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(G) Artikel einer Enzyklopädie dienen der
Bestätigung von Lebensweisheiten – Encyclopedic entries serve
to confirm conventional wisdom.
Nach der Lektüre der Biographie von
Franz Schubert fühle ich die Weisheit besätigt, dass
das Genie in aller Regel im bürgerlichen Leben unglücklich
ist, dass der wahre Künstler randständig ist (vgl. Thomas
Mann »Tonio Kröger«) oder bei Napoleon, dass
die großen Feldherren sich überschätzen, dass ihnen
die Macht in den Kopf steigt.
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(H) Die Kenntnis der Dinge dient zum
Aufweis der Güte Gottes – The knowledge of things as a signal
for God's loving-kindness
Konrad Gessner, »Historia Animalium« 1551 schreibt in
der Epistola nuncupatoria: Dignitas et nobilitas animalium historiae
… ad contemplationem et admirationem operum Dei. –
J. J. Scheuchzers »PHYSICA SACRA« steht in dieser Tradition.
Aus jedem Werk der Schöpfung weist der Enzyklopädist die
Allmacht / Weisheit / Güte des HErrn auf.
Ad laudem et gloriam Domini nostri ac Redemptoris omnium pertinet
eius magnalia operaque mirabilia diligenter perscrutari nos uelle
et perscrutando ea fidelium auribus commendare, ut eo amplius
creatura in Creatoris sui amorem exardescat, quo eum mirabiliora
et magis inaudita ineffabiliter condidisse recognouerit. (Lambert
von St. Omer, »Liber Floridus«, fol.3) |
Es dient zum Lob und Preis unseres HErrn und Erlösers Aller,
seine großen Wunder und Werke sorgfältig erforschen
zu wollen und sie im Erforschen den Ohren der Gläubigen zu
empfehlen, damit das Geschöpf umso mehr in Liebe zu seinem
Schöpfer entbrenne, je mehr es erkennt, dass Er noch Wunderbareres
und Unerhörteres auf unaussprechliche Weise geschaffen hat. |
Certus sum enim et confido in Domino, hoc ipsum opus non solum
mihi sed et omni studiose et affectuose legenti non parum utilitatis
afferre, non solum ad Deum per se et per creaturas uisibiles et
inuisibiles cognoscendum ac per hoc diligendum, et cor suum in
deuotione caritatis multorum sanctorum ignitis sententiis et exemplis
excitandum et attendendum, uerum etiam ad predicandum, ad legen-dum
et ad disputandum, ad soluendum, necnon et generaliter ad unumquodque
fere materie genus artis cuiuslibet explicandum.( VINZENZ VON
BEAUVAIS O.P., † 1264, »Speculum majus«, Libellus
totius operis apologeticus, Cap. 3) |
Ich bin sicher und vertraue auf den Herrn, dass dieses Werk
[das »Speculum majus«] nicht nur mir, sondern jedem
eifigen und strebenden Leser nicht wenig Nutzen bringt, nicht
allein um Gott sowohl durch ihn selbst als auch ver-mittels der
sichtbaren und unsichtbaren Kreaturen zu erkennen und dadurch
zu lieben, und um sein Herz durch die glühenden Sinnsprüche
und Exempel vieler Heiliger zu wecken und zu erheben, sondern
auch um zu predigen, zu lesen und zu disputieren, Probleme zu
lösen wie auch überhaupt fast jeden beliebigen Gegenstand
irgendeiner Wissenschaft zu erklären. |
Cum omne desiderii compos, et maxime creatura
rationalis, appetat suam perfectionem; summa vero et finalis
perfectio hominis sit in congnicione unius infallibilis veri,
et in amore incommutabilis boni, quod est nosse et amare Creatorem
suum; et medium precipue inducens ad congnoscendum et amandum
Creatorem sit congnicio et consideracio Creationis; unde illud
[ad] Romanos Iš : Invisibilia Dei a creatura mundi per ea que
facta sunt intellecta conspiciuntur, etc. …, et Sapientiae
XIIIš: a magnitudine speciei … etc. Sed hec, non tantum
ad cognicionem, verum etiam conferunt ad amorem Condito-ris,
juxta illud psalmum: Delectasti me in factura tua, quasi dice-ret:
delectationem mihi prestitisti in te ex consideracione tue facture.
