Bildwörterbücher |
EinleitungUnser Wissen ist immer auch ein Wissen von der Sprache (Wortschatz, Grammatik, situationale Anwendungsregeln). Seit dem 17. Jahrhundert gibt es ein eigenes ›Format‹ (in der medienwissenschaftlichen Terminologie) von Büchern, in denen der Wortschatz mit bildlich darstellbaren Dingen in Bezug gebracht wird: das Bildwörterbuch / the pictorial dictionary / le dictionnaire en images / el diccionario visual. Wie diese Bücher organisiert sind und was sie leisten, soll – mit einem historischen Ausblick – hier beleuchtet werden. |
||
Zwei Fragerichtungen• Man kann fragen, wie ein bestimmtes Ding heißt, d.h. welche sprachliche Benennung es hat. (Beispiel: Der Mundartforscher zeigt dem Gewährsmann ein ›Rückentraggefäß für Milch‹ und fragt »Wie sagen Sie dem Ding?« Der Zürcher Bauer nennt das Tausǝ; der Berner Bräntǝ.) In der Linguistik nennt man das eine onomasiologische Frage. Mehr dazu hier. • Man kann fragen, was für ein Ding oder geistiges Konzept mit einem bestimmten Wort gemeint ist und ggf. wie es aussieht. (Beispiel: Ein Fremdsprachiger fragt nach der Bedeutung des Worts Kiefer. Ein Arzt wird auf den Knochen an der Wange zeigen; ein Förster auf einen Nadelbaum [Pinus sylvestris].) In der Linguistik nennt man das eine semasiologische Frage. Bildwörterbücher kann man in beiden Richtungen befragen, und sie geben Antwort: • Onomasiologische Frage: »Ich habe einen Straßenmusikanten gesehen, der blies in ein seltsames eierförmiges Instrument; wie heißt das?« Im Duden Bildwörterbuch (1935) blättert man zur Tafel 175 Volkstümliche Musikinstrumente; hier ist es unter Nummer 6 abgebildet, und die Legende sagt: Okarina. • Semasiologische Frage: »Bitte, was bezeichnet man mit Mitra?« Duden Bildwörterbuch (1935) verweist im Wörterverzeichnis unter dem Wort Mitra auf Tafel 197 8 e; hier ist sie gezeichnet:
|
||
Johann Amos Comenius (1592–1670)Comenius verfasste 1631 ein systematisch organisiertes Sprachlehrbuch: »Janua linguarum reserata: sive seminarium linguarum, et scientiarum omnium, hoc est compendiosa latinam linguam perdiscendi methodus« (»Die eröffnete Sprachenthüre«). Das Buch enthält 100 Kapitel bzw. 1000 Sätze. Es ist nicht nach Art eines Wörterbuchs angelegt, sondern enthält einfache Sätze. Der Aufbau ist ähnlich wie in mittelalterlichen Enzyklopädien (etwa Thomas a Cantimpré, Bartholomäus Anglicus): Es beginnt mit De ortu mundi (Gott erschuf alles aus nichts.), geht dann durch die ganze Welt und endet bei der Providenz und den Engeln. > Inhaltsübersicht. Das Werk erschien bald in mehrsprachigen, mit Registern versehenen Ausgaben; lateinisch/deutsch bereits 1633: Aureae J.A. Comenii januae linguarum reseratae sive seminarii linguarum, scientiarum et artium omnium […] Editio nova prioribus multo locupletior, addita versione Germanica et indice tum Latino tum Germanico […] / procurata a J.Docemio = Der Güldenen auffgeschlossenen Thür J. A. Comenii Oder Des Pflantz=Garten aller Sprachen/ Wissenschafften/ vnd Künsten […] Newe Außfertigunge/ Vber die vorigen vielvermehret mit hinzugethaner Deutschen Vbersetzunge […] Befordert durch J. Docemium Hamburg: M. Hering, 1633 > http://www.bibliotekacyfrowa.pl/Content/73745 — 1000 Paragraphen; lat.| dt. parallel; mit alphabetischen lat.>dt. und dt.