärfsten Waffen der wissenschaftlichen Kritik hieb- und stichfest zu machen.
Diese unablässige Arbeit hat uns die Genugtuung verschafft, daß selbst die streng abgeschlossenen Kreise der Gelehrten, die sonst mit vornehmer Geringschätzung auf die Popularisierung der Wissenschaften herabsahen, sich dem Konversations-Lexikon geöffnet haben, weil seine Universalität in der gleichmäßigen Berücksichtigung aller Zweige des menschlichen Wissens, seine Zuverlässigkeit, die peinliche Ordnung in seiner Organisation und die Möglichkeit rascher Orientierung in dem Labyrinth unsers geistigen Schaffens auch dem Spezialisten der Wissenschaft volle Achtung abgerungen haben. […]
Unser Werk hat sich die Aufgabe gestellt, der Vertrauensmann der Familien wie der Gelehrtenwelt zu sein. Es soll seinen Platz in der bürgerlichen Familie wie im Studierzimmer des Gelehrten behaupten, aber auch in den Lesesälen jeder Art zur Benutzung aufliegen und so die Macht und den Trost des Wissens den weitesten Kreisen zugänglich machen. Diese Sendung hat unser Werk zum Teil schon erfüllt; es hat tatsächlich in vielen Hotels und Wirtshäusern, dort in den Lesezimmern, hier an der Wand über den Stammtischen, seinen Ehrenplatz um als oberster Schiedsrichter in allen streitigen Dingen zu walten. […]

Der ganze Text des Vorworts [www] bei zeno.org

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Aus dem Vorwort des Herausgebers zu KNAURs Konversationslexikon A-Z [in einem Band], Berlin 1932

1933 erteilten die nationalsozialistischen Machthaber Friedenthal Schreibverbot. In der Ausgabe 1934 fehlt dann das Vorwort. Friedenthal (1896–1979) emigrierte 1938 nach England. Gemäß Vorwort zu Knaurs Jugendlexikon (1953) hat er die Herausgabe dieses Lexikons übernommen.

Das völlig veränderte Weltbild der Nachkriegszeit fordert eine Neufassung des Wissensstoffes unserer Zeit. Die immer weiter fortschreitende Spezialisierung und Aufteilung aller Fachgebiete macht ein zusammenfassendes Nachschlagewerk zu einem wirklichen Bedürfnis. Diesem soll das vorliegende Konversations-Lexikon Rechnung tragen. Die Konzentrierung auf den Umfang eines Bandes ist hierbei bewußte Beschränkung; sie ermöglichte es mir, toten Wissensstoff beiseitezulassen und, unbelastet von hemmender Tradition, alles für den heutigen Menschen Wichtige herauszuarbeiten. Es war hierbei mein besonderes Bestreben, durch kurze, scharfe Prägung des Textes und anschauliche, übersichtlich gegliederte Fassung des reichen Stoffes ein Werk zu schaffen, das dem Höchstgebildeten wie dem Bildungsbedürftigen zuverlässige Auskunft gibt. […]
Dr. Richard Friedenthal

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Die Vorwörter zur Großen Sowjetischen Enzyklopädie

Deutsche Übersetzung der Vorwörter der drei Auflagen von 1926, 1949 (beschlossen), 1966 (beschlossen).
BSE [pdf; 48kB]

Die BSE 1949–1957 ist eingescannt! Hier der Link [externe Site in neuem Fenster]

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