(»Compendium philosophiæ«, Prolog [Ed. Michel
de Boüard, Une nouvelle Encyclopédie médiévale:
Le Compendium Philosophiae, Paris 1936, S. 121]). |
Da alles, was mit Begehrungsvermögen ausgestattet ist,
und am meisten das vernunftbegabte Geschöpf, seine Vervollkommnung
anstrebt; da die höchste und endgültige Vervollkommnung
des Menschen in der Erkenntnis des einen untrüglichen Wahren
und in der Liebe zum unwandelbaren Guten besteht – das
heisst: seinen Schöpfer erkennen und lieben – und
da die Erforschung und Betrachtung der Schöpfung das geeignetste
Mittel ist, welches dazu führt, den Schöpfer zu erkennen
und zu lieben, daher [steht] Röm 1,20: »Das Unsichtbare
an Gott wird seit Erschaffung der Welt an den erschaffenen Dingen
erkennbar und sichtbar « usw. und Sapientia 13,5: »von
der Größe {und Schönheit der Geschöpfe
lässt sich auf den Schöpfer schließen}«
usw. Dies aber trägt nicht nur zur Erkenntnis, sondern
auch zur Liebe des Schöpfers bei, gemäß dem
Psalm 91,5 [Vg.]: »Du hast mich durch Deine Schöpfung
froh gemacht«, als würde gesagt: Freude über
Dich hast Du mir verliehen aus der Betrachtung Deiner Schöpfung |
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(I)
Wissen dient zur (Wieder-)Gewinnung des Heils des Menschen – Knowledge
as a (re-)attaining of the salvation of mankind
Ex quo colligi potest […] quod videlicet
omnium humanarum actionum ad hunc finem con-currit intentio, ut
vel divinæ imaginis similitudo in nobis restauretur, vel
huius vitae necessitudini consulatur […]. Duo vero sunt
quæ divinam in homine similitudinem reparant, id est speculatio
veritatis et virtutis exercitum. Quia in hoc homo similis Deo
est, quod sapiens et justus est; sed iste mutabiliter, ille immutabiliter
et sapiens et justus est. (Hugo von Sankt Viktor, »Didascalicon«
I, 7/8) |
Hieraus kann gefolgert werden, dass der Endzweck aller menschlichen
Handlungen darauf hinzielt, ent-weder die Ähnlichkeit mit
dem göttlichen Bild in uns wiederherzustellen, oder sich
um die Notwendig-keit dieses Lebens zu kümmern. […].
Zwei Dinge sind es, welche im Menschen die Gottähnlichkeit
wiederherstel-len, das Forschen nach Wahrheit und die Ausübung
der Tugend. Denn der Mensch ist Gott darin ähnlich, dass
er weise und gerecht ist. Der Mensch freilich ist auf veränderliche
Art weise und gerecht, Gott auf unveränderliche. |
Hoc ergo omnes artes agunt,
hoc intendunt, ut divina similitudo in nobis reparetur […]
cui quanto magis conformamur, tanto magis sapimus. Tunc enim
in nos incipit relucere, quod in ejus ratione semper fuit; quod
quia in nobis transit, apud illum incommutabile consistit. (Hugo
von Sankt Viktor, »Didascalicon« II, 1) |
Damit beschäftigen sich alle Künste
/ Wissenschaften, dies erstreben sie, dass sie die Eben-bildlichkeit
Gottes in uns wieder herstellen […]. Je ähnlicher
wir derselben werden, um so weiser sind wir. Dann nämlich
beginnt das wieder zu in uns erstrahlen, was in seinem Geist
immer existiert hat; denn was bei uns eine vorüber-gehende
Erscheinung ist, besteht bei Gott unver-änderlich fort. |
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(J) Wissensbestände werden zwecks
Indoktrinierung bereitgestellt – The providing of knowledge as
a means of indoctrination
Die Sophisten boten die Rhetorik und enzyklopädische
Sachkenntnisse an, um sich mit rationalen Argumenten in der Volksversammlung
Gehör zu verschaffen: Beredsamkeit im Dienst staatsmännischer
Ziele. Sophistik ist nicht nur Bezeichnung einer Epoche, sondern auch
Begriff für ein Phänomen: Mittelalterliche und barocke Prediger
verwenden enzyklopädisches wissen genauso ›sophistisch‹.
Vgl. in der Liste: Thomas von Cantimpré, Petrus Berchorius, Vinzenz
von Beauvais, Andreas Hondorff, Josephus Lange, Tobias Lohner, Laurentius
Beyerlinck.
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