>lat. Wortregistern. Die deutsche Übersetzung stammt von Johann Mochinger (1603–1652). Dann kürzte er dieses Buch und benannte diese Fassung »Vestibulum« (Vorhalle). Eine frühe Ausgabe erschien (seltsamerweise) in Zürich: Januae linguarum reseratae vestibulum Germanico-Latinum / a Joh. Amoso Comenio primo adornatum; Georgii Vechneri, D. opera deinde ac recensione ita perpolitum, amplificatumque & in novum modum digestum, ut cum vestibuli, tum liminis loco esse scholis possit, Editio nova, prioribus accuratior & emendatior, perpetua vocum grammatica analysi aucta, Tiguri: typis Joh. Jacobi Bodmeri 1655 > http://dx.doi.org/10.3931/e-rara-14372 — 30 Kapitel; lat.| dt. parallel; Worterklärungen gleich auf der gegenüberliegenden Seite; mit alphabetischen lat.>dt. und dt.>lat. Wortregistern hinten im Buch. Dann versah er das Buch mit Bildern. Der »Orbis Sensualium Pictus« erschien 1658 im bekannten Nürnberger Verlag Endter. (Die Ausgabe Nürnberg: Endter 1689 ist hier digitalisiert > http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/comenius1698/0001) Bereits in der »Didactica magna« (erst 1657 erschienen; hat aber vor 1638 schon vorgelegen) plante er so ein Buch (28. Kapitel, ¶ 25f.), das mehrfachen Nutzen bringt:
Aus der lesenswerten Vorrede des »Orbis Sensualium Pictus« einige Textstücke:
Der »Orbis pictus« ist aufgebaut nach ebenderselben Ordnung/ nach welcher sie in der Sprachen-Thür beschrieben werden. Der Text wird lateinisch und deutsch parallel dargeboten. Entstehet hieraus noch ein neuer Nutzgebrauch/ daß nemlich/ durch die Teutsche Ubersetzung/ auch die Lateinische Sprach desto leicht-erlerniger gemacht wird. Die Bilder zeigen die Dinge in ihrem lebensweltlichen Zusammenhang. Die sprachliche Seite wird in ganzen Sätzen präsentiert. Ein Wortregister fehlt.
Hinweis: Die Vorrede (Vortrag) ist in der lat. und dt. Fassung dankbarerweise maschinenlesbar (OCR) gemacht von Wolfgang Näser > http://staff-www.uni-marburg.de/~naeser/orbispic.htm {19.02.2107} |
||
Comenius-NachfolgeVom »Orbis Pictus« gibt es ca. 250 Nachdrucke, Übersetzungen, Bearbeitungen. — Selbstverständlich können hier nur wenige exemplarische Bücher aufgeführt werden. Vgl. hierzu Kurt Pilz, Johann Amos Comenius. Die Ausgaben des Orbis sensualium pictus. Eine Bibliographie, Nürnberg 1967 (Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 14). – K.Pilz ist den Titeln »Orbis …« gefolgt, und so erfasst er (kaum sinnvoll) z.B Spamers Lexikon aus den Jahren 1870ff. – andere, mit Comenius näher verwandte Werke kommen nicht in sein Blickfeld. Die Ausgabe von Josef Chmela (1793–1847) bleibt relativ nahe am Original. Der Text ist vierspaltig tschechisch | deutsch | lateinisch | französisch.
Das Johann Georg Seybold (etwa 1620–1690) zugeschriebene (ebenfalls systematisch geordnete) »Wörter-Büchlein« (1683 und öfters) zeigt für jedes dt. | lat. Wort (auch Sammelbegriffe und Verben) nur éin Bild mit dem entsprechenden Detail:
Der »Neue Orbis …« von Jacob Eberhard Gailer (1792–1850) folgt eher dem Comenius; er enthält 316 Tafeln; die Texte sind dreispaltig lateinisch | deutsch | französisch. Das Prinzip, einen erklärenden oder erzählenden Text darzubieten, überwiegt, so dass keine Referenzen zwischen Einzelteilen im Bild und Wörtern mehr gezeigt werden. Auch beschreibt der Text oft weniger oder mehr, als was das Bild zeigt. Hier Tafel 273: Schauspiele. Spectacula seu ludi scenici. Textausschnitte: Man giebt auch Opern, in welchen der Gesang und die Musik die Hauptsache ist, und die mit einer Ouverture eröffnet werden. […] Das Orchester, wo die Musiker sind, ist in der Nähe der Bühne, und die Kronleuchter und viele Lampen geben die nötige Helle. — Die Zuschauer sitzen im Parterre, oder auf den Gallerien, oder in den ersten Logen.— Jedes Stück hat mehrere Akte und Auftritte. — Wenn etwas besonders gefällt, so wird Beifall geklatscht.
In diesem Zusammenhang ist das »Elementarwerk« (1774) von Johann Bernhard Basedow (1724–1790) zu erwähnen, obwohl es sich hier nicht mehr um ein Bildwörterbuch im strengen Sinne handelt. – Basedow erwähnt im Vorwort Comenius seltsamerweise mit keinem Wort! – Text und Bild sind in verschiedenen Bänden abgedruckt und die Bildteile nicht mittels Verweiszeichen auf Textteile bezogen.
Otto Friedrich Bollnow stellt den Wandel heraus von der objektiven Ordnung (Comenius) zu einer vom Kind aus gesehenen Welt (Basedow):
Betrachtet man beispielsweise Tafel XXII Die Vernunft, und dazu den Text zu a): Die dadurch gewirkte Herrschaft der Menschen über die Tiere. Exempel an einem gefangenen Löwen, an einer Kuppel Pferde, an einer Herde Ochsen mit ihrem Treiber, an dem erschossenen Bären und an dem Wallfischfange, so versteht man Goethes Kritik: »… mir mißfiel, daß die Zeichnungen seines ›Elementarwerks‹ noch mehr als die Gegenstände selbst zerstreuten, da in der wirklichen Welt doch immer nur das Mögliche beisammensteht und sie deshalb, ungeachtet aller Mannigfaltigkeit und scheinbarer Verwirrung, immer noch in allen ihren Teilen etwas Geregeltes hat. Jenes Elementarwerk hingegen zersplittert sie ganz und gar, indem das, was in der Weltanschauung keineswegs zusammentrifft, um der Verwandtschaft der Begriffe willen neben einander steht; weswegen es auch jener sinnlich-methodischen Vorzüge ermangelt, die wir ähnlichen Arbeiten des Amos Comenius zuerkennen müssen.« (Dichtung und Wahrheit) In der (anonymen) Ausgabe »Neuester Orbis pictus oder die Welt in Bildern für fromme Kinder«, Neuhaldensleben bei C. A. Eyraud o. J. [1838] (Reprint als insel taschenbuch 9, Ff/M. 1972) sind die einzelnen Bilder zu den Wörtern in eine Collage zusammengeklebt. Die Didaxe (Wie heißt das Ding? bzw. Wie sieht das so Benannte aus?) ist so in spielerische Unterhaltung umgekippt: Wo erkennst du was? (Vielleicht hat das den Illustrator des Petit Larousse angeregt, vgl. unten)
Carl Friedrich Lauckhard (1813–1876), »Die Welt in Bildern« (EA 1857): Hier sind die Texte weitschweifig, gelegentlich poetisch angehaucht, auch mit Geschichten und Gedichten durchsetzt.
Der Gymnasiallehrer und Privatdozent für Klassische Philologie Hermann Koller hat die Tradition 1976 für den elementaren Lateinunterricht wieder aufleben lassen. Das Bildmaterial seines »Orbis Pictus Latinus« ist aus etwa 40 Bildquellen kompiliert, worunter Comenius, Gregor Reisch, Olaus Magnus sowie verschiedene Antikenlexika.
|
||
Ähnliche TraditionenBebilderte Enzyklopädien gibt es seit langer Zeit; hervorgehoben sei die 1728 zuerst erschienene »Cyclopaedia« von Ephraim Chambers (1680–1740), wo die Bilder freilich nicht in den Text eingebunden, sondern separat beigegeben sind, was durch die Technik erklärt werden kann (Kupferstich erfordert im Gegensatz zum Holzschnitt im Verbund mit Bleisatz der Typen zwei Druckdurchgänge). In der französischen Lexikographie werden seit dem Ende des 19.Jhs. Bilder gezeigt: 1889 erscheint der »Dictionnaire Complet Illustré« von Claude Augé (1854–1924); daraus erwächst 1897–1904 der sieben Bände und ein Supplément umfassende »Nouveau Illustré«. Die Erstausgabe des »Petit Larousse Illustré« von 1905 enthält 5’800 Holzstiche. |
||
Der ›Bilder-Duden‹ und VerwandtesIm Vorwort der von Dr. Otto Basler 1935 herausgegebenen Erst-Ausgabe des »Bilder-Duden« wird Comenius nicht erwähnt. (Die Erwähnung von Comenius war vielleicht in einer Zeit der autoritären Pädagogik nicht erwünscht. Allerdings enthält auch das Vorwort der Dudenredaktion anno 2000 keinen Hinweis auf den Begründer dieser Tradition.) Das Bildwörterbuch der deutschen Sprache enthält 342 Tafeln in Strichätzung und 6 Farbentafeln. Mehrere am Stil erkennbare, nicht namentlich genannte Graphiker waren am Werk. Der Aufbau folgt einem System:
Das Wörterbuch ist einsprachig. Bei den Bezeichnungen der Dinge sind Synonyme angegeben (vgl. hier: der Abort – das Klosett). Am Schluss steht ein alphabetisch geordnetes Wörterverzeichnis, von wo auf die Tafeln verweisen wird (S. 663–795).
Bald gibt es mehrsprachige Ausgaben, und 1959 eine Ausgabe für Kinder:
1955 nimmt der Verlag Brockhaus in die 30. Auflage des Pfohlschen dt./frz. Wörterbuchs kleinere Bilder auf, nach der Devise Ein Wörterbuch ohne Bilder ist ein Skelett. (Vorwort). Der Aufbau ist alphabetisch.
Das Bildwörterbuch als ein Genre erfreute sich in der Volksrepublik China seit jeher grosser Beliebtheit, da es einen wenig elitären Zugang zu Wissen verheisst und weil es von allen lexikographischen Formen wohl am meisten zum Stöbern und Entdecken anregt. Aus diesem Grund sind sog. tujie cidian 图解辞典 (wörtlich: mit Bildern erklärende Lexika) auch in der Fremdsprachenvermittlung sehr beliebt und finden und fanden in China zu allen Zeiten reissenden Absatz. (Marc Winter) Heutzutage findet man solche tools im WorldWideWeb, sogar auf dem Smartphone. Dabei funktioniert sogar das nach Kategorien geordnete Inhaltsverzeichnis über Bilder:
|
||
Verschiedene Bildtypen••• Einzelteile eines geschlossenen, systemhaften Dings in ihrem Zusammenhang, z.B. das Motorrad:
••• Einzelteile eines geschlossenen, systemhaften Dings in Einzelteile zerlegt:
••• Einzelteile zu einem virtuellen Ganzen zusammengesetzt:
••• Ensemble eines lebensweltlichen Zusammenhangs, z.B. die Zahnarztpraxis, die Tischlerwerkstatt:
••• Einzelteile eines lebensweltlichen Zusammenhangs nebeneinander gelegt und freigestellt:
••• Verschiedene Ausprägungen eines Hyperonyms (Oberbegriffs), z.B. Hunderassen, Haartrachten oder Bartformen, Hüte, Brücken:
••• Diagrammatische Struktur, vgl. unten zu den Verwandtschafts-Relationen. |
||
Verweis-Techniken zwischen Sprache und BildHierzu mehr im Kapitel Bild-Text-Verknüpfung. Es gibt grundsätzlich die Technik der Bezugnahme • mittels im Bild angebrachter Hilfszeichen (Zahlen, Buchstaben), die auf eine Legende verweisen; • mittels ins Bild eingeschriebner Wörter oder Kurztexte; • mittels Linien oder Pfeilen, die von einem Bildteil auf die Legende verweisen; • Kombinationen davon. |
||
Welche Kategorien des Lexikons werden visualisiert ?Konkreta:
Abstrakta: Bereits Comenius’ »Orbis pictus« enthält Tafeln zur Sittenlehre; hier erscheinen (Tafeln CX sqq.) Prudentia — Sedulitas. Die Aemsigkeit — Temperantia — Fortitudo — Patientia — Humanitas. Die Leutseligkeit. — Justitia — Liberalitas. Im Abschnitt über den Menschen gibt es eine Tafel Anima Hominis. Die Seele des Menschen (XLII). Beispiel Temperantia: Die Mässigkeit. Comenius braucht mehrere rhetorische Mittel˚: Er stellt sie – wohl inspiriert durch Cesare Ripa – als Personifikation dar, die ein kleines Glas behutsam einschenkt (˚Synekdoche). Am Arm hängt ein Zaumzeug, °Metapher für das Sich-zurück-Nehmen. Als Gegenstück sind °exemplarisch Schlemmer und Unzucht Treibende dargestellt.
Verben für Bewegungen: Die Bewegung selbst kann natürlich im statischen Bild eines Buchs nicht gezeigt werden, nur die sie Ausführenden; also statt schwimmen eine schwimmende Person usw.
Präpositionen wie vor, neben, zwischen, unter können mittels Bildern erklärt werden. Auf diesem Bild wird sogar noch gezeigt, dass die Präpositionen, wenn die Bewegung eines Gegenstands (siehe die Hände und Pfeile) gemeint ist, den Akkusativ erfordern, die bloße Lage dagegen den Dativ.
Hier werden die Raum- / Lage-Bezeichnungen in weniger abstrakter Weise dargeboten:
Adjektive für optische Erscheinungen
Adjektive für sinnliche Qualitäten wie Töne, Gerüche, usw. Das Medium Bild kann Adjektive für akustische, olfaktorische, thermische, taktile Sinneseindrücke mit der Technik der Metonymie evozieren: Es wird eine Situation oder eine Szene visualisiert, in der der gemeinte Sinneseindruck prominent vorkommt. Beispiel: Entsprechend dem Wort nass wird eine Badestube gezeigt, in der Wasser verspritzt wird; entsprechend dem Wort fest wird eine Burg dargestellt usw. (Diese Publikation von 1480 ist kein Bildwörterbuch im exakten Sinne: die Bilder sollen der Mnemotechnik dienen.)
Dass Eigenschaften dargestellt sind, ist aus dem Bild allein nicht ersichtlich, sondern nur aus den Beischriften:
Relationen Verwandtschaftsbezeichnungen beruhen auf Relationen (vgl. das engl. Wort dafür: relation, relationship, relatives). Wer sie bildlich darstellen will, muss einen idealen Stammbaum entwerfen. Die Bezeichnungen sind in einzelnen Sprachen unterschiedlich, vgl. das ältere deutsche Muhme = Schwester der Mutter; Schnur (mhd. snuor) = Sohnesfrau = Schwiegertochter; Base = Vatersschwester. Das Schwedische differenziert für dt. Onkel zwischen farbror und morbror. Es besteht also Klärungsbedarf. Die Darstellung der arbor consanguinitatis hat eine lange Tradition, seit Isidor von Sevilla, Etymologiæ IX,vi,28; vgl. den Codex Sangallensis 231.
|
||
ABC-FibelnWeggelassen wurden hier Alphabet-Lehrbücher, wo das Bild eine mnemotechnische Hilfe ist, um sich den Anfangsbuchstaben des Wortes des Gezeigten einzuprägen. (Man beachte, dass ein Schüler damals vier Alphabete lernen musste!)
Vgl. dazu den Artikel von Helmut Müller, Karl-August Wirth, Fibel (ABC-Buch), in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. VIII (1984), Sp. 665–719 > http://www.rdklabor.de/w/?oldid=88712 In solchen Publikationen können aber durchaus auch Sach-Anmerkungen beigegeben werden:
Wilhelm Busch hat sich in seinem »Naturgeschichtlichen Alphabet« über diese Fibeln lustig gemacht (> http://www.zeno.org/nid/20004613554)
|
||
AbspannEs wäre interessant, anhand der lange Zeit tradierten Bilder kulturhistorischen Wandel zu erforschen, beispielsweise die Ausstattung eines Schulzimmers (in den jüngeren Auflagen tragen die Lehrer Pullover statt Anzug und Krawatte). Das wäre aber ein andres Projekt. Auf einen witzigen Einfall des »Petit Larousse Illustré« soll noch hingewiesen werden. Wo ein neuer Buchstabe im Wörterbuch beginnt, enthält die Initiale Bilder von Dingen, die mit dem entsprechenden Buchstaben beginnen:
|
||
LiteraturhinwieseWerner Hupka, Wort und Bild. Die Illustrationen in Wörterbüchern und Enzyklopädien, Tübingen: Niemeyer 1989 (Lexicographica Series maior 22). |
||
Online gestellt Ende Februar 2017, plus Ergänzungen April 2017 — PM |